Gibt´s Neues?

Eine Frage des Blickwinkels, Neues von Reitclever Oktober 2025

Ausbildung von Reiter und Pferd ansetze ist nicht nur eine Frage des Blockwinkels, sondern der Fairness

Wie Einige von Euch wissen bin ich dabei, mein Konzept  für Reiter auch auf „normale“ Menschen auszuweiten. Unter dem Label „Denkclever- Neurotraining und Funktionsanalysen“ bin ich dabei, eine ähnliche Plattform zu schaffen wie Reitclever schon ist. Da Reiter anders ticken als Menschen mit Schmerzen oder Bewegungsproblemen, muss ich dabei anders vorgehen. Das Thema Gesundheit oder Krankheit, Flexibilität und die Bereitschaft, schnell zu schalten ist wahrscheinlich auch eine Frage des Blickwinkels. Reiter sind oft leidensfähig und auch motiviert, wenn es darum geht, sich FÜR das Pferd zu verändern.

Aus diesem Grund mache ich gerade eine zweimonatige Onlinefortbildung, die sich mit Konzeption, Positionierung und Marketing beschäftigt. Unsere erste Aufgabe bestand darin, einen kreativen Raum zu schaffen oder einen bestehenden Platz auf die neue Aufgabe vorzubereiten.

Unglaublich, was so ein Auftrag für Energie freisetzt

Meinen Schreibtisch und das angrenzende Fachbuchregal aufräumen, wollte ich schon länger. Aber was dann in Gang kam, könnte ich auch als Runderneuerung bezeichnen. Stundenlang räumte ich aus, sortierte und entschied, was „alt“ ist und was zu meiner Neuausrichtung passt. Vieles, was teilweise schon Jahre unangesehen in der Schublade lag, schmiss ich weg oder brachte es auf den Dachboden.

Das Ergebnis: ich habe tatsächlich einen anderen Fokus als vorher. Ich habe nebenbei auch den Kopf sortiert und mich gefragt, wo ich in Zukunft hinmöchte. Wenn Du gerade irgendwie unzufrieden bist und nicht so richtig weißt, wo es hingehen soll, kann ich Dir so eine Aktion nur empfehlen. Man muss sich aufraffen, aber zur Belohnung gibt es mehr Klarheit.

Dabei habe ich alte Unterlagen gefunden

Vieles, worüber wir heute reden, ist gar nicht neu. Bestimmte Diskussionen sind nur eine Frage des Blickwinkels. Schon in der immer wieder zitierten Heeresdienstvorschrift von 1912 geht es neben der Ausbildung des Pferdes vor allem um die des Reiters. Er musste damals viel mehr als heute fit sein, bevor er aufs Pferd durfte. Das heutige Voltigieren hat seinen Ursprung in der Ausbildung von Rekruten, die erst auf dem Pferd turnten, ehe sie reiten durften.

Das Thema Beweglichkeit es Reiters taucht auch in älteren Versionen der Richtlinien für Reiten und Fahren der deutschen Reiterlichen Vereinigung auf. So steht in einer Ausgabe „Grundausbildung des Reiters“ von 1997: „Nur aus dem ausbalancierten und losgelassenen Sitz heraus können richtige Hilfen gegeben werden. Nur richtig und bewusst eingesetzte Hilfen führen zum Erreichen des reiterlichen Gefühls und damit zu einer verlässlichen Einwirkung. Auch der fortgeschrittene Reiter darf nie aufhören, an den Sitzgrundlagen zu arbeiten.“

Fitness fuer Reiter und Pferd

In das gleiche Horn stoßen meine Mitschriften von alten Fortbildungen. So zum Beispiel die von der Bildungskonferenz 2018 der FN in Neustadt/ Dosse. In der bunt aufgemachten Broschüre für den Jubiläumskongress Gesundheit für Reiter und Pferd 2008 fand ich einen Artikel, in dem Matthias Bojer von der Sporthochschule Köln fragt: „Wie wichtig ist eigentlich die Fitness des Reiters?

Er definiert Fitness als Ausdauerleistungsfähigkeit, Kraft, Schnelligkeit, Flexibilität und Koordinationsfähigkeit. Bei Reitern sollten in meinen Augen Koordination und Flexibilität, Schnelligkeit und Ausdauer vor den Fertigkeiten für die Muskelkraft stehen.

Eigentlich steht das Wort Fitness für den sportwissenschaftlichen Begriff der Kondition

Matthias Bojer sagt, dass nur ein trainierter Reiter ein gutes Reitgefühl erfahren wird. Weiterhin betont er die Notwendigkeit eines reitspezifischen Ausgleichstrainings. „Jeder Reiter benötigt je nach Disziplin eine bestimmte muskuläre Fitness und Ausdauerfähigkeit.“

Dafür zu sorgen ist eine unserer Hauptaufgaben als Ausbilder im Gesundheitssport mit Pferden. In der Anfang Oktober 2025 auf Rügen stattgefundenen Ergänzungsqualifikation Fitness und Gesundheit ging es genau darum(Um ein Video von dem Kurs zu sehen, klick auf den blauen Link). Wir hatten immer wieder schöne Diskussionen, die im Kern die Aussage „Gesundheit ist Balance in allen Ebenen“ und „Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“ trafen. Kurz gesagt gibt es nur drei Ansatzpunkte, um Reiten für Pferd und Reiter gesund zu gestalten: wir trainieren das Pferd, brauchen einen für beide Partner passenden Sattel und wir müssen uns auf dem Pferd so bewegen, dass Reiter und Pferd gesund bleiben. Für Susanne von Dietze („Balance in der Bewegung“) sind beim Lernen Sitz und Einwirkung nur theoretisch voneinander getrennt. Wenn dem Reiter die notwendige Kontrolle über seinen Sitz fehlt, muss er das über Krafteinwirkung kompensieren. Besser gesagt: fehlt es dem Reiter an Stabilität und Koordination muss er das durch unökonomische Bewegungen kompensieren. Oder er reitet das Pferd mit viel Kraftanstrengung.

Zum Glück findet aktuell ein Umdenken statt. Ob wir nur am Pferd ansetzen oder zuerst den Reiter fit fürs Reiten machen ist nicht nur ein Frage des Blickwinkels, sondern auch der Fairness dem Pferd gegenüber.

Auf dem Pferd erkennt man Zusammenhänge gut

Als ich am 16.10.2025 zur PM Veranstaltung in Bremen auf dem Schimmelhof (Für einen Einblick für die Veranstaltung klick auf den Link und schaue ein kurzes Video) war, hatte ich in der Demo ganz verschiedene Pferd- Reiter Paare zu analysieren. Von einer jungen Dressurreiterin auf ihrem Pony mit knapp 1,40m, über eine erfahrene Reiterin mit ihrem Jungpferd bis hin zu zwei großen Voltigierpferden mit einem Stockmaß von mindestens 1,80 m und ihren Reitbeteiligungen. Zum Ausgleich des geforderten Linksgalopps auf dem Zirkel sorgen diese Reiter im Schimmelhof bei jedem Voltipferd für Abwechslung im Training.

Die eine Reiterin hatte Schwierigkeiten, ihren eigenen Schwerpunkt über den des sehr großen Pferdes zu sortieren. Es war herausfordernd für sie, ökonomisch zu treiben. Ihr Wunsch hieß, am unruhigen Bein anzusetzen und das Pferd so konstanter vorwärts treiben zu können. Als wir ihre Balance verbesserten, wurde der Oberkörper länger und ihre Oberschenkel konnten besser aus der Hüfte heraus hängen. So bekam sie ihr Pferd mit ruhigerem Unterschenkel deutlich besser vorwärts. Sie brauchte erheblich weniger Druck, sobald sie sich selbst besser ausbalancieren konnte.

„Der Reiter, der in der Bewegung des Pferde mitschwingt, verlagert sein Gewicht gemeinsam mit dem Pferd und bewegt sich harmonisch und rückenfreundlich.“ (Susanne Dietze)

Ganz anders gelagert war die Frage des Blickwinkels bei den beiden mitreitenden Männern

Sie verbesserten die Geschlechterquote sofort, die im Breitensportbereich häufig zu Gunsten der Frauen ausschlägt. Von den fünf Reitern an diesem Abend ritten zwei Männer (21 und 44). Ich muss zugeben, dass ich dachte, als ich die Aufstellung der Reiter- Pferdpaare las, dass ich zwei sportorientierte Männer mit Springbügeln vorfinden würde. Dieser vorschnelle Gedanke war eine völlige Fehleinschätzung meinerseits.

Diese beiden waren keine Kurze-Bügel-Reiter und ritten überdurchschnittlich feinfühlig. Sie saßen mit langem Bein in einem Dressursattel- ich war beeindruckt. Beide waren tendenziell überbeweglich und nicht verkürzt in der Muskulatur… also alles andere als typisch. Ihre Lösung lag im Verstärken der Gleichgewichtssteuerung und im Spannungsaufbau im Oberkörper. Danach konnten sie ruhiger sitzen und auch ihre Hände besser einstellen. Die Übungen dafür waren für die bestens mitdenkenden Zuschauer eine Erweiterung des gezeigten Spektrums. Die Auswahl ging somit weit über Möglichkeiten zur Lockerung und Tipps für die Verbesserung der Koordination hinaus, so dass alle Beteiligten viel mitnehmen konnten. Auf Grund der Vielfalt der Teilnehmer war der Abend auch für mich spannend.

Nun geht es für mich wieder in die Konzeptarbeit

Was kann ich aus meinem Reitcleverprojekt mitnehmen und was muss ich in Hinblick auf Denkclever neu denken? Interessante Impulse bekam ich auf der Frankfurter Buchmesse.

Das ist ein Spektakel auf dem schönen, dicht an der Innenstadt gelegenen Messegelände mit Liveschaltungen ins Fernsehen. Diese Messe hat eine komplett andere Dimension als eine Reitsportmesse beispielsweise in Leipzig und bietet einen hohen Unterhaltungswert.

