„Becken gerade und Wirbelsäule lang

"Führtraining" bei Claudia Benedela- Becken gerade und Wirbelsäule lang ist das, worauf sie hauptsächlich achtet

… nur dann kann das Pferd achsengrecht laufen und die dafür wichtige Muskulatur benutzen“, habe ich letztes Wochenende oft gehört.

Claudia Benedela gab im Süden von Berlin einen Kurs über „Therapie, Reha, Aufbau und sinnvolles Pferdetraining“. Organisiert von Beate Petrick gab der Kurs viele spannende Einblicke in ein physiologisches Training.

Zum Beispiel beginnt man mit Kauübungen, mit denen man schnell feststellen kann, wo das Pferd im Körper verspannt ist. Das Kauen lockert unter anderem die Zungenbeinmuskulatur.

Da das Zungenbein eine Verbindung bis zum Becken hat, ist es essentiell wichtig für die gesamte Geraderichtung des Pferdes.

Nur wenn es sich entspannt bewegen kann, kann das Pferd den Brustbein-Unterkiefermuskel locker lassen. Das muss es, um die Oberhalsmuskulatur in einer guten Selbsthaltung zu benutzen. Auch muss das Pferd sein Becken in die erforderliche Position bringen können, um über die Bauchmuskulatur den Rücken hoch zu bekommen. Also Becken gerade und Wirbelsäule lang, um den Rücken für eine gute Tragefunktion aufzuwölben.

Im Kurs sahen wir verschiedene Pferd-Reiter-Paare unterschiedlichster Ausbildungsstufen, von denen einige Pferde deutliche gesundheitliche Probleme hatten. Von einfachen Führübungen bis zu einem muskulär anspruchsvollen Training über Stellung, Biegung und Tempowechsel an der Doppellonge gab es  viel zu sehen. Doch der durchgängige Tenor war immer „Becken gerade und Wirbelsäule lang“. Nur dann ist das Pferd in der Lage, seinen Rumpf zu tragen und nicht in seinen passiven Strukturen zu hängen. Das ist die Basis für ein gesundes und langes Miteinander.

Interessanterweise sind das Zusammenhänge, die ich aus der Physiotherapie gut kenne.

Auch ein Mensch muss seine Bauchmuskulatur benutzen, um Rumpf und Beinen im Alltag eine stabile Basis bieten zu können. Kippt man ins Hohlkreuz oder läuft man mit in Rundrückenposition, belastet man die Wirbelsäule und auch Hüften und Knie ungünstig. Während meiner Tätigkeit in der Neurologie habe ich Techniken kennen gelernt, mit denen man über die Zunge im Mund die eigene Beckenbodenmuskulatur lockert. Damit verändert man weiterlaufend die Aktivität der stabilisierenden Muskeln. Nur wenn das Becken gerade aufrichtet ist, wird die eigene Wirbelsäule lang und kann Belastung schadlos tragen.

Im Neuro-Rider® Programm setzt man Zungenbewegungen ein, um die Hirnstammaktivität zu verbessern. Abgefahren, wenn man auf verschiedene Art und Weise die Zunge herausstreckt und danach besser auf einem Bein stehen kann, weil Koordination und Gleichgewicht aktiviert sind. Insofern kann ich die Wirkweise des vorgestellten Trainings gut nachvollziehen. Was man im Kurs am Pferd sieht, ist nicht spektakulär und man muss teilweise genau hinschauen, um zu verstehen, warum Claudia Bendela das Pferd auf einmal in den höchsten Tönen lobt. Dann ist es auf dem Weg, seine Wirbelsäule gerade zu ziehen oder die Rumpfträger zu entspannen. Egal wie der Kopf steht: Kopfstellung und Schulterposition darf es benutzen, um sich in der Hinterhand zu stabilisieren. Nur wenn der eigene Motor richtig schnurrt, kann es das Becken gerade und die Wirbelsäule lang ziehen.

In den Vorträgen auf der Equitana 2023

habe ich anhand von Bildern gezeigt, wie sehr die Beckenstellung des Reiters die Beckenstellung des Pferdes und damit seine Rückenposition beeinflusst. Deshalb ist es wichtig, auch am eigenen Rumpf anzusetzen, wenn man gut mit seinem Pferd arbeiten möchte. Das Pferd spiegelt uns viel häufiger, als es uns bewusst ist und setzt seine Muskulatur genauso ein, wie wir es ihm zeigen. Wenn Du also selber zu „Rücken“ neigst, tust Du gut daran, dich mit deiner eigenen Aktivität für „Becken gerade und Wirbelsäule lang“ zu beschäftigen.

Gut geht das beispielsweise am 27.05.2023 südlich von Berlin, wo wir in „Spiraldynamik® für Reiter“ genau die Muskulatur trainieren, die das Becken aufrichtet und für eine gute Übertragung der Gewichtshilfen sorgt. Dein Rumpf stabilisiert sich durch die Spiraldynamik® auf eine physiologische Art und Weise. So sorgt er dafür, dass Du auch beim für gutes Reiten so wichtigen Drehsitz nicht überdrehst oder in der Hüfte einknickst. Wenn Dir Zossen zu weit ist, gebe ich diesen Kurs auch ab und zu nach Absprache auf anderen Reitanlagen.

Wie auch immer, genieße die Zeit mit deinem Pferd und sorge dafür, dass ihr euch beide gesund erhaltend bewegt. Dann macht das Miteinander auch Spaß!

Corinna von Reitclever

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