Kategorie: Wissenswertes

Das Fehlen von Erkenntnis oder der Dunning Kruger Effekt bei Reitern

Der Dunning Kruger Effekt bei Reitern
Sicheres Führen will gelernt sein

Vor längerer Zeit überraschte mich eine Reitschülerin im Unterricht, was mich damals über den Begriff Dunning-Kruger-Effekt stolpern ließ. Sie hatte einen Traber von der Rennbahn gekauft, wurde schwanger und als sie das Kind dann hatte, ritt sie mit dem gutmütigen Tier regelmäßig aus. In der Nähe des Stalls befindet sich eine Autobahn und eine ICE – Trasse.

Sie wollte sich und ihrem Pferd mit meinem Unterricht etwas Gutes tun. Ganz erstaunlich fand ich, dass sie weder wusste, was es mit den treibenden noch den verhaltenden Hilfen auf sich hat. Besser gesagt musste ich ihr erklären, wie man als Reiter den Gang einlegt und die Bremse zieht. Das Pferd kannte diese Hilfengebung übrigens auch nicht. Von der Bedeutung der Trageaktivität waren wir noch weit entfernt.

Als ich sie verblüfft fragte, wie sie mit dem Pferd ausreitet und wieder nach Hause kommt, antwortete sie „mit der Stimme“. Augenscheinlich verstanden die beiden sich gut und bis dato war nichts passiert. Mein Unterricht wurde ihr dann zu unbequem und wahrscheinlich auch zu teuer. Sie hatte gedacht, mit 2-3 Reitstunden ist der guten Sache Genüge getan.

Mir fällt bei so etwas nur der Begriff Dunning-Kruger-Effekt ein

Wenn man nicht weiß, was im Umgang mit einem Pferd alles passieren kann, macht man sich auch keine Gedanken darüber. Beispielsweise sollte das Pferd Richtung Autobahn rennen und sich nicht aufhalten lassen, kann das wirklich schwere Unfälle provozieren. Bei denen kann nicht nur das Pferd sein Leben lassen. Sicherlich gewinnt  auch bei gut ausgebildeten Pferd- Reiter- Paaren mal der Fluchtreflex. Doch kann der im Falle eines Unfalls mit Pferden wirklich gefährlich werden und zwar für alle Beteiligten.

Tritt so etwas im normalen Alltag auf, kann man das mit einem bedauernden Achselzucken abtun. Aber im Umgang mit 500- 600 Kilo Lebendgewicht sind wir in der Verantwortung.

Sucht man nach dem Begriff findet man unter Wikipedia.de den Eintrag

Der „Dunning-Kruger-Effekt bezeichnet die kognitive Verzerrung im Selbstverständnis inkompetenter Menschen, das eigene Wissen und Können zu überschätzen. Diese Neigung beruht auf der Unfähigkeit, sich selbst mittels Metakognition objektiv zu beurteilen. Der Begriff geht auf eine Publikation von David Dunning und Justin Kruger im Jahr 1999 zurück. Die beiden Sozialpsychologen hatten in vorausgegangenen Studien bemerkt, dass etwa beim Erfassen von Texten, beim Schachspielen oder Autofahren Unwissenheit oft zu mehr Selbstvertrauen führt als Wissen. An der Cornell University erforschten sie diesen Effekt in weiteren Experimenten und kamen 1999 zum Resultat, dass weniger kompetente Personen dazu neigen,

  • ihre eigenen Fähigkeiten zu überschätzen,
  • überlegene Fähigkeiten bei anderen nicht zu erkennen,
  • das Ausmaß ihrer Inkompetenz nicht richtig einzuschätzen.

Darüber hinaus stellten sie auch fest, dass diese Personen sich selbst und andere besser einschätzen, wenn sie ihre Kompetenzen durch Ausbildung oder Übung verbessern. Dunning und Kruger zeigten, dass schwache Leistungen bei solchen Menschen häufig mit größerer Selbstüberschätzung einhergehen als stärkere Leistungen. […]“

„Wenn man inkompetent ist, kann man nicht wissen, dass man inkompetent ist […]. Die Fähigkeiten, die Sie benötigen, um eine richtige Antwort zu geben, sind genau die Fähigkeiten, die Sie benötigen, um zu erkennen, was eine richtige Antwort ist.“

Wie begegnet man dem Phänomen am wirksamsten?

Die einschlägigen Foren sind voll von Anleitungen, Tipps und auch Klagen aller Art. „Alte“ Pferdetrainer thematisieren das Fehlen von Regeln und alt bewährten Standards im Treiben der neuen „Gurus“. Reitschulen beklagen die Wahrnehmung, dass immer weniger Kinder, reiten lernen- Weiterhin nehmen die außerhalb der Reitsunde wenig vom Drumherum mit, weil sie nur zur Stunde abgesetzt und danach wieder eingesammelt werden. „Neue“ Reiter finden, dass es die „Alten“ mit ihren Regeln und Ausbildungsmethoden übertreiben und nehmen Vieles, was wir Reiter „der alten Schule“ für wichtig erachten, um Einiges leichter.

Denn oft wissen sie nicht, was sie tun und können auch unter die Schublade „Dunning Kruger Effekt“ fallen.

Hinschauen und Aufklären, auch wenn es unbequem ist

Oft wird man dann als unverbesserliche Nervensäge abgetan. Ich erinnere mich als Jugendliche an eine oft laut werdende Frau, bei der alle Jugendlichen stramm standen, wenn sie den Stall betrat. Wehe sie erwischte einen bei einer Tätigkeit, die sie als nicht angemessen empfand.

Gibt es solche Persönlichkeiten noch? Besser gefragt, hört so einer auch jemand zu?

Ich finde, wir „Guten“ sind in der Verantwortung uns immer wieder FÜR das Pferd einzusetzen. Auch wenn es anstrengend ist. Denn nicht nur unsere Gesellschaft hat immer mehr Kommunikationsprobleme. Angesichts von Organisationen wie PETA schwindet auch die Akzeptanz des „Pferde Nutzen Dürfens“.

Das unterstützen Bilder von in Rollkur gerittenen Pferden genauso wie solche, auf denen sie vom Lastwagen angefahren wurden. Auch wenn wir sicherlich nicht alle einer Meinung sind: wenn wir unsere schönstes Hobby der Welt (langfristig) erhalten wollen, müssen wir aktiv werden. Dazu gehört, auch aufzustehen und seine Stimme zu erheben.

Aus diesem Grunde hat vor kurzem zum ersten Mal in meiner langjährigen Tätigkeit eine Teilnehmerin die Bühne meines Pferdeführerscheinkurses verlassen. Die Fähigkeiten, um zu erkennen, was richtig ist, waren kaum ausgeprägt.

