Das und vieles Anderes fragst Du Dich, wenn Du Dich mit dem Neuro-Rider® Konzept auseinander setzst. Denn um eine Bewegung gut ausführen zu können, braucht das Gehirn genaue und schnell verwendbare Informationen, die es nutzt, um eine koordinierte Bewegung zu planen. Anders ausgedrückt zeichnen die Augen ein ungenaues Bild, hat das Gehirn nur eine unscharfe Landkarte seiner Umgebung zur Verfügung. Mit dieser verschwommenen Landkarte wird es keine schwungvollen Bewegungen zu lassen, sondern versucht, den Körper zu schützen, indem es seine Muskeln festhält.
Lockerheit und erreicht man also nur, wenn die eigenen Augen dem Gehirn gute Landkarten zur Verfügung stellen. Das gilt übrigens nicht nur für die Reizweiterleitung der Augen, sondern für Informationen aller Sinne, die aus dem Körper ans Gehirn gesendet und dort ausgewertet werden.
Das finde ich einen großen Erkenntnisgewinn für meine Unterrichtstätigkeit.
Denn bis jetzt habe ich überhöhte Anspannung eher bei fehlender Balance und Bewegungseinschränkungen eingeordnet. Dass ich einen lockeren Sitz auf dem Pferd auch über Augentraining erreichen kann, gefällt mir sehr!
Wenig verwundert hat mich, dass mein Gehirn die Informationen aus meinem linken schlechteren Auge anscheinend manchmal ausblendet. Damit ist das sogenannte Binokulare Sehen eingeschränkt und das hat Auswirkungen auf das Sehen von Tiefenschärfe. Die ist aber notwendig, um beispielsweise Entfernungen oder Bewegungen anderer Reiter in der Bahn abzuschätzen.
Das heißt ich weiß jetzt, was ich üben kann.
Und tatsächlich verändert sich meine Beweglichkeit sofort, wenn ich ein paar Augenübungen gemacht habe. Eigentlich sind Augenbewegungen nichts Neues für mich, denn auch in der Kinesiologie nutzen wir die Augen viel. Auch dort verändern sie die Zusammenarbeit der Hirnanteile und sorgen im Folgenden für ein deutlich farbenfroheres Sehen und mehr Entspannung im Körper.
Toll finde ich allerdings, das ich jetzt weiß, warum das so ist.
Der Neuro-Rider® Kurs scheint mir die Hintergrundinformationen zu geben, um Dinge, die ich schon lange benutze, besser zu verstehen.
Viel mehr erstaunt hat mich dagegen die Tatsache, dass eine Hirnhälfte nur 10% seiner neuronalen Aktivität in die Ausführung einer Zielbewegung steckt. 90% der nervalen Aktivierung geht an die Rumpfmuskulatur der gleichen Seite, um die Position zu sichern. Was sich jetzt ein bisschen nach Fachchinesisch anhört wird wichtig, wenn man beginnt, Bewegungsmuster oder Reittechnik verbessern zu wollen. Beispielsweise wenn ein Reiter Probleme mit einer weichen Hand hat und sich statt nachzugeben eher am Zügel festhält. Dann kann das nicht nur an der Anspannung von Arm oder Handgelenk liegen, sondern eher sollte man schauen, ob die Köperstabilität auf der gegenüberliegenden Seite ausreichend ist. Oft fällt einem als Reitlehrer auf, dass dieser Reiter schlecht in der Bewegung mitschwingt oder nicht immer über dem Schwerpunkt des Pferdes bleibt. Besser gesagt ist seine körpereigene Balance nicht gut genug, um mit den Händen nachgeben zu können.
Den Grund dafür in der Steuerungsstruktur des Gehirnes und der Reizaufnahme aus dem Körper zu suchen, das ist mir neu.
Mehr darüber und auch über die Synthese mit Ansätzen aus der Kinesiologie gibt es bei Einfach besser reiten mit Balance am 10.07.2021 bei mir auf dem Hof.
Also schau mal bei Dir, wie sich Deine Augen bewegen.
Setze dazu die Brille ab, wenn Du eine trägst. Dann suche Dir einen Fixpunkt in Deinem Blickfeld, den Du mit beiden Augen 30 Sekunden lang festhältst. Schaue dabei nacheinander nach oben, unten ,rechts, links, dicht vor die Nase und weit entfernt.
Nimm dafür als Vergleichsbarometer den Finger- Boden Abstand, wenn Du Dich aus dem geraden Stand mit nach vorne schauenden Füßen nach vorne beugst. Das tust Du einmal vor dem Fixieren eines Punktes und einmal direkt danach. Wird der Finger-Boden- Abstand kleiner, nachdem Du beispielsweise 30 Sekunden einen Punkt auf der rechten Seite angeschaut hast, ist diese Übung ein positiver Input für Dich. Denn wenn die Beweglichkeit größer wird heißt das, dass das Gehirn gut auf diese Übung reagiert: es kann nun ein besseres Bild der Umgebung zeichnen und gibt Bewegung frei.
Also teste einmal vor und nach jeder einzelnen Augenbewegung und schaue, welche Richtung die Rumpfbeuge verbessert. So einfach ist das 🙂
Natürlich ist das nicht immer so einfach.
Das sind nur sogenannte Basistests. Aber sie können schon eine Menge verändern.
Ich bleibe jedenfalls mit Spannung dabei und freue mich über die Vielzahl der Informationen, die ich im theoretischen Teil der Fortbildung bekommen habe. Im Mai geht es dann hoffentlich weiter mit mehr Kurspraxis im Neuro-Rider®.
Wenn Euch das Thema interessiert bleibt dran: ich werde bestimmt öfter einen Artikel über meine Erfahrungen in den Kursen schreiben. Und wer Lust hat, beantwortet kurz unter dem Artikel die Frage ob sich seine Beweglichkeit durch die Augenübung verbessert hat.
Danke und sonnige Grüße,
Corinna von Reitclever
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