Anfang November gebe ich noch einen „normalen“ Reitkurs in Velten und dann wird es ruhiger bis Weihnachten. Zeit, das Gelernte umzusetzen 😊

Hab bis dahin eine gute Zeit,

Corinna von ReitClever

#pmseminar #fitnessfuerreiter #gesundreiten #gesunderrueckenfuerreiterundpferd #reitcleverontour #eqfitnessundgesundheit #gesundheitssportmitpferden

Bunt wie der Herbst, Neues von Reitclever September 2025 

So ein Fahrturnier kann bunt wie der Herbst sein

Der September begann bei mir bunt wie der Herbst. Ich folgte der Einladung eines Reitvereins im Süden von Brandenburg, um mir sein alljährliches Fahrturnier anzuschauen. Mein Hufschmied ist dort erfolgreicher Lokalmatador und ich wollte mir schon lange ansehen, wie er seine Ponys vierspännig durchs Gelände manövriert.

Das war wirklich spannend. Ich muss zugeben, dass ich wenig Ahnung von dem Ganzen habe. Nach dem Turnier habe ich erstmal meinen Hufschmied ausgefragt. Vom optischen Eindruck her gibt es unterschiedliche Fahrgespanne. Von weitem sehen sie bunt wie der Herbst aus, aber wenn man näher hinschaut, kann man deutliche Unterschiede erkennen.

Viele Pferde haben eine gut ausgeprägte Hals- und Hinterhandmuskulatur. Gerade die hinteren Zugtiere müssen ordentlich ackern, um den Vierspänner aus den Hindernissen heraus zu manövrieren und stabil zu halten. Die vorderen Beiden sind wendig und suchen den besten Kurs auf dem Geläuf. Andere Fahrpferde sind mir dahingehend aufgefallen, dass sie eine ordentliche Hinterhand, aber kaum Halsmuskeln hatten.

Man kann die Tiere also auch vor der Kutsche in Richtung Selbsthaltung trainieren oder sie von der Halsung her so laufen lassen, wie sie gerade möchten.

Auf jeden Fall war es für mich ein beeindruckender Tag

Wie aufmerksam und voller Energie diese Tiere das nächste Hindernis anziehen, war schön anzusehen: gespitzte Ohren, große Augen und Tempo in Richtung Startlinie. Jedes Hindernis besitzt eine Lichtschranke für Start- und Ziel, um die benötigte Zeit zu messen. Mein Hufschmied sagt, in so einer Anfahrt sind seine Ponys kaum zu bremsen: Sie bauen dann so einen Druck auf die Leinen auf, weil sie los wollen, dass er alle Hände voll zu tun hat.

Die Stimmung war super und es war toll zu sehen, wie die Zuschauer von Aufgabe zu Aufgabe mitgewandert sind, um ihre Helden zu unterstützen. Da wird gerufen, geklatscht und gesungen- allerdings nicht so laut wie in einer Voltigierhalle bei einem wichtigen Championat. Doch war es eine bemerkenswerte Erfahrung mit vielen Eindrücken- bunt wie der Herbst.

Genauso schön wird es hoffentlich nächste Woche auf Rügen

Über den dritten Oktober hinweg läuft deutschlandweit die erste Ergänzungsqualifikation „Fitness und Gesundheit“ nach der Reform dieses Ausbildungsgangs. Für Martina Hermann und mich wird es eine interessante Aufgabe als Kursleitung. Die Reitschule Viervitz auf Rügen ist breit aufgestellt und Gesundheit und Fitness sind dort schon seit langen Jahren ein Fokus. Es geht immer um ein faires Miteinander- ob gegenüber den Pferden und auch unterhalb der Schüler. Dort ist es völlig egal, ob Reiter mit Handicap zur Therapie kommen oder mit den Pferden einen guten Tag erleben möchten. 

Ort und Zeitpunkt sind ideal, um Zeichen für gutes und einfühlsames Reiten zu setzen. Der Blick liegt auf Gesundheitssport mit Pferd– was bedeutet, dass es für das Pferd auch gesund sein sollte. Dabei werden alle Aspekte berücksichtigt, die der Umgang mit unserem tierischen Partner bietet.

Ich werde nicht müde, zu betonen, dass gutes Reiten angewandter Tierschutz ist. Je balancierter sich der Reiter auf dem Pferderücken bewegt und je weicher er sich den Bewegungen des Tieres anpassen kann, desto angenehmer ist er zu tragen. Nur dann erledigt auch das Pferd seinen Job mit Spaß. Also ist der Schwerpunkt auf einen lockeren Sitz gut für alle Beteiligten. So freuen wir uns sehr auf den Kurs und werden sehen, wie gut wir unsere Vorstellung von gutem Reiten weitergeben können.

Genau um diesen Fokus geht es für mich auch Anfang November in Velten

Am 01. und 02.11.2025 bin ich wieder im Hengstresort Velten. Zum 4. Mal bin ich dort als Trainerin eingeladen und die Reiter sind jedes Mal sehr motiviert. Es geht am Samstag um die Lockerheit im Körper des Reiters: „Einmal durchmobilisieren und rauf aufs Pferd“ drückte es eine Trainerkollegin aus, die bis jetzt für alle meine Kurse dort aus Storkow angereist ist. Sie verlädt Ihr Pferd und fährt über den Ring mal eben knapp 100 Kilometer, um an diesem Kurs teilnehmen zu können. Die Mischung aus Theorie, praktischen Übungen für den eigenen Sitz ohne Pferd, die dann auf dem Pferderücken zu einem deutlich besseren Ergebnis führen, scheinen ein gutes Konzept zu sein. Am Sonntag kümmern wir uns nach demselben Schema um die motorischen Fähigkeiten Koordination und Gleichgewicht, die man über die Steuerung von Augen und Halswirbelsäule gut beeinflussen kann.

Wenn Du neugierig geworden bist, kannst Du Dir Eindrücke von so einem Kurs in diesem Video anschauen (Klick auf den Link). Urlaubs- und krankheitsbedingt gibt es noch freie Plätze. Dein Pferd könntest Du für das Wochenende auf einem Gastpaddock unterbringen, so dass ihr beide etwas davon habt. Für mehr Informationen schreib an Corinna.Jungblut@reitclever.de.

Vorher referiere ich in Bremen zu meinem Lieblingsthema

PM Seminar in Bermen Schimmelhof

Am 16.10.2025 bin ich für die Persönlichen Mitglieder der FN auf dem Schimmelhof bei Bremen. Es geht in Theorie und Praxis um das Thema Mittelpositur und auch dort freue ich mich besonders auf die Pferd und Reiter- Paare. Mit für mich fremden Reitern ist es besonders spannend, die wichtigsten Sitzauffälligkeiten herauszufinden und dort anzusetzen.

Wenn man die Reaktionsweise des Nervensystems mit einbezieht, zeigt sich schnell eine Veränderung, von der Pferd und Reiter profitieren. Der Reiter sitzt nach einer neuroathletischen Intervention lockerer, so dass sich das Pferd entspannen und im Rücken besser mitschwingen kann.

Zeitlich wird das eine Herausforderung, aber ich liebe Abwechslung

Am 17.10.2025 bin ich nachmittags zu einer Veranstaltung auf die Frankfurter Buchmesse eingeladen. Ich muss dann vor allem im Kopf schnell umschalten, denn am Samstag, den 18.10.2025 signiere ich dort in Halle 3.0, Stand C 97 mein Buch „Neurozentriertes Training bei Rückenbeschwerden“. Das ist im Februar dieses Jahres im TRIAS Verlag erschienen. Im Amazon Ranking liege ich momentan Zeit auf Platz 86 beim Thema „Rückenbeschwerden“ -bekommen wir das auch noch unter die Top 10?

Genug Zeit zur Vorbereitung habe ich dann im ICE, der mich hoffentlich störungsfrei von Bremen nach Frankfurt/ Main bringen wird.

Wenn Du Lust hast, mich zu treffen oder vielseitige Eindrücke zu sammeln, kannst Du am 16.10. 25 nach Bremen oder am 18.10.25 nach Frankfurt kommen. Ich freue mich über jedes bekannte Gesicht und auf viele Erlebnisse, die so möglicherweise bunt wie der Herbst sind.

Bis dahin, bleibt gesund!

Corinna von Reitclever

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Fitness und Gesundheit im Reitsport

Fitness und Gesundheit im Reitsport

Gestern bei einer Geburtstagsfeier: „Cool, Du machst Karate- welchen Gurt hast Du? Den Braunen? Dann musst Du ja viel Sport machen… Trinkst Du Alkohol? Rauchst Du oder nimmst Du sonst irgendetwas…?“ Das Gespräch drehte sich im weitesten Sinne um Fitness und Gesundheit.

Die detaillierten Fragen kamen von einer mehr als molligen Mittzwanzigerin, die kurz vorher kundtat, ab November wieder häufiger ins Gym gehen zu wollen… Ihr jetziger Vertrag sei ausgelaufen, sie sei sowieso schon länger nicht mehr hingegangen. Was auch immer sie dazu bewog, ihrem männlichen Gegenüber von Anfang Zwanzig diese Fragen zu stellen. Sie hat die wesentlichen Kernaussagen verstanden: Wenn ich (im Sport) etwas erreichen möchte, muss ich motiviert sein. Nur wenn ich etwas übe oder das auch über einen längeren Zeitraum regelmäßig mache, habe ich Erfolg.

Mir fehlte noch die Frage nach der Ernährung im Katalog, aber das Erkundigen nach Alkohol, Zigaretten oder sonstigen Mittelchen lässt die Vermutung zu, dass die Dame weiß, dass sportliche Leistungsfähigkeit auch an der Zufuhr hängt. Zumindest wirken Noxen oder die Aufnahme von giftigen Stoffen weniger Leistung steigernd.

Das Wissen über Fitness und Gesundheit scheint bei den meisten vorhanden zu sein

Das lernt man ja auch irgendwie in der Schule. Facebook, Insta und die Medienwelt sind voll von Videos und Anzeigen selbst ernannter Fitnessgurus und Ernährungsberater. Wir Reiter wissen, dass unser Sportpartner uns zu Bewegung und gesunder Ernährung motiviert. Jedes Kilo, was ich weniger wiege, muss mein Pferd weniger tragen.

