Schlagwort: Gesund Reiten

Eine Frage des Blickwinkels, Neues von Reitclever Oktober 2025

Ausbildung von Reiter und Pferd ansetze ist nicht nur eine Frage des Blockwinkels, sondern der Fairness

Wie Einige von Euch wissen bin ich dabei, mein Konzept  für Reiter auch auf „normale“ Menschen auszuweiten. Unter dem Label „Denkclever- Neurotraining und Funktionsanalysen“ bin ich dabei, eine ähnliche Plattform zu schaffen wie Reitclever schon ist. Da Reiter anders ticken als Menschen mit Schmerzen oder Bewegungsproblemen, muss ich dabei anders vorgehen. Das Thema Gesundheit oder Krankheit, Flexibilität und die Bereitschaft, schnell zu schalten ist wahrscheinlich auch eine Frage des Blickwinkels. Reiter sind oft leidensfähig und auch motiviert, wenn es darum geht, sich FÜR das Pferd zu verändern.

Aus diesem Grund mache ich gerade eine zweimonatige Onlinefortbildung, die sich mit Konzeption, Positionierung und Marketing beschäftigt. Unsere erste Aufgabe bestand darin, einen kreativen Raum zu schaffen oder einen bestehenden Platz auf die neue Aufgabe vorzubereiten.

Unglaublich, was so ein Auftrag für Energie freisetzt

Meinen Schreibtisch und das angrenzende Fachbuchregal aufräumen, wollte ich schon länger. Aber was dann in Gang kam, könnte ich auch als Runderneuerung bezeichnen. Stundenlang räumte ich aus, sortierte und entschied, was „alt“ ist und was zu meiner Neuausrichtung passt. Vieles, was teilweise schon Jahre unangesehen in der Schublade lag, schmiss ich weg oder brachte es auf den Dachboden.

Das Ergebnis: ich habe tatsächlich einen anderen Fokus als vorher. Ich habe nebenbei auch den Kopf sortiert und mich gefragt, wo ich in Zukunft hinmöchte. Wenn Du gerade irgendwie unzufrieden bist und nicht so richtig weißt, wo es hingehen soll, kann ich Dir so eine Aktion nur empfehlen. Man muss sich aufraffen, aber zur Belohnung gibt es mehr Klarheit.

Dabei habe ich alte Unterlagen gefunden

Vieles, worüber wir heute reden, ist gar nicht neu. Bestimmte Diskussionen sind nur eine Frage des Blickwinkels. Schon in der immer wieder zitierten Heeresdienstvorschrift von 1912 geht es neben der Ausbildung des Pferdes vor allem um die des Reiters. Er musste damals viel mehr als heute fit sein, bevor er aufs Pferd durfte. Das heutige Voltigieren hat seinen Ursprung in der Ausbildung von Rekruten, die erst auf dem Pferd turnten, ehe sie reiten durften.

Das Thema Beweglichkeit es Reiters taucht auch in älteren Versionen der Richtlinien für Reiten und Fahren der deutschen Reiterlichen Vereinigung auf. So steht in einer Ausgabe „Grundausbildung des Reiters“ von 1997: „Nur aus dem ausbalancierten und losgelassenen Sitz heraus können richtige Hilfen gegeben werden. Nur richtig und bewusst eingesetzte Hilfen führen zum Erreichen des reiterlichen Gefühls und damit zu einer verlässlichen Einwirkung. Auch der fortgeschrittene Reiter darf nie aufhören, an den Sitzgrundlagen zu arbeiten.“

Fitness fuer Reiter und Pferd

In das gleiche Horn stoßen meine Mitschriften von alten Fortbildungen. So zum Beispiel die von der Bildungskonferenz 2018 der FN in Neustadt/ Dosse. In der bunt aufgemachten Broschüre für den Jubiläumskongress Gesundheit für Reiter und Pferd 2008 fand ich einen Artikel, in dem Matthias Bojer von der Sporthochschule Köln fragt: „Wie wichtig ist eigentlich die Fitness des Reiters?

Er definiert Fitness als Ausdauerleistungsfähigkeit, Kraft, Schnelligkeit, Flexibilität und Koordinationsfähigkeit. Bei Reitern sollten in meinen Augen Koordination und Flexibilität, Schnelligkeit und Ausdauer vor den Fertigkeiten für die Muskelkraft stehen.

