Gibt´s Neues?

Danke sagen- Hirnfunktionen nutzen, Neues von Reitclever Oktober 2024

Danke sagen ist ein wichtiges Tool für eine konstruktive Lösungsstrategie

Ich würde gerne mal Danke sagen. Danke an alle, die mit mir gehen und meinen Ideen folgen. Vor allem möchte ich denjenigen danke sagen, auf die ich zählen kann. Die ich einfach anrufen und fragen kann „Hey- ich habe eine Idee, könnten wir vielleicht …?“

So geschehen vor ungefähr 8 Wochen, als sich herauskristallisierte, dass eine neue Seminaridee mangels Beteiligung nicht stattfinden wird. „Neuro Rider® meets Neurofunktionelle Integration“ wollten wir im Sommer auf den Weg bringen und neue Anregungen bieten. Jeder befindet sich mal in einer Sackgasse, aus der er schwer wieder heraus findet. Häufig ertappt man sich dabei zu denken: „Ich würde ja gerne, aber ich kann nicht, weil…“

Es gibt eine ganze Menge Entschuldigungen dafür, warum etwas nicht klappt: Der Sommer, der Winter, der Wind, die Energiekrise, steigende Futtermittelpreise, der Ukrainekonflikt, der den Getreidepreis weiter in die Höhe trieb, die Unruhe in der Oberorganisation der Reiter…

Aber man kann seine Hirnfunktionen nutzen, um sich dort heraus zu manövrieren.

Es gibt immer Gründe dafür, warum etwas nicht so läuft

Da steht es mir frei, mich dem allgemein grassierenden Missgefühl anzuschließen oder mein Thema lösen zu wollen. All das, was wir tagtäglich tun oder auch lassen, wird von unserem Gehirn in Gang gesetzt.

Dann wäre es eine gute Idee, dort auch eine Lösung zu suchen. Das gilt in unserer hochkomplexen Sportart für die Bewegungssteuerung, um beispielsweise den Sitz zu verbessern.

Darüber hinaus kann ich auch meine mentale Verfassung verändern. Es gibt im Gehirn so genannte antagonistische Funktionen, die man nicht zeitgleich ausführen kann. Man kann beispielsweise nicht parallel denken und fühlen. Man kann einen Muskel nicht zeitgleich anspannen und loslassen. Und man kann auch keine Angst empfinden, wenn man dankbar ist. In dem Moment, in dem man sich klar macht, dass man zwar momentan etwas schlecht tun kann, aber insgesamt gesund ist, ein Auto und eine Wohnung hat, möglicherweise auch ein oder mehrere Pferde, eine Familie, einen Hund… switcht man in eine konstruktive Denkweise um. Aus der heraus fällt es leichter, eine Lösung zu finden. Dabei hilft, sich klar zu machen, wofür man Danke sagen könnte.

Klappt das immer? Wahrscheinlich nicht- aber Danke sagen bringt einen vielleicht in eine andere Richtung.

Also geht mein Dank in den hohen Norden

Körperfunktionen besser steuern durch Neuroathletik

Martina Hermann vom Hof Viervitz bietet immer wieder Neues an. So lag es nahe, sie zu fragen: „Wollen wir mal Neuroathletiktraining mit Neurofunktioneller Integration® kombinieren?“ Wie erwartet kam „Klar, können wir machen- Ich bin da offen.“

Wir holten die persönlichen Mitglieder der FN mit ins Boot, legten einen Termin fest und bauten recht kurzfristig einen schönen Seminartag. Letzten Sonntag gab es dann „Körperfunktionen besser steuern mit Neuroathletik“ auf Rügen. Knapp 20 Teilnehmer waren interessiert dabei.

Körperfunktionen besser steuern durch Neuroathletik

Mentaltrainerin Simone Fröhlich machte ihrem Namen alle Ehre und zeigte Tools aus der Neuroathletiktrickkiste. Ich sorgte für den theoretischen Unterbau und konnte mit einer angehenden Trainerin zeigen, wofür eine neurofunktionelle Integration® gut ist. Dieses Thema ist nicht erst seit meiner letzten Fortbildung Mitte Oktober mein Steckenpferd.

Wenn man sich vorstellt, dass bei einer Verletzung oder einem Infekt eine großflächige Entzündung im Körper abläuft, greift die auf das gesamte Gewebe im betroffenen Gebiet über. Das kann dazu führen, dass zwar alle Strukturen wiederhergestellt werden, aber im Anschluss noch Einschränkungen in der Funktion bestehen. Die Reizweiterleitung vom Gehirn zum betroffenen Körperteil oder von dort zum Zentralen Nervensystem funktioniert dann möglicherweise nur eingeschränkt. Wenn man die Stelle der Störung ausfindig macht, läuft die Kommunikation zwischen Körperteil und Zentrale nach der Fehlerbehebung wieder.

Auf dem Pferd zeigt sich das an einem verbesserten Sitz. Das Nervensystem kann nach einer solchen Integration wieder auf mehr Ressourcen zurückgreifen, um den komplexen Anspruch „ausbalancierter Sitz“ in die Tat umzusetzen. Ich war begeistert davon, wie gut sich das nach der praktischen Demo (klick auf den Link um einen Videoausschnitt anzuschauen) zeigte. Jeder der Zuschauer konnte im Anschluss eine Veränderung sehen, die auch das Pferd positiv quittierte. Auch gab es viel schönes Feedback für die Veranstaltung- das freut uns sehr und lässt mich einmal mehr danke sagen. Und zwar an alle Beteiligten!

Weil das Thema Sitz und Gesundheit für Reiter und Pferd so wichtig ist, geht es weiter

Am 23.11.2024 veranstalten die Fachgruppe Gesundheitssport mit Pferden und das Landgestüt Redefin die Fortbildung „Gesunder Rücken für Reiter und Pferd“. Es wird um das Zusammenspiel von Reiter und Pferd und einen passenden Sattel gehen. Informationen bekommst Du unter dem Link und anmelden kannst Du dich hier.

Wenn dich das Thema Neurofunktionelle Integration® interessiert, kannst Du mehr in dem kürzlich veröffentlichten Artikel erfahren. Oder schreib mich unter dem Link an- ich kann diese Technik auch bei Dir vorstellen und Hirnfunktionen nutzen, um Hilfestellung für einen elastischeren Sitz zu geben.

In diesem Sinne wünsche ich Dir einen schönen Herbst,

Corinna von Reitclever

#neurofunktionelleIntegration

#besserreiten

#reitcleverontour

#reiteninviervitz

#pferdesportverbandmv

#PMSeminar

Die Hausmeisterfunktion- Ist deine Energiezufuhr in Ordnung?

Das Autonome Nervensystem oder auch die Hausmeisterfunktion

Letzte Woche war ich zur Fortbildung. Bei der Neurofunktionellen Integration stand das Autonome Nervensystem an. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass ich das Thema komplett neu verstanden habe. Das Autonome oder vegetative Nervensystem kann man als eine Art Hausmeisterfunktion verstehen. Wenn die nicht in Ordnung ist, wird es schwer, über den Tag gut zu funktionieren.

Das gilt für Mensch und Pferd: wenn eine bestimmte Leistung über einen längeren Zeitraum erbracht werden soll, muss vor allem die Hausmeisterfunktion in Ordnung sein: Das heißt, das ganze System braucht über die Zeit Sauerstoff und Glukose, um genug Energie zu haben. Bin ich krank, muss das Immunsystem bestimmte Stoffe an die betroffenen Zellen bringen, um den Infekt zu überwinden. Mache ich intensives Training, braucht die Muskulatur Aminosäuren und Energie in der Zelle, um überhaupt erst kontrahieren und dann aufbauen zu können. Ganz abgesehen davon von einer Fülle unterschiedlicher Neurotransmitter, die das Gehirn ausschüttet, um diverse erregende und hemmende Kreisläufe in Gang zu setzen.

Ich gebe zu, in dieser Funktionalität habe ich das gesamte System noch nie betrachtet.

Anders ausgedrückt kann man sagen, wenn ich in einer Sporthalle trainieren möchte, sollte sie über eine entsprechende Temperatur verfügen. Beispielsweise muss man sie im Winter heizen sein, wenn man dort trainieren möchte. Minusgrade wirken eher weniger aktivierend. Auch sollte das Licht funktionieren, wenn es draußen dunkel ist und man möchte duschen oder aufs Klo gehen können. Dazu braucht die Halle Strom und Wasser. Funktioniert das nicht, geht der Hausmeister erstmal in den Keller oder dorthin, wo der Sicherungskasten hängt. Ist dort alles in Ordnung, kann man schauen, ob die Strom- oder Wasserleitung im Haus einen Defekt hat. Möglicherweise muss man sogar auf der Strasse schauen, ob bei Bauarbeiten vielleicht ein Kabelstrang durchtrennt oder ein Rohr beschädigt wurde. Ganz zentral läge der Fehler beim Wasser- oder Elektrizitätswerk.