Wir können unsere Lieblingsbeschäftigung so gestalten, dass sie gut für uns und die eigene Fitness und Gesundheit ist. Sobald wir auf dem Pferd Sitzfehler korrigieren und die Mittelpositur elastisch halten, wird unser Sport gesund. Reiten aktiviert die körpereigene Stützmuskulatur, alle Gelenke werden leicht bewegt, was Knorpel und Gelenkgewebe gut tut. Gestaltet ein Reiter seine Vorbereitung so, dass er die wesentlichen Systeme für Koordination und Gleichgewicht anschaltet und wichtige Körperteile lockert, macht er alles richtig.

Wir sollten noch berücksichtigen, dass Reiten ein Ausdauersport ist

Die zur Zeit am meisten empfohlene Ernährung scheint die nach ketogenen oder low Carb Gesichtspunkten zu sein. Damit kann man punkten, wenn man abnehmen oder bestimmte Krankheitsprozesse im Körper zum Stillstand bringen möchte.

Doch ist in meinen Augen eine ausgewogene Mischkost sinnvoll. Anhand der Darmlänge kann man den Menschen zu den Allesfressern zählen. Und er sollte sich auch so vielfältig wie möglich ernähren, um dem Körper so verschiedene Bausteine wie möglich zur Verfügung zu stellen. Mehr darüber kannst Du in einem älteren Artikel von mir „Ernährung für Reiter“ nachlesen.

Gerade Aminosäuren, also Eiweißbausteine, sind wichtig, um den eigenen Stoffwechsel zu unterstützen, Muskeln und Nerven aufzubauen und Botenstoffe zu bilden. Anders als man oft denkt, kann man diese Eiweißbausteine auch über Hülsenfrüchte, Spinat und Nüsse oder Kürbiskerne zu sich nehmen. Man muss nicht täglich Eier oder Fleisch essen. Für einen guten Stoffwechsel ist noch eine Versorgung mit Omega 3 Fettsäuren, das gute alte Vitamin F, entscheidend. Omega 6 Säuren nimmt man beinahe automatisch zu sich. Wenn man kein Fisch oder Fischöl essen möchte, was ich sehr gut verstehen kann, stellt Algenöl die Versorgung mit essentiellen Fettsäuren sicher. Das bekommt man in unterschiedlichen Qualitäten auch beim gut sortierten Drogeriemarkt deines Vertrauens. Weiterhin ist es sind ungesättigte Fettsäuren auch in Leinsamen oder Walnüssen enthalten.

So oder so ähnlich war bestimmt das Gedankenkonstrukt im Kopf der fülligen Fragestellerin am Tisch gestern 😉

Wenn Du mehr für Deine Fitness und Gesundheit tun möchtest

Vom 02.10.- 04.10.2025 unterrichte ich auf Rügen eine Ergänzungsqualifikation „Fitness und Gesundheit“ für Trainer. Für Kurzentschlossenen gibt es noch freie Plätze: Information und Anmeldung unter dem Link und unter info@reiten-in-viervitz.de.

Am 01. und 02.11.2025 bin ich zum Kurs „Mobilität im Körper des Reiters“ im Hengstresort Velten. Am Sonntag kümmern wir uns um Koordination und Gleichgewicht mit einem angepassten Augentraining. Auch dort gibt es noch freie Plätze. Wenn Du mitmachen möchtest, schreib eine Mail an Corinna.Jungblut@reitclever.de.

Einen bewegten Start in den Herbst wünscht,

Corinna von Reitclever

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Eine Frage der Koordination, Neues von Reitclever August 2025

Eine Frage der Koordination, Neues von Reitclever, August 2025

Der August ist für mich ein erstaunlicher Monat: meist sind um ihn herum Sommerferien. Dann wechseln sich Badetage und Arbeitsphasen bei mir ab. Ich bin weniger in der Praxis, dafür aber mit Mann und Sohn viel bei uns auf dem Hof. An jedem dritten Samstag im August findet unser alljährlicher Kunstgewerbemarkt statt. Wie immer bin ich fasziniert, wie schnell aus einem leeren Hof ein buntes Marktgeschehen entsteht. Noch viel schneller geht der Abbau vonstatten- kurz nach dem Trubel erscheint die Hoffläche auf einmal leer und verwaist.

Morgens bauen wir die Verkaufsstände für Brote, Kuchen, Grillwürste und Getränke auf. Das muss bis mittags geschehen sein, denn dann kommen die Aussteller auf den Hof gefahren. Sie haben ihre Waren, Tische, Stühle und Zelte im Gepäck, aus denen sie mitunter wunderbare Stände zaubern. Manche Kunstgewerbler sind dabei sehr versiert und gehen strategisch und effektiv vor. Andere haben noch nicht so viel Erfahrung oder sind schon älter und brauchen nicht nur mehr Zeit, sondern auch mehr Platz, um beispielsweise ihr Auto auf dem Hof zu wenden. Dass es dabei keine Blechschäden gibt, wundert mich immer wieder aufs Neue. Nachmittags ist der Hof bunt: überall wuseln Menschen umher. Schön ist das anzusehen!

Wie beim Reiten ist Erfahrung auch eine Frage der Koordination

Erfahrene Aussteller wissen genau, was sie wie in ihrem Auto verstauen und was wo auf dem Tisch am besten aussieht. Wenn Du schon mal mit deinem Pferd verreist bist oder mit 6 anderen Personen in einem Bulli zum Campen warst, weißt Du, was ich meine. Je häufiger man die viel zu vielen Einzelteile in einen sehr klein erscheinenden Kofferraum packt, desto schneller findet sich eine praktikable Anordnung, die jeden Millimeter Stauraum nutzt.

Beim Reiten ist das ähnlich- es ist beispielsweise sinnvoll, erst zu putzen und dann zu satteln. Nachgurten macht man am besten bevor man aufsteigt. Auf dem Pferd geht die Aufrichtung des Oberkörpers leichter, wenn man zuerst die Gesäßknochen symmetrisch belastet und dann das Becken in die dafür erforderliche Mittelposition bringt. Ein erfahrener Reiter denkt nicht darüber nach, er tut das einfach.

Doch was passiert, wenn ein erfahrener Reiter einen Fehler in die Bewegungssteuerung eingebaut hat?

Das ist sehr viel häufiger, als man denkt. Unser Gehirn arbeitet sehr ökonomisch und will uns immer vor Schaden schützen. Hatte man zum Beispiel mal eine Bandscheibensymptomatik oder wurde am Knie operiert, bleibt oft eine Schonhaltung bestehen. Das Gehirn „weiß“ nach dem Unfall nicht, dass die verletzte Stelle wieder einsatzbereit ist. Denn ihm fehlen  aktuelle Meldungen aus diesem Bereich. Durch die Entzündungsreaktion ist es oft noch auf dem Stand von vor der Operation oder der Heilungsphase. So erhält das Gehirn sicherheitshalber den bestehenden Schonzustand und es steuert andere Muskeln an, um das noch nicht gesund geglaubte Gelenk zu schützen. Man agiert mit angezogener Handbremse, weil man dem operierten Gelenk nicht ganz traut, und fragt sich, ob es hält oder nicht, wenn man irgendwo herunter springen möchte.

Um das Vertrauen in die ehemals verletzte Stelle wieder herzustellen, muss man intensiv mit der Wahrnehmung arbeiten. Nur dann kann die tiefensensorische Steuerung ihre Arbeit wieder aufnehmen. Sonst bleibt ein schwarzes Loch in der Datenlage aus dem „Problemgebiet“ bestehen.

Interessanterweise hatte ich vorletzte Woche zwei Reiterinnen in der Praxis, die schon seit ihrer Kindheit reiten. Sie haben seitdem nie richtig aufgehört, so dass die motorischen Programme fürs Reiten gut automatisiert sind. Beide sind in den letzten Jahren operiert worden- allerdings aus ganz unterschiedlichen Gründen und an verschiedenen Stellen: die eine am Becken, die anderen am Gesichtsschädel.

Trotzdem haben beide auf dem Pferd deutliche und ähnliche Auffälligkeiten in der Sitzhaltung. Sie sitzen beide schief vom Becken her und haben Schwierigkeiten, den linken Gesäßknochen zu belasten. Das führt im Falle der einen Reiterinnen zu einem ziemlich verdrehten Oberkörper, wenn es rechts herum geht. Als Reaktion auf die unkoordinierten Hilfen läuft das Pferd rechts herum über die Schulter weg oder galoppiert schwerer an. Bei der anderen Reiterin ist die Schiefe weniger ausgeprägt. Sie sitzt eher „über dem Pferd“ als „drin“, um fein abgestimmte und dem Pferd verständliche Gewichtshilfen geben zu können.

Beide wiesen in der Behandlung ähnliche Steuerungsprobleme auf

Aus meiner Erfahrung heraus weiß ich, dass die Steuerung der Koordination über die Brustwirbelsäule läuft. Weiterhin entscheidet in der Frage der Koordination das Kleinhirn. Es braucht während jeder Aktivität topaktuelle Informationen aus dem Bereich, der arbeitet, um als Feedbackschleife die Ausführung korrigieren zu können: springt das Pferd den Wechsel durch oder springt die Hinterhand nach? Muss ich mehr oder weniger treiben, oder es gerade richten? Vielleicht sollte ich nachgeben, wenn die Halsung des Pferdes nicht gut ist?

Diese Fragen kommen so schnell auf, dass ein guter Reiter intuitiv reagiert. Es sei denn, der Trainer gibt Anweisungen von außen, die ihn bewusst handeln lassen. Wir haben auf dem Pferd nur ein sehr kleines Zeitfenster für die Hilfengebung. Um in einer Wendung oder bei einem Tempowechsel Haltung zu bewahren, müssen wir schnell reagieren,. Dafür braucht es in jeder Phase der Pferdebewegung so viele Steuerungsimpulse an vielen Stellen im Körper des Reiters, dass er sie unmöglich alle bewusst geben kann. Vor allem die Gleichgewichtsfunktion wird reaktiv geschaltet- wir handeln meist intuitiv, um nicht vom zu Pferd fallen.

Mit beiden Reiterinnen habe ich mit neurofunktioneller Integration gearbeitet. Wie es zum Thema passt, lagen die meisten „Lösungen“ für ein bestehendes Schaltungsproblem im Bereich des Kleinhirns. Ich liebe es, wenn sich die theoretischen Überlegungen in der Praxis bewahrheiten. Dann grinse ich über das ganze Gesicht, weil der Körper uns sagt, wie es geht. Wir müssen ihm nur zuhören. Im Anschluss bekamen beide ähnliche Übungen für ein sensomotorisches Training. Sie sollen ihnen helfen, auf dem Pferd beide Gesäßknochen gleichmäßig zu belasten. Nur so können sie stimmige Gewichtshilfen einleiten.

