Letzte Woche war ich ein paar Tage in Bochum. Allerfeinstes Herbstwetter lud dazu ein, mit einer Trainerkollegin und einem Fotografen Aufnahmen für mein im Frühjahr erscheinendes Buch im FN – Verlag zu machen. Es war ein tolles Shooting!
Meine Kollegin arbeitet für einen großen Reitverein auf einem professionell geführten Hof. Trotz oder gerade wegen der hohen Passion fürs Pferd merkt man dort an Kleinigkeiten, dass das Herz der Beteiligten auf dem richtigen Fleck sitzt. Es wird gelächelt, geredet, sich etwas zugerufen, aber alles mit einem fröhlichen Unterton in der Stimme.
In der Reithalle gibt es große Tafeln, auf denen mit Schildern angezeigt wird, welches Pferd wann und wo mit wem auf welcher Wiese steht. Auch kann man dort sehen, wann welche Reitstunde stattfindet. Die Boxen sind großzügig, sauber und gut eingestreut. Auch die Pferde machten einen freundlichen Eindruck. Insofern gehe ich davon aus, dass es ihnen dort gut geht.
Also alles in allem beste Voraussetzungen ein Korrigieren auf hohem Niveau.
Auch sehr gute Reiter haben beispielsweise nach einer Verletzung Baustellen im Körper, die ihren Sitz beeinflussen. Auch mein Model hat Stürze hinter sich, die die eine oder andere Blessur mit sich brachten. Sie reitet erfolgreich Springen auf S-Niveau und ist gerade amtierende Meisterin ihres Landkreises.
Eigentlich war es eine Herausforderung für mich. Denn sie reitet um Klassen besser, als ich es wahrscheinlich jemals tun werde.
Zu meiner großen Freude ging alles ganz leicht. Die Reiterin saß in der Lösungsphase sehr elastisch und in sich gerade auf ihrem aktuellen S-Springpferd. Allerdings saß sie auf der rechten Hand nicht ganz so perfekt wie auf der Linken. Auch ritt sie in typischer Springreitermanier immer in leichter Vorlage.
Das wurde in der zweiten Reiteinheit auf einem jungen Dressurpferd noch viel deutlicher. Es fiel ihr schwer, aus dem Entlastungssitz in eine aufrechte, ruhig treibende Oberkörperposition zu kommen.
Das ist jetzt tatsächlich Korrigieren auf hohem Niveau. Doch sowohl Reiter und Pferd sollten etwas von dem Shooting haben. Und wir wollten Bilder machen, die zum Inhalt des Buches passen. Beides ist uns gelungen!
Warum auch immer ist die linke Seite der Trainerkollegin besser koordiniert und beweglicher als die Rechte.
Wir begannen mit der Lockerung der rechten Hüfte auf dem Pferd und erarbeiteten danach eine effektive Bauchmuskelaktivität, die ein Treiben mit wenig Aufwand ermöglicht.
Mich fasziniert immer wieder, wie schnell das Gehirn Anreize umsetzt, wenn man sie in der richtigen Dosierung an den entscheidenden Stellen gibt.
So konnten wir nach drei Übungen auf dem Pferd schnell feststellen, dass ihr Sitz mittiger und ruhiger wurde. Das Becken kam tiefer in den Sattel und das Pferd zeigte sofort eine deutlich verbesserte Hinterhandaktivität. Sein Lockerwerden kommentierte es durch deutliches Abschnauben.
Wenn ich das als Reitlehrer sehe und höre, weiß ich, dass ich auf dem richtigen Weg bin.
In der zweiten Einheit bauten wir das auf dem Springpferd Erarbeitete mit dem jungen Dressurpferd aus.
Dort fiel es der Reiterin erst schwer, aus der Entlastungshaltung in den geraden Dressursitz zu kommen. Erst arbeiteten wir an ihrer Oberkörperposition mit einer sensorischen und motorischen Aktivierung der Brustwirbelsäule.
Danach brachte die Aktivierung der fürs Reiten wichtigen Hüftmuskeln einen tiefen Sitz, der ein gutes Treiben ermöglicht. Das Pferd regierte sofort mit mehr Vorwärtstendenz, ohne dass es durch den Beineinsatz dazu aufgefordert werden musste. Überhaupt war der Dunkelbraune ein kleiner Schatz, der alles bereitwillig mitmachte und sich richtig zeigen wollte.
Aber erst, als wir am Boden die Koordination von Bein- und Oberkörperaktivität in den Fokus nahmen, bekamen wir auch in der Galopparbeit den entscheidenden Durchbruch. Die Reiterin blieb tief im Pferd und das Schätzchen sprang gut durch, ohne im Tempo eiliger zu werden.
Also genau das ,was man durch Korrigieren auf hohem Niveau erreichen möchte.
Alles in allem ein perfekter Tag!
Wenn Ihr Fragen zu dem Artikel habt oder mich für einen Trainingstag in Euren Verein einladen möchtet, schreibt mich gerne unter Corinna.Jungblut<ät>Reitclever<punkt>de an.
Schöne Herbsttage wünsche ich Euch,
Corinna von Reitclever.
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