Genauso ist das in einem Körper: wenn eine Muskelzelle nicht genug Energie bekommt, kann ihre direkte Zufuhr in der Peripherie vielleicht nach einem Unfall oder einer Operation gestört sein. Oder die Versorgung vom Rückenmark zum Arm oder Bein hakt. Das würde der Zuleitung zur Sporthalle oder zum Haus entsprechen. Ist die Energiebereitstellung im Gehirn oder die Kommunikation aller beteiligten Zentren gestört, entspricht das der Störung im Elektrizitäts- oder Wasserwerk.

Mit Hilfe der Neurofunktionellen Integration kann man schauen, wo die Hausmeisterfunktion nicht funktioniert

Also entweder wo die Leitung einen Wackelkontakt hat oder wo die Synchronisation von Zentrale und Empfänger nicht optimal ist. Das kann man herausfinden, wenn man dem System Körper die richtigen Fragen stellt. Das kann man mit wenig Aufwand beheben, wenn man sich mit der Anatomie und Funktion auskennt. Dabei weisen Reflexpunkte auf bestimmte Funktionsstörungen hin. Ich bin inzwischen ein Fan dieser im Prinzip sehr einfachen Technik, die ein genaues Detailwissen voraussetzt.

Wenn Du dir vorstellst, dass eine Heizung nur warm werden kann, wenn die Leitungen zu ihr auf allen Ebenen intakt sind, kannst du diese Denke sehr einfach auf unseren Körper übertragen. Dabei ist es nicht so wichtig, ob es um Energie, Sauerstoff, Nährstoffe oder Immunzellen geht. Neben der Versorgung mit essentiellen Nährstoffen ist es genauso wichtig, dass diese Stoffe auch in die Zelle kommen, die gerade arbeitet. Funktioniert das gut, ist man leistungsbereit. Klappt das nicht, kann man nur sehr kurzfristig oder gar nicht aktiv werden.

Mir wird gerade bewusst, was das für Pferd bedeutet, denen man „Faulsein“ oder mangelnde Rittigkeit unterstellt, Vielleicht haben die einfach ein Problem mit der Energiebereitstellung.

So oder so werde ich das Thema am kommenden Sonntag auf Rügen aufgreifen

Pm Smeinra Körperfunktionen besser steuern durch Neuroathletik

Bei dem PM Seminar „Körperfunktionen besser steuern durch Neuroathletik geht es zum einen um die Aktivierung der Systeme, die für gutes Reiten verantwortlich sind. Aber eben auch darum, dass diese Systeme gut an das körpereigenen Steuerungsprogramm angeschlossen ist. Am 27.10.2024 werde ich mit Simone Fröhlich auf dem Hof Viervitz auf Rügen zeigen, was man mit einfachen Techniken bewirken kann, um sich selbst besser in Schwung zu bringen.

Wenn Du jetzt Interesse bekommen hast, mitzumachen: unter dem Link gibt es noch Karten.

Auch für die Fortbildung am 23.11.2024 in RedefinDie 3 Fragezeichen: ? Rücken ? Becken ? Sattel – wie passt das zusammen?“ in Kooperation mit der Fachgruppe Gesundheitssport mit Pferden gibt es noch freie Plätze. Anmeldungen bitte per mail an: vorstand@gesundheitssport-mit-pferden.de. Wer Lust hat sich einmal durchchecken zu lassen: die Neurofunktionelle Integration biete nach Absprache ich in meiner Physiotherapiepraxis in Berlin an.

Ich wünsche Dir eine effektive Energiebereitstellung für die nun kommenden kalten Tage,

Corinna von Reitclever

#fortbildung

#reitcleverontour

#pferdesportverbandmv

#pferdesportmv

#neurofunktionelleintegration

Junge und ältere Sichtweisen, Neues von Reitclever, September 2024

Junge und ältere Sichtweisen kamen beim Fotoshooting für mein neues Buch zum Tragen

Ich sitze im Zug nach Hause. Nun habe ich Zeit, die letzten Tage Revue passieren zu lassen und mir über junge und ältere Sichtweisen Gedanken zu machen.

Ich komme aus Stuttgart: Dorthin wurde ich zu einem Fotoshooting für mein im Januar erscheinendes Buch eingeladen. Das Model, die Redakteurin, der Fotograf, die Visagistin und ich. Als Vertreter dreier Generationen vertraten wir junge und ältere Sichtweisen. Wie immer, wenn die Chemie stimmt, entsteht eine besondere Atmosphäre. Unsere Erfahrungen boten viel Gesprächsstoff und ergänzten sich. So verging die Zeit wie im Fluge und dank des Models, das alle Anweisungen toll umsetzte, brauchten wir pro Übung nur 2-3 Bilder zu shooten. Ich freue mich schon jetzt, das Buch in den Händen zu halten.

Auch im Reitsport wird über junge und ältere Sichtweisen diskutiert

Erst vor kurzem habe ich einen Artikel darüber gelesen, dass die Reitweise „Low, Deep and Round“ (= LDR) schon in den 80ziger Jahren beobachtet und kritisiert wurde.

Schon damals und wahrscheinlich auch zu Zeiten, in denen die alte Heeresreitvorschrift als Ausbildungsmaßstab galt, wurde über „richtig“ und „falsch“ diskutiert.

Einen großen Aufschrei gab es, als LDR auch international gesellschaftsfähig wurde. Ich dachte immer, das geschähe auf Bestreben der niederländischen Rollkurfraktion, der auch deutsche Kaderreiter anhängen. Doch wenn diese Methode schon vor über 40 Jahren dokumentiert wurde und „der Doktor“ der prägende Ausbilder einer bis heute umstrittenen Olympiareiterin ist, ergibt das für mich ein anderes Gesamtbild. Eine andere international reitende Deutsche wurde von ihrem Vater ausgebildet. Seine Ritte empfand ich als junges Mädchen eher unspektakulär. Aber wenn ich heute in Videos sehe wie taktrein sein braunes Pferd geht, das Genick tatsächlich den höchsten Punkt bildet und sich die Verstärkungen raumgreifend entwickeln, geht mir das Herz auf. Kein Wunder, dass seine Tochter aktuell die Reiterin vieler Herzen ist.

Meines Erachtens lautet die entscheidende Frage, welche meine Richtung ist

Das entscheidet darüber, welche Literatur ich lese, welche Seminare ich besuche und was ich unterrichte oder bei wem ich Unterricht nehme. Dabei ist es egal, ob es um Reiten, Trainingslehre, Lehrpläne oder Ernährung geht. Ich muss mir meine eigene Meinung bilden, mich für den für mich und mein Pferd richtigen Weg entscheiden und den dann konsequent verfolgen. Es war schon immer so, was heute oft als  Thema hoch stilisiert wird. Schon immer verstanden die Älteren die Jungen schlecht und man neigt zum „früher war alles besser“.

Schöne Bilder beim Reitertag GroßBeuthen 2024

Ehrlich gesagt hat sich gerade, wenn es um Tierwohl geht, eine ganze Menge zum Positiven entwickelt. Als ich Reiten gelernt habe, standen die Schulpferde in Ständern und kannten keine Wiesen. Oft entschied  „der Knüppel“ über brav und widersätzlich. Schon damals war es sehr teuer ein Pferd zu halten und das wird es auch jetzt wieder.

Das heißt nicht, dass man nicht mehr hinschauen sollte. Besser geht es immer. Aber wir jammern und ärgern uns teilweise auf sehr hohem Niveau. Beim letzten Reitertag unseres Vereins konnte ich viele schöne Bilder sehen (Zum Lesen des Artikel klick´ auf den fetten Link).

Ich registriere, dass man weniger Unterschiede empfindet, wenn die Chemie stimmt

Da ist es egal, ob es sich um junge oder ältere Sichtweisen handelt. Jeder kann von jedem lernen. Es sind eher die eigenen Werte, die bestimmen, von wem ich einen Rat annehme.

