Schwierige Zeiten für Pferdeleute, Nachlese Messe Partner Pferd 2024

Interessiertes Publikum auf der Messe Partner Pferd 2024

Es waren beschwingte Tage auf der Messe Partner Pferd 2024 in Leipzig. Faszinierend finde ich, dass ich mich dort „zuhause“ fühle, sobald mein Auto auf dem Parkplatz vor der Messehalle ankommt. Was am ersten Tag folgt, ist immer gleich: Auspacken und Stand aufbauen. Dabei kommt man mit anderen ins Gespräch und trifft Aussteller, die man schon kennt. Die „liebe Messefamilie“, wie es eine Kollegin ausdrückte.

In diesem Jahr war die spannende Frage, wie glatt es draußen wird. Ich war auf mittelmäßig geräumten Straßen losgefahren und kam bei Plusgraden ohne Schnee an. Von Westen her sollte an diesem Tag eine Schnee- und Regenfront übers Land ziehen, die vielerorts Unfälle durch Glatteis mit sich brachte. Es begann zu schneien, als ich in Leipzig vor der Messe hielt. Das brachte 10cm Neuschnee. Aber die befürchtete Glätte blieb zum Glück aus.

Mein Stand war direkt am Forum für Aussteller

Das Messeteam hatte den Aktionsring deutlich vergrößert. So waren die Boxen für die Pferde nicht mehr mittendrin, sondern etwas abseits in einem ruhigeren Teil der Halle. Das war für sie deutlich angenehmer. Auch sonst schienen mir die Gänge breiter. Es gab zwar ordentlich Getümmel wenn es voll war, aber die Anordnung erschien mir luftiger. Mein Blick auf den Abreiteplatz für das Turnier war gut, wenn es leer war. Zu den Stoßzeiten standen so viele Menschen am Zaun, dass ich wenig sehen konnte. Das fand ich nicht schlimm, denn die Prüfungen der Partner Pferd 2024 fanden „nur“ im Springen und Fahren statt. Weniger meine Themen. Diese Einstellung wurde durch das Geschehen auf dem Abreiteplatz bekräftigt. Reiter, die ich bis jetzt zu „den Guten“ eingeordnet hatte, ritten ihre schlecht bemuskelten Pferde minutenlang mit der Nase auf der Brust und stellten im Wechsel rechts und links. Um das anzuzeigen, müsste ich zum Steward oder anwesenden Richter gehen und ihn um eine Stellungnahme bitten. Das ist ein konstruktiverer Weg als hinterher in den sozialen Medien die Meinung kundzutun, wie viel schlechtes Reiten man gesehen habe. Aber mit einem Messestand im Hinterkopf habe ich in so einem Moment zu wenig Zeit und Nerven dafür.

Mein Vortrag „Besser Sitzen für den Rücken von Reiter und Pferd“ wurde gut besucht. Wie immer turnten die Zuhörer mit und stellten interessierte Fragen. Mein Buch „Besser Reiten trotz Rückenbeschwerden“ fand großen Anklang. Es ist umfangreicher als mein Hüftbuch, weil das Thema, um beispielsweise ausstrahlende Schmerzen in den Griff zu bekommen, deutlich komplexer ist. Die vorgestellten Übungen bewirken Schmerzlinderung, eine wirksame Entlastung der geplagten Wirbelgelenke und eine gute Haltungsfunktion. Darüber hinaus gibt es Tipps, wie ein Reiter das Gelernte auch auf dem Pferd umsetzen kann.

Das Fazit für die Messe Partner Pferd 2024 fällt aus meiner Sicht gemischt aus

Insgesamt war die Veranstaltung gut besucht und aus Sicht der Initiatoren ein voller Erfolg. Mir fiel mehr als im letzten Jahr auf, dass es relativ wenig Fachbesucher gab. Viele kommen mit ihren Kindern oder Enkelkindern und wollen das große Tier Pferd erleben. Das ist ein hehres Anliegen, denn der Reitsport braucht Fürsprecher in der Bevölkerung und positive Impulse. Wenn ich sehe, was auf Abreiteplätzen und Turnieren dieser Welt passiert, kann ich verstehen, dass militante Tierschützer von Missbrauch reden. Daraus aber abzuleiten, dass Pferde nicht mehr geritten werden dürfen, finde ich grundsätzlich falsch. Unser heutiges Pferd ist über Jahrzehnte in Richtung Leistung und Dynamik gezüchtet werden. Die Pferde im Sport sind viel wendiger und athletischer als die vor 100 Jahren. Damals ging es um Haltbarkeit und ausdauernde Leistung, denn die Pferde wurden auf dem Feld, vor der Kutsche oder im Militär gebraucht. Doch bedeutet die Ausrichtung des Zuchtziels auf Leichtrittigkeit und gute Bewegungen eine große Verantwortung für den Reiter. Es ist eine Herausforderung, so ein bewegungsstarkes Tier über Jahre gesund zu halten. Andererseits ist ein Pferd mit hoher Leistungsbereitschaft nicht glücklich, wenn es nur herumsteht. Es möchte laufen und sich zeigen. Das muss man ihm erlauben, aber eben unter fachkundiger Anleitung.

