Schlagwort: Neurozentriertes Training

Ist beim Reiten die Koordination gefragt?

Ist beim Reiten die Koordination gefragt?

Blöde Frage wirst Du vielleicht denken. Natürlich ist beim Reiten auch Koordination gefragt. Denn der Unterkörper muss auf dem Pferd etwas anderes machen als der Oberkörper. Beispielsweise wirken die Schenkel treibend, während die Hände verhalten oder nachgeben. Diese jeweils andere Muskelfunktion wird vom Gehirn gesteuert.

Auch aktiviert das situationsabhängig unterschiedliche Muskelgruppen. Denn unsere Art zu reagieren hängt immer davon ab, was gerade in unserem Körper passiert und was um uns herum los ist. Falls wir zum Beispiel gerade vom Griechen kommen und relativ fettiges Essen zu verdauen haben, werden wir uns weniger reaktionsfähig und einsatzbereit fühlen, als wenn wir nur etwas Leichtes zu uns genommen haben.

Relevant ist dabei, wie gut drauf und kooperativ das Pferd gerade ist. Es wird weniger bereitwillig auf unsere Hilfen reagieren, wenn ein Hund bellend auf den Reitplatz geschossen kommt. Oder wenn ein neues Pferd in der Herde ist und das eigene Reittier das Geschehen beobachten oder kontrollieren möchte. Das erklärte Ziel eines Reiters ist es, auch in solchen Situationen die Kontrolle zu behalten und vor allem oben zu bleiben.

All diese Informationen und noch viel mehr erhält unser Gehirn sekündlich

Dafür haben wir überall im und am Körper unzählige Rezeptoren, die unserer Zentrale melden, in welchem Zustand wir uns gerade befinden. Wann das besagte griechische Essen den Verdauungstrakt absolviert hat oder ob es uns auf den Magen geschlagen ist und uns schnell wieder verlassen möchte. Ob uns gerade nach einem Schläfchen zu Mute ist oder ob wir frisch aus dem Bett springen, beeinflusst unsere Verfassung genau wie die Meldung von Augen und Ohren, ob möglicherweise Gefahr in Verzug ist. In jeder Minute unseres Leben  strömen so viele Informationen auf uns ein, dass wir nicht alle bewusst wahrnehmen können. Wir können nur Weniges zeitgleich kontrollieren. Trotzdem wertet unsere Zentrale ununterbrochen aus, was in und um uns herum gerade los ist. Nur dann kann sie passgenau reagieren und auf die aktuelle Situation abgestimmte Aktionen in Gang setzen.

Beim Reiten ist also wirklich Koordination gefragt

Und die ist umso besser, je mehr qualitativ hochwertige Informationen unserem Biocomputer zur Verfügung stehen. Er berechnet in jeder Sekunde unseres Rittes, ob wir noch auf Kurs sind, oder ob uns droht, aus dem Takt zu kommen. Das eigene Gleichgewicht steht an oberster Stelle unserer Bewegungsreaktionen.

Berücksichtigt man dieses Wissen und macht die fürs Reiten wichtigen Stellen wach, kann man Erstaunliches erreichen. Auf einmal wissen Reitschüler, wie sie eine Lektion ansteuern sollen. Das versetzt sie in die Lage, die Hilfen bewusst und deutlich geben zu können. So geschehen bei einem Kurs Anfang März.

Bei meinen Sitzschulungskursen steht im Fokus, den Teilnehmern zu vermitteln, was genau an Beweglichkeit, Koordinationsfähigkeit und Gleichgewichtsfunktionen nötig ist, um auf dem Pferd eine gute Figur zu machen. Mit dem Ergebnis, dass manche Reiterin im Anschluss zu ihrer eigentlichen Reitlehrerin sagt „Jetzt weiß ich, was Du meinst! Ich kann das, was Du immer zu mir sagst, auch an!“ So etwas bringt Freude und Motivation auf allen Seiten. Denn auch das Pferd profitiert von der leichteren Hilfengebung.