Während des Fotoshootings konnte sich das Model für ihre bevorstehende mehrmonatige Reise Tipps vom Fotografen abholen. Der hat schon in Spitzbergen mit Handschuhen fotografiert, damit ihm die Finger nicht abfrieren. Er bestätigte übrigens auch meine These, dass die Ernährung darüber entscheidet, ob wir ein bestehendes körperliches Problem erfolgreich bewältigen oder nicht. Das erklärt sich durch die Tatsache, dass der Körper zum Heilen einfach hochwertige Materialien braucht, um Kaputtes zu ersetzen. Er hatte mal sehr starke Hüftprobleme und sollte ein neues Hüftgelenk bekommen. Die Physiopraxis, in die er sich begab, hatte als einzige Idee, ihn auf die bevorstehende OP vorzubereiten. Also machte er auf dem Absatz kehrt, las viel und begann, Weißmehlprodukte aus seinem Speiseplan zu verbannen. Vollkorn statt Zucker, Gemüse und helles Fleisch statt Obst und dunklem Fleisch, wenig Milchprodukte… Drei Monate hat das gedauert. Dann konnte wieder schmerzfrei und weite Strecken laufen. Von einem Gelenkersatz ist nach wie vor keine Rede mehr.

Im Gegenzug konnte das Model uns ein bisschen Nachhilfe darüber geben, wie sie mit Social Media agiert und wie sie ihren Content später auf Reisen verbreiten möchte 😊.

Also schau´, wo Du etwas verändern kannst

Für dich, für dein Pferd, für euer gemeinsames Wohlbefinden. Eine Idee ist es, im Training oder zuhause mal eine bunte Brille aufzusetzen (Für mehr Informationen klick´ auf den Link). Dieser Ansatz kommt aus dem Neuroathletiktraining und wird von manchen belächelt. Genau wie dieses ganze „neumodische Zeug“ nichts daran ändert, dass „man reiten nur durch reiten lernt“. Das stimmt tatsächlich, aber eine entsprechende Unterstützung erleichtert es unserem Gehirn, Bewegungsmuster zu verändern.

Wenn Du Lust, hineinzuriechen, was eine neurozentrierte Vorgehensweise nicht nur beim Reiten verändert, kannst Du Dich zum PM-Seminar „Körperfunktionen besser steuern durch Neuroathletik anmelden. Es findet am 27.10.24 auf Rügen statt und es gibt für die Teilnahme 5 Lizenzeinheiten.

Bis dahin, genieß den Herbst,

Corinna von Reitclever

#reitcleverontour

#neuroathletiktraining

#bessersitzenbesserreiten

#pferdeliebe

#doitride

Durch die bunte Brille sehen

Das ist ein bisschen viel des Guten, aber wir wollten sehen, wie eine bunte Brille auf Körperhaltung und Einwirkung wirkt.

Letzte Woche gab ich Reiterinnen Unterricht, die ich schon länger kenne. Dabei hatte ich Lust, ihnen eine bunte Brille aufzusetzen. Ich wollte testen, ob Farben einen Unterscheid machen.

Die Ergebnisse waren erstaunlich. Zu Anfang verbessern wir die Wahr-nehmung und Beweglichkeit in den Bereichen, die für einen elastischen Sitz auf dem Pferd entscheidend sind. Dabei wechselt der Fokus des Unterrichtstages. Im Anschluss bereiteten wir die Augen mit gezielter Blickstabilisation vor.

Eine bunte Brille oder auch Farbbrille wird beim Neuroathletiktraining eingesetzt

Licht ist eine wichtige Energiequelle für alle lebenden Organismen. Pflanzen nutzen es für die Synthese für sie wichtiger Substanzen. Bei Mensch und Tier beeinflusst es das körperliche Leistungsvermögen, die Stimmung und auch die Schlafqualität. Das geschieht über eine darauf erfolgende Hormonausschüttung im Körper. Deshalb kann ein bestimmtes Licht auch eine bestimmte Wirkung hervorrufen.

Das menschliche Auge kann elektromagnetische Wellen zwischen 380 und 780 Nanometer sehen. Aus den unterschiedlichen Spektralanteilen in diesem Bereich stellt das Gehirn nach der Wahrnehmung über die Augen Farben her. Licht, was aus allen Wellenlängen dieses Bereichs besteht, erscheint uns weiß. Sobald beispielsweise eine bunte Brille das Licht in einzelne Wellenlängen auffächert, sehen wir die Umgebung in einem bestimmten Licht.

Um die Wirkung zu testen, bekamen die Reiterinnen nacheinander verschiedene Brillen aufgesetzt

Wir nutzten einen Gleichgewichtstest und das Gehen, um herauszufinden, was bei jeder am besten wirkt. Die beiden Farbbrillen, die für sie die beste Wirkung zeigten, nahmen wir dann nacheinander mit aufs Pferd.

Es war sofort ein deutlicher Unterschied in Sitz und Einwirkung zu den ersten Runden ohne bunte Brille zu erkennen. Eine Reiterin, die sich auf Grund von eigener Unsicherheit gerne in der Hüfte festhält und eher mit hochgezogenen Knien im Hohlkreuz sitzt, fühlte sich mit einer violetten Brille viel sicherer. Sie saß damit so ausbalanciert im unteren Rumpf, dass wir an einem längeren Bein arbeiten konnten.

Bei einer anderen Reiterin geht es um die eigene Schiefe, die die des Pferdes noch verstärkt. Bei ihr machte eine blaue Brille den Sitz gerader, verstärkte aber  ihre Neigung zu einem hochgezogenen Absatz. Auch die violette Brille ließ sie gerade, aber elastischer in der Mittelpositur sitzen. So konnte sie das Pferd mit „gerader“ Fußsohle, was für Sie ein Meilenstein ist, geradeaus und auch locker in Stellung und Biegung reiten.

Am faszinierendsten fand ich, wie sich durch die blaue Brille Aufrichtung und Körperspannung einer anderen Reiterin verändert haben. Sie agiert sehr einfühlsam und ist sehr beweglich im Hüft-Beckenbereich. So kann sie zwar gut mit der Bewegung mitgehen, hat aber Schwierigkeiten, ihr Pferd von hinten nach vorne zu reiten und seinen Kopf in eine günstige Kopf-Halsposition zu bringen. Das gelang ihr mit der blauen Brille gut, aber sie wurde tendenziell zu fest im Oberkörper. Das beste Ergebnis gelang ihr mit der grünen Brille.

Mit ihr konnte sie ihr Pferd locker aufgerichtet in allen Gangarten fein dirigieren.

Es macht Spaß, mit der Wirkung der Farbbrille zu experimentieren

Die Wirkung zeigt sich auch bei unserem Partner Zwei befreundete Reitlehrerinnen setzen auch manchmal den Pferden eine bunte Brille auf. Wenn man weiß, dass rot morgens stimulierend und aktivierend und abends eher beruhigend wirkt, kann man das nutzen. Orange wirkt aufbauend und Leistung steigernd, gelb aufmunternd und Nerven stärkend, grün regenerierend, harmonisierend und vitalisierend. Grüne Brillen sollen bei Nervosität für mehr Ausgeglichenheit sorgen.

Der blauen Brille sagt man nach, dass sie beruhigt und entspannend. Bei beiden Reiterinnen, die die Brille trugen, habe ich eher eine vitalisierende Wirkung und vermehrte Körperspannung wahrgenommen.

Ich denke, wie welcher Farbfilter wirkt, ist von der Tageszeit und der eigenen Verfassung abhängig. Aber es lohnt sich, auszuprobieren, was dadurch geschieht. Eine bunte Brille ersetzt ganz sicher keinen vernünftigen Reitunterricht, kann aber durchaus eine gute Ergänzung sein.

Wenn Du Lust hast, mehr darüber zu lesen, findest du weiterführende Informationen unter anderem unter folgendem Link (Zum Lesen drauf klicken). In der Praxis kannst Du dir diese und andere Techniken aus dem Neuroathletiktraining am 27.101.24 in Zirkow auf Rügen anschauen. Dort gebe ich auf der Anlage von Martina Hermann mit Simone Fröhlich zusammen den Kurs Körperfunktionen besser steuern durch Neuroathletik. Mehr Informationen und Tickets bekommst Du, wenn Du auf den Link klickst.

In diesem Sinne, habt Spaß auf dem Pferd,

Corinna von Reitclever

#Neuroathletiktraining

#Reitcleverontour

#Pferdeliebe

#bessersitzenbesserreiten

#ichliebemeinenjob

#doitride

Lichtblicke sehen- Es gibt auch Positives im Reitsport

Lichtblicke sehen im Reitsport

Letzten Samstag war ich als Helfer auf unserem alljährlichen Reitertag des Vereins. Es war für Anfang September ein sehr heißer Tag. Aber anstatt lähmende Wärme zu empfinden, lag über dem Tag eher eine beschwingte Fröhlichkeit. Alle Vorbereitungen waren getroffen, so dass das Turnier gut über die Bühne gehen konnte. Die gute Stimmung erlaubte den Rahmen, Lichtblicke sehen und auch selbst schaffen zu können. Das konnte ein Lächeln, ein Loben des Pferdes oder auch ein harmonischer Ritt sein. Und davon gab es wirklich viele. Egal wo ich hinschaute, ich sah gute Laune. Reiter und Pferde, Besucher und Helfer waren gut drauf. Meist saß ich in der Meldestelle, in der man sofort mitbekommt, wenn irgendwo etwas schief geht. Doch lief es wie am Schnürchen, so dass der Tag wirklich Spaß machte.