Eigentlich steht das Wort Fitness für den sportwissenschaftlichen Begriff der Kondition

Matthias Bojer sagt, dass nur ein trainierter Reiter ein gutes Reitgefühl erfahren wird. Weiterhin betont er die Notwendigkeit eines reitspezifischen Ausgleichstrainings. „Jeder Reiter benötigt je nach Disziplin eine bestimmte muskuläre Fitness und Ausdauerfähigkeit.“

Dafür zu sorgen ist eine unserer Hauptaufgaben als Ausbilder im Gesundheitssport mit Pferden. In der Anfang Oktober 2025 auf Rügen stattgefundenen Ergänzungsqualifikation Fitness und Gesundheit ging es genau darum(Um ein Video von dem Kurs zu sehen, klick auf den blauen Link). Wir hatten immer wieder schöne Diskussionen, die im Kern die Aussage „Gesundheit ist Balance in allen Ebenen“ und „Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“ trafen. Kurz gesagt gibt es nur drei Ansatzpunkte, um Reiten für Pferd und Reiter gesund zu gestalten: wir trainieren das Pferd, brauchen einen für beide Partner passenden Sattel und wir müssen uns auf dem Pferd so bewegen, dass Reiter und Pferd gesund bleiben. Für Susanne von Dietze („Balance in der Bewegung“) sind beim Lernen Sitz und Einwirkung nur theoretisch voneinander getrennt. Wenn dem Reiter die notwendige Kontrolle über seinen Sitz fehlt, muss er das über Krafteinwirkung kompensieren. Besser gesagt: fehlt es dem Reiter an Stabilität und Koordination muss er das durch unökonomische Bewegungen kompensieren. Oder er reitet das Pferd mit viel Kraftanstrengung.

Zum Glück findet aktuell ein Umdenken statt. Ob wir nur am Pferd ansetzen oder zuerst den Reiter fit fürs Reiten machen ist nicht nur ein Frage des Blickwinkels, sondern auch der Fairness dem Pferd gegenüber.

Auf dem Pferd erkennt man Zusammenhänge gut

Als ich am 16.10.2025 zur PM Veranstaltung in Bremen auf dem Schimmelhof (Für einen Einblick für die Veranstaltung klick auf den Link und schaue ein kurzes Video) war, hatte ich in der Demo ganz verschiedene Pferd- Reiter Paare zu analysieren. Von einer jungen Dressurreiterin auf ihrem Pony mit knapp 1,40m, über eine erfahrene Reiterin mit ihrem Jungpferd bis hin zu zwei großen Voltigierpferden mit einem Stockmaß von mindestens 1,80 m und ihren Reitbeteiligungen. Zum Ausgleich des geforderten Linksgalopps auf dem Zirkel sorgen diese Reiter im Schimmelhof bei jedem Voltipferd für Abwechslung im Training.

Die eine Reiterin hatte Schwierigkeiten, ihren eigenen Schwerpunkt über den des sehr großen Pferdes zu sortieren. Es war herausfordernd für sie, ökonomisch zu treiben. Ihr Wunsch hieß, am unruhigen Bein anzusetzen und das Pferd so konstanter vorwärts treiben zu können. Als wir ihre Balance verbesserten, wurde der Oberkörper länger und ihre Oberschenkel konnten besser aus der Hüfte heraus hängen. So bekam sie ihr Pferd mit ruhigerem Unterschenkel deutlich besser vorwärts. Sie brauchte erheblich weniger Druck, sobald sie sich selbst besser ausbalancieren konnte.

„Der Reiter, der in der Bewegung des Pferde mitschwingt, verlagert sein Gewicht gemeinsam mit dem Pferd und bewegt sich harmonisch und rückenfreundlich.“ (Susanne Dietze)

Ganz anders gelagert war die Frage des Blickwinkels bei den beiden mitreitenden Männern

Sie verbesserten die Geschlechterquote sofort, die im Breitensportbereich häufig zu Gunsten der Frauen ausschlägt. Von den fünf Reitern an diesem Abend ritten zwei Männer (21 und 44). Ich muss zugeben, dass ich dachte, als ich die Aufstellung der Reiter- Pferdpaare las, dass ich zwei sportorientierte Männer mit Springbügeln vorfinden würde. Dieser vorschnelle Gedanke war eine völlige Fehleinschätzung meinerseits.

Diese beiden waren keine Kurze-Bügel-Reiter und ritten überdurchschnittlich feinfühlig. Sie saßen mit langem Bein in einem Dressursattel- ich war beeindruckt. Beide waren tendenziell überbeweglich und nicht verkürzt in der Muskulatur… also alles andere als typisch. Ihre Lösung lag im Verstärken der Gleichgewichtssteuerung und im Spannungsaufbau im Oberkörper. Danach konnten sie ruhiger sitzen und auch ihre Hände besser einstellen. Die Übungen dafür waren für die bestens mitdenkenden Zuschauer eine Erweiterung des gezeigten Spektrums. Die Auswahl ging somit weit über Möglichkeiten zur Lockerung und Tipps für die Verbesserung der Koordination hinaus, so dass alle Beteiligten viel mitnehmen konnten. Auf Grund der Vielfalt der Teilnehmer war der Abend auch für mich spannend.