In diesem Sinne, macht euch stark für die Pferde und greift ein, wenn Ihr etwas seht, was in euren Augen gegen Vernunft und Tierwohl verstößt,

Corinna von Reitclever

#tierwohl

#verantwortungderReiter

#dunningkurgereffekt

Das bittere Ende

Das bittere Ende eines Tieres liegt in der Hand des Besitzers

Ich als Kind mit einem spanischen Reitschulpferd

Ich habe letzte Woche bei Facebook etwas gelesen, was mich immer noch beschäftigt. Der Text hat mich zu Tränen gerührt und tut es auch heute noch. Es ging um das bittere Ende eines Sportpferdes vor vielen Jahren. „Olaf“ wurde bei einem Händler in Zahlung gegeben und hat augenscheinlich alles, was danach kam, nicht verkraftet.

Reiter, Besitzer und begleitende Person, die den Beitrag in einer Gruppe veröffentlicht hat, haben ihn Monate später beim selben Händler wieder gesehen. Er sei wohl mehrmals weggegangen und wieder gekommen und „kam damit nicht klar“, wie es heißt. Als sie ihn sahen, stand er alleine außerhalb des Offenstalls- die anderen Pferde drinnen. Er hatte sich selbst aufgegeben und war abgemagert. Reiter, Besitzer und Postschreiberin „durften“ ihn noch einmal sehen, bevor er dann Tage später mit anderen Pferden auf einen Schlachtpferdetransport nach Italien ging. Zugegeben: sie waren alle drei geschockt- die Rückfahrt im Auto verlief schweigend.

Kein Happy End, sondern das bittere Ende am Schluss

Wie furchtbar, für das arme Pferd. Mir kommen immer noch die Tränen, wenn ich dies schreibe. Das bittere Ende eines Pferdes, das wahrscheinlich für seinen Reiter viel gegeben hat. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was er alles erlebt haben muss, das ihn innerhalb von Monaten in so eine Verfassung gebracht hat.

Hat er seinen Reiter und den Besitzer erkannt? Können Pferde Hoffnung empfinden, wenn jemand aus seinem alten Leben auftaucht? War er körperlich und psychisch am Ende, weil er Schmerzen hatte? Wurde er abgegeben, weil er nicht mehr die entsprechende Leistung brachte? Anstatt ihn gleich zum Schlachter zu fahren oder einem jungen Reiter als Lehrpferd zu geben, landete er bei einem Händler.

Schon das Wort Pferdehändler löst bei mir nicht die besten Assoziationen aus. Dass es diesem Menschen vor allem ums Geld ging, schließe ich daraus, dass er das Pferd nicht an Ort und Stelle erlöste, sondern es auf einen Schlachtpferdetransport ins Ausland schickte. Das Schlimmste, was einem Tier in so einer Situation passieren kann. Ich kannte das Pferd nicht, aber Gesicht und Augen des Pferdes, die dem Beitrag als Foto beigefügt waren, sind ehrlich, aufgeschlossen und lieb.

Verraten und verkauft

Wie vielen Tieren geht das so? Sicherlich sehr vielen. Für mich ist „Olaf“ nun das Gesicht aller Sport- Schul- und Rennpferde, die dieses Schicksal ereilt.

Was ist der Mensch doch für ein Schwein. Züchtet und kauft Pferde, die ihm Spaß, Geld oder Leistung bringen sollen und wenn die das nicht (mehr) tun, weg damit. Was dann passiert ist nicht mehr das Problem des Reiters und Züchters. Für mich steht „Olaf“ für fast alle Pferde, die ich in meiner Kinder- und Jugendzeit kannte: Strolchi, Fantomas, Sabrina, Leo, Sommerliebe, Gipsy und wie sie alle hießen. Sie gaben als Schulpferd ihr Bestes und aus meiner heutigen Sichtweise denke ich, dass die Störrischen und die Faulen wahrscheinlich durch waren. Häufig wenig bemuskelt, Rückenschmerzen oder kompensierte Lahmheit und dann täglich wechselnde Reiter… Wenn es dann nicht mehr ging oder die Pferde herausfanden, wie man den Reiter am besten loswird, landeten sie sicherlich größtenteils in der Wurst. Ich erinnere mich an Abende mit gedrückter Stimmung in der Schulpferdestallgasse und weinenden Pflegemädchen, weil der folgende Tag der Tag X war. Später stand ein neues, meist frisches und gut bemuskeltes Pferd im Ständer.

Manchmal wurden sie auch von jemandem frei gekauft und konnten einen schönen Lebensabend verbringen. Auch gab es Reitgemeinschaften, die alle ihre Tiere am Ende in Rente auf die Wiese schickten. In den letzten Tagen wurde mit klar, dass ich von den allermeisten „unserer“ Pferde damals nicht weiß, was aus ihnen geworden ist.

“ Nicht mein Problem“

Ich kenne und schätze den Satz, der in vielen Situationen sofortige innerliche Entspannung bringt. Aber in diesem Fall ist das anders. Für mich ist das bittere Ende eines Partners, eines Pferdes ganz genau das Problem des Reiters und Besitzers, was dann zum unabwendbaren Schicksal des Tieres wird. Wie kann man ein Pferd in diesem Zustand sehen, ihn jahrelang geritten haben und dann so stehen lassen? Wohl wissend, wie sein Ende sein wird. Dass man mit dem Bild im Kopf einfach so wegfahren kann und nicht einschreitet!

Ich weiß, dass die Zeiten damals anders waren. Ganz genau weiß ich auch aus eigener Tasche, wie viel ein Pferd am Ende kostet. Meine Eigenen sind 27 und 28, haben Cushing, Arthrose und im heißen Sommer auch Atemwegsprobleme. Mein Herzenspferd bekam gerade eine Zeitlang Cortison und Ventipulmin.

Trotzdem bekommen sie das, was sie brauchen. Medikamente, Hufschmied, Tierarzt und Heucobs, Spezialfutter. Wenn ich mir manchmal meinen Kontostand anschaue, empfinde ich mich selbst als ein bisschen verrückt. Wie viel mehr wert ist dann dieser Einsatz von jemanden, der ein ausgemustertes Sportpferd am Ende übernimmt. Dann hatte er nicht die guten, leistungsfähigen Jahre, in denen es voll reitbar war als „Gegenleistung“.

Gerade jetzt, in Zeiten von ständig steigenden Futterkosten und hohen Tierarztkosten, ist das schwer

Da kann ich es nachvollziehen, dass man ein Pferd im Krankheitsfall eher erlöst, als ohne Aussicht auf Besserung weiter pflegt. Aber es wegzugeben und es irgendwann als Wanderpokal wieder zu finden, der am Ende auf einem Schlachtpferdetransport landet, ist mehr als das bittere Ende für einen ehemaligen Partner. Das hat er nicht verdient.