Wenn ich ab und zu über den Turnierplatz ging, fielen mir viele positive Bilder auf

Sicherlich konnte ich mir durch meine Tätigkeit nur selektive Eindrücke vom Turniergeschehen verschaffen. Doch egal mit wem ich sprach: Mein Gegenüber lobte die Stimmung und die Qualität der Ritte. Und das war auffallend- so negativ die Oberorganisation der Reiter und der Turniersport im Allgemeinen momentan wahrgenommen werden, an diesem Tag konnte ich diese Einschätzung nicht teilen. Ich sah viele Reiter mit einem auffallend guten Sitz. Das ist in meinen Augen ein echter Hoffnungsschimmer. Mehrere Reiterprüfungen in Dressur und Springen standen auf dem Programm, so dass häufig eher unerfahrene Turnierreiter am Start waren. Doch liefen die Pferde teilweise ohne Sperrriemen, mit passendem Sattelzeug und auch ohne Hilfszügel. Beim Springen hatten einige Reiter weder Sporen noch Martingal im Einsatz.

Ich sah zwei Siegerehrungen, in denen die Richter die hohe Qualität der Ritte lobten: Ein Reiterwettbewerb angelehnt an eine E-Dressur wurde mit 8,5 gewonnen- zwölf Reiter wurden im Wertnotenbereich von 7,3 und höher platziert.

Später im Geländewettbewerb erklärten die Richter ihre Notengebung am Ende des Rittes

Ich war positiv überrascht, von dem was ich hörte. Sicherlich war die Prüfung am unteren Ende der Leistungsskala, aber für mich ist das ein Zeichen dafür, dass ein Umdenken stattfindet. Gerade im Basisbereich ist es wichtig, Zeichen zu setzen und beispielsweise eine deutliche Handeinwirkung für alle hörbar zu thematisieren. Diese Reiterin bekam dann eine deutlich niedrigere Wertnote als eine Andere, die in einem fleißigen Grundtempo, mit weicher Einwirkung und mitgehender Hand unterwegs war. Das kann ich für mich nur als deutlichen Lichtblick sehen. Der Clou war für mich eine 9 jährige Reiterin, die den Geländeparcours mit einem erfahrenen, älteren Wallach absolvierte. Der war aber kein bisschen langsam oder abgestumpft, sondern wurde von ihr weich vor dem Sprung abgebremst oder vorwärts geritten, je nachdem wie es passte. Auch war sie ganz und gar kein „Beifahrer“, sondern ritt angepasst an die jeweilige Aufgabe und dirigierte ihr Pferd umsichtig über die Strecke. Das war wirklich toll anzusehen. Wie verantwortungsbewusst müssen die Eltern und Trainer mit ihr gearbeitet haben, dass sie in diesem Alter so reitet! Das sind Momente, die mich hoffen lassen. Denn wenn ich mich mit anderen Trainern unterhalte, höre ich auf Gutes, aber auch eine ganze Menge, was mir Sorgen bereitet.

Die unbeschwerten Jahre sind auch im Reitsport vorbei

Wenn es solche jemals gegeben hat. Bestimmt nicht für alle Reiter und Pferde, aber doch für all diejenigen, die sich ihr Hobby leisten konnten. Die auf eine ganze Menge verzichtet haben, damit es ihrem Pferd gut gehen kann. Diese Menschen werden im Zuge der aktuellen Entwicklung weniger. Doch wenn ich die Reiter anschaue, die ich am Samstag als Lichtblick sehen konnte, scheint es eine ganze Menge davon zu geben, die ihre Tiere gut behandeln und auch auf die richtigen Grundlagen setzen. Das freut mich riesig!

Dazu gehört natürlich ein passender Trainer. Dass sich auch ihre Ausbildung verändert hat, wurde mir vor ein paar Tagen bewusst. Eine befreundete Reitlehrerin hat gerade mit einem Trainer- C- Breitensport- Kurs begonnen. Um die Teilnehmer auf die Praxis vorzubereiten, macht sie 1x/ Woche ein vorbereitendes Onlinemeeting. Ich wurde gebeten, eine Einheit über Blickschulung, Bewegungssteuerung und wichtige anatomische Grundlagen für Reiter zu gestalten. Das ist mein Steckenpferd und hat Spaß gemacht. Wenn ich dabei höre, was alles in diesem Kurs unterrichtet wird und zum Beispiel eine Sportpsychologin über Stressresilienz redet, gefällt mir das gut. Das sind deutlich andere Inhalte als zu meiner Trainerausbildung. Natürlich wird im praktischen Teil ganz klassisch die Reitlehre, Unterrichtserteilung, Dressur, Springen und Geländereiten im Fokus stehen. Aber die Themen und Blickrichtungen haben sich augenscheinlich verändert.

Zunehmend werden die Akzente anders gesetzt

Ein weiteres Indiz dafür ist in meinen Augen die Tatsache, dass der Vorstand der Fachgruppe Gesundheitssport mit Pferd unser Projekt im Oktober bei einer FN Tagung vorstellen wird. Dabei geht es um „gesundes“ Reiten für Reiter und Pferd, Spaß an der Bewegung und das Pferd als Motivator. Ganz allgemein natürlich auch um Breiten- und Gesundheitssport. Das zeigt mir, dass es doch weiter geht. Nur eben anders als in den letzten Jahren. Aber mit Blick auf den wohlmeinenden Umgang mit Tier und Mensch kann das durchaus positiv sein.

In diesem Sinne- schau´ auf das, was dir gefällt und rede darüber. Vor allem mit denjenigen, die verantwortungsvoll handeln. Nur dann können wir als Gesamtheit Lichtblicke sehen und die positiven Aspekte unseres Lieblingssports aufleuchten lassen.

Und sollte es Dir noch an einer Basisqualifikation fehlen: am 06.11.2024 beginnt bei mir ein neuer Kurs „Pferdeführerschein Umgang.

Corinna von Reitclever

#breitensport

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#reitertag

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#qualitaetinderausbildung

#pferdeliebe

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Die Bedeutung von Pausen, NL August 2024   

Die Bedeutung von Pausen
Nickerchen gefällig?

Gefühlt habe ich gerade erst den Newsletter für Juli 2024 geschrieben und nun sind die Sommerferien 2024 so gut wie vorüber. Gestern waren wir an einem unserem „Haussee“ in unserer Nähe baden. Die Tage, an denen man das noch kann sind, wahrscheinlich gezählt. In den letzten Jahren kam das Saisonende plötzlich: Mitten im Badespaß nahm ein Gewitter die angenehmen Badetemperaturen mit und ließ sie nicht wieder auftauchen. Das führt mir die Bedeutung von Pausen vor Augen, denn erst dann nehme ich mir wieder Zeit für die „normalen“ Aktivitäten des Alltags. Wenn es draußen heiß ist, stehen meine Uhren auf „Sommer“ und ich habe wenig Lust, mich am Schreibtisch aufzuhalten oder sauber zu machen.

In den letzten Wochen haben wir einige für uns neue Badestellen ausprobiert, waren an der Ostsee und auch in Hamburg. Die neue Hafencity und auch die Elbphilharmonie sind für mich ein Highlight. Die schöne Stimmung und auch die Architektur dort begeisterten mich als Fan von alten Gemäuern eher unerwartet. Trotzdem oder gerade deshalb lenkten diese Ausflüge meine Gedanken in eine neue Richtung. Ich habe das Gefühl, wieder Ideen zu haben, die ich bald in die Tat umsetzen möchte.

Das erklärt sich, wenn man die Arbeitsweise des Gehirns kennt: Neue, unerwartete Erlebnisse bringen „Verwirrung“ in gewohnte Muster. Das Gehirn braucht andere Abzweigungen als die gewohnten Schaltkreise, um Neues einzusortieren. Das macht den Blick frei für neue Ideen oder Strategien.

Für das Denken gibt es einen direkten Zusammenhang zu der Bedeutung von Pausen?

