Schlagwort: glückliche Pferde

Wie wohl sich ein Pferd fühlt, liegt häufig am Menschen

Wie wohl sich ein Pferd fühlt, liegt häufig am Menschen.
Wie wohl sich ein Pferd fühlt, liegt häufig am Menschen.

Letzte Woche habe ich mit meinem Sohn einen Karl May Film geschaut. Wir machen jeden Samstag den Beamer an und dazu gibt es Chips und Gummibärchen, manchmal auch Schokolade. Einmal die Woche geht das satt. Es ist mindestens 25 Jahre her, dass ich den letzten Karl May Film gesehen habe. Die Bücher habe ich oft und gerne gelesen, daran erinnere ich mich. Auch dass der Autor als Sachse niemals in Amerika war und die Landschaften, die er so eindrucksvoll beschrieb, jemals beschritten hat.

Beim Schauen des Films habe ich über mich gestaunt.

Welche Einstellung zum Pferd und guten Reiten sich bei mir in den letzten Jahren ausgebildet hat, ohne dass ich je darüber nachgedacht habe. Irgendwie gehe ich davon aus, dass Indianer mit ihrem Pferd zu einer Einheit verschmelzen. Vielleicht wird dieses Bild auch durch GaWaNi Pony Boy und das frühere Schauen von Yakari- Clips mit meinem Sohn genährt. Natürlich weiß mein Kopf, dass für eine solche Filmproduktion Laienschauspieler genommen werden, um die Masse an stürmenden Kriegern auf die Leinwand zu bringen. Nicht alle können gute Reiter sein.

Aber wenn mein Bewusstsein dann registriert, wie schief die Darsteller teilweise auf den Pferden sitzen, wo die indianische Decke hängt, die mit Gurten fast in der Flanke festgemacht ist, frage ich mich, wie wohl sich ein Pferd fühlt. Auch Winnetou reitet im Film mit einem echten Gebiss in der indianischen Zäumung und hat fabrikneue Kleidung mit Lederfransen an. So frisch von der Stange, dass sie irgendwie nicht authentisch aussieht. Sicherlich habe ich keine hohe Reitkunst erwartet, aber ich bin doch davon ausgegangen, harmonische Bilder zu sehen. Keine Absätze, die in den Pferdebauch gestoßen werden, keine hochgezogenen Köpfe und Unterhälse, aufgerissene Augen und auch keine buckelnden Pferde. Die sind mir permanent aufgefallen gerade bei den Szenen, wo viele Reiter im flotten Tempo zu sehen waren. Auch Winnetous Rappe stolpert so stark, als er filmwirksam auf eine Anhöhe galoppiert und dort zum Stehen kommt, dass ich erwartet habe, dass er hinfällt. Wie wohl sich ein Pferd fühlt, wenn es im vollen Speed eine schottrige Anhöhe heraufgaloppiert?

Das sind Gedanken, die mir immer in den Kopf schießen, wenn ich Filme mit Tieren schaue.

Und dann frage ich mich, wie verantwortlich wir dafür sind, wie wohl sich ein Pferd fühlt?

Salinero ist kürzlich mit 28 Jahren gestorben. Der Rappe, der im Dressurviereck der Inbegriff der Rollkurmethode wurde. Schön, dass er so alt geworden ist. Haben wir Zuschauer eine Mitschuld an seinem Weg, wenn wir uns Dressurturniere anschauen?

Haben sie die Richter, die unreelle Strampelbewegungen höher bewerten als ein sauberes Durchschwingen in einer Verstärkung? Wer bestellt die Richter? Wie sind sie auf ihre Posten gekommen?

Ist es ausreichend, eine Reiterin in der Siegerehrung auszupfeifen, wie ich es bei Isabell Werth vor vielen Jahren tatsächlich erlebt und getan habe? Noch immer reitet sie ganz oben mit und auch in der Abreitehalle des Weltcupfinales 2022 in Leipzig habe ich nur wenige korrekt laufende Pferde gesehen.

Anders gefragt: wie kann ich als Züchter garantieren, dass ein Tier in gute Hände gelangt und dort auch bleibt?

Nun ist es leicht, mit dem Finger auf Andere zu zeigen

Sicherlich hat der Aufschrei damals in der Reiterwelt, als Salinero höher platziert wurde, als deutlich besser gerittene Pferde, etwas bewirkt. Zum Beispiel bezeichnet die FN diese Trainingsmethode nun als Low Deep and Round. Hhmm.

Viel schwerer ist es, vor der eigenen Haustür zu kehren. Wie ist eigentlich das Gewichtsverhältnis zwischen mir und meinem Pferd? Über- oder unterschreite ich die angemessenen 10- 15 % des Pferdegewichts? Sitzt die Ausrüstung tatsächlich so korrekt, dass sich das Pferd gut fühlen kann? In welchem Muskelzustand befindet sich mein Pferd? Auch der eigene Zustand trägt entscheidend dazu bei, ein angenehmer Rucksack zu sein. Setzen wir doch zuerst dort an und schauen dann mit offenen Augen, ob wir jemandem Hilfestellung geben können. Manche Menschen haben weder das Wissen noch das nötige Kleingeld, danach zu fragen, wie wohl sich ein Pferd fühlt.

Jeder Schritt hin zu einer besseren Welt zählt. Mache auch du Deinen, anstatt nur zu denken. Die Pferde werden davon profitieren.

Mit einem Zitat einer Leserin möchte ich diesen Gedankengang beenden:

„Ich bin 53 Jahre alt und habe als Kind angefangen zu reiten. Von Anfang an war es mir wichtig, dem Tier dabei nicht zu schaden und so war meine „Reitkarriere“ eine Odyssee von einer Methode zur anderen, bis ich heute für mich zum Ergebnis gekommen bin, dass es die Einstellung zu dir selbst ist, die ein Tier weiterbringt oder krank macht. Ich rede hier von Tieren, weil es auch z. B. Hunde betrifft. Und diese Idee finde ich bei dir wieder.

Dann war da noch dieser Hinweis, dass man auf die Beweglichkeit der Hüfte achten sollte, in meinem Alter ein großes Thema. Ich hatte damit im Sommer angefangen und staune über die Veränderung beim Reiten.

Kurz gesagt, ich fühle mich zuhause, wenn ich deine Texte lese. Du sagst Dinge, die ich im Grunde schon weiß, aber die ich erst merke wenn ich deine Worte lese.“

Monika S.

Vielen Dank für dein wunderbares Feedback Monika! Durch solche Zeilen nährt sich meine Hoffnung, dass Texte tatsächlich etwas verändern können. Wenn auch nur in kleinen Schritten, aber es geht mir immer um das Wohl der Tiere.

In diesem Sinne wünscht eine wunderschöne Adventszeit,

Corinna von Reitclever

#bessersitzenbesserreiten

#gluecklichepferde

#losgelassenheitfürreiter