
Wenn man in Brandenburg lebt, fühlen sich manche Tage im Frühling schon wie im Sommer an. Wochenlang hat es nicht geregnet. Es weht ein leichter Sommerwind, die Vögel zwitschern und Gedanke über die bevorstehende Ernte schleichen sich ein. Es ist zwar erst Mai, aber was jetzt nicht genug Feuchtigkeit bekommt, hat Schwierigkeiten groß zu werden.
Was macht das mit dem ersten Schnitt 2025? Trotzdem gehe ich mit meinen Pferden spazieren und denke „Das Leben ist schön“. Wir leben in Deutschland paradiesisch, vergleicht man unser Leben mit dem anderer aus den Nachrichten im Fernsehen. Wir werden satt, haben ein Dach über dem Kopf, ein oder mehrere Pferde im Stall und können unserer Arbeit nachgehen. Wie viele Menschen auf dieser Welt beneiden uns gerade um all das, was für uns alltäglich ist.
Es geht immer noch ein bisschen besser

Ich war im Mai ein paar Tage in Stralsund. Ich brauchte eine Auszeit von meinem normalen Leben, um meine Gedanken zu sortieren. „Das Leben ist schön“ war immer in meinem Kopf, als ich durch diese alten Straßen lief. Dabei hatte ich auch den Hafen und Rügen im Blick, denn anschließend war ich ein paar Tage in Viervitz. Ich habe Fotos und Videos von einer Reiterin gemacht, um zu sehen, wie Neurofunktionelle Integration bei Reitern wirkt.

Bei ihr haben wir an der Halswirbelsäule gearbeitet und hatten im Anschluss deutliche Veränderungen in der Mittelpositur. Sie saß nach der Integration lockerer und es fiel ihr leichter, den Unterbauch für stimmige Gewichtshilfen einzusetzen.
In Stralsund und auch auf Rügen empfand ich, dass ich zu den Privilegierten dieser Welt gehöre. Denn ich bin in der Lage, mir diese Tage zu nehmen. Vor kurzem habe ich einen neuen Autorenvertrag unterschrieben. Es geht um neurozentriertes Training, eine meiner Lieblingstechniken. Aber diesmal im Zusammenhang mit Neurologie – Morbus Parkinson heißt das Thema. Meine Patienten haben mich dazu inspiriert.
Für diese Aufgabe brauche ich Zeit
Das Thema verlangt, meine Gedanken im Kopf zu sortieren und neue und alte Anregungen in ein stimmiges Gesamtkonzept zu bringen.
„Wenn das Leben Dir Zitronen schenkt, mach´ Limonade draus“: Parkinson Patienten gehören nicht gerade zu meinen Lieblingsklienten. Das mimiklose Gesicht und die Bewegungsarmut im Spätstadium beeinträchtigen die Wahrnehmung, dass hinter dieser muskulären Maske ein ganz normaler Mensch mit gesunden Emotionen sitzt. Diese Tatsache und die Erfolge, die mir ein neurozentriertes Vorgehen bei dieser Therapie zeigen, motivieren mich zu diesem Schritt.
Eine meiner Lieblingspatientinnen hatte einen tückischen Verlauf dieser Krankheit. Sie wurde spät erkannt und die Medikamente wirkten am Ende nicht mehr so, wie sie sollten. Trotzdem hat sie bis zum Schluss für ein selbst bestimmtes Leben gekämpft. Wenn ich hinter ihren muskulären Panzer blicken konnte, blitzten mit energiegeladene Augen und ein spannend gelebtes Leben entgegen. Auch für sie schreibe ich dieses Buch.
Doch ging mir erst in den letzten Tagen die thematische Nähe zu meinem Pferd auf
Als betroffener Patient kann man eine ganze Menge gegen seine Symptome tun und dafür sorgen, dass es nicht so schlimm kommt. Die Medizin ist deutlich weiter als vor 20 Jahren und Medikamente können passgenau eingestellt werden. Bewegungstherapie ist die zweite Säule einer erfolgreichen Behandlung.
Doch auch als Gesunder kann man seine Hirnfunktionen pflegen. Ernährung und ausreichend Schlaf spielen eine größere Rolle, als ich mir selbst bis jetzt eingestehen wollte.
Letztes Jahr bin ich eher zufällig auf ein Buch gestoßen, was ketogene Ernährung und regelmäßige, kurze körperliche Trainingseinheiten als Basis für einen belastbaren Körper beschreibt. Aus Neugier habe ich ein paar von den Anregungen aufgenommen und festgestellt, dass es mir sehr gut tut, regelmäßig und überwiegend Eiweiß zu essen: Das muss nicht unbedingt tierischen Ursprungs sein. Man kann auch mit Hülsenfrüchten und Nüssen eine ganze Menge erreichen.
Doch bin ich ein echter Abend „Brot“ Junkie und liebe Schokolade. Mir hat es gut getan, zu wissen, dass ich darauf verzichten kann. Es geht mir besser und ich fühle mich insgesamt beweglicher, wenn ich kaum Kohlenhydrate und Zucker zu mir nehme. Es gibt Autoren, die auf insgesamt „keine Kohlenhydrate“ schwören. Andere zählen die Nachtteile einer einseitigen Ernährung auf und betonen, dass wir Menschen für eine Mischkost gemacht sind.