Sicher gibt es Pferde und Reiter, die nicht zueinander passen oder Konstellationen, die ungünstig sind. Lebensumstände, die sich so verändern, dass man dem Tier einfach nicht mehr gerecht wird. Ich verurteile niemanden, der ein Pferd nicht (mehr) bezahlen kann. Die Zahl derjenigen, die das betrifft, wird in den nächsten Jahren noch zunehmen. Aber man sollte sich rechtzeitig Gedanken machen, wie das Ganze enden wird. Nicht umsonst hat die Pferdeklappe in Schleswig Holstein in diesem Jahr so viele Aufnahmen wie noch nie.

Und ja, man kann sie nicht alle retten

Das weiß ich und diesen Satz höre ich in diesem Zusammenhang oft. Erstaunlicherweise sind die einschlägigen Gruppen bei Facebook voll von Rettungsaufrufen und Schlachtpferdefreiverkaufsgesuchen…

Wenn ich mir ein Pferd anschaffe, MUSS ist wissen, dass es eine höhere Lebenserwartung hat als ein Meerschwein. Und dass ich dafür verantwortlich bin, auch oder gerade für sein Lebensende. Welchen Fürsprecher hat denn ein Tier, wenn nicht den seines Besitzers?

Die laufenden Kosten übersteigen bei weitem die eines Hundes. Vielleicht ist es gut, dass sich bald mancher kein Pferd mehr leisten können wird. Hoffentlich bleiben die übrig, die verantwortungsvoll mit ihm umgehen. Denn Liebe und Fürsorge ist man dem Tier nicht nur zu Lebzeiten schuldig.

Man ist verdammt noch mal auch dafür verantwortlich, dass es am Schluss nicht mehr leidet als notwendig. Dazu gehört auch, dass man BIS ZUM ENDE dabei bleibt. Wenn man das nicht kann, dann kümmert man sich drum, dass eine Person des Vertrauens mitfährt. Es gibt viele Geschichten darüber, dass die Pferde zum Schlachter fuhren und der Pferdepass abgegeben wurde. Der wurde dann mit dem Pferd zur Hintertür weitergereicht, wenn der Besitzer weg war. Denn auch die Schlachttransporte in andere Länder müssen besetzt werden. Dort gibt es mehr Geld pro Kilo Lebendfleisch. Aber auch eine unhaltbar längere Qual des Tieres, ehe es dort ankommt. Wenn das so ist, geht das in meinen Augen auf das Konto des Besitzers, der seiner Verantwortung nicht nachgekommen ist. Der weiß davon wahrscheinlich nichts- nur sein Pferd erlebt das bittere Ende und wird sich niemandem mitteilen können.

All das ist auch ein Thema im Kurs Pferdeführerschein Umgang. Im kommenden Durchgang habe ich nun mehr dazu zu erzählen.

Die unfassbar traurige Geschichte von „Olaf“ lässt mich nicht los

Aber sie wird zum Sinnbild der Aufklärung für mich. Ich werde einschreiten und reden, wenn ich Zeuge einer solchen Situation werden sollte. Er gibt all den namenlosen Tieren, von denen man bei Schlachttransporten liest, ein Gesicht. Denn sie alle haben eine Geschichte und ein Leben hinter sich. Vielleicht hatten sie auch mal glückliche Tage und werden am Ende ihrem Schicksal überlassen, gegen das sie nicht angehen können.

Denke darüber nach, wenn Du dir ein Pferd kaufst! Es ist eines Reiters Pflicht, GUT mit ihm umzugehen. Am Anfang, mittendrin und auch am Ende Das gehört sich einfach so.

Traurige Grüße,

Corinna von Reitclever

#verantwortungfuerdaslebensende

#fuersprecherfuertiere

Wie geht „lockere Mittelpositur“? Was heißt das?

Der Weg zu einer lockeren Mittelpositur

Schon alleine das Wort Mittelpositur ist ein Knaller, oder?

Weißt du, wo sie liegt? In meinen Kursen oder Vorträgen zeigen die Zuhörer meist irgendwo in Richtung Bauch, Hüfte, Lendenwirbelsäule oder Becken. Manche zeigen auch auf den Brustkorb oder Schultergürtel.

Da sind sie zwar ein bisschen weit oben, aber sie haben auch ein bisschen Recht. Denn nur wenn die Basis des Sitzes durch eine elastische Mittelpositur zum einen stabil und zum anderen beweglich genug ist, kann der Oberkörper aufgerichtet und die Handeinwirkung weich sein. Beides hängt also unmittelbar zusammen.

Die FN schreibt zum Thema Mittelpositur in einer älteren Auflage von 2000: „Die Wirbelsäule bleibt also genau über der Mitte des Sattels und wird in ihrer natürlichen S-Form belassen … . Der Reiter sitzt gestreckt, ohne sich zu verkrampfen. Der Oberkörper ist so weit gespannt, dass einerseits seine Haltung sicher, andererseits aber ein elastisches Mitschwingen in der Pferdebewegung möglich ist. Dazu muss das Becken des Reiters den Bewegungen des Pferderückens folgen. Das wird als Mitschwingen in der Mittelpositur bezeichnet.“

Wie man das eher nicht macht, wurde mir schon als Jugendliche bewusst. Nach dem Schulbetrieb gab es eine Stunde freies Reiten der Privatreiter, bevor der Abendunterricht für die Schulpferdereiter wieder begann. Ich erinnere mich an einen schlanken Mann, der auf einem sehr großrahmigen Braunen ritt. Der Reiter bewegte sich im Bereich Lendenwirbelsäule/Bauch beim Aussitzen so weit nach vorne, dass der Rücken richtig hohl wurde. Dann federte er dort beim nächsten Trabtritt wieder zurück und sogar über die Ausgangsstellung hinaus in Richtung runde Lendenwirbelsäule. Das Ganze sah irgendwie ungesund aus. Aber durch die Kommentare der Umstehenden wurde mit bewusst, wo die Mittelpositur liegt.

Die Schwierigkeit auf dem Pferd liegt in der Steuerung von Stabilität und Mobilität.

Wenn man sich im Unterkörper zu stark festhält, entsteht in der Folge eine Art Stuhlsitz oder Spaltsitz. Wenn man sich dagegen dort so richtig locker macht, schlackern häufig die Oberschenkel und das Ergebnis ist ein unruhiger Unterschenkel.