Nun geht es für mich wieder in die Konzeptarbeit

Was kann ich aus meinem Reitcleverprojekt mitnehmen und was muss ich in Hinblick auf Denkclever neu denken? Interessante Impulse bekam ich auf der Frankfurter Buchmesse.

Das ist ein Spektakel auf dem schönen, dicht an der Innenstadt gelegenen Messegelände mit Liveschaltungen ins Fernsehen. Diese Messe hat eine komplett andere Dimension als eine Reitsportmesse beispielsweise in Leipzig und bietet einen hohen Unterhaltungswert.

Anfang November gebe ich noch einen „normalen“ Reitkurs in Velten und dann wird es ruhiger bis Weihnachten. Zeit, das Gelernte umzusetzen 😊

Hab bis dahin eine gute Zeit,

Corinna von ReitClever

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Bunt wie der Herbst, Neues von Reitclever September 2025 

So ein Fahrturnier kann bunt wie der Herbst sein

Der September begann bei mir bunt wie der Herbst. Ich folgte der Einladung eines Reitvereins im Süden von Brandenburg, um mir sein alljährliches Fahrturnier anzuschauen. Mein Hufschmied ist dort erfolgreicher Lokalmatador und ich wollte mir schon lange ansehen, wie er seine Ponys vierspännig durchs Gelände manövriert.

Das war wirklich spannend. Ich muss zugeben, dass ich wenig Ahnung von dem Ganzen habe. Nach dem Turnier habe ich erstmal meinen Hufschmied ausgefragt. Vom optischen Eindruck her gibt es unterschiedliche Fahrgespanne. Von weitem sehen sie bunt wie der Herbst aus, aber wenn man näher hinschaut, kann man deutliche Unterschiede erkennen.

Viele Pferde haben eine gut ausgeprägte Hals- und Hinterhandmuskulatur. Gerade die hinteren Zugtiere müssen ordentlich ackern, um den Vierspänner aus den Hindernissen heraus zu manövrieren und stabil zu halten. Die vorderen Beiden sind wendig und suchen den besten Kurs auf dem Geläuf. Andere Fahrpferde sind mir dahingehend aufgefallen, dass sie eine ordentliche Hinterhand, aber kaum Halsmuskeln hatten.

Man kann die Tiere also auch vor der Kutsche in Richtung Selbsthaltung trainieren oder sie von der Halsung her so laufen lassen, wie sie gerade möchten.

Auf jeden Fall war es für mich ein beeindruckender Tag

Wie aufmerksam und voller Energie diese Tiere das nächste Hindernis anziehen, war schön anzusehen: gespitzte Ohren, große Augen und Tempo in Richtung Startlinie. Jedes Hindernis besitzt eine Lichtschranke für Start- und Ziel, um die benötigte Zeit zu messen. Mein Hufschmied sagt, in so einer Anfahrt sind seine Ponys kaum zu bremsen: Sie bauen dann so einen Druck auf die Leinen auf, weil sie los wollen, dass er alle Hände voll zu tun hat.

Die Stimmung war super und es war toll zu sehen, wie die Zuschauer von Aufgabe zu Aufgabe mitgewandert sind, um ihre Helden zu unterstützen. Da wird gerufen, geklatscht und gesungen- allerdings nicht so laut wie in einer Voltigierhalle bei einem wichtigen Championat. Doch war es eine bemerkenswerte Erfahrung mit vielen Eindrücken- bunt wie der Herbst.

Genauso schön wird es hoffentlich nächste Woche auf Rügen

Über den dritten Oktober hinweg läuft deutschlandweit die erste Ergänzungsqualifikation „Fitness und Gesundheit“ nach der Reform dieses Ausbildungsgangs. Für Martina Hermann und mich wird es eine interessante Aufgabe als Kursleitung. Die Reitschule Viervitz auf Rügen ist breit aufgestellt und Gesundheit und Fitness sind dort schon seit langen Jahren ein Fokus. Es geht immer um ein faires Miteinander- ob gegenüber den Pferden und auch unterhalb der Schüler. Dort ist es völlig egal, ob Reiter mit Handicap zur Therapie kommen oder mit den Pferden einen guten Tag erleben möchten. 