Nun ist der August fast vorbei und ich bin mit meinem Sohn ein paar Tage an der Ostsee

Bei 22 Grad Lufttemperatur und Wind ist es für mich nicht nur eine Frage der Koordination schnell aus dem Wasser in die wärmende Sonne zu kommen. Ich bin eine Frostbeule und bade im Gegensatz zu meinem Sohn eigentlich nur bei 28 Grad aufwärts in der Ostsee. Aber wenn Dir so richtig kalt und die Haut rot vom kalten Wasser ist, kannst Du das Thema Wahrnehmung und Anregung der Tiefensensibilität als erledigt abhaken. Du kannst diese Reize auch gezielt für Dein Körperthema einsetzen.

Wenn Du dazu praktische Anregungen brauchst: Am 16.10.2025 bin ich für ein PM – Seminar zum Thema “Besser Reiten- locker bleiben in Hüfte Knie und Rücken“ (Das ist mein aktuelles FN- Buch: Klick für mehr Informationen auf die Links) im Raum Bremen auf dem Schimmelhof. Dort war ich zuletzt als Jugendliche auf einem Voltigierturnier- so schließen sich Kreise.

Geht es Dir eher um Fitness und Gesundheit ist vielleicht Anfang Oktober die gleichnamige Ergänzungsqualifikation etwas für Dich. Sie findet vom 02.10.- 05.10.2025 auf Rügen in Viervitz statt. Informationen unter dem Link und Anmeldung unter info@reiten-viervitz.de.

Um das Thema gesunder Rücken von Reiter und Pferd und den für beide passenden Sattel geht es am 09.11.2025 in Stadthagen bei Hannover. Die Organisation erfolgt über die Fachgruppe Gesundheitssport mit Pferden – Anmeldungen an vorstand@gesundheitssport-mit-pferden.de.

Nimm´ die Herausforderung an und rücke Deine Tiefensensibilität ins Visier- dann klappt es auch mit der Wechseln 🙂

Einen schönen Spätsommer wünscht,

Corinna von Reitclever

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Neue Wege gehen, Neues von Reitclever Juli 2025

Neue Wege auch im Reitsport

Liest man Zeitung, hört man Nachrichten oder sieht man sich im Reitsport um, gibt es überall Stimmen, die raten, neue Wege zu gehen. Die in Deutschland gefühlt kränkelnde Wirtschaft blickt auf einmal optimistischer in die Zukunft, nachdem die Bundesregierung ein historisches Schuldenpaket auf den Weg gebracht hat. Das hat sie in der vorherigen Legislaturperiode in viel kleinerem Ausmaß verwehrt. Horrende Schulden kommen für Privatleute weniger in Frage. Zumindest nicht, wenn sie beispielsweise ihr Pferd dauerhaft halten möchten.

Auch außerhalb der Politik scheint sich Manches zu verändern

Ich habe vor kurzem bei Facebook einen Artikel gelesen, in dem es um frühere, ländliche Turniere ging. Die fanden auf abgemähten Feldern statt und der Boden im Dressurviereck wies Löcher auf. Abends wurde gemeinsam gefeiert und morgens gegeneinander geritten.

Ich bin kein Fan von „früher war alles besser“. Doch letztes Wochenende habe ich in Neustadt/ Dosse zur Landesmeisterschaft gestaunt, was sich dort alles verändert hat. Eine neue T-Reithalle, eine Hochglanztribüne für den Paradeplatz und chic angelegte Dressurvierecke scheinen für neue Wege in der Ausrichtung des Gestüts zu sprechen. Als ich Anfang des Jahrtausends dort meinen Trainerschein gemacht habe, sah es anders aus. „Reiten als Schulsport“ stand damals noch in den Kinderschuhen und hatte etwas von Grundlagen erlernen. Heute geht es in diesem Projekt um Leistung und Erfolge- als Feld, Wald- und Wiesenreiter hat man keine Chance, in der Schule aufgenommen zu werden.

Genau das sah man auch in den Prüfungen der Landesmeisterschaften: ich habe viele gut reitende junge Menschen gesehen. Aber auch welche, die kein anderes Mittel hatten, als Schieben und Ziehen. Deren Pferde zeichneten sich durch dünne Hälse und wenig Muskulatur aus. Man kann einem Tier ansehen, wie es gearbeitet wird.

Damals wie heute verstehe ich die Notenvergabe in der Dressur nicht immer. Sie hat wohl auch damit zu tun, aus welchem Stall man kommt und wo der Reiter trainiert. Manche Ritte haben mir gut gefallen und wurden auch gut bewertet. Andere waren gruselig anzusehen und wurden schlecht benotet. Da stimmte die Endnote mit meinem Gefühl überein. Aber das war nicht immer so. Viele Namen kannte ich nicht, weil ich seit 20 Jahren nicht mehr auf so einem Turnier war. Einige erkannte ich wieder- die reiten heute noch genauso wie damals oder auch schlechter. Vielleicht sehe ich sie auch anders, weil sich mein Auge auf neue Wege eingelassen hat.

Doch scheint die Schere auch bei den Reitern weiter aufzugehen

Um auf so einem Turnier zu bestehen, braucht man neben Motivation und Zeit einen gut gefüllten Geldbeutel für ein teures Pferd. Den braucht man inzwischen als „Normalo“ auch, um auch weniger teure Pferde gut zu füttern. Und es wird immer schwieriger, es bereitzustellen.

Ich habe für unsere diesjährige Winterration Heu fast doppelt so viel bezahlt wie vor 5 Jahren von unserem örtlichen Heubauern. Jetzt stammt das Heu von 20 km entfernten Wiesen, ist von guter Qualität, ohne Jakobskrauskraut und sichtbare Graukresse. Die trockenen Wiesen um unser Dorf herum sind graukresseverseucht. Wir selbst feiern in diesem Jahr, dass sich das von Hand ausreißen der letzten Jahre auszahlt: wir haben deutlich weniger von dem Zeug auf den Wiesen zu stehen.

Die Pferde sehen besser aus und atmen besser. Seitdem wir den Heulieferanten gewechselt haben, pumpen sie auch bei Staub deutlich weniger und husten kaum. Ich hatte jahrelang hustende Pferde im Sommer. Weniger trocken ist es in diesem Jahr nicht bei uns. Zum Glück hat es kürzlich ergiebig geregnet, sonst wäre es vorbei gewesen mit der Weidesaison.

Geht es nur um Geld im Pferdesport?

Wenn man oben mit reiten möchte ganz bestimmt. Doch auch, wenn man „nur“ Spaß mit dem Partner Pferd haben möchte, muss man das ganze Drumherum bezahlen. Je hochwertiger desto teurer. Damit meine ich nicht das 100.te Müsli mit der noch zuckrigeren Melasseschicht über den Körnern, sondern das ganz normale Grundfutter. Hafer, Heu und Stroh- das reicht für ein gesundes Pferd in der Regel und wird auf Grund des Wetters teurer.

Es ist unsere Verantwortung, dass Tiere in unserer Obhut gesund bleiben. Futter und Haltung ist das eine- ausreichend Bewegung und Training für das, was das Pferd leisten soll, das andere. Gesund reiten für Reiter und Pferd ist meine Idee und Ausrichtung. Und leider sehe ich oft, dass genau all das nicht stimmt, wenn es günstig ist.

Denn da fängt es an: Mit Aufklärung und Wissensvermittlung. Erklärt man die Basics einer guten Ausbildung von Reiter und Pferd öffentlich, bedanken sich manche Trainer, dass so etwas auch nicht so erfahrene Reiter wissen müssen. Andere fühlen sich auf den Schlips getreten und giften, dass die Reiterwelt nicht auf solche unspektakulären Basics wartet.

Wie sehen neue Wege im Reitsport aus?

Wie erreicht man „die Reiter“? Schon diese Formulierung ist missverständlich, denn die Realität zeigt, dass Reiter früher wie heute keine einheitliche Gruppe sind. Die Bezeichnung „Freizeit“- oder „Turnierreiter“ kann eine Auszeichnung oder ein Schimpfwort sein. Abgesehen davon, dass die wenigsten von uns Berufsreiter sind. Also betreiben wir diesen Aufwand in der Freizeit nach einem Acht- oder Mehrstundentag.

Welchen Stil man bevorzugt und wie das Tier lebt, ist genau so eine Glaubensfrage wie zu welchem „Lager“ man gehört. VfD, FN, klassisch, native, Western, Horseman… Viele finden nur die eigene Gruppierung gut und schauen nicht über den Tellerrand. Zwar hat jeder schon positive und negative Erfahrung mit dem einen oder anderen dieses Labels gemacht, aber trotzdem werden „die anderen“ häufig verteufelt und beschimpft.

Wir brauchen eine Verständigung darüber, wie ein guter oder schlechter Weg aussieht. Dabei ist es für mein Dafürhalten völlig egal, was für ein Sattel auf dem Pferd liegt und ob es mit oder ohne Gebiss läuft. Passend muss die Ausrüstung sein. Nur dann kann das Tier entspannt laufen, Takt und Losgelassenheit entwickeln, ehe es zu einer ausreichenden Tragkraft kommt. Und das ist nicht neu, sondern schon lange bekannt. Schon früher haben sich die verschiedenen Lager über den richtigen Weg dahin teilweise recht lautstark beschimpft.

Aber geht es nicht ums Pferd?

Das wie der Reiter nur eine Art von Anatomie hat, so dass sie nur auf eine bestimmte Art und Weise funktionieren kann? Dass der Weg in der Ausbildung des Reiters anders aussieht als der des Pferdes, habe ich in dem Artikel „Koordination, Gleichgewicht und die Skala der Ausbildung beschrieben (Klick auf den Link, um ihn zu lesen).