Die Schlüsselfunktion liegt im Beckenbereich: das Becken soll locker den Bewegungen des Pferderückens folgen. Und das kann es nur tun, wenn Hüften und Lendenwirbelsäule frei beweglich sind. Unsere heutige Lebensweise mit viel Stress und wenig dreidimensionaler Bewegungsmöglichkeiten im Alltag trägt wenig dazu bei, die Mittelpositur locker zu bekommen. Sobald man viel sitzt leidet die Gelenkbeweglichkeit in der Hüfte sofort. Der in diesem Zusammenhang häufig  erwähnte Psoas- Muskel reagiert mit Verspannung, wenn man wenig läuft. Auch zeigt er schnell an, wenn man unter Stress steht oder Schmerzen in Knie oder Lendenwirbelsäule hat. Er verspannt dann reaktiv und schon wird die Lendenwirbelsäule durch seinen Zug in einer Hohlkreuzposition festgehalten.

Also ist der Schlüssel für eine lockere Mittelpositur der Bereich Hüfte, Knie und Becken.

Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen in einem dieser Gelenke bewirken eine Schutzspannung, die von unserer Zentrale geschaltet wird. Das Gehirn versucht, weiteren Schaden abzuwenden und schränkt die Beweglichkeit ein. Das verhindert ein lockeres Mitbewegen mit dem Pferderücken, weil das Becken auf Grund der Muskelanspannung nicht mehr elastisch mitgehen kann.

Daher ist es eine gute Idee, dem Gehirn Sicherheit in Bezug auf die beteiligten Gelenke zu geben. Wenn es nicht einschätzen kann, ob die Hüfte beispielsweise eine volle Rotationsfähigkeit hat, wird es keine Bewegungen zulassen, die eine endgradige Beweglichkeit brauchen.

Es ist also sinnvoll, Hüfte, Knie und Becken vor dem Reiten sensorisch zu aktivieren, damit das Gehirn weiß: „hier wollen wir arbeiten“. Dann kann man mit aktiven Bewegungen vor allem die Rotation verbessern, was zu einer sofortigen Entspannung der großen Hüftmuskeln führt. Wenn der Psoas Muskel nachlässt, wird die Lendenwirbelsäule aus der Hohlkreuzposition entlassen- das Becken wird frei beweglich. Der Weg zu einem guten Mitschwingen auf dem Pferd ist geebnet.

Wie man das macht, erkläre und zeige ich in dem Kurs Hüfte, Knie und ein elastischer Sitz am 29.04.2023 in Zossen, südlich von Berlin. Dort wird es um anatomische Besonderheiten aller Gelenke und Strukturen gehen, die für einen guten Sitz auf dem Pferd entscheidend sind. Auch erkläre ich, wann und wie das Gehirn eine Schutzspannung schaltet und wie man die am besten wieder löst. Praktische Übungen für den Bereich Hüfte, Knie, Becken und eine lockere Mittelpositur sowie ein ausführliches Skript zum Zuhause nacharbeiten runden den Tag ab.

Wer lieber zuhause in Ruhe an seiner Beweglichkeit arbeiten möchte, für den gibt es ein Buch mit dem Titel „Besser Reiter- locker bleiben in Hüfte, Knie und Rücken“. Das ist gerade im FNverlag erschienen und wird im März 2023 auf der Equitana 2023. Es kann über die FN Seite oder im Buchhandel bestellt werden. Auf der Equitana kann es in Halle 6, Stand E03 am Stand des FNverlags erworben werden. Passend zum Thema halte ich am 10.03.23 und 11.03.23 um 15:00 im Gesundheitsforum der Equitana einen Vortrag.

Wer tatsächlich „Knie“ oder „Hüfte“ hat, für den ist vielleicht der Ratgeber Besser Reiten trotz Hüftbeschwerden oder Besser Reiten trotz Kniebeschwerden geeignet. Es geht im Wesentlichen darum, zu verstehen, warum das Gelenk Probleme macht. Nach einer kurzen Einführung über Anatomie, beteiligten Strukturen und Muskelfunktionen gibt es Kapitel über Schmerz und Bewegungssteuerung. Versteht man das, kann man gezielt an der Verbesserung seiner Gelenkfunktion arbeiten und wieder schmerzfrei reiten. Wenn das wieder geht, steht auch einer elatischen Mittelpositur nichts mehr im Wege. Informationen über beide Bücher gibt es unter dem blauen Link.

Viel Erfolg auf dem Weg in Richtung lockere Mittelpositur wünscht,

Corinna von ReitClever

#gesundreiten

#lockereMittelpositur

#MehrwissenfuerReiter

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Der Darm des Reiters und die Mittelpositur

Hast Du Dich schon einmal gefragt, wo der Darm des Reiters eigentlich liegt?

Der Darm des Reiters
Der Darm des Reiters, I-Stock Fotos

Er sitzt genau in unserer Bewegungszentrale der Mittelpositur.

Für eine gute Bewegungsfunktion ist es sinnvoll, sich mit seiner Gesundheit zu beschäftigen.

Auf der Abbildung siehst Du, dass er sich im ganzen Bauchraum ausbreitet und der Enddarm, der vor allem für die Ausscheidung verantwortlich ist, im unteren Becken liegt.

Funktioniert der Darm gut, merkt man meist nichts von ihm bis zu dem Moment, wo er sich entleeren möchte. Verdauung wird von unserem vegetativen oder autonomen Nervensystem gesteuert. Sollte man ihn also spüren, kann man davon ausgehen, dass gerade etwas schief läuft.

Kennst Du richtig starke Bauchschmerzen?

Heftigen Durchfall, eine handfeste Verstopfung oder neigst Du zu starken Regelschmerzen? Dann ist Dir bewusst, dass man in diesem Fall ähnlich wie ein Pferd mit Kolik sehr angespannt ist.

Denn das dazugehörige Organgewebe zieht sich zusammen und zerrt dadurch an seinen Aufhängungen. Das äußert sich vor allem in der Mobilität im Beckenbereich, denn die Bauchorgane sind mit Bindegewebe an Wirbelsäule, Becken oder Kreuzbein befestigt. Bei Problemen dieser Organe wird also sowohl die Beweglichkeit der angrenzenden Gelenke als auch die Muskelfunktion beeinträchtigt.

Besonders der große Hüftbeugemuskel, der Psoas- Major, reagiert auf Unregelmäßigkeiten im Bauchraum gerne mit Verspannung. Er ist für die Beweglichkeit von Hüfte und Lendenwirbelsäule und damit für Reiter enorm wichtig: ist er angespannt, kann man in der Mittelpositur nicht locker mitbewegen.

Also ist es sinnvoll, sich für einen guten Sitz auch mit der eigenen Ernährung zu beschäftigen. Nicht nur mit einem stimmigen Calcium- Phosphor- Verhältnis oder der idealen Zusammensetzung eines Mineralfutters für das Pferd. Das können wir Reiter gut.

Dagegen stopfen wir in uns selbst manchmal unüberlegt all das in uns hinein, was schmeckt. „Richtig“ zu essen ist auch nicht leicht. Kaum etwas wird so emotional diskutiert wie eine optimale Ernährung. Für mich gibt es gute Gründe, ein Veganer, Vegetarier oder Lakto- Vegetarier zu sein. Auch gibt es Menschen, die Grünzeug lieber den Tieren überlassen, damit ihr Fleisch delikater schmeckt.