Ort und Zeitpunkt sind ideal, um Zeichen für gutes und einfühlsames Reiten zu setzen. Der Blick liegt auf Gesundheitssport mit Pferd– was bedeutet, dass es für das Pferd auch gesund sein sollte. Dabei werden alle Aspekte berücksichtigt, die der Umgang mit unserem tierischen Partner bietet.

Ich werde nicht müde, zu betonen, dass gutes Reiten angewandter Tierschutz ist. Je balancierter sich der Reiter auf dem Pferderücken bewegt und je weicher er sich den Bewegungen des Tieres anpassen kann, desto angenehmer ist er zu tragen. Nur dann erledigt auch das Pferd seinen Job mit Spaß. Also ist der Schwerpunkt auf einen lockeren Sitz gut für alle Beteiligten. So freuen wir uns sehr auf den Kurs und werden sehen, wie gut wir unsere Vorstellung von gutem Reiten weitergeben können.

Genau um diesen Fokus geht es für mich auch Anfang November in Velten

Am 01. und 02.11.2025 bin ich wieder im Hengstresort Velten. Zum 4. Mal bin ich dort als Trainerin eingeladen und die Reiter sind jedes Mal sehr motiviert. Es geht am Samstag um die Lockerheit im Körper des Reiters: „Einmal durchmobilisieren und rauf aufs Pferd“ drückte es eine Trainerkollegin aus, die bis jetzt für alle meine Kurse dort aus Storkow angereist ist. Sie verlädt Ihr Pferd und fährt über den Ring mal eben knapp 100 Kilometer, um an diesem Kurs teilnehmen zu können. Die Mischung aus Theorie, praktischen Übungen für den eigenen Sitz ohne Pferd, die dann auf dem Pferderücken zu einem deutlich besseren Ergebnis führen, scheinen ein gutes Konzept zu sein. Am Sonntag kümmern wir uns nach demselben Schema um die motorischen Fähigkeiten Koordination und Gleichgewicht, die man über die Steuerung von Augen und Halswirbelsäule gut beeinflussen kann.

Wenn Du neugierig geworden bist, kannst Du Dir Eindrücke von so einem Kurs in diesem Video anschauen (Klick auf den Link). Urlaubs- und krankheitsbedingt gibt es noch freie Plätze. Dein Pferd könntest Du für das Wochenende auf einem Gastpaddock unterbringen, so dass ihr beide etwas davon habt. Für mehr Informationen schreib an Corinna.Jungblut@reitclever.de.

Vorher referiere ich in Bremen zu meinem Lieblingsthema

PM Seminar in Bermen Schimmelhof

Am 16.10.2025 bin ich für die Persönlichen Mitglieder der FN auf dem Schimmelhof bei Bremen. Es geht in Theorie und Praxis um das Thema Mittelpositur und auch dort freue ich mich besonders auf die Pferd und Reiter- Paare. Mit für mich fremden Reitern ist es besonders spannend, die wichtigsten Sitzauffälligkeiten herauszufinden und dort anzusetzen.

Wenn man die Reaktionsweise des Nervensystems mit einbezieht, zeigt sich schnell eine Veränderung, von der Pferd und Reiter profitieren. Der Reiter sitzt nach einer neuroathletischen Intervention lockerer, so dass sich das Pferd entspannen und im Rücken besser mitschwingen kann.

Zeitlich wird das eine Herausforderung, aber ich liebe Abwechslung

Am 17.10.2025 bin ich nachmittags zu einer Veranstaltung auf die Frankfurter Buchmesse eingeladen. Ich muss dann vor allem im Kopf schnell umschalten, denn am Samstag, den 18.10.2025 signiere ich dort in Halle 3.0, Stand C 97 mein Buch „Neurozentriertes Training bei Rückenbeschwerden“. Das ist im Februar dieses Jahres im TRIAS Verlag erschienen. Im Amazon Ranking liege ich momentan Zeit auf Platz 86 beim Thema „Rückenbeschwerden“ -bekommen wir das auch noch unter die Top 10?

Genug Zeit zur Vorbereitung habe ich dann im ICE, der mich hoffentlich störungsfrei von Bremen nach Frankfurt/ Main bringen wird.

Wenn Du Lust hast, mich zu treffen oder vielseitige Eindrücke zu sammeln, kannst Du am 16.10. 25 nach Bremen oder am 18.10.25 nach Frankfurt kommen. Ich freue mich über jedes bekannte Gesicht und auf viele Erlebnisse, die so möglicherweise bunt wie der Herbst sind.

Bis dahin, bleibt gesund!

Corinna von Reitclever

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