Das unterrichte ich unter anderem in meinen Kurswochenenden. Im Juni war ich wieder zum Unterricht auf einer wirklich schönen Reitanlage. Dort kostet die Unterbringung monatlich eine hübsche Summe. Dafür es geht dem Pferd gut und das Futter passt. Auch sehe ich ein harmonisches Miteinander von jung und alt und der verschiedenen Reitweisen. Es geht um die Sache, die Liebe zum Pferd und nicht darum, wer zu welchem Lager gehört. Darauf kommt es in meinen Augen an. Um einen Einblick zu bekommen, klick auf das Video

Ich bin nicht bereit, zu kapitulieren, weil der Zug abgefahren ist. Momentan höre ich oft, dieses Pferd noch zu Ende zu bringen und sich dann kein Neues mehr zu kaufen. Aber es gibt auch motivierte Einsteiger, die bereit sind, alles so gut wie möglich zu machen. Früher wusste ich auch nicht so viel wie heute und habe manches falsch gemacht. Das ist normal und gehört zum Lernen dazu. Aber wenn „die Guten“ aufgeben, wer unterrichtet die Motivierten dann?

Wenn die Bereitschaft zum Lernen da ist, gibt es auch Möglichkeiten

Viele Kursanbieter müssen aktuell Kurse absagen. Gerade jetzt im Sommer scheint es eher um Urlaub zu gehen als um Wissen. Es ist vernünftig, sein Geld zusammenzuhalten, weil man nicht weiß, was noch kommt. Aber wenn ich auf die Landesmeisterschaften schaue und Reisebürobesitzer frage, ist Geld da. Die Leute verreisen momentan so viel wie noch nie. Ob das aus den Einschränkungen nach Corona resultiert oder ob sie angesichts der Krisen dieser Welt jetzt reisen, weil sie nicht wissen, wie lange sie das noch können, kann ich nicht beurteilen.

Doch sind mir die Pferde wert, mit Herzblut dabei zu bleiben.

Aus diesem Grunde gebe ich am 20./21.09.2025 in Kooperation mit dem Vfd Berlin Brandenburg das Seminar „Reiten lehren- Reiten verbessern“. Es richtet sich ausdrücklich an Reitlehrer und Trainer und zielt auf die Fähigkeit ab, handlungsorientiert zu korrigieren. Es geht weniger um Fehler sehen als um die Möglichkeit, dem Reitschüler zu zeigen, wo und wie er sich verbessern kann. Mehr Informationen bekommst Du unter dem Link. Es gibt noch freie Plätze.

Ebenfalls für Trainer geht es Anfang Oktober auf Rügen um „Fitness und Gesundheit“. Wenn wir den Reitsport besser machen wollen, müssen wir an der Basis ansetzen. Den wenigsten Reitern geht es um Ruhm und sportliche Ehre. Meist wollen sie einfach eine gute Zeit mit und auf dem Pferd verbringen. Da es dafür auch Geld braucht, verwirklicht man Kindheitsträume häufig erst, wenn man die Möglichkeit hat. Wenn die Familienplanung durch ist und der Job genügend Einkommen hergibt, kann man dieses Vorhaben angehen. Es gibt viele ältere (Wieder-)Einsteiger, die dann schon die eine oder andere körperliche Baustelle haben. Die holt man mit einem gesundheitsorientierten Ansatz ab und bindet sie über den Partner Pferd an eine regelmäßige sportliche Tätigkeit. Darum, um die Chance, neue Zielgruppen zu erschließen und auch um das notwendige Wissen rund um den menschlichen Körper geht es vom 02.10.- 05.10.2025 in Viervitz. Informationen unter dem Link und Anmeldung unter info@reiten-viervitz.de.

Für Einsteiger und Pferdemenschen, die es im Sinne des Pferdes richtig machen wollen, gibt es ab dem 11.10.2025 bei mir auf dem Hof noch einen Kurs Pferdeführerschein Umgang. Auch hier mehr Informationen unter dem Link.

Ich wünsche Dir einen schönen Urlaub und neue Wege, die dich weiter bringen,

Corinna von Reitclever

#mehrwissenfuerreiter, #pferdeliebe, #kursefuerreiter, #frueherwarallesbesser, #reitcleverontour, #gesundespferd, #gesundreiten, #trainthetrainer

Koordination, Gleichgewicht und die Skala der Ausbildung

Quelle: https://www.pferd-aktuell.de/ausbildung/ausbildung-des-pferdes/ausbildung-des-pferdes

Koordination, Gleichgewicht und eine gute Grundbeweglichkeit sind entscheidend für einen lockeren, ausbalancierten Sitz. Auch für die Entwicklung dieser motorischen Fähigkeiten gibt es eine Skala der Ausbildung. Wenn Reiter sich schon vor dem Ritt lockern, profitieren sie dann von dem positiven Effekt, dass sie von Beginn an geschmeidig sitzen.

Hand aufs Herz: wärmst Du dich vor einem Ritt auf?

Die meisten Reiter holen zumindest ihr Pferd von der Koppel und putzen es vor dem Ritt. Zugegeben ist das eine gewisse Aufwärmaktivität. Aber es geht noch spezifischer: ich empfehle, schon vor dem Aufsitzen die Fähigkeiten für Koordination und Gleichgewicht mit an Bord zu holen. Das geht mit kurzen Übungen, die man mit wenig Aufwand zwischen Putzen und Satteln durchführen kann. Solche kleinen Wachmacher erarbeiten wir in meinen Kursen, die für jeden anders aussehen können.

Im Prinzip geht es darum, das Gehirn aufzuwecken. Es soll in der Lage sein, schnell und unaufgeregt auf die Bewegungen des Pferdes zu reagieren. Bewegt sich das Reittier kontrolliert und in der erwarteten Richtung, können wir uns seinem Takt anpassen. Hat es hingegen seine eigene Vorstellung von Richtung und Tempo, sind unsere koordinativen Fähigkeiten mitunter schnell gefragt.

Man kann über die Rezeptoren in der Peripherie unserer Zentrale signalisieren, dass bald etwas passiert. Je mehr Informationen das Gehirn aus dem Bereich bekommt, mit dem wir uns bewegen wollen, desto leichter kann es die entsprechenden Bewegungsmuster schalten. Auch ist das Feedback aus der Peripherie wichtig, damit wir uns auf die Bewegungen des Pferdes einstellen können.

Die Meldungen von Augen und Ohren entscheiden ebenfalls über das Gleichgewicht.

Sie sind relevant dafür, ob wir uns sicher fühlen oder ob das Pferd möglicherweise Gefahr wittern könnte. Es strömen permanent so unglaublich viele Informationen auf uns ein, dass wir nur wenige davon bewusst verarbeiten. Deshalb ist es sinnvoll, uns auf ein oder zwei Dinge zu konzentrieren, um die Bewegungssteuerung so fein wie möglich ablaufen zu lassen.

Die Kopfposition bestimmt das Gleichgewicht

Gut gelingt das, wenn wir uns in der Vorbereitung auf die Brust- und Halswirbelsäule konzentrieren. Dort liegen Rezeptoren, die wichtig für einen geraden Oberköper sind und die Kopfposition analysieren.

Der Kopf wird immer so eingestellt, dass Augen und Ohren sich orientieren und Gefahren melden können. Deshalb entscheidet die Position des Kopfs auch über den ausbalancierten Sitz auf dem Pferd.

Klick auf das Bild, um einen Zusammenschnitt aus meinem letzten Kurs für Koordination und Gleichgewicht zu sehen.

Wusstest Du, dass es auch für Reiter eine Skala der Ausbildung gibt?

Die fürs Pferd ist vielen Reitern bekannt: Dabei geht es zuallererst um Takt und Losgelassenheit für die Entwicklung einer gleichmäßigen Anlehnung. Die ist die Basis, um das Pferd über die Entwicklung von Schwung und Geraderichtung zur Aufrichtung zu bringen.

Beim Reiter ist es ein bisschen anders: wir müssen uns erst ausbalancieren und aufrichten, um den Takt es Pferdes in unseren Köper aufnehmen und als dirigierenden Impuls zurückzugeben. Erst ist also ein stabiler Sitz notwendig, um daraus ein Gefühl fürs Pferd zu entwickeln und fein einwirken zu können.

Dafür kannst Du leichte Techniken benutzen

Anregungen aus dem Neuroathletiktraining eignen sich dazu, Koordination und Gleichgewicht zu verbessern. Wenn Du weißt, ob Du eher die Mittelpositur für die Neutralisierung des Schwung des Pferdes, die Brustwirbelsäule für die Aufrichtung deines Oberkörpers oder die Halswirbelsäule für mehr Balance aktivieren möchtest, kannst Du gezielt vorgehen. Anregungen dafür gibt es beispielsweise in meinem Buch: Besser reiten- locker bleiben in Hüfte, Knie und Rücken, was Du im FN- Verlag erwerben kannst (Klick für mehr Informationen auf den blauen Link).

Solltest Du bei dem einen oder anderen Körperteil Schwierigkeiten haben, ihn richtig anzusteuern, hilft vielleicht eine gezielte Analyse und Nachhilfe. Beides erarbeiten wir bei einem Physiocheck für Reiter oder einem Riders- Check. Mehr Anregungen bekommst Du auf der Seite Reitclever.de.

In diesem Sinne wünsche ich Dir und deinem Pferd einen lockeren Sommer,

Corinna von Reitclever.

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Ohne Gleichgewicht geht nichts, Neues von Reitclever Juni 2025

Ohne Gleichgewicht geht gar nichts- Heu einstapeln im Dunkeln.

Die gute Nachricht: unser Heuvorrat für den Winter ist im Trockenen. Der Wetterbericht mahnte uns zur Eile, da Gewitter angekündigt waren. Leider fielen die bei uns nicht so ertragreich aus wie angekündigt. Auch wenn es in der Nähe unseres märkischen Bauernhofs stark regnet, kommt bei uns meist nicht so viel herunter. Letzte Woche kam von den schweren Unwettern in Berlin nicht ein Tropfen bei uns an.