Mir geht es hier nicht um einen Glaubenskrieg, sondern eher um einen Denkanstoß.

Es gibt unterschiedliche Angaben in der Literatur, aus der ich das für uns Wichtigste herausstellen möchte: Wir Menschen sind Allesfresser. Fleischfresser haben einen recht kurzen Darm, damit das Fleisch auf dem Weg durch den Verdauungstrakt nicht beginnt, zu faulen. Recht kurz heißt in diesem Zusammenhang zwei bis dreimal so lang wie der gesamte Körper des Besitzers.

Die Ernährungspyramide,
Bildnachweis I-Stocks-177091305

Unser Dünndarm ist ungefähr 5 Meter lang, der Dickdarm einschließlich Enddarm misst noch einmal 1,5 Meter. Ein Pferd hat ca. 20 Meter Dünndarm, um aus Gras ausreichend Energie und Nährstoffe gewinnen zu können. Also kann man den Mensch anhand seiner Darmlänge weder als ein reinen Fleischesser noch als Veganer einordnen.

Eher sind wir für eine Mischkost gemacht. In meinen Augen ist es sinnvoll, mit der Basis der abgebildeten Lebensmittel in der Ernährungspyramide den größten Teil des eigenen Tellers zu befüllen. Die obersten Stockwerke sollten im Umkehrschluss den kleinsten Anteil auf dem Teller bilden.

Auch finde ich wichtig, dass wir der Fahrt aufnehmenden Klimakrise ins Auge blicken

Welche Produkte gibt es aus der Region, die nicht zum Verzehr um die halbe Welt transportiert werden? Kiwis aus Neuseeland, Nektarinen aus Griechenland, Kaffee und Bananen aus Südamerika sind die Realität im Supermarkt. Auch dort gibt es Bio – Früchte und Produkte mit dem Demeter- Siegel. Das bezeichnet die höchste Güteklasse einer ökologischen Produktion.

Sicherlich ist das teurer im Einkaufswagen. Doch geht eine billige Herstellung immer zu Lasten der Natur und derjenigen, die in dieser Produktion arbeiten. Besser ausgedrückt wie teuer wird wohl Pferdehaltung, wenn die Entwicklung der Futter- und Energiepreise auf Grund des Klimawandels so weiter geht?

Die Dosis macht das Gift

Unser inneres Milieu kann durch den Verzehr großer Mengen Obst genauso übersäuern wie durch die übermäßige Aufnahme von Zucker.

Kohlehydrate sorgen für eine gute Ausdauerfähigkeit. Zu viele Kohlehydrate machen satt, faul und irgendwann auch dick. Insofern würde ich immer an der Gesamtmenge ansetzen, anstatt durch Vermeiden bestimmter Nahrungsmittel, Mangelerscheinung zu provozieren.

Je abwechslungsreicher man isst, desto mehr Nährstoffe bietet man dem Körper an. Dabei sind Unverträglichkeiten natürlich eine andere Geschichte.

Eine gute Ernährung soll den Stoffwechsel flexibel machen. Dabei spielt das Verhältnis von Energiezufuhr und Energieverbrauch die entscheidende Rolle. Bis heute gibt es keinen Inhaltsstoff oder eine Zauberformel, die einen mehr essen lässt, als man verträgt. Wenn eine gute Ernährung auch Abnehmen beinhalten sollte, muss man dieselbe umstellen oder seinen Appetit zügeln.

Folgende Fragen können hilfreich sein, dich auf die richtige Spur zu führen:

1) Wie angenehm und wie gut hat sich das Essen kauen lassen?

Intensives Kauen löst ein Befriedigungsgefühl aus. Was man nur schluckt, macht später satt.

2) Wie lange bist Du satt geblieben?

Es gibt Nahrungsmittel, die lange vorhalten und welche, die schnell wieder Hunger spüren lassen. Ballaststoffreiche Nahrung braucht länger, ehe sie in ihre Bestandteile zerlegt ist und macht nicht nur satt, sondern bringt auch Energie und viele Nährstoffe.

3) Nach welchem Essen fühlt sich dein Bauch angenehm und warm an?

Anders gefragt, wann fühlt er sich nach dem Essen fest oder kalt an?

4) Welche Speisen machen dich müde und welche bringen Dir eine gute Leistungsfähigkeit?

5) Hast Du manchmal nach dem Essen Durchfall oder Verstopfungen?

Das könnte ein Hinweis sein, dass Du irgendetwas nicht gut verträgst.

Mit diesen Fragen bekommst Du ein Gefühl für Dich und deine Verdauung. Über den Weg zu einer besseren Ernährung veränderst Du den Zustand deiner Mittelpositur. Dabei geht es immer auch um dein individuelles Wohlbefinden.

Vielleicht zeigt Dir auch dein Pferd die Richtung, wenn es mit Dir zufrieden ist, indem es im Rücken besser mitschwingt. Denn je besser deine Nahrungsverwertung funktioniert, desto lockerer schwingst du im Sattel mit. Das tut Ihr beide nur, wenn Euer Darm gesund ist 😉

Egal, wohin Du innerlich tendierst, lass´ Dir Zeit damit. Vielleicht bist mit deiner Figur zufrieden, liebst deine tägliche Schokolade und richtest den Fokus nur auf eine gesündere Ernährung.

Veränderungen braucht Zeit! Nach einer Entscheidung wirklich durchzuhalten und bei einer Versuchung nicht schwach zu werden, ist manchmal schwer. Ein Anreiz dafür ist möglicherweise, dass Du deinem Pferd weniger schwer vorkommst, wenn Du mit einer lockeren Mittelpositur reitest.

Viel Erfolg beim guten Mitschwingen,

wünscht Corinna von Reitclever

#ErnaehrungfuerReiter

#bessersitzenbesserreiten

#lockereMittelpositur

#MehrWissenfuerReiter

Wisst Ihr dass Augen und Gleichgewicht zusammen gehören?

Augen und Gleichgewicht gehören funktionell zusammen
Wie steht es um Dein Gleichgewicht?

Dass man fehlende Balance über seine Augen kompensiert ist wahrscheinlich vielen Menschen bekannt.

Denn diese melden als Sinnesorgan ihre eingehenden Informationen an das Gehirn. Aus diesen Meldungen und anderen aus dem Körper über Lage im Raum, jeweilige Muskelspannung und einwirkende Kräfte baut das Gleichgewichtszentrum dann eine Reaktion. Die dann via Nervenimpulse an die ausführenden Muskeln gesendet wird.