Durch Übungen, die vor allem die eigene Wahrnehmung anvisieren, entsteht eine Vorstellung von dem, was sie für eine korrekte Hilfe notwendig ist. Das fängt damit an, wie das Becken stehen muss, um über die Gesäßknochen das Gewicht einsetzen zu können. Dabei ist neben dem guten Gefühl natürlich auch Koordination gefragt.

Beides kannst Du mit leichten Techniken verändern

Dafür musst Du nicht ins Fitnessstudio gehen, sondern kannst mit Dir und deinem eigenen Körper arbeiten. Du musst nur wissen, wo und wie Du für einen besseren Reitstil ansetzt.

Anregungen dafür gibt es in diesem Buch: Besser reiten- locker bleiben in Hüfte, Knie und Rücken.

Eine Anleitung für eine gezielte Funktionsgymnastik für Reiter, die die Voraussetzung schafft, passgenau reagieren zu können, wenn Koordination gefragt ist (erhältlich im Buchhandle unter der ISBN Nummer 978-3-88542-858-9 .

In diesem Sinne,

sei´ ein angenehmer Rucksack für Dein Pferd!

Corinna von Reitclever.

#besserreiten

#neurozentriertestraining

#bessersitzenbesserreiten

#reitcleverontour

#pferdeliebe

#trainersein

#ichliebemeinenjob

Eine Frage der Herangehensweise

Für Reiter ist nicht nur bei Sitzproblemen häufig die Frage nach der Herangehensweise entscheidend

Ich sitze am Küchentisch und mein Sohn schaut mich erwartungsvoll an:

„Wollen wir eine Gruppe gründen?“ fragt er mich. Mit den leuchtenden Augen eines Zwölfjährigen erklärt er mir, welche Funktionen eine App hat, die ich ursprünglich als Ergänzung für ein Neuroathletiktraining herunter geladen habe. In meinen Augen ein Tool, bei dem es um Farb- und Mustererkennung geht. Die findet in aufeinander aufbauenden Levels statt. Doch begeistert sie auch meinen Sohn, weshalb sie nun auf seinem Handy installiert ist. In nur zwei Tagen hat er sämtliche Funktionen ausprobiert, die diese App bietet, und ist darüber hinaus in kürzester Zeit viele Levels weiter gekommen als ich.

Erst bin ich genervt, dann schaue ich ihm fasziniert zu

In welcher Geschwindigkeit er die bunten Becher, Figuren, Hot Dogs, Flaschen und weitere Gegenstände abräumt und Level für Level erklimmt, ist für mich hochgradig erstaunlich. Für mich ist das Spiel der Mustererkennung tatsächlich ein Training für den Frontallappen. So suche ich Farbe für Farbe, Form für Form und scheitere mehrfach am Level 41, während mein Sohn schon bei Level 81 ist…

Diese Art der Aktivierung habe ich während eines Neuro-Rider® Moduls kennen- und schätzen gelernt. Die damals herunter geladene Version ist leider dem Plattmachen meiner Daten nach dem Facebookhack im letzten Jahr zum Opfer gefallen. Ich finde sie im Appstore nicht mehr und stattdessen wurde mir dieses Spiel vorgestellt.

Auch Hirnaktivierung ist eine Frage der Herangehensweise

Alles, was wir tun, setzt unser Gehirn in Gang. Das tut es, nachdem es Reize analysiert und ausgewertet hat, um die bestmögliche Reaktion darauf zu veranlassen. Also ist es beispielsweise auch fürs Reiten gut, an der Reitverarbeitung anzusetzen. Dann kann man schneller auf die Bewegungen seines Pferdes reagieren. Dass diese Form der Frontallappenaktivierung wirkt, hat mir eine sehr stark betroffene Parkinsonpatienten gezeigt. Wenn sie während ihrer Doppelbehandlung nicht mehr konnte, haben wir die Mustererkennungsapp als Pause genutzt. Erstaunlicherweise stand die Dame im Anschluss jedes Mal gerader, nachdem sie begeistert auf die Tasten getippt hatte.