Während wir also an einem späten Freitagabend Heu einstapeln, denke ich über die Work-Life-Balance von Landwirten und Pferdeverrückten nach. Das Wissen, „ohne Gleichgewicht geht nichts“ spielt eine untergeordnete Rolle, wenn Regen angekündigt ist. Heu muss trocken eingefahren werden, sonst ist eine Ernte möglicherweise innerhalb von Minuten hinüber. So etwas reißt nicht nur ein ordentliches Loch in den Geldbeutel des Landwirts, der bis zu dahin Zeit, Sprit und Energie in die Ernte gesteckt hat. Sondern es kommt im darauffolgenden Winter auch zu Engpässen und höheren Preisen, wenn flächendeckend zu wenig Heu eingefahren wird.

Wir hatten das im ersten Dürresommer vor einigen Jahren  

Deutschlandweit gab es keinen zweiten Schnitt. Betriebe kauften Heu aus Polen und Tschechien. Gefühlt alle Kleinbauern machten ihre Heulager leer und brachten auf den Markt, was dort mitunter lange lag. Es war ein Winter, der viel forderte, weil aus Heumangel Stroh gefüttert wurde. Die Klinken waren voll von Pferden mit Verstopfungskoliken. Kein Raufutter ist absolut keine Alternative, wenn es um die Verdauung unseres vierbeinigen Freundes geht. Rohfaser, Energie und Mineralien müssen in einem guten Verhältnis stehen:  Auch bei ihnen gilt: ohne Gleichgewicht geht nichts.

Aus diesem Grund sage ich immer ja, auch wenn ich spät am Tag die Nachricht kriege: „wir bringen heute Heu“. Auch wenn mir das Einstapeln bis 23:15 nach einem vollen Tag später in den Knochen steckte. Ich war müde und Stellen meines Körpers machten sich bemerkbar, die lange Ruhe gegeben hatten. Im Sinne der Balance lasse ich am folgende Tag alles ruhiger angehen, sonst gerät mein Gleichgewicht aus den Fugen.

Zur Work- Life- Balance gehört auch „work“ habe ich kürzlich gehört  

In dem Gespräch mit einer selbständigen Praxisbetreiberin ging es um die Arbeitszeit aktuell abgeschlossener Arbeitsverträge. Auch bei mir in der Physiotherapiepraxis hat sich das deutlich verändert: Wenn es vor einigem Jahren noch üblich war, einen Betrieb von 7:00 bis 21:00 geöffnet zu halten, mindestens aber von 8:00 – 19:00 ist das heute anders. Manchmal bin ich alleine, wenn ich bis 18:00 oder 19.00 behandle. Wir haben nur zwei andere Kollegen, die an auserwählten Tagen bis 19:00 arbeiten.

So sehr ich jedem seinen frühen Feierabend gönne- wo gehen denn die Menschen mit Problemen hin, die  arbeiten und erst ab 17:00 zur Therapie kommen können? Oder neben Job, Haushalt und Pferd auch etwas für sich tun wollen? Manchmal stehe ich vor verschlossenen Türen eines gut sortierten Getränkemarkts in meiner Gegend, da er früh um 8:30 noch nicht auf hat und um 19:00 schon wieder schließt. Das verringert seinen Umsatz und irgendwann summieren sich die Ausfälle zu der Notwendigkeit, den Laden zu schließen. Oder er schließt früh, weil er am Abend keinen Umsatz mehr macht.

Ohne Gleichgewicht geht nichts- das ist auch in unserem Körper so

ohne Gleichgewicht geht nichts

Eine wesentliche Rolle in der Steuerung der körpereigenen Balance spielt unsere Halswirbelsäule. Ihre Hauptaufgabe ist es, die Orientierung in der Umwelt zu ermöglich: Sie bringt den Kopf in eine aufrechte Position, damit Augen, Ohren und Nase alles Wichtige erfassen können. So muss die HWS kompensieren, wenn eines dieser Sinnesorgane Funktionsdefizite hat. Denn sie sind entscheidend für unsere Sicherheit. Sobald sie etwas erfassen, was das Gehirn als Gefahr einschätzt, wird ein Schutzprogramm geschaltet.

Im Wirbelkanal verläuft das Rückenmark für die Versorgung des ganzen Körpers. Etage für Etage tritt ein Spinalnervenpaar aus, um Hals, Nacken, Arme, Beine und Oberkörper zu versorgen. Im Bereich der Halswirbelsäule verläuft ein wichtiges Blutgefäß zum Schädel. Deshalb wird einem schwindlig, wenn die HWS Probleme hat. Möglicherweise bekommt man dann auch Ohrgeräusche.

Überhaupt ist der Übergang Kopf Hals ein wichtiger Bereich

Er hat eine hohe Dichte an Rezeptoren, die die Lage im Raum und die Stellung des Kopfes zum Körper messen. Nur wenn die Augen horizontal ausgerichtet sind,  können wir uns gut orientieren. Deshalb wird der Kopf immer zuerst in eine aufrechte Position gebracht. Dann wird der Rest aufgerichtet. Auch für den Blutdruck gibt es dort Rezeptoren, was auftretenden Schwindel bei Halswirbelsäulenproblemen erklärt.

Es ist hilfreich, dieses Wissen auch auf dem Pferd anzuwenden. Aus gutem Grund sagt ein Reitlehrer oft: „Schau hin, wo Du hin reitest“. Das ist nicht nur wegen der Orientierung wichtig, sondern auch, weil der Körper dem Kopf folgt und dann automatisch die richtigen Hilfen gibt.

Am Wochenende haben wir diese Zusammenhänge ausführlich trainiert

Die Reiterinnen vom Hengstresort Velten waren motiviert und trotz der Wärme gut drauf. Sie haben schon öfter gespürt, dass es hilft, sich wichtige Zusammenhänge erst ohne Pferd bewusst zu machen.

Ging es bis jetzt um die Mittelpositur, ein langes Bein und den Drehsitz, haben wir uns dieses Wochenende auf einen geraden Oberkörper und lockere Hände konzentriert.

Wenn im Anschluss eine erfahrene Reiterin, die vor einiger Zeit nach einem Unfall komplett im Schutzmodus ritt, nun auf einem unsicheren Jungpferd mit viel go locker aus der Hüfte heraus mitgeht, geht mir das Herz auf.

Es ist das einfühlsame Miteinander, was mich antreibt. Wenn Mensch und Tier zu einer Einheit heranwachsen, ist das wunderschön anzusehen. Mein zentrales Wissen dabei ist „ohne Gleichgewicht geht nichts.“

Wenn Reiterinnen, die schon länger reiten und sich selber als nicht die begabtesten empfinden, nach der praktischen Einheit mit leuchtenden Augen vor mir stehen, ist das schön zu sehen. Mit welcher Begeisterung sie die Anregungen umsetzen. „Es war mir eine Herzenzfreude, dabei zu sein“, ist ein wirklich schönes Kompliment, was ich an dieser Stelle gerne an euch alle zurück gebe. Das ist Belohnung und Wertschätzung zugleich. Dafür stehe ich gerne auf dem Platz und bringe meine eigene Work-Life- Balance durcheinander.

In diesem Sinne,

behalte den Kopf oben,

Corinna von Reitclever

#gleichgewicht #halswirbelsäule #stellrezeptoren #ichliebemeinenjob #mehrwissenfuerreiter #pferdeliebe

#hengstresortvelten #fitimalter

Das Leben ist schön, Neues von Reitclever, Mai 2025

Das Leben ist schön!

Wenn man in Brandenburg lebt, fühlen sich manche Tage im Frühling schon wie im Sommer an. Wochenlang hat es nicht geregnet. Es weht ein leichter Sommerwind, die Vögel zwitschern und Gedanke über die bevorstehende Ernte schleichen sich ein. Es ist zwar erst Mai, aber was jetzt nicht genug Feuchtigkeit bekommt, hat Schwierigkeiten groß zu werden.

Was macht das mit dem ersten Schnitt 2025? Trotzdem gehe ich mit meinen Pferden spazieren und denke „Das Leben ist schön“. Wir leben in Deutschland paradiesisch, vergleicht man unser Leben mit dem anderer aus den Nachrichten im Fernsehen. Wir werden satt, haben ein Dach über dem Kopf, ein oder mehrere Pferde im Stall und können unserer Arbeit nachgehen. Wie viele Menschen auf dieser Welt beneiden uns gerade um all das, was für uns alltäglich ist.

Es geht immer noch ein bisschen besser

Ich war im Mai ein paar Tage in Stralsund. Ich brauchte eine Auszeit von meinem normalen Leben, um meine Gedanken zu sortieren. „Das Leben ist schön“ war immer in meinem Kopf, als ich durch diese alten Straßen lief. Dabei hatte ich auch den Hafen und Rügen im Blick, denn anschließend war ich ein paar Tage in Viervitz. Ich habe Fotos und Videos von einer Reiterin gemacht, um zu sehen, wie Neurofunktionelle Integration bei Reitern wirkt.

Bei ihr haben wir an der Halswirbelsäule gearbeitet und hatten im Anschluss deutliche Veränderungen in der Mittelpositur. Sie saß nach der Integration lockerer und es fiel ihr leichter, den Unterbauch für stimmige Gewichtshilfen einzusetzen.

In Stralsund und auch auf Rügen empfand ich, dass ich zu den Privilegierten dieser Welt gehöre. Denn ich bin in der Lage, mir diese Tage zu nehmen. Vor kurzem habe ich einen neuen Autorenvertrag unterschrieben. Es geht um neurozentriertes Training, eine meiner Lieblingstechniken. Aber diesmal im Zusammenhang mit Neurologie – Morbus Parkinson heißt das Thema. Meine Patienten haben mich dazu inspiriert.

Für diese Aufgabe brauche ich Zeit

Das Thema verlangt, meine Gedanken im Kopf zu sortieren und neue und alte Anregungen in ein stimmiges Gesamtkonzept zu bringen.

„Wenn das Leben Dir Zitronen schenkt, mach´ Limonade draus“: Parkinson Patienten gehören nicht gerade zu meinen Lieblingsklienten. Das mimiklose Gesicht und die Bewegungsarmut im Spätstadium beeinträchtigen die Wahrnehmung, dass hinter dieser muskulären Maske ein ganz normaler Mensch mit gesunden Emotionen sitzt. Diese Tatsache und die Erfolge, die mir ein neurozentriertes Vorgehen bei dieser Therapie zeigen, motivieren mich zu diesem Schritt.