Denn das Halten des Gleichgewichtes ist vorrangig eine Bewegungsreaktion, die den Kopf oben halten soll. Weil das Gehirn das wichtigste Organ ist, besteht immer oberste Priorität, den Kopf zu schützen.

Auch sorgt diese Reaktion automatisch dafür, dass die Augen horizontal eingestellt werden. Damit man sich weiterhin orientieren kann. Augen und Gleichgewicht sind also eine Funktionseinheit.

Wenn sich das Gehirn nicht auf die Rückmeldungen aus dem Körper verlassen kann, verlässt es sich auf die Informationsaufnahme der Augen. Über die bildhaften Informationen werden dann die notwendigen Körperreaktionen gesteuert.

Und? Wie steht es um Dein eigenes Gleichgewicht?

Das kannst Du ganz leicht testen, indem Du Dich ungefähr hüftbreit auf beide Beine stellst. Die Füße stehen parallel und die Fußspitzen zeigen nach vorne. Dann hebst Du ein Bein etwas nach vorne in die Luft und schaust, ob Du eine Minute so stehen bleiben kannst.

Klappt das? Dann lächelst Du jetzt wahrscheinlich 🙂

Aber dann mach denselben Test, indem Du die Augen schließt, wenn Du auf einem Bein Dein Gleichgewicht gefunden hast. Natürlich auch jeweils mit dem anderen Bein.

Und? Stehst Du immer noch so sicher?

Wahrscheinlich nicht… Dann hast Du eine Aufgabe für die nächste Zeit.

Denn man kann sich auf einem bewegten Pferd nur dann gut ausbalancieren, wenn man sich sicher in seinem eigenen Körper fühlt.

Nur wenn Du mit Dir selbst im Gleichgewicht bist, kannst Du auch die Bewegungen des Pferdes gut ausbalancieren. Augen und Gleichgewicht spielen also bei Reitern auch eine zentrale Rolle.

Deshalb empfehle ich meinen Reitschülern oft, beim Zähne putzen auf einem Bein zu stehen. Da das zwei ganz unterschiedliche Bewegungen sind, tut man etwas für die Koordination. Aber trainiert man auch das Gleichgewicht. Vor allem wenn man das mit geschlossenen Augen tut.

Vorletzte Woche war ich bei einer spannenden Onlinefortbildung.

Marc Noelke stellte sein „Neuro-Rider“ Trainingsprogramm vor. Es basiert vor allem auf der menschlichen Neurologie und Neuroanatomie.  Da beide Themen meine beruflichen Steckenpferde sind, war ich super gespannt.

Tatsächlich war es ein interessanter Abend. Für meine Begriffe war der theoretische Teil etwas lang. Auch für Reiter, die in der menschlichen Gehirnfunktion nicht so zuhause sind, etwas kompliziert gefasst.

Aber der praktische Teil, den Marc vorstellte, hatte es in sich. Es nutzte zwei Übungen für die Augen, die innerhalb kurzer Zeit sowohl die Beweglichkeit des Körpers als auch die Balance auf einem Bein zu stehen verbesserten. Faszinierend!

Als Erklärung gab er an, dass das Gehirn für ein gutes Gleichgewicht ein neuronales Navi benutzt.

Das sucht sich seine Informationen zu  65% aus visuellen, zu 20% aus vestibulären und zu 15% aus Daten, die aus dem Körper ans Gehirn gemeldet werden.

Das fand ich spannend.

Und es bestätigte meine Lehrmeinung, dass Augen und Gleichgewicht eng zusammen gehören. Beide Übungen mache ich jetzt regelmäßig.

Und ich werde sie ganz sicher in mein Programm „einfach balanciert reiten“ einbauen, was gerade entsteht. Dazu wird es im Frühjahr, wenn Corona sich wieder in ruhigeren Bahnen bewegt, auch einen Präsenzkurs „Mehr Balance für Reiter“ bei mir auf dem Hof geben.

Aber auf einem Bein stehen kannst Du schon so in verschiedenen Lebenslagen trainieren.

Je nach Situation wird es Dir leichter und schwerer fallen. Wie im wahren Leben und auf dem Pferd.

So trainierst Du Augen und Gleichgewicht ganz nebenbei.

Viel Spaß damit,

Corinna von ReitClever

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Wusstet Ihr, dass es eine Skala der Ausbildung für Reiter gibt?

Skala der Ausbildung für Pferde kennen viele- aber kennt Ihr auch die Skala der Ausbildung für Reiter?
Skala der Ausbildung für Reiter,
Quelle: https://gramho.com/explore-hashtag/magnetfelddecke

#MEHRwissenfuerreiter

#kursefuerreiter

#losgelassenheitfuerreiter

Sicherlich habt Ihr schon von dem Klassiker der Pferdeausbildung gehört. Die FN beschreibt in der „Grundausbildung für Reiter und Pferd“ die Skala der Ausbildung  als Fundament der klassischen Reitlehre. So bildet dieses Ausbildungssystem die Grundlage für eine harmonische Reiter- Pferd- Beziehung. Unabhängig vom sportlichen Level oder der Disziplin. Auch die EWU beruft sich auf eine ähnliche „Western Ausbildungsskala“ .

Ferner möchte die Skala der Ausbildung als ein lebendiges und modernes System verstanden werden. Denn sie baut  auf den bewährten Grundprinzipien der alten Meister auf und entwickelt sich mit neuen Erkenntnissen weiter. So sollte die Grundausbildung des Pferdes auf Wohl und Gesunderhaltung des Pferdes ausgerichtet sein.

Um das zu erreichen, ist auch der Reiter in der Pflicht-

D.h. er sollte so auf das Pferd einwirken, dass eine vertrauensvolle Zusammenarbeit möglich ist. Besser gesagt muss er ein angenehmer Rucksack für das Pferd sein. Also  es in seiner Bewegung fördern und nicht einengen.

 

Daher beschreibt die FN mit der Skala der Ausbildung für Reiter auch einen Ausbildungsweg des Reiters.

Dieser enthält Lernschritte, die aufeinander aufbauend gutes Reiten ermöglichen. Wie auch in Ausbildung des Pferdes ist der Weg nicht starr und schematisch abzuarbeiten, sondern stellt ein System dar. Insofern wollen die einzelnen Punkte ineinander greifen und zusammenwirken. Die Skala der Ausbildung für Reiter teilt reiten lernen in die Entwicklung des Sitzes und die Entwicklung der Hilfengebung ein. Beides ist eng verbunden mit der Entwicklung des Gefühls für das Pferd.

In diesem Zusammenhang geht es immer um Gleichgewicht und Losgelassenheit auf dem Pferd.

Mein letzter Artikel handelte von der inneren und äußeren Losgelassenheit des Reiters. Nicht nur muskulär sondern auch mental muss er in der Lage sein, auf dem Pferd so los-zu- lassen, dass er die Pferdebewegung zu- lässt.