Genau diese fehlt an vielen Ecken habe ich das Gefühl. Deshalb gibt es Tiere, die in jungen Jahren schon deutliche gesundheitliche Probleme haben. Weil sie eben nicht schonend und mit dem nötigen Sachverstand ausgebildet wurden. In meinen Augen stehen wir gerade an einem einschneidenden Wendepunkt. Stallmieten, Futtermittel- und Tierarztkosten haben sich in den letzten Jahren verdoppelt bis verdreifacht. Mit einem geringen Einkommen oder als Alleinverdiener mit Kind, Auto und Wohnung ist das kaum zu stemmen. Deshalb findet eine Marktbereinigung statt, die sich langfristig positiv auf die Pferdelandschaft auswirken wird. Es werden nur noch Menschen Pferde halten können, die genug Geld haben, Futter, Tierarzt, eine vernünftige Ausbildung und Ausrüstung zu bezahlen. Das ist schon jetzt zu merken.

Doch was passiert mit den Tieren, die finanziell nicht mehr gestemmt werden können?

Die örtlichen Schlachtbetriebe sind aktuell ausgelastet und bekommen auch junge, gesunde Pferde, wird mir erzählt. Die Pferdeklappe in Schleswig Holstein hat die Möglichkeit der anonymen Abgabe teilweise ausgesetzt, weil die Mitarbeiter dort nur noch abgemagerte, kranke und teilweise sterbende Pferde vorgefunden haben. Sie konnten sie nur noch einschläfern. Auch die Anzahl der ausgesetzten Hunde und Katzen steigt dramatisch. Trainer, die ihren Job als Haupterwerb ausgeübt haben, ziehen sich zurück oder suchen ein geregeltes Einkommen. Gewerbe, wie der Betrieb eines Soleanhängers, wird eingestellt, weil Kunden für solche Sonderleistungen kein mehr Geld haben. Das ist die Situation, die mich belastet. Nicht, weil ich mir Sorgen um meine Existenz mache. Ich werde als Physiotherapeutin immer genug zu tun haben, dass ich mich und meine alten Pferde bezahlen kann. Die Drei bleiben bis zum letzten Tag, das habe ich ihnen versprochen. Und sie werden nicht vorzeitig eingeschläfert, weil das Geld sparen würde. Wenn es medizinisch nicht mehr geht, dann ja. Vorher nicht. Das könnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.

Auch bin ich bin in der glücklichen Situation mit Mann und Kind auf einem alten Bauernhof zu leben. Wir machen viel selbst. Doch die Kraft wird geringer. Wir machen das jetzt seit 15 Jahren und ich bin manchmal müde. Auch aus diesem Grund denke ich momentan, dass ich danach wahrscheinlich kein eigenes Pferd mehr haben werde. Ich habe meine Schimmelstute seit ihrem 5. Lebensjahr. Im März wird sie 29 und wir haben alles zusammen durch, was man gemeinsam erleben kann.

Noch ist nicht die Zeit, darüber zu entscheiden.

Aber wenn ich bewerte, was mir andere Pferdemenschen erzählen und meine eigenen Eindrücke von der Messe dazu nehme, ergibt sich ein für mich beunruhigendes Gesamtbild. Früher sind die Menschen mit Rollkoffern zur Messe gekommen, um Schnäppchen einzusammeln. Letzte Woche waren 2 Einkaufstüten die Ausnahme. Die meisten gingen mit einer Tüte und dem obligatorischen Leckerlieimer nach Hause. Aus mehreren Mündern habe ich gehört, dass der Kontostand aktuell so gering ist, dass sie im Januar nichts kaufen können. Denn nach Weihnachten ist meist Ebbe auf dem Konto. Auch werden viele Versicherungsprämien fällig. Das ist nichts Neues, aber die Summe der leeren Konten häuft sich.

Das ist der Grund für diesen, Entschuldigung, längeren Text. Ich musste mal meine Gedanken loswerden. Wer Lust hat, noch mehr zu lesen: im Januar habe ich mich mit dem „Training des Pferdes“ und „Sicher Führen“, das in dem Moment des Auffhalfterns beginnt, beschäftigt. Das kannst du jeweils unter dem blauen Link lesen. Da wir das Thema Fachkompetenz hatten: Für den Frühjahrskurs des „Pferdeführerschein Umgangs“ gibt es noch freie Plätze.

Genießt die Zeit mit euren Pferden,

Corinna von Reitclever

#zukunftpferdesport

#mehrwissenfuerreiter

#partnerpferd2024

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