Eine meiner Lieblingspatientinnen hatte einen tückischen Verlauf dieser Krankheit. Sie wurde spät erkannt und die Medikamente wirkten am Ende nicht mehr so, wie sie sollten. Trotzdem hat sie bis zum Schluss für ein selbst bestimmtes Leben gekämpft. Wenn ich hinter ihren muskulären Panzer blicken konnte, blitzten mit energiegeladene Augen und ein spannend gelebtes Leben entgegen. Auch für sie schreibe ich dieses Buch.

Doch ging mir erst in den letzten Tagen die thematische Nähe zu meinem Pferd auf

Als betroffener Patient kann man eine ganze Menge gegen seine Symptome tun und dafür sorgen, dass es nicht so schlimm kommt. Die Medizin ist deutlich weiter als vor 20 Jahren und Medikamente können passgenau eingestellt werden. Bewegungstherapie ist die zweite Säule einer erfolgreichen Behandlung.

Doch auch als Gesunder kann man seine Hirnfunktionen pflegen. Ernährung und ausreichend Schlaf spielen eine größere Rolle, als ich mir selbst bis jetzt eingestehen wollte.

Letztes Jahr bin ich eher zufällig auf ein Buch gestoßen, was ketogene Ernährung und regelmäßige, kurze körperliche Trainingseinheiten als Basis für einen belastbaren Körper beschreibt. Aus Neugier habe ich ein paar von den Anregungen aufgenommen und festgestellt, dass es mir sehr gut tut, regelmäßig und überwiegend Eiweiß zu essen: Das muss nicht unbedingt tierischen Ursprungs sein. Man kann auch mit Hülsenfrüchten und Nüssen eine ganze Menge erreichen.

Doch bin ich ein echter Abend „Brot“ Junkie und liebe Schokolade. Mir hat es gut getan, zu wissen, dass ich darauf verzichten kann. Es geht mir besser und ich fühle mich insgesamt beweglicher, wenn ich kaum Kohlenhydrate und Zucker zu mir nehme. Es gibt Autoren, die auf insgesamt „keine Kohlenhydrate“ schwören. Andere zählen die Nachtteile einer einseitigen Ernährung auf und betonen, dass wir Menschen für eine Mischkost gemacht sind.

Liest man neuere Forschungsergebnisse, kommt es jedoch auf die Eiweißversorgung an

Denn diese Aminosäuren sind die Basis sämtlicher Neurotransmitter, die in einem Körper etwas bewirken. Und sie befeuern unsere kleinen Kraftwerke, die in jeder einzelnen Zelle unseres Körpers vorhanden sind. Mitochondrien sind wahre Wunderwerke und machen 10 % unserer Köpermasse aus. Sie sorgen nicht nur für die notwendige Energie, alle lebensnotwendigen Prozesse in Gang zu halten, sondern haben auch einen entscheidenden Anteil, welche Zellen im Körper sich erneuern, regenerieren und welche ersetzt werden müssen. Das ist ein wichtiger Faktor, wenn es um Aufbau und Erhalt von Körperfunktionen geht. Eine eiweißreiche Ernährung, genügend Schlaf und Bewegung sind wesentliche Faktoren, um unser System in Gang zu halten. Das beugt beispielsweise Morbus Parkinson und anderen neurodegenerativen Erkrankungen vor.

Und dann fasse ich mir an den Kopf

Meine 30 jährigen Cushingstute ist insgesamt in schlechterer Verfassung als früher. Logisch, sie ist 30. Und dafür sieht sie gut aus, sagen mir viele. Ich finde sie zu dünn.

Ich weiß, wie mein Pferd früher aussah und wie wenig Kraftfutter sie im Training brauchte. Da war ihr Stoffwechsel auch noch in Ordnung. Was hatte sie für einen tollen „Arsch“. Von dem ist nicht mehr viel übrig. Natürlich hat das auch damit zu tun, dass sie Arthrose im Knie hat. Pflanzliche Zusatzstoffe, eine Hyaleronspritze alle paar Jahre machen, dass sie ihre letzten Lebensjahre noch genießen kann. Reiten tue ich sie schon lange nicht mehr.

Doch frage ich mich manchmal, wie betriebsblind ich bin. Eine Freundin, die sich mit PSSM und darauf abgestimmter Fütterung gut auskennt, hat mich darauf gebracht.

Wo bekommt sie denn ihr Eiweiß her, wenn sie keinen Hafer und nur getreidefreies Müsli bekommt?

Gute Frage- aus Heucobs dachte ich.

Aber das hat ihr augenscheinlich nicht gereicht. Letztes Jahr begann ich Myocare Müsli zu füttern. Da ist viel pflanzliches Eiweiß drin. Und siehe da, sie baute wieder etwas auf. Seit Anfang diesen Jahres lief sie schlechter und ließ ihre Zehen hinten oft schleifen. Ich versprach mir viel von einem teuren Kombinationsprodukt, was biophile Komponenten zur Entzündungshemmung und zur Knorpelpflege integriert hat. Das brachte nicht den gewünschten Erfolg.

Zwei Backenzähne waren auch zu hochgewachsen, dass sie das Heu vielleicht auch nicht mehr gut kauen konnte und ungerne fraß. Die Hyaleronspritzen und die Zahnbehandlung waren sicher ein Teil der nun sichtbaren Besserung. Aber das wieder ins Gedächtnis gekommene „Muskelmüsli“, eiweißreiche Heucobs und die tägliche Freude darüber, wieder aufs Grün gehen zu dürfen, haben ihr einen deutlichen Energieschub gegeben. „Meine Flori“ sieht wieder besser aus, schaut fröhlich und trägt den Kopf höher. Das freut mein Herz. Sie soll ihre letzten Jahre noch genießen.

Doch bin ich nach wie geflasht von den Funktionszusammenhängen.

Was einem Parkinsonpatienten hilft, hilft auch uns und unseren Pferden. Tun die Knie weh, bewegt man sich ungerne. Wahrscheinlich hat meine Stute sich deshalb kaum noch hingelegt und zu selten tief geschlafen, weil sie Schmerzen beim Aufstehen hatte. Wenn darüber hinaus das notwendige Eiweiß fehlt, um alle wichtigen Prozesse einschließlich des Muskelaufbaus in Gang zu bringen, kann sie ja nicht gut drauf sein.

Und eigentlich hätte es mir klar sein müssen: Das Medikament, was Cushing Pferde gegeben wird ist dasselbe, was auch Parkinson Patienten bekommen… Vielleicht schreibe ich auch deshalb dieses Buch. Weil mich Funktionszusammenhänge interessieren.

Ich wünsche dir, dass Du solche auch bei Dir und deinem Pferd findest. Und wenn Du sebst schon etwas in die Jahre gekommen bist: wir als Fachgruppe Gesundheitssport mit Pferden veranstalten am Sonntag, den 27.07.2025 in Redefin eine Fortbildung zum Thema „Fit bis ins Alter“. Sie richtet sich an Reiter, und Trainer. Informationen erhältst Du unter dem Link.

Das Leben ist schön 😊 In den letzten Tagen hat es auch hier geregnet. Dann wird das schon mit der Heuernte!

Beseelte Grüße,

Corinna von Reitclever

#lowcarb #cushingsyndrom #reitcleverontour #neurofunktioneelleIntegration #herzenspferd #ostseeliebe #pferdeliebe #morbusparkinson #ketogeneernaehrung #wunderbareaminosäuren

Warum Reiten gesund ist- EQ Fitness und Gesundheit

EQ Fitness und Gesundheit
EQ Fitness und Gesundheit

Reiten ist ein Sport, der hohe Anforderungen an die eigene Koordinationsfähigkeit stellt. Die kann man nur erbringen, wenn Körper und Nervensystem gut zusammenarbeiten.

Damit die beiden das können, sind eine ganze Menge Voraussetzungen nötig:

Zuallererst sollte ein Reiter an den richtigen Stellen elastisch sein, um die Bewegungen des Pferdes abzufedern. Nur dann kann das körpereigene Puffersystem den Schwung des Pferdes so abfangen, dass kein Gelenk gestaucht wird. Abgesehen davon, dass man nur so schmerzfrei auf dem Pferd sitzen kann, ist das die wesentliche Voraussetzung, sich gefühlvoll auf sein Pferd einstellen zu können.

Um die einzelnen Körperteile so zueinander zu bewegen, dass alle Gelenke gut mitarbeiten können und der Schwung des Pferdes dann tatsächlich neutralisiert wird, ist eine ganze Menge Muskelaktivität notwendig. Die muss teilweise miteinander und gegeneinander erfolgen- dafür sorgt die Koordinationsfähigkeit.

Auch das eigene Gleichgewicht muss gut sein, um sicher und ausbalanciert auf dem Pferd agieren zu können.

Darüber hinaus bringt uns der Partner Pferd eine ganze Menge positive Effekte

Warum Reiten gesund ist: Die neue EQ Fitness und Gesundheit
Die neue EQ Fitness und Gesundheit

Vor allem motiviert er, sich mehr und besser bewegen zu wollen. Die Freude, wenn das Tierchen uns anwiehert oder sich vertrauensvoll auf eine Zusammenarbeit einlässt, kann das Herz aufgehen lassen. Nicht nur das macht den Umgang mit dem Pferd zu einem wirksamen Herz-Kreislauftraining. Die moderate, aber über längere Zeit anhaltende Aktivität im Sinne eines Ausdauertrainings wirkt positiv auf die Gefäße.

Kurz gesagt verbessert Reiten die eigene Flexibilität und Leistungsfähigkeit enorm

Deshalb kann gutes Reiten körperliche Beschwerden wie Verspannungen, Steifheit und Schmerzen lindern, sowie Bewegungsprobleme verbessern. Auch lindert es psychische Beschwerden wie Stress- und Angstsymptome und Erschöpfungssyndrome.

Pferde wirken vielschichtig, nämlich auf die Stimmung, auf die Haltung, auf die Körpersprache: sie spiegeln und fordern Bewegung.

Nicht nur deshalb sollten wir dafür sorgen, dass Reiten auch für das Pferd gesund ist. Auch seine Beweglichkeit und Leistungsfähigkeit müssen im Sinne einer längerfristigen Tragebelastung aufgebaut und erhalten werden. Sonst wird die eigene Betätigung schnell zur Tierquälerei.