Unsere Pferde machen es uns vor: sie laufen über die Wiese, spielen, besuchen die Kumpels und fressen längere Zeit. Irgendwann haben sie genug und ziehen sich in den Schatten zurück, um zu dösen oder zu schlafen. Sie wechseln ganz selbstverständlich zwischen Aktivität und Ruhemodus und zeigen uns die Bedeutung von Pausen an. Genauso handeln wir häufig im Urlaub: Am Strand liegen wir rum, laufen am Wasser entlang oder spielen Wasserball, gehen schwimmen oder lesen. Aber immer wieder ruhen wir uns aus. Gefühlt kann das den ganzen Tag so gehen. Meist bummeln wie so lange herum, bis unsere Energiespeicher wieder aufgefüllt sind. Dann wird uns langweilig und wir wollen die Gegend erkunden. Auch dass ist normal, dass auf eine Ruhephase wieder Aktionismus erfolgt.

Dabei ist es egal, ob es um die geistige oder körperliche Erholung geht. Man geht davon aus, dass es einen Ruhe-Aktivitäts-Zyklus gibt. Unabhängig von der Uhrzeit durchlaufen wir Phasen von 90 bis 120 Minuten. Dabei sind wir in den ersten 60 Minuten leistungsfähig und dann fällt die Leistungskurve ab. Das wäre der Moment, eine Pause einzuschieben. Das kann ein kurzer Spaziergang, ein Durchatmen oder ein kurzer Tagtraum sein. Etwas, was entspannt und die Energiespeicher wieder auffüllt. Nachts finden in diesen 90 – 120 Minuten die Traumphasen statt.

Wie oft am Tag legst Du eine Pause ein?

Stell´ Dir vor, Du trainierst mit deinem Pferd für das nächste Turnier. Egal ob Du ein Springen oder eine Dressuraufgabe reiten möchtest, wirst Du die Anforderungen im Vorfeld erarbeiten und die wichtigsten Aufgabenstellungen immer wieder üben.

Was glaubst Du, wie locker dein Pferd bleibt, wenn Du mehrfach eine halbe Stunde am Stück Mittelgalopp reitest, der in der Aufgabe gefordert wird? Der Anzug wird davon nicht besser und die Galoppade sicherlich nicht größer. Viel besser wäre es, mehrfach anzugaloppieren und den Rahmen kontrolliert zu verändern. Gelingt das gut, loben wir das Pferd und machen Pause am langen Zügel.

So eine Vorgehensweise erhält seine Leistungsfähigkeit und Motivation. Doch wir selbst rennen oft im Jagdgalopp durch den Tag und hetzen von Aktion zu Aktion. Wir reizen die Zeit bis zum Anschlag aus und kommen gestresst und ausgepumpt im Stall an. Nun soll der Zosse bitte auch funktionieren, denn ich habe nicht viel Zeit.

Wie erfolgreich wird meine Betätigung wohl sein, wenn der Stress noch im Körpergedächtnis und der Ärger an den letzten roten Ampeln noch in der Muskulatur sitzen? Dabei ist es unerheblich, ob es sich um eine Reitstunde, Buchführung oder die Bewältigung meines Arbeitspensums geht. Je mehr ich die Bedeutung von Pausen berücksichtige und auch tatsächlich danach handle, desto leistungsfähiger bleibe ich. Außerdem behalte ich den Spaß an dem, was ich tue.

Mit einer passenden Strategie kann ich mein Stresslevel so senken, dass ich auch langfristig gesund bleibe. Das klappt, wenn wir auf unsere Leistungstiefs hören, und uns dann wirklich ausruhen. Sowohl im täglichen Einerlei als auch über das Jahr hinweg, sollten wir unserem Körper die Möglichkeit geben, sich zu erholen. Unterlassen wir das, werden wir krank. Körperlich und auch psychisch. Unser Pferd auch. Nur mit ausreichender Energie können wir alle auf uns einströmenden Informationen verarbeiten.

Dazu gehört auch öfter mal einen Tapetenwechsel zu machen

Ausflüge, Urlaub, oder eine andere Umgebung in das Leben mit einbeziehen. Das in Verbindung mit neuen Stimmen oder unbekanntem Wissen bringt unser System auf Touren.

Dann erreichst Du auch deine Ziele leichter (Über das Thema Ziele habe ich letzte Woche einen Artikel geschrieben, klick auf den blauen Link, um ihn zu lesen). Wenn Du dich für die Arbeitsweise des Gehirns interessierst und sie für deinen Alltag gewinnbringend einsetzen möchtest, wäre ein Ausflug in die Neuroathletik spannend: Du lernst 100 % ig Neues und wirst dich nach den Übungen leistungsfähiger fühlen. Du kannst auch einfach ab und zu nichts tun.

Am besten wirkt eine abwechslungsreiche Pausengestaltung. Für einen Tapetenwechsel kannst Du Ende Oktober nach Rügen kommen: Am 27. Oktober 2024 findet die Premiere von „Neuro-Rider® meets Neurofunktionelle Integration®“ mit #diementaltrainerin Simone Fröhlich von 10:00 – 17:00 auf dem Hof Viervitz statt. Wir werden euch erklären, wie das Gehirn so funktioniert, welche Tools Dir für einen besseren Reitstil helfen und was Du tun kannst, um elastischer auf dem Pferd zu sitzen. Sowohl zum Konzept des Neuro- Riders® als auch zur Neurofunktionellen Integration® wird es theoretische Erklärungen und jeweils eine praktische Demo geben. Die Veranstaltung wird von mehreren Landesverbänden mit 5 LE zur Trainerlizenzverlängerung anerkannt. Wenn Du mitmachen möchtest, schick ´mir eine Mail an Corinna.Jungblut@reitclever.de und Du bekommst die Anmeldinformationen.

Fühlst Du dich lieber in alt bekannten Fahrwassern wohl und möchtest umgeben von alten Mauern dein Wissen auffrischen, wäre der Kurs Pferdeführerschein Umgang im November 2024 oder Spiraldynamik® für Reiter am 07.12.2024 dazu geeignet.

Wie auch immer, genieß´ die letzten Tage des Sommers und denke am Wasser oder beim Bummel mit deinem Pferd über die Wiesen über die Bedeutung von Pausen nach.

Corinna von Reitclever

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#neurofunktionelleintegration

#pferdeliebe

#elbphilharmonie

#speicherstadthamburg

#ruegen

#hofvierwitz

Schwierige Zeiten für Pferdeleute, Nachlese Messe Partner Pferd 2024

Interessiertes Publikum auf der Messe Partner Pferd 2024

Es waren beschwingte Tage auf der Messe Partner Pferd 2024 in Leipzig. Faszinierend finde ich, dass ich mich dort „zuhause“ fühle, sobald mein Auto auf dem Parkplatz vor der Messehalle ankommt. Was am ersten Tag folgt, ist immer gleich: Auspacken und Stand aufbauen. Dabei kommt man mit anderen ins Gespräch und trifft Aussteller, die man schon kennt. Die „liebe Messefamilie“, wie es eine Kollegin ausdrückte.

In diesem Jahr war die spannende Frage, wie glatt es draußen wird. Ich war auf mittelmäßig geräumten Straßen losgefahren und kam bei Plusgraden ohne Schnee an. Von Westen her sollte an diesem Tag eine Schnee- und Regenfront übers Land ziehen, die vielerorts Unfälle durch Glatteis mit sich brachte. Es begann zu schneien, als ich in Leipzig vor der Messe hielt. Das brachte 10cm Neuschnee. Aber die befürchtete Glätte blieb zum Glück aus.

Mein Stand war direkt am Forum für Aussteller

Das Messeteam hatte den Aktionsring deutlich vergrößert. So waren die Boxen für die Pferde nicht mehr mittendrin, sondern etwas abseits in einem ruhigeren Teil der Halle. Das war für sie deutlich angenehmer. Auch sonst schienen mir die Gänge breiter. Es gab zwar ordentlich Getümmel wenn es voll war, aber die Anordnung erschien mir luftiger. Mein Blick auf den Abreiteplatz für das Turnier war gut, wenn es leer war. Zu den Stoßzeiten standen so viele Menschen am Zaun, dass ich wenig sehen konnte. Das fand ich nicht schlimm, denn die Prüfungen der Partner Pferd 2024 fanden „nur“ im Springen und Fahren statt. Weniger meine Themen. Diese Einstellung wurde durch das Geschehen auf dem Abreiteplatz bekräftigt. Reiter, die ich bis jetzt zu „den Guten“ eingeordnet hatte, ritten ihre schlecht bemuskelten Pferde minutenlang mit der Nase auf der Brust und stellten im Wechsel rechts und links. Um das anzuzeigen, müsste ich zum Steward oder anwesenden Richter gehen und ihn um eine Stellungnahme bitten. Das ist ein konstruktiverer Weg als hinterher in den sozialen Medien die Meinung kundzutun, wie viel schlechtes Reiten man gesehen habe. Aber mit einem Messestand im Hinterkopf habe ich in so einem Moment zu wenig Zeit und Nerven dafür.