Ebenso ist es immer eine gute Idee als Reiter sein Gleichgewicht zu trainieren. Denn die Anforderungen an die eigene Balance können sich auf dem Pferd manchmal sehr schnell ändern.

Wenn die Basics des Reitschülers sitzen, geht es an die Hilfengebung:

Man nimmt durch Gewicht, Schenkel und Zügel Einfluss auf das Pferd. Also sind die Hilfen die eigentliche Kommunikationsgrundlage. Um diese Hilfengebung gezielt und dosiert einsetzen zu können, muss man Wirkung und Einsatz genau kennen. Auch muss man sich in jeder Phase der Bewegung über dem Schwerpunkt des Pferdes befinden. Nur dann kann man mit seinem Körper Takt und Bewegung positiv des Pferdes beeinflussen.

Also ist es eine gute Idee, sich theoretisch und praktisch mit dem eigenen Körper auseinander zu setzen. Nur wenn ich ein Bild von der Bewegung im Kopf habe und weiß wo die dafür verantwortlichen Muskeln liegen, kann ich sie auch richtig ansteuern. Darüber hinaus muss ich auch eine Vorstellung der Pferdebewegung haben, die ich erreichen möchte.

Falls das ein Thema für Euch ist:

Genau um diese Aspekte des Sitzes und des Lernens geht in meinen Kursen Funktionsgymnastik für Reiter. Zum Einen geht es am 15.02.2020 um die Muskeln und Bewegungsmuster des unteren Rumpfes. Zum Anderen geht es am 29.02.2020 um Funktionen und Zusammenhänge des Oberkörpers. Damit eng verbunden ist eine weiche Handeinwirkung.

Im Dezember halte ich darüber einen Vortrag „Funktionelle Sitzschulung“ auf der Messe Pferd und Jagd in Hannover. Dabei geht es um Muskelfunktionen, mentale Steuerung und innere Losgelassenheit. Wenn Ihr Lust habt und auf der Pferd und Jagd sein solltet, kommt vorbei. Ich freue mich auf Besuch am Stand A 12 in Halle 26.

Wie fit Eure Muskeln für einen ausbalancierten Sitz tatsächlich sind, könnt Ihr beim Fitnesscheck für Reiter testen. Und wie mental entspannt Ihr bleibt, wenn Ihr an die nächste Herausforderung auf dem Pferd denkt, erfahrt Ihr unter Mentalcheck für Reiter.

Beides bringt Euch in die angenehme Situation, erstmal auf dem Trockenen Bestandsaufnahme zu machen. Wenn Ihr Euer persönliches Ergebnis kennt, wisst Ihr genau, wo Ihr anpacken müsst. Welche Muskeln oder mentale Fähigkeiten Ihr trainieren könnt, um zu einem ausbalancierten Sitz zu kommen.

Dann klappt das auch mit einer feineren Hilfengebung.

Ganz im Sinne der Skala der Ausbildung für Reiter.

In diesem Sinne,

Viel Spaß beim nächsten Ritt!

wünscht Corinna von ReitClever.de.

Hand aufs Herz? Wie gut sind Sie wirklich?

Hand aufs Herz: was war das BESTE, was Sie jemals in Ihrem Leben geleistet haben? Das Abitur mit Note…, der ausgezeichnete Berufsschulabschluss, die Hochzeit mit …, die Geburt von…, der Sprung über den M- Oxer, die Wertnote XY in der Prüfung Z? Was auch immer Sie bis jetzt in Ihrem Leben geleistet haben: Sicherlich haben […]

Ernährung für Reiter

Setzen wir in der Ernährung für Reiter dieselben Maßstäbe an wie für unsere Pferde?
Ernährung für Reiter

Reiter sind ein spezielles Volk:

Sie erstellen Fütterungstabellen für Ihre Vierbeiner und rechnen die Grundversorgung mit Vitaminen und Mineralien bis auf die Kommastelle aus. Sie wissen über Calcium- Phosphor- Verhältnisse oder Eiweißüberschüsse Bescheid. Leicht fällt es Ihnen, nahezu wissenschaftliche Vorträge über den Fruktangehalt im Weidegras zu halten.

Sie tun alles für Ihre geliebten Pferde was geht. Durch die optimale Unterbringung im Stall Ihrer Wahl und teures Zusatzfutter für oder gegen das eine oder andere Symptom ist ihr Kontostand oft klein. Deshalb muss das eigene Essen häufig günstig vom Discounter sein. Die Berechnung ihres eigenen Energiebedarfes oder die grundlegende Versorgung mit den wichtigsten Nährstoffen wird häufig außer acht gelassen. 

Ich stelle immer wieder fest, dass es vor allem zwei Varianten in der Ernährung für Reiter gibt:

Wahllos alles, was billig ist, süß schmeckt und satt macht ohne einen Gedanken daran, wie es den Tieren, die die eingeschweißte Presswurst aus dem Kühlregal geliefert haben, wohl ergangen ist. Dass melassiertes Müsli für die Pferde Gift ist weiß jeder, Aber überzuckerte Haferflocken im eigenen Müsli oder Zuckerersatzstoffe in billigen Müsliriegeln sind für Menschen egal.

Die andere große Gruppe, möchte nicht zu viel Gewicht auf die Waage bringen und hält sich an die Low- Carb- Richtung. Das heißt für den Darm wichtige Kohlenhydrate und Ballaststoffe werden durch (meist tierische) Eiweiße ersetzt. Häufig sind es Würstchen, die zu allen Gelegenheiten verzehrt werden.

Eine besondere Spezies sind die Veganer, ob reitend oder nicht reitend. Jeder anders essende Mitmensch wird darüber belehrt, wie schädlich die Massentierhaltung für die Natur und Umwelt sind. Wie schlimm die Verhältnisse in den Massentierhaltungen sind.

Ist sie ja auch. Aber ich finde den Ton oft schwierig, mit dem Käse und Fleisch essende Menschen angefeindet werden, ob sie es hören wollen oder nicht.

Denn schauen wir mal genauer hin:

Um die durch den Verzicht auf tierische Eiweiße entstehenden Versorgungslücken zu schließen, müssen Ersatzstoffe zu sich genommen werden. Und das werden sie oft in Pillenform. Gut wenn es Plastikröhrchen sind, in denen die Brausetablette übereinander gestapelt sind. Aber meistens sind die Tablettchen einzeln in Alublistern eingeschweißt.

Auch Zwischenmahlzeiten in Form von Nüssen oder getrocknetem Obst sind oft in Miniportionen verpackt und in Alu eingeschweißt. Ich kenne Veganer, die argwöhnen, auch bei großen Feiern nicht genug zu bekommen. Ein Großteil des angebotenen Essens, was tatsächlich vegan gekocht wurde, bleibt stehen, weil man Böses vermutet. Stattdessen werden Dutzende von kleinen Tütchen geöffnet, der Inhalt verzehrt und anschließend weggeschmissen.