Auch kann man die positiven Effekte, die das Pferd bietet, als Ansporn für Einsteiger oder Wiedereinsteiger nutzen

Seit den 90 er Jahren gibt es eine Initiative im Reitsport, die sich um Fitness und Gesundheit im Sinne einer Prävention kümmert. Sie zielt auf Reiter und Nichtreiter ab und orientiert sich an den Kernzielen des Gesundheitsports:

  1. Stärkung von physischen Gesundheitsressourcen
  2. Stärkung von psychosozialen Gesundheitsressourcen
  3. Verminderung von Risikofaktoren
  4. Unterstützung zur Bewältigung von gesundheitlichen Beschwerden
  5. Aufbau von Bindung an gesundheitssportliche Aktivität
  6. Verbesserung der Bewegungsverhältnisse

Es geht in der EQ Fitness und Gesundheit darum, man Aspekte von Gesundheit und Fitness in allen Alters- und Leistungsstufen in den Unterricht integrieren kann – Für Kinder und Erwachsene, für (Wieder-) Einsteiger bis zum Berufsreiter.

Das setzt natürlich voraus, dass der Unterrichtende eine Idee hat, wie er Aspekte der Gesunderhaltung und Trainingslehre in den Reitunterricht mit einbeziehen kann.

Um das zu vermitteln, hat sich aus der früheren Präventionslizenz des DSOB „Gesundheitssport mit Pferden“ die Ergänzungsqualifikation Fitness und Gesundheit entwickelt. Sie befähigt interessierte Trainer, sich elementare Basics für die Erhaltung, Steigerung und Wiederherstellung psychischer und körperlicher Gesundheit anzueignen. Dabei geht es um die Funktions- und Leistungsfähigkeit im Sinne einer angepassten Trainingslehre.

Dabei findet bewusst eine Abgrenzung zum (leistungsorientierten) Reitsport und zur Reittherapie statt. Vielmehr soll das Angebot eine Motivation und Bindung zu regelmäßigem Sporttreiben bringen.

Wenn Du jetzt Lust bekommen hast mehr zu erfahren: Schau auf der Seite Gesundheitssport mit Pferden (Klick auf den Link) oder bei der FN. Am 02.10.2025 startet auf Rügen ein neuer Kurs für die Ergänzungsqualifikation Fitness und Gesundheit (Mehr Infos unter dem Link).

Diese Zusatzqualifikation bietet das Potential, sich neue Zielgruppen zu erschließen. Denn ein besonderes Augenmerk der Ergänzungsqualifikation liegt auf Einsteigern mit möglicherweise mangelnder Fitness. Über den besonderen Motivator Pferd gelingt es häufig, Menschen zu mehr und gesunder Aktivität für den eigenen Bewegungsapparat zu motivieren.

Einsteiger und Gesundheitsförderung kann zu einem großen Gewinn für einen Reitbetrieb und die Vereinslandschaft im Pferdesport werden.

Information und Anmeldung unter: info@reiten-viervitz.de

Corinna von Reitclever

Physiotherapeutin

Trainerin Prävention Reiten als Gesundheitssport

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Emotionen und Angst, Neues vor Reitclever, April 2025

Emotionen und Angst

Viel ist in Bewegung zur Zeit. Ende März war ich gefühlt zum letzten Mal zur Fortbildung in Murnau. „Mentale Systeme“ stand in der Neurofunktionellen Integration auf dem Programm. Im Kurs ging es auch um Emotionen und Angst- ein Thema was viele Reiter beschäftigt. Weiterhin kristallisierte sich heraus, dass mich noch zwei Kurse von meinem Endziel Master trennen.

Wie so oft entpuppte sich der Kursleiter als eine empathische und tiefgründige Wissensquelle. Seine Fortbildungen geben mir das Gefühl, eine neue Sicht auf mir schon bekannte Sachverhalte zu bekommen.

Die Techniken für die mentalen Systeme kannte ich zum Teil aus vorherigen Kursen, meiner Kinesiologieausbildung, aber auch aus dem Neuroathletik-training. Spannend ist das Zusammensetzen und neu in Verbindung bringen. Dr. Eckhardts Ausführungen bringen mich jedes Mal dazu, über grundsätzliche Dinge wie Stoffwechsel, Energiezufuhr und die Steuerung von Emotionen und Angst neu nachzudenken.

Erstaunlicherweise hängt Fühlen und Erleben an der Funktion von Zellen

Denn auf Zellebene wird in kleinen Kraftwerken, den Mitochondrien, ATP produziert. Ist dieser Energieträger nicht ausreichend vorhanden, leidet die Arbeitsweise unseres Gehirns. Auch wenn elementare Bausteine, Glukose oder Sauerstoff fehlen, schaltet es Fehlfunktionen.

Einfach besser reiten trotz Angst
Emotionen und Angst

Forscherteams bezeichnen psychische Auffälligkeiten auch als Fehlfunktionen des Gehirns. Bestimmte Verhaltensweisen werden unterlassen, zur falschen Zeit ausgeführt oder kommen übersteigert zum Tragen. Zum Beispiel kann man das Entstehen von Emotionen und Angst bestimmten Netzwerken im Gehirn zuordnen, die dann zu viel, zu wenig oder gar nicht arbeiten. Das kann dazu führen, dass beispielweise ein einfacher Stressmodus ohne erkennbaren Anlass in einer Panikattacke endet. Selbstverständlich sind diese Reaktionsmuster auch abhängig von der Umgebung, der Prägung, Vorerfahrungen und der aktuellen Situation.

Ob und wann sie ausgelöst werden, hängt außerdem vom Energieniveau ab. Je unausgeschlafener und gestresster man ist, desto eher rutscht man in eine Reaktionsweise, die man schlecht steuern oder modulieren kann.

Dieser Zusammenhang hat mich aufgeweckt

Wie oft schlafe ich zu wenig! Streng genommen reduziert jede Stunde zu wenig Schlaf die notwendige Reparaturfunktion unseres Körpers. Die sorgt neben der Heilung von verletztem oder überlasteten Gewebe auch dafür, dass im Gehirn alle Wege instand gehalten werden.

Stell´ Dir eine Baustelle vor: wenn eine Brücke oder eine Straße gesperrt ist, entsteht mitunter ein  Verkehrschaos: Gewohnte Wege sind zu und Seitenstraßen sind oft nicht in der Lage, die Ströme des Berufsverkehrs aufzunehmen.  So oder so ähnlich passiert das im Gehirn, wenn seine Leitungen nicht regelmäßig gewartet werden. Dann kommen die in der Blutbahn transportierten Stoffe gar nicht dorthin, wo sie benötigt werden.

Interessanterweise funktioniert das auch umgekehrt: So wie eine mangelhafte Versorgung Stress im System auslösen kann, können auch Emotionen und Angst die Funktion unserer „Kraftwerke“, die der Mitochondrien, behindern.

Es geht also um Ressourcen und Selbstfürsorge

Gerade Reiter sind bekannt dafür, dass sie den Speiseplan, die Bewegungs- und Ruhezeiten ihres Vierbeiners beobachten, analysieren und optimieren. Je nachdem, ob das Pferd nur mit den Kumpels auf dem Paddock steht oder für ein Turnier trainiert wird, braucht es eine angepasste Nährstoffzufuhr. Mein schon vor längerer Zeit geschriebener Artikel Ernährung für Reiter bekommt für mich gerade wieder eine ganz neue Bedeutung. Allerdings würde ich ihn nach meinem jetzigen Wissenstand um die Frage ergänzen, wie ich meinen täglichen Proteinbedarf decke. 1,6 Gramm Eiweiß pro Kilogramm Körpergewicht in 24 Stunden ist die empfohlene Dosis. Die braucht der Körper, um das besagte ATP, Neurotransmitter und Körperzellen zu pflegen und auch Muskulatur aufzubauen.

Ansonsten leidet seine Funktion und er sucht nach Proteinen:  Heißhungerattacken entstehen auch, wenn man zu wenig Aminosäuren zu sich nimmt. Dabei  ist es nebensächlich, ob die Proteine aus Hülsenfrüchten, Milchprodukten oder Fisch/Fleisch kommen. Hochwertig müssen sie sein und möglichst wenig bis gar keine Konservierungsstoffe enthalten, damit der Darm sie gut aufschlüsseln kann.

Um Futtermittel und Berechnung der Grundfunktion ging es auch in meinem diesjährigen Kurs Pferdeführerschein Umgang

Auf Grund meiner eigenen Fortbildungen lief er in diesem Jahr komprimiert über 1,5 Wochen. Das war eine Herausforderung für die Einsteigerinnen, aber machbar. Alle Teilnehmer haben motiviert mitgemacht und die Prüfung bestanden.  Mehr darüber kannst Du unter Der letzte Pferdeführerschein Umgang. Da ich zunehmend mehr neue Herausforderungen annehme und meine Pferde tatsächlich alt geworden sind, stelle ich mir die Frage, ob es Zeit wird, mit dieser Kursreihe aufzuhören.

Die Traurigkeit über die lange Zeit, die mit meinen Pferden irgendwann enden wird, ist begleitet von der Vorfreude auf Neues. So werde ich im Mai mit Martina Hermann zusammen in Viervitz auf Rügen zum ersten Mal eine Ergänzungsqualifikation für Trainer unterrichten. Das ist eine neue Stufe in meiner Arbeit. Wir haben schon öfter zusammen gearbeitet, die Voraussetzungen dort sind ideal für dieses Projekt. So freue ich mich darauf. Für Interessierte gibt es noch Plätze unter: info@reiten-viervitz.de.

Unsere Kursreihe Die 3 Fragezeichen: ? Rücken ? Becken ? Sattel – wie passt das zusammen? in Kooperation mit der Fachgruppe Gesundheitssport mit Pferden und dem Deutschen Reiter- und Fahrerverband findet am 31.05.2025 auf Gut Beningsfeld in 51427 Bergisch Gladbach statt. Im November 2025 sind wir dann in der Nähe von Hannover. Das motivierte Team von IFEAS gewährt uns eine Tag in seinen tollen Räumlichkeiten. So bringen wir gesundes Reiten für Reiter und Pferd allen Interessierten inhaltlich und örtlich näher.

Bis dahin, bleibt gesund,

Corinna von Reitclever.

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