Mein Vortrag „Besser Sitzen für den Rücken von Reiter und Pferd“ wurde gut besucht. Wie immer turnten die Zuhörer mit und stellten interessierte Fragen. Mein Buch „Besser Reiten trotz Rückenbeschwerden“ fand großen Anklang. Es ist umfangreicher als mein Hüftbuch, weil das Thema, um beispielsweise ausstrahlende Schmerzen in den Griff zu bekommen, deutlich komplexer ist. Die vorgestellten Übungen bewirken Schmerzlinderung, eine wirksame Entlastung der geplagten Wirbelgelenke und eine gute Haltungsfunktion. Darüber hinaus gibt es Tipps, wie ein Reiter das Gelernte auch auf dem Pferd umsetzen kann.

Das Fazit für die Messe Partner Pferd 2024 fällt aus meiner Sicht gemischt aus

Insgesamt war die Veranstaltung gut besucht und aus Sicht der Initiatoren ein voller Erfolg. Mir fiel mehr als im letzten Jahr auf, dass es relativ wenig Fachbesucher gab. Viele kommen mit ihren Kindern oder Enkelkindern und wollen das große Tier Pferd erleben. Das ist ein hehres Anliegen, denn der Reitsport braucht Fürsprecher in der Bevölkerung und positive Impulse. Wenn ich sehe, was auf Abreiteplätzen und Turnieren dieser Welt passiert, kann ich verstehen, dass militante Tierschützer von Missbrauch reden. Daraus aber abzuleiten, dass Pferde nicht mehr geritten werden dürfen, finde ich grundsätzlich falsch. Unser heutiges Pferd ist über Jahrzehnte in Richtung Leistung und Dynamik gezüchtet werden. Die Pferde im Sport sind viel wendiger und athletischer als die vor 100 Jahren. Damals ging es um Haltbarkeit und ausdauernde Leistung, denn die Pferde wurden auf dem Feld, vor der Kutsche oder im Militär gebraucht. Doch bedeutet die Ausrichtung des Zuchtziels auf Leichtrittigkeit und gute Bewegungen eine große Verantwortung für den Reiter. Es ist eine Herausforderung, so ein bewegungsstarkes Tier über Jahre gesund zu halten. Andererseits ist ein Pferd mit hoher Leistungsbereitschaft nicht glücklich, wenn es nur herumsteht. Es möchte laufen und sich zeigen. Das muss man ihm erlauben, aber eben unter fachkundiger Anleitung.

Genau diese fehlt an vielen Ecken habe ich das Gefühl. Deshalb gibt es Tiere, die in jungen Jahren schon deutliche gesundheitliche Probleme haben. Weil sie eben nicht schonend und mit dem nötigen Sachverstand ausgebildet wurden. In meinen Augen stehen wir gerade an einem einschneidenden Wendepunkt. Stallmieten, Futtermittel- und Tierarztkosten haben sich in den letzten Jahren verdoppelt bis verdreifacht. Mit einem geringen Einkommen oder als Alleinverdiener mit Kind, Auto und Wohnung ist das kaum zu stemmen. Deshalb findet eine Marktbereinigung statt, die sich langfristig positiv auf die Pferdelandschaft auswirken wird. Es werden nur noch Menschen Pferde halten können, die genug Geld haben, Futter, Tierarzt, eine vernünftige Ausbildung und Ausrüstung zu bezahlen. Das ist schon jetzt zu merken.

Doch was passiert mit den Tieren, die finanziell nicht mehr gestemmt werden können?

Die örtlichen Schlachtbetriebe sind aktuell ausgelastet und bekommen auch junge, gesunde Pferde, wird mir erzählt. Die Pferdeklappe in Schleswig Holstein hat die Möglichkeit der anonymen Abgabe teilweise ausgesetzt, weil die Mitarbeiter dort nur noch abgemagerte, kranke und teilweise sterbende Pferde vorgefunden haben. Sie konnten sie nur noch einschläfern. Auch die Anzahl der ausgesetzten Hunde und Katzen steigt dramatisch. Trainer, die ihren Job als Haupterwerb ausgeübt haben, ziehen sich zurück oder suchen ein geregeltes Einkommen. Gewerbe, wie der Betrieb eines Soleanhängers, wird eingestellt, weil Kunden für solche Sonderleistungen kein mehr Geld haben. Das ist die Situation, die mich belastet. Nicht, weil ich mir Sorgen um meine Existenz mache. Ich werde als Physiotherapeutin immer genug zu tun haben, dass ich mich und meine alten Pferde bezahlen kann. Die Drei bleiben bis zum letzten Tag, das habe ich ihnen versprochen. Und sie werden nicht vorzeitig eingeschläfert, weil das Geld sparen würde. Wenn es medizinisch nicht mehr geht, dann ja. Vorher nicht. Das könnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.

Auch bin ich bin in der glücklichen Situation mit Mann und Kind auf einem alten Bauernhof zu leben. Wir machen viel selbst. Doch die Kraft wird geringer. Wir machen das jetzt seit 15 Jahren und ich bin manchmal müde. Auch aus diesem Grund denke ich momentan, dass ich danach wahrscheinlich kein eigenes Pferd mehr haben werde. Ich habe meine Schimmelstute seit ihrem 5. Lebensjahr. Im März wird sie 29 und wir haben alles zusammen durch, was man gemeinsam erleben kann.

Noch ist nicht die Zeit, darüber zu entscheiden.

Aber wenn ich bewerte, was mir andere Pferdemenschen erzählen und meine eigenen Eindrücke von der Messe dazu nehme, ergibt sich ein für mich beunruhigendes Gesamtbild. Früher sind die Menschen mit Rollkoffern zur Messe gekommen, um Schnäppchen einzusammeln. Letzte Woche waren 2 Einkaufstüten die Ausnahme. Die meisten gingen mit einer Tüte und dem obligatorischen Leckerlieimer nach Hause. Aus mehreren Mündern habe ich gehört, dass der Kontostand aktuell so gering ist, dass sie im Januar nichts kaufen können. Denn nach Weihnachten ist meist Ebbe auf dem Konto. Auch werden viele Versicherungsprämien fällig. Das ist nichts Neues, aber die Summe der leeren Konten häuft sich.

Das ist der Grund für diesen, Entschuldigung, längeren Text. Ich musste mal meine Gedanken loswerden. Wer Lust hat, noch mehr zu lesen: im Januar habe ich mich mit dem „Training des Pferdes“ und „Sicher Führen“, das in dem Moment des Auffhalfterns beginnt, beschäftigt. Das kannst du jeweils unter dem blauen Link lesen. Da wir das Thema Fachkompetenz hatten: Für den Frühjahrskurs des „Pferdeführerschein Umgangs“ gibt es noch freie Plätze.

Genießt die Zeit mit euren Pferden,

Corinna von Reitclever

#zukunftpferdesport

#mehrwissenfuerreiter

#partnerpferd2024

Das Fehlen von Erkenntnis oder der Dunning Kruger Effekt bei Reitern

Der Dunning Kruger Effekt bei Reitern
Sicheres Führen will gelernt sein

Vor längerer Zeit überraschte mich eine Reitschülerin im Unterricht, was mich damals über den Begriff Dunning-Kruger-Effekt stolpern ließ. Sie hatte einen Traber von der Rennbahn gekauft, wurde schwanger und als sie das Kind dann hatte, ritt sie mit dem gutmütigen Tier regelmäßig aus. In der Nähe des Stalls befindet sich eine Autobahn und eine ICE – Trasse.

Sie wollte sich und ihrem Pferd mit meinem Unterricht etwas Gutes tun. Ganz erstaunlich fand ich, dass sie weder wusste, was es mit den treibenden noch den verhaltenden Hilfen auf sich hat. Besser gesagt musste ich ihr erklären, wie man als Reiter den Gang einlegt und die Bremse zieht. Das Pferd kannte diese Hilfengebung übrigens auch nicht. Von der Bedeutung der Trageaktivität waren wir noch weit entfernt.

Als ich sie verblüfft fragte, wie sie mit dem Pferd ausreitet und wieder nach Hause kommt, antwortete sie „mit der Stimme“. Augenscheinlich verstanden die beiden sich gut und bis dato war nichts passiert. Mein Unterricht wurde ihr dann zu unbequem und wahrscheinlich auch zu teuer. Sie hatte gedacht, mit 2-3 Reitstunden ist der guten Sache Genüge getan.

