Schlagwort: Psoas-Muskel

Selbst mobil sein, um das Pferd gesund reiten zu können

Das Training des Pferdes beginnt mit dem eigenen Sitz

Diese Erkenntnis setzt sich zum Glück in immer mehr Köpfen durch.

Unterhalte ich mich zum Beispiel auf Messen mit Reitern, stoße ich häufig auf interessante Ideen.

Bei den meisten kann ich heraus hören, dass sie sich intensiv mit dem Thema „Pferd und Reiten“ auseinander setzen.

Viele sagen „interessanter Ansatz“, wenn ich Ihnen mein Konzept vorstelle: „Genau dort müssen wir hin, dass der Reiter bei sich selbst anfängt“.

Lohnender Ausgangspunkt, denn nur wenn man darauf achtet, selbst mobil sein zu wollen, kann man ein Pferd gesund reiten und so ein angenehmer Rucksack für sein Pferd sein.

„Ich möchte in der Hüfte geschmeidiger sein“

ist eine von mir häufig gehörte Antwort, wenn ReiterInnen der Frage „ Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Sitz? Entgegen treten. Anhand meiner Buchverkäufe sehe ich, dass auch Reiter dieses Thema im Blick haben. Wenn sie es auch seltener ansprechen, sind auch sie an einer Entspannung im Lendenbereich interessiert

Wer sich ein bisschen in der menschlichen Anatomie und Funktionsweise auskennt, weiß, dass sich Hüft- und Lendenwirbelsäulenprobleme häufig bedingen. Der starke Psoasmuskel schränkt die Mobilität in beiden Funktionsbereichen ein, wenn er übermäßig arbeitet. Dabei setzt er viel Kraft frei, um uns beispielsweise aufs Pferd steigen zu lassen. Aktiviert wird er nicht nur bei körperlicher Tätigkeit, sondern auch, wenn wir irgendwo Schmerzen empfinden. Er hat einen großen Anteil an der Verspannungssymptomatik im unteren Rückenbereich. Genau dort, wo wir flexibel reagieren müssen, wenn wir das Becken den Bewegungen des Pferderückens folgen lassen wollen.

Der Psoasmuskel ermöglicht uns übrigens auch, bei Gefahr schnell wegzulaufen.

Dann wird er von Teilen unserer Zentrale, die für unser Überleben verantwortlich sind, zusammen mit den Adduktoren und Wadenmuskeln aktiviert, so dass wir im Ernstfall um unser Leben laufen können. Dummerweise passiert das auch, wenn wir uns auf dem Pferd erschrecken oder wenn wir, warum auch immer, unter Stress stehen.

Wenn ich als ReiterIn meinem Pferd gut tun möchte, muss ich selbst mobil sein, um beweglich in der Mittelpositur zu sein.

Die Adduktoren = Beinheranzieher sind die Muskeln, die das Knie an die Pausche drücken und das Gesäß aus dem Sattel hebeln. Gute Reiter wissen, dass wir sie deshalb zum Reiten lieber nur dosiert einsetzen. Der Psoasmuskel zieht das Knie und über die Wadenmuskulatur den Absatz hoch. Alles in allem eine Aktivität, die uns wenig mobil, sondern eher in einer für einen guten Sitz ungünstige Spannung bringt. Denn wie locker sitzen wir mit hohem Absatz, hochgezogenem und klemmenden Knie? Diese Spannung ruft ein eher festes Becken in Richtung Hohlkreuz hervor. Spaltsitz sagt man dann dazu, weil der Reiter nicht auf den Gesäßknochen, sondern auf seiner Spalte sitzt. So kann man im Becken nicht mitschwingen, sondern ist ein unbequemer Rucksack für das Pferd. Sollte eine schnelle Reaktion des Pferdes einen zu diesem Reaktionsmuster gebracht haben, treibt man in dieser Position das Pferd im ungünstigsten Fall noch weiter an.

Es ist also sinnvoll, an der eigenen Reaktionsweise anzusetzen, wenn man selbst mobil sein möchte, um das Pferd locker reiten zu können.

Dann reden wir von gesund für Reiter und Pferd!

Und es freut mich, dass es inzwischen eine Menge Reiter und ReiterInnen gibt, die über den eigenen Tellerrand schauen. Die begierig sind, zu erfahren, was man noch tun kann, um besser auf dem Pferd zu sitzen. „Gutes Reiten reicht“, ist ein in diesem Zusammenhang häufig zitierter Satz. Doch wie gut kommt ein Büromensch zum Reiten, wenn er durch seine überwiegend sitzende Tätigkeit eher fest im Hüft- und Lendenwirbelbereich ist? Insofern ist es sehr gut im Sinne der Pferde, wenn ein Umdenken in den Köpfen der Reiter stattfindet: Weg von den bisher beschrittenen Wegen hin zu mehr Offenheit und Wissen, was über die klassische Reitlehre hinausgeht. Nur wenn ich im Fokus habe, selbst mobil zu sein, bin ich ein angenehmer Rucksack für mein Pferd.

In diesem Sinne, macht Euch fit für den Frühling!
Dann seid Ihr zeitgleich auch fit für euer Pferd 🙂

Corinna von Reitclever

PS: Wenn Lockerheit im Becken – Lendenbereich ein Thema für dich sein sollte, kannst Du wertvolle Übungen beim Kurs „Spiraldynamik® für Reiter“ am 25.05.2024 kennenlernen, die dich genau dort lockerer und schmerzfreier machen. Sollte es eher um Angst und Verspannungen gehen, bekommst Du vielleicht bei, Kurs „Sicher Reiten trotz Angst“ am 15.06.2024 für dich passende Anregungen.

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