Ich kenne auch Vegetarier und Veganer, die gut essen, keine Mangelversorgung mit bestimmten Stoffen haben und wenig Müll produzieren. Wenig tierische Eiweißstoffe zu sich zu nehmen und schauen, WO Wurst und Käse herkommen, ist sicherlich eine gut Idee.

Wer sich wie versorgt ist eine Frage des persönlichen Geschmacks und der persönlichen Bedürfnisse.

Jeder Mensch ist anders und jedes Verdauungssystem reagiert auf andere Dinge.

Aber wir haben nur diese eine Welt. Und was hindert uns Reiter daran, unsere eigene Welt mit den Maßstäben zu messen, mit denen wir die Ernährung unserer Vierbeiner kontrollieren? Dadurch schaden wir unserer Erde so wenig wie möglich.

Als Grundregel bei Pferden gilt: Ausreichend hochwertiges Heu in der Grundversorgung.

Das Pferd hat einen gemessen an der Körpergröße sehr langen  Darm, weil es seine Energie aus Faserstoffen zieht. Deshalb brauchen sie auch langfaserige Halme, um diese Funktion zu erfüllen.

Was für eine Darmlänge hat ein Mensch?

Eine mittlere Länge, was ihn als Mischkostesser charakterisiert. Das heißt, dass er auch von Allem etwas bekommen muss, um gesund zu bleiben: Kohlenhydrate, Obst und Gemüse und Eiweiß. Das alles in unterschiedlichen Gewichtungen. Zucker ist dabei der einzige Stoff, den er nicht braucht, weil der aus Stärke selber gewonnen werden kann. Dabei werden Zucker oder Zuckerersatzstoffe nahezu jedem Fertigprodukt zugefügt, weil es dann besser schmeckt. Glukose-Fruktose- Sirup ist das Teufelszeug, was den Stoffwechsel durcheinander bringt. Der Brustansatz bei Jungen und eine dicke Fettschicht gehen auf sein Konto.

Circa fünf Meter Dünndarm gewährleisten, dass die erforderlichen Stoffe aus der Nahrung aufgenommen werden können. In dem circa 1,5 Meter langen Dickdarm wird der Speisebrei so entwässert und komprimiert, dass der unverdauliche Rest als Kot wieder ausgeschieden werden kann.

Durch Millionen von sogenannten Darmzotten im Inneren hat er eine sehr große Oberfläche, die eine Kontaktfläche mit der Außenwelt darstellt. Tonnenweise Nahrung und Zehntausende Liter Flüssigkeit reisen im Laufe eines Lebens durch den Darm. Diese bringen häufig Krankheitserreger und Giftstoffe mit, die der Darm herausfiltert, bzw. verhindert, dass sie in das Körperinnere gelangen. Das ist entscheidend darüber, ob der Darmträger gesund bleibt oder nicht.

Um uns und dem Darm zu helfen, können wir zusehen, dass unsere Ernährung für Reiter qualitativ hochwertig und so unbelastet wie möglich ist.

Gelingt das mit chemischen Zusatzstoffen, gespritztem Obst, Gemüse und Getreide aus hochgradig überdüngten Böden?  Abgesehen davon, was das für die Insektenwelt bedeutet.

Eine bessere Idee wäre, die eigene Ernährung auf Bioprodukte umzustellen. Damit entlastet man den eigenen Darm, die Umwelt und auch die in der Bioproduktion eingesetzten Tiere.

Bio ist nicht gleich Bio und schwarze Schafe gibt es auch in diesem Zweig.

Aber wenn ich als denkender Reiter denselben Sachverstand für meine Ernährung einsetze wie für die meines Pferdes, kann ich auch bessere Ergebnisse erwarten.

Auch Bio kann günstiger sein, wenn ich genau hinschaue. WAS ich in WELCHEN Mengen verzehre, wenn ich auf Fertigprodukte verzichte und selber koche. Ein paar abgewaschene Äpfel als Zwischenmahlzeit machen bestimmt genauso satt, wie in Alu eingeschweißte gefriergetrocknete Apfelringe, die schon in der Herstellung viel Energie kosten.

Milchprodukte werden gerne als gesund beschrieben und als Zwischenmahlzeit gegessen. Gerade bei Joghurts gilt: Je kleiner und portionierter, desto mehr Abfall. Wählen Sie dort das Mehrwegglas, was man  gespült als Pfandglas zurückgeben kann. Ein 500 Gramm Glas in Bioqualität kostet umgerechnet nicht mehr als 8 Fruchtzwerge, die meist noch völlig überzuckert sind.

Ob Milchprodukte wirklich gesund sind, möchte ich an dieser Stelle nicht diskutieren.

Von klein auf wurde uns das von unseren Eltern und Großeltern beigebracht. Es gibt Ernährungsexperten, die für die steigende Anzahl von chronischen Darmerkrankungen Milchprodukte verantwortlich machen. Kanada hat Milchprodukte gerade aus der aktuellen Ernährungspyramide, die nun als Teller abgebildet ist, gestrichen.

Aber auf jeden Fall geht es den Milchkühen schlechter als unseren Wohlstandspferden. Sie werden nach der Geburt von ihren Müttern getrennt, wachsen ohne Muttermilch auf, weil die für uns gebraucht wird.  Und wenn die Milchkuh so ausgemolken ist, dass sie auf eigenen Beinen kaum noch stehen kann, wird sie zum Schlachter gebracht.

Wollen Sie das unterstützen?

Ist es ein Leben und ein Ende, das Sie auch Ihrem  Pferd wünschen würden?

Wir Reiter messen oft mit zweierlei Maß.

Oft unbewusst. Aber die Maßstäbe, die wir für unseren Pferde ansetzen, lassen wir noch nicht einmal für uns selbst gelten.

Also wachen Sie auf: Schauen Sie sich mit offenen Augen um und gucken, wie Sie Ihre Welt ein bisschen besser machen können.

Falls Sie das wollen, bekommen Sie noch einen Joker dazu: Wenn Sie sich selber besser ernähren, wird sich Ihr Darm entspannen. Dadurch werden Sie lockerer im Becken und Rückenbereich und sitzen elastischer auf dem Pferd.

So hilft Ihre verbesserte Ernährung für Reiter auch Ihrem Pferd!

Und wenn Sie Lust auf noch mehr Ideen haben, wie Sie es leichter für sich und Ihr Pferd machen können: Schauen Sie sich das kostenlose 21 Tage Programm für Reiter an. Wenn Sie auf den unterstrichenen Link klicken, bekommen Sie Drei Wochen lang täglich eine Email, in der es um Ernährung, körperliche und mentale Fitness für Reiter geht.