Während ich meinem Sohn beim Spielen zuschaue, muss ich lachen. Es ist nicht nur seine jugendliche Unbekümmertheit, die ihn auf Tablet und Telefon ganz anders agieren lässt, als seine deutlich ältere Mutter. Er hat auch Sinn und Vorgehensweise des Spiels intuitiv verstanden. Anders als ich, die gerne strukturiert vorgeht und Aufgaben nacheinander abarbeitet. Das kostet im Falle dieser Aufgabe wertvolle Zeit.

Während ich also lächelnd meine Taktik ändere, komme ich, kurz gesagt, viel weiter. Ich schaffe 9 Etappen am Stück, in den nächsten Tag noch einmal 12. Mein Sohn freut sich, mit mir gemeinsam spielen zu können und mir die richtigen Tipps gegeben zu haben. Wenn wir auch nur nebeneinander sitzen und jeder auf sein Handy tippt, sind wir jetzt auch in der Spielgruppe miteinander verbunden. Dort können wir sehen, wie weit der andere ist. Das findet er wichtig, um auch auf der Messe miteinander in Kontakt bleiben zu können 🙂 .

Mal sehen, ob ich die Messe Nordpferd in Neumünster auch so spielerisch meistere

Ich habe bis Ostern an der Fertigstellung meines neuen Buchs gesessen, was als Neuro-Training für Rückengeplagte im Trias Verlag erscheinen wird. Darüber habe ich versäumt, mich für einen Fachvortrag anzumelden. Vielleicht rutsche ich noch als Lückenfüller ins Forum, wenn jemand ausfällt. Wenn nicht, werden sicherlich auch ohne einen Vortrag interessante Kontakte zustande kommen. Außerdem habe ich schon ein paar Ideen, auf wen ich aktiv zugehen möchte. Also drehe ich den Spieß einfach um und werde weniger gefunden als selber kennen lernen. Ich freue mich wie immer sehr auf die Tage und werde den Aufenthalt in dem Bundesland genießen, in dem ich vor vielen Jahren gearbeitet und mich sehr wohl gefühlt habe.

Ich werde berichten…

Was kann dieser Text für Reiter bewirken?

Hochkarätiges Wissen
Wahrnehmung verbessern

Manchmal hilft es, sich in festgefahrenen Situationen mit einer offenen Wahrnehmung die Frage der Herangehensweise zu stellen. Warum sitze ich beispielsweise fester in den Rechtswendungen als links herum? Wer oder was macht, dass ich den inneren Absatz hochziehe? Könnte es an der Aktivität meiner Hüftmuskulatur legen oder hatte ich mal eine Fußverletzung auf dieser Seite?

All das kann Hinweise darauf geben, wo man im Körper ansetzen kann, um seinem Gehirn bessere Reize zur Verfügung zu stellen. Die braucht es, um sich schnell und adäquat auf neue Anforderungen einzustellen zu können. Vielleicht sitzt Du nach einem Spiel, was deine Reaktionsgeschwindigkeit fordert, auch besser im Gleichgewicht. Das passiert, weil Du über deine an den durch das schnelle Reagieren ausgelösten Gesichtsbewegungen beteiligten Hirnnerven den Hirnstamm ansprichst.

Das erklärte Ziel ist immer, Informationen an die Teile des Gehirns zu adressieren, die eine erwünschte Funktion verbessern. Die Möglichkeiten, die sich dafür für einen besseren Reitstil ergeben, sind immens. Mehr Ideen und Anregungen findest Du unter Reitclever.de.

In diesem Sinne, habe mit der Frage nach der Herangehensweise einen schönen Frühling!

Corinna von Reitclever

#neurozentriertesarbeiten

#neuroathletiktraining

#bessserreiten

#neurorider