Mir fällt bei so etwas nur der Begriff Dunning-Kruger-Effekt ein

Wenn man nicht weiß, was im Umgang mit einem Pferd alles passieren kann, macht man sich auch keine Gedanken darüber. Beispielsweise sollte das Pferd Richtung Autobahn rennen und sich nicht aufhalten lassen, kann das wirklich schwere Unfälle provozieren. Bei denen kann nicht nur das Pferd sein Leben lassen. Sicherlich gewinnt  auch bei gut ausgebildeten Pferd- Reiter- Paaren mal der Fluchtreflex. Doch kann der im Falle eines Unfalls mit Pferden wirklich gefährlich werden und zwar für alle Beteiligten.

Tritt so etwas im normalen Alltag auf, kann man das mit einem bedauernden Achselzucken abtun. Aber im Umgang mit 500- 600 Kilo Lebendgewicht sind wir in der Verantwortung.

Sucht man nach dem Begriff findet man unter Wikipedia.de den Eintrag

Der „Dunning-Kruger-Effekt bezeichnet die kognitive Verzerrung im Selbstverständnis inkompetenter Menschen, das eigene Wissen und Können zu überschätzen. Diese Neigung beruht auf der Unfähigkeit, sich selbst mittels Metakognition objektiv zu beurteilen. Der Begriff geht auf eine Publikation von David Dunning und Justin Kruger im Jahr 1999 zurück. Die beiden Sozialpsychologen hatten in vorausgegangenen Studien bemerkt, dass etwa beim Erfassen von Texten, beim Schachspielen oder Autofahren Unwissenheit oft zu mehr Selbstvertrauen führt als Wissen. An der Cornell University erforschten sie diesen Effekt in weiteren Experimenten und kamen 1999 zum Resultat, dass weniger kompetente Personen dazu neigen,

  • ihre eigenen Fähigkeiten zu überschätzen,
  • überlegene Fähigkeiten bei anderen nicht zu erkennen,
  • das Ausmaß ihrer Inkompetenz nicht richtig einzuschätzen.

Darüber hinaus stellten sie auch fest, dass diese Personen sich selbst und andere besser einschätzen, wenn sie ihre Kompetenzen durch Ausbildung oder Übung verbessern. Dunning und Kruger zeigten, dass schwache Leistungen bei solchen Menschen häufig mit größerer Selbstüberschätzung einhergehen als stärkere Leistungen. […]“

„Wenn man inkompetent ist, kann man nicht wissen, dass man inkompetent ist […]. Die Fähigkeiten, die Sie benötigen, um eine richtige Antwort zu geben, sind genau die Fähigkeiten, die Sie benötigen, um zu erkennen, was eine richtige Antwort ist.“

Wie begegnet man dem Phänomen am wirksamsten?

Die einschlägigen Foren sind voll von Anleitungen, Tipps und auch Klagen aller Art. „Alte“ Pferdetrainer thematisieren das Fehlen von Regeln und alt bewährten Standards im Treiben der neuen „Gurus“. Reitschulen beklagen die Wahrnehmung, dass immer weniger Kinder, reiten lernen- Weiterhin nehmen die außerhalb der Reitsunde wenig vom Drumherum mit, weil sie nur zur Stunde abgesetzt und danach wieder eingesammelt werden. „Neue“ Reiter finden, dass es die „Alten“ mit ihren Regeln und Ausbildungsmethoden übertreiben und nehmen Vieles, was wir Reiter „der alten Schule“ für wichtig erachten, um Einiges leichter.

Denn oft wissen sie nicht, was sie tun und können auch unter die Schublade „Dunning Kruger Effekt“ fallen.

Hinschauen und Aufklären, auch wenn es unbequem ist

Oft wird man dann als unverbesserliche Nervensäge abgetan. Ich erinnere mich als Jugendliche an eine oft laut werdende Frau, bei der alle Jugendlichen stramm standen, wenn sie den Stall betrat. Wehe sie erwischte einen bei einer Tätigkeit, die sie als nicht angemessen empfand.

Gibt es solche Persönlichkeiten noch? Besser gefragt, hört so einer auch jemand zu?

Ich finde, wir „Guten“ sind in der Verantwortung uns immer wieder FÜR das Pferd einzusetzen. Auch wenn es anstrengend ist. Denn nicht nur unsere Gesellschaft hat immer mehr Kommunikationsprobleme. Angesichts von Organisationen wie PETA schwindet auch die Akzeptanz des „Pferde Nutzen Dürfens“.

Das unterstützen Bilder von in Rollkur gerittenen Pferden genauso wie solche, auf denen sie vom Lastwagen angefahren wurden. Auch wenn wir sicherlich nicht alle einer Meinung sind: wenn wir unsere schönstes Hobby der Welt (langfristig) erhalten wollen, müssen wir aktiv werden. Dazu gehört, auch aufzustehen und seine Stimme zu erheben.

Aus diesem Grunde hat vor kurzem zum ersten Mal in meiner langjährigen Tätigkeit eine Teilnehmerin die Bühne meines Pferdeführerscheinkurses verlassen. Die Fähigkeiten, um zu erkennen, was richtig ist, waren kaum ausgeprägt.

In diesem Sinne, macht euch stark für die Pferde und greift ein, wenn Ihr etwas seht, was in euren Augen gegen Vernunft und Tierwohl verstößt,

Corinna von Reitclever

#tierwohl

#verantwortungderReiter

#dunningkurgereffekt

Das bittere Ende

Das bittere Ende eines Tieres liegt in der Hand des Besitzers

Ich als Kind mit einem spanischen Reitschulpferd

Ich habe letzte Woche bei Facebook etwas gelesen, was mich immer noch beschäftigt. Der Text hat mich zu Tränen gerührt und tut es auch heute noch. Es ging um das bittere Ende eines Sportpferdes vor vielen Jahren. „Olaf“ wurde bei einem Händler in Zahlung gegeben und hat augenscheinlich alles, was danach kam, nicht verkraftet.

Reiter, Besitzer und begleitende Person, die den Beitrag in einer Gruppe veröffentlicht hat, haben ihn Monate später beim selben Händler wieder gesehen. Er sei wohl mehrmals weggegangen und wieder gekommen und „kam damit nicht klar“, wie es heißt. Als sie ihn sahen, stand er alleine außerhalb des Offenstalls- die anderen Pferde drinnen. Er hatte sich selbst aufgegeben und war abgemagert. Reiter, Besitzer und Postschreiberin „durften“ ihn noch einmal sehen, bevor er dann Tage später mit anderen Pferden auf einen Schlachtpferdetransport nach Italien ging. Zugegeben: sie waren alle drei geschockt- die Rückfahrt im Auto verlief schweigend.

Kein Happy End, sondern das bittere Ende am Schluss

Wie furchtbar, für das arme Pferd. Mir kommen immer noch die Tränen, wenn ich dies schreibe. Das bittere Ende eines Pferdes, das wahrscheinlich für seinen Reiter viel gegeben hat. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was er alles erlebt haben muss, das ihn innerhalb von Monaten in so eine Verfassung gebracht hat.

Hat er seinen Reiter und den Besitzer erkannt? Können Pferde Hoffnung empfinden, wenn jemand aus seinem alten Leben auftaucht? War er körperlich und psychisch am Ende, weil er Schmerzen hatte? Wurde er abgegeben, weil er nicht mehr die entsprechende Leistung brachte? Anstatt ihn gleich zum Schlachter zu fahren oder einem jungen Reiter als Lehrpferd zu geben, landete er bei einem Händler.

Schon das Wort Pferdehändler löst bei mir nicht die besten Assoziationen aus. Dass es diesem Menschen vor allem ums Geld ging, schließe ich daraus, dass er das Pferd nicht an Ort und Stelle erlöste, sondern es auf einen Schlachtpferdetransport ins Ausland schickte. Das Schlimmste, was einem Tier in so einer Situation passieren kann. Ich kannte das Pferd nicht, aber Gesicht und Augen des Pferdes, die dem Beitrag als Foto beigefügt waren, sind ehrlich, aufgeschlossen und lieb.

Verraten und verkauft

Wie vielen Tieren geht das so? Sicherlich sehr vielen. Für mich ist „Olaf“ nun das Gesicht aller Sport- Schul- und Rennpferde, die dieses Schicksal ereilt.