Liest man neuere Forschungsergebnisse, kommt es jedoch auf die Eiweißversorgung an
Denn diese Aminosäuren sind die Basis sämtlicher Neurotransmitter, die in einem Körper etwas bewirken. Und sie befeuern unsere kleinen Kraftwerke, die in jeder einzelnen Zelle unseres Körpers vorhanden sind. Mitochondrien sind wahre Wunderwerke und machen 10 % unserer Köpermasse aus. Sie sorgen nicht nur für die notwendige Energie, alle lebensnotwendigen Prozesse in Gang zu halten, sondern haben auch einen entscheidenden Anteil, welche Zellen im Körper sich erneuern, regenerieren und welche ersetzt werden müssen. Das ist ein wichtiger Faktor, wenn es um Aufbau und Erhalt von Körperfunktionen geht. Eine eiweißreiche Ernährung, genügend Schlaf und Bewegung sind wesentliche Faktoren, um unser System in Gang zu halten. Das beugt beispielsweise Morbus Parkinson und anderen neurodegenerativen Erkrankungen vor.
Und dann fasse ich mir an den Kopf
Meine 30 jährigen Cushingstute ist insgesamt in schlechterer Verfassung als früher. Logisch, sie ist 30. Und dafür sieht sie gut aus, sagen mir viele. Ich finde sie zu dünn.
Ich weiß, wie mein Pferd früher aussah und wie wenig Kraftfutter sie im Training brauchte. Da war ihr Stoffwechsel auch noch in Ordnung. Was hatte sie für einen tollen „Arsch“. Von dem ist nicht mehr viel übrig. Natürlich hat das auch damit zu tun, dass sie Arthrose im Knie hat. Pflanzliche Zusatzstoffe, eine Hyaleronspritze alle paar Jahre machen, dass sie ihre letzten Lebensjahre noch genießen kann. Reiten tue ich sie schon lange nicht mehr.
Doch frage ich mich manchmal, wie betriebsblind ich bin. Eine Freundin, die sich mit PSSM und darauf abgestimmter Fütterung gut auskennt, hat mich darauf gebracht.
Wo bekommt sie denn ihr Eiweiß her, wenn sie keinen Hafer und nur getreidefreies Müsli bekommt?
Gute Frage- aus Heucobs dachte ich.
Aber das hat ihr augenscheinlich nicht gereicht. Letztes Jahr begann ich Myocare Müsli zu füttern. Da ist viel pflanzliches Eiweiß drin. Und siehe da, sie baute wieder etwas auf. Seit Anfang diesen Jahres lief sie schlechter und ließ ihre Zehen hinten oft schleifen. Ich versprach mir viel von einem teuren Kombinationsprodukt, was biophile Komponenten zur Entzündungshemmung und zur Knorpelpflege integriert hat. Das brachte nicht den gewünschten Erfolg.
Zwei Backenzähne waren auch zu hochgewachsen, dass sie das Heu vielleicht auch nicht mehr gut kauen konnte und ungerne fraß. Die Hyaleronspritzen und die Zahnbehandlung waren sicher ein Teil der nun sichtbaren Besserung. Aber das wieder ins Gedächtnis gekommene „Muskelmüsli“, eiweißreiche Heucobs und die tägliche Freude darüber, wieder aufs Grün gehen zu dürfen, haben ihr einen deutlichen Energieschub gegeben. „Meine Flori“ sieht wieder besser aus, schaut fröhlich und trägt den Kopf höher. Das freut mein Herz. Sie soll ihre letzten Jahre noch genießen.
Doch bin ich nach wie geflasht von den Funktionszusammenhängen.
Was einem Parkinsonpatienten hilft, hilft auch uns und unseren Pferden. Tun die Knie weh, bewegt man sich ungerne. Wahrscheinlich hat meine Stute sich deshalb kaum noch hingelegt und zu selten tief geschlafen, weil sie Schmerzen beim Aufstehen hatte. Wenn darüber hinaus das notwendige Eiweiß fehlt, um alle wichtigen Prozesse einschließlich des Muskelaufbaus in Gang zu bringen, kann sie ja nicht gut drauf sein.
Und eigentlich hätte es mir klar sein müssen: Das Medikament, was Cushing Pferde gegeben wird ist dasselbe, was auch Parkinson Patienten bekommen… Vielleicht schreibe ich auch deshalb dieses Buch. Weil mich Funktionszusammenhänge interessieren.
Ich wünsche dir, dass Du solche auch bei Dir und deinem Pferd findest. Und wenn Du sebst schon etwas in die Jahre gekommen bist: wir als Fachgruppe Gesundheitssport mit Pferden veranstalten am Sonntag, den 22.07.2025 in Redefin eine Fortbildung zum Thema „Fit bis ins Alter“. Sie richtet sich an Reiter, und Trainer. Informationen erhältst Du unter dem Link.
Das Leben ist schön 😊 In den letzten Tagen hat es auch hier geregnet. Dann wird das schon mit der Heuernte!
Beseelte Grüße,
Corinna von Reitclever
#lowcarb #cushingsyndrom #reitcleverontour #neurofunktioneelleIntegration #herzenspferd #ostseeliebe #pferdeliebe #morbusparkinson #ketogeneernaehrung #wunderbareaminosäuren