Wir hatten letzte Woche Straßenfest bei uns im Dorf. Was sich über Jahre zu einer immer bunteren Unterhaltung mit steigenden Besucherzahlen entwickelte, ist nun eine eher kleine Veranstaltung. Der Vorstand des ausführenden Vereins hat mehrfach gewechselt und seitdem sind nur noch wenige an der Ideenfindung und Organisation beteiligt. Ob das gewollt ist oder auf unausgesprochenen Konflikten beruht, kann ich nur vermuten. Doch unbestritten ist, dass über die Strahlkraft eines Projekts die Motivation entscheidet.
Erfreulicherweise besuchten mich an diesem Tag auch einige Bekannte. Eine ehemalige Kollegin hat vor einiger Zeit ein Pferd gekauft und kam mit ihrer Tochter. Auf die Frage, wie es mit dem Pferd läuft, bekam ich ein „gut“ zu hören. Dagegen löste die Erkundigung nach dem Tanzen leuchtende Augen aus. „Ich bekomme nächsten Monat Spitzenschuhe“! Das ganze Mädchen strahlte bei der Aussage! Bei mir war das eher umgekehrt: Ich hätte alles dafür gegeben, dass meine Mutter mir ein Pferd kauft, anstatt zum Ballett zu gehen.
Die Motivation entscheidet über den Grad des Vorwärtskommens
Auch ein eher talentfreier Mensch kann ansprechende Erfolge erzielen, wenn er mit Begeisterung dabei ist. Dr. Gerald Hüther, Deutschlands bekanntester Hirnforscher, erzählt gerne, dass ein Achtzigjähriger chinesisch lernen kann, wenn er in eine Chinesin verliebt ist.
Apropos Talent: „Wunderkinder“ verbringen sehr viel Zeit am Klavier, an der Geige oder auf dem Tennisplatz. Während die Freunde schwimmen gehen, absolvieren die Begabten unzählige Stunden Techniktraining. Wie viel Zeit sie an ihrem Sportgerät oder Instrument verbringen, entscheidet häufig darüber, ob ihr weiterer Weg erfolgreich ist.
Das ist bei Erwachsenen nicht anders. In Gesprächen höre ich oft „Ich bin nur FreizeitreiterIn“. Was als Entschuldigung für den eigenen Ausbildungsstand gemeint ist, gilt für die meisten von uns. Wer außer Berufsreiter sitzt acht Stunden am Tag auf dem Pferd? Wir haben meist mit der Beschaffung des notwendigen Geldes zu tun, anstatt täglich mehrere Pferde reiten können. Wer das kann, hat auch deutlich mehr Gelegenheit, seine Technik zu verbessern. Anders ausgedrückt: Nicht nur die Motivation entscheidet über den Wissensstand und das Niveau des eigenen Könnens, sondern auch die Häufigkeit der Durchführung.
Wohl dem, der weiß, was er will
Egal ob es um einen ausbalancierten Sitz, das virtuose Tastenspiel am Klavier oder den eigenen Kontostand geht: ich muss mich mit dem beschäftigen, was ich erreichen möchte. Um das zu vermögen, braucht es eine ehrliche Bestandsaufnahme.
Wer beschäftigt sich schon gerne mit den eigenen Defiziten? Doch zu wissen, was fehlt, um am erwünschten Punkt anzukommen, ermöglicht erst, loslegen zu können. Brauche ich einen neuen Sattel, um Springen oder Distanzen reiten zu können? Ist mein Pferd, objektiv betrachtet, in dem Trainingszustand, um mich mehrere Stunden unbeschadet durch den Wald tragen zu können? Wie ist mein eigener körperlicher Zustand? Bin ich beweglich und koordiniert genug, um elastisch mit den Bewegungen des Pferdes mitgehen zu können?
Die Frage nach dem eigenen Können und der persönlichen Einsatz, was dafür zu tun ist. entscheiden über Erfolg und Misserfolg. Dabei geht es mir weniger um sportliche Ehren, als das Ziel, sein Hobby gesund für Reiter und Pferd auszuführen. Dass das für alle Beteiligten richtig Spaß machen kann, konnte ich Ende Mai beim PM Seminar in Mecklenburg Vorpommern zeigen (Mehr dazu kannst Du unter dem blauen Link lesen).
Um Sitzauffälligkeiten zu verändern, werde ich ab und zu zur Analyse gerufen
Denn wenn es um die eigene Schiefe geht, kommt man ohne Feedback von außen schnell an seine eigenen Grenzen.
Beispielsweise schauen wir in einem Physiocheck für Reiter, woher die ungleichmäßige Gewichtsverteilung kommt. Unfälle und der Zustand nach Operationen können die Bewegungssteuerung beeinflussen . Nach der Analyse der Bewegungsabläufe gibt es auf das gefundene Thema abgestimmte Übungen, die man ohne Pferd und zuhause durchführen kann. Wie so ein Terminabläuft, kannst Du unter „Eine Frage der Spezialisierung“ nachlesen.
Auf dem Pferd ist es oft schwierig, ein neues Bewegungsgefühl umzusetzen. Das Gehirn muss die veränderten Daten erst in die Programmplanung einbauen. Deshalb ist es hilfreich, über die Wahrnehmung zu arbeiten, um dem Nervensystem Informationen aus den Bewegungssystemen zur Verfügung zu stellen. Diese Vorgehensweise ist eher Bestandteil des RidersChecks, in dem wir Elemente aus dem Neuroathletiktraining einbauen.
Wenn man an den richtigen Schaltstellen ansetzt, kann man mitunter schöne Veränderungen sehen. Wie das Ganze in der Praxis aussieht und wie Du diesen Ansatz in dein Training mit einbauen kannst, erfährst Du am 30./31.08.2024. Dort gebe ich mit Mentaltrainerin Simone Fröhlich zusammen den Kurs „Neuro-Rider® meets Neurofunktionelle Integration®“ in Gartow/ Lüchow Dannenberg. Organisation und Anmeldung erfolgen über das Reitzentrum Stehler. Die Veranstaltung wird mit 5 LE zur Trainerlizenzverlängerung anerkannt.
Hab´ einen schönen Sommer und schau´ entspannt, wohin es dich zieht.
Sonnige Tage,
Corinna von Reitclever
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