Was ist der Mensch doch für ein Schwein. Züchtet und kauft Pferde, die ihm Spaß, Geld oder Leistung bringen sollen und wenn die das nicht (mehr) tun, weg damit. Was dann passiert ist nicht mehr das Problem des Reiters und Züchters. Für mich steht „Olaf“ für fast alle Pferde, die ich in meiner Kinder- und Jugendzeit kannte: Strolchi, Fantomas, Sabrina, Leo, Sommerliebe, Gipsy und wie sie alle hießen. Sie gaben als Schulpferd ihr Bestes und aus meiner heutigen Sichtweise denke ich, dass die Störrischen und die Faulen wahrscheinlich durch waren. Häufig wenig bemuskelt, Rückenschmerzen oder kompensierte Lahmheit und dann täglich wechselnde Reiter… Wenn es dann nicht mehr ging oder die Pferde herausfanden, wie man den Reiter am besten loswird, landeten sie sicherlich größtenteils in der Wurst. Ich erinnere mich an Abende mit gedrückter Stimmung in der Schulpferdestallgasse und weinenden Pflegemädchen, weil der folgende Tag der Tag X war. Später stand ein neues, meist frisches und gut bemuskeltes Pferd im Ständer.

Manchmal wurden sie auch von jemandem frei gekauft und konnten einen schönen Lebensabend verbringen. Auch gab es Reitgemeinschaften, die alle ihre Tiere am Ende in Rente auf die Wiese schickten. In den letzten Tagen wurde mit klar, dass ich von den allermeisten „unserer“ Pferde damals nicht weiß, was aus ihnen geworden ist.

“ Nicht mein Problem“

Ich kenne und schätze den Satz, der in vielen Situationen sofortige innerliche Entspannung bringt. Aber in diesem Fall ist das anders. Für mich ist das bittere Ende eines Partners, eines Pferdes ganz genau das Problem des Reiters und Besitzers, was dann zum unabwendbaren Schicksal des Tieres wird. Wie kann man ein Pferd in diesem Zustand sehen, ihn jahrelang geritten haben und dann so stehen lassen? Wohl wissend, wie sein Ende sein wird. Dass man mit dem Bild im Kopf einfach so wegfahren kann und nicht einschreitet!

Ich weiß, dass die Zeiten damals anders waren. Ganz genau weiß ich auch aus eigener Tasche, wie viel ein Pferd am Ende kostet. Meine Eigenen sind 27 und 28, haben Cushing, Arthrose und im heißen Sommer auch Atemwegsprobleme. Mein Herzenspferd bekam gerade eine Zeitlang Cortison und Ventipulmin.

Trotzdem bekommen sie das, was sie brauchen. Medikamente, Hufschmied, Tierarzt und Heucobs, Spezialfutter. Wenn ich mir manchmal meinen Kontostand anschaue, empfinde ich mich selbst als ein bisschen verrückt. Wie viel mehr wert ist dann dieser Einsatz von jemanden, der ein ausgemustertes Sportpferd am Ende übernimmt. Dann hatte er nicht die guten, leistungsfähigen Jahre, in denen es voll reitbar war als „Gegenleistung“.

Gerade jetzt, in Zeiten von ständig steigenden Futterkosten und hohen Tierarztkosten, ist das schwer

Da kann ich es nachvollziehen, dass man ein Pferd im Krankheitsfall eher erlöst, als ohne Aussicht auf Besserung weiter pflegt. Aber es wegzugeben und es irgendwann als Wanderpokal wieder zu finden, der am Ende auf einem Schlachtpferdetransport landet, ist mehr als das bittere Ende für einen ehemaligen Partner. Das hat er nicht verdient.

Sicher gibt es Pferde und Reiter, die nicht zueinander passen oder Konstellationen, die ungünstig sind. Lebensumstände, die sich so verändern, dass man dem Tier einfach nicht mehr gerecht wird. Ich verurteile niemanden, der ein Pferd nicht (mehr) bezahlen kann. Die Zahl derjenigen, die das betrifft, wird in den nächsten Jahren noch zunehmen. Aber man sollte sich rechtzeitig Gedanken machen, wie das Ganze enden wird. Nicht umsonst hat die Pferdeklappe in Schleswig Holstein in diesem Jahr so viele Aufnahmen wie noch nie.

Und ja, man kann sie nicht alle retten

Das weiß ich und diesen Satz höre ich in diesem Zusammenhang oft. Erstaunlicherweise sind die einschlägigen Gruppen bei Facebook voll von Rettungsaufrufen und Schlachtpferdefreiverkaufsgesuchen…

Wenn ich mir ein Pferd anschaffe, MUSS ist wissen, dass es eine höhere Lebenserwartung hat als ein Meerschwein. Und dass ich dafür verantwortlich bin, auch oder gerade für sein Lebensende. Welchen Fürsprecher hat denn ein Tier, wenn nicht den seines Besitzers?

Die laufenden Kosten übersteigen bei weitem die eines Hundes. Vielleicht ist es gut, dass sich bald mancher kein Pferd mehr leisten können wird. Hoffentlich bleiben die übrig, die verantwortungsvoll mit ihm umgehen. Denn Liebe und Fürsorge ist man dem Tier nicht nur zu Lebzeiten schuldig.

Man ist verdammt noch mal auch dafür verantwortlich, dass es am Schluss nicht mehr leidet als notwendig. Dazu gehört auch, dass man BIS ZUM ENDE dabei bleibt. Wenn man das nicht kann, dann kümmert man sich drum, dass eine Person des Vertrauens mitfährt. Es gibt viele Geschichten darüber, dass die Pferde zum Schlachter fuhren und der Pferdepass abgegeben wurde. Der wurde dann mit dem Pferd zur Hintertür weitergereicht, wenn der Besitzer weg war. Denn auch die Schlachttransporte in andere Länder müssen besetzt werden. Dort gibt es mehr Geld pro Kilo Lebendfleisch. Aber auch eine unhaltbar längere Qual des Tieres, ehe es dort ankommt. Wenn das so ist, geht das in meinen Augen auf das Konto des Besitzers, der seiner Verantwortung nicht nachgekommen ist. Der weiß davon wahrscheinlich nichts- nur sein Pferd erlebt das bittere Ende und wird sich niemandem mitteilen können.

All das ist auch ein Thema im Kurs Pferdeführerschein Umgang. Im kommenden Durchgang habe ich nun mehr dazu zu erzählen.

Die unfassbar traurige Geschichte von „Olaf“ lässt mich nicht los

Aber sie wird zum Sinnbild der Aufklärung für mich. Ich werde einschreiten und reden, wenn ich Zeuge einer solchen Situation werden sollte. Er gibt all den namenlosen Tieren, von denen man bei Schlachttransporten liest, ein Gesicht. Denn sie alle haben eine Geschichte und ein Leben hinter sich. Vielleicht hatten sie auch mal glückliche Tage und werden am Ende ihrem Schicksal überlassen, gegen das sie nicht angehen können.

Denke darüber nach, wenn Du dir ein Pferd kaufst! Es ist eines Reiters Pflicht, GUT mit ihm umzugehen. Am Anfang, mittendrin und auch am Ende Das gehört sich einfach so.

Traurige Grüße,

Corinna von Reitclever

#verantwortungfuerdaslebensende

#fuersprecherfuertiere

Mein Interview für die Zeitschrift PM-Forum 07/23

Mein Interview zum FN-Buch ""Besser reiten- locker bleiben in Hüfte, Knie und Rücken" im PM-Forum 07/23
Das Buch war Inhalt eines Interviews mit der Zeitschrift PM-Forum 07/23

Im Juni 2023 habe ich ein Interview für die Zeitung PM-Forum 07/23 gegeben. Das ist eine Zeitung, die ich als Persönliches Mitglieder der FN einmal im Monat bekomme. Da ich sie tatsächlich regelmäßig lese, war es natürlich ganz besonders für mich, mich und meine Bilder diesmal auch dort abgedruckt zu sehen.

Es ging in mehreren Fragen um die Schlüssel zu einem ausbalancierten Sitz.

Vor allem geht es darum, was man unter dem physiotherapeutischen Aspekt tun kann, um sich auf dem Pferd zu verbessern. Spannend für mich ist immer die Frage, wann das Gespräch auf die im Buch angesprochene Darmfunktion kommt. Denn die hat man im ersten Blick sicherlich nicht auf dem Schirm, wenn es um einen lockeren Sitz und eine bewegliche Mittelpositur geht.

Dieses Thema und viele Aspekte aus der modernen Physiotherapie und auch aus dem Neuro-Rider® Programm findet Ihr in diesem Buch. Und hier geht es zum Interview. Klickt auf den blauen Link, um es zu lesen. Beispielsweise geht es, wie der Buchtitel schon besagt, um das Zusammenspiel von Hüfte, Knie und Rücken. Funktioniert das nicht so gut, liegen meist Bewegungsprobleme zu Grunde. Doch die kann man mit regelmäßigen Übungen zur eigenen Mobilisation gut beheben.

Viel Spaß beim Lesen!

Corinna von Reitclever

#PM-Forum 07/23

#bessersitzen-besserreiten