Kategorie: Wissenswertes

Mythos artgerechte Pferdehaltung

Artgerechte Pferdehaltung?

Schon immer habe ich sofort hingeschaut, wenn es irgendwo einen Pferdeschweif zu sehen gab. So fielen mir Anfang des Monats auch viele Pferde auf, als ich über Land nach Mecklenburg Vorpommern fuhr. In der Reitschule Viervitz wollte ich besprechen, wie wir das nächste Retreat für Reiter gestalten.

Fährt man mit offenen Augen durchs Land kann man überall Pferde sehen

Manchmal stehen sie in großen Gruppen auf viel Weideland und man ahnt irgendwo Offenställe oder Unterstände. Wenn die Pferde viel Platz haben und sich aussuchen können, ob sie im Schutz der Bäume oder unter freiem Himmel stehen, ist man versucht, an artgerechte Pferdehaltung denken.
Ich denke aber, dass wir in unseren Breiten den Begriff artgerechte Pferdehaltung so schlecht verwenden können. Denn machen wir uns klar, dass ein Pferd in freier Wildbahn täglich ungefähr 45 Kilo Gras frisst, bekommt das Thema eine andere Dimension. Wie viel Platz braucht ein Pferd, wenn es 365 Tage im Jahr seinen Erhaltungsbedarf durch die eigene Futtersuche decken muss? Im Sommer wie im Winter? Sicherlich mehr als der in einschlägiger Literatur empfohlene 1 Hektar pro Pferd. Rund 16 Sunden ist dann ein Pferd pro Tag unterwegs, um diese Masse an Grünzeug zu finden. Diese Zahl geht sicherlich von einem ursprünglichen trockenen Gras aus. Das moderne Hochleistungsgras, was zum großen Teil auch gedüngt wird, ist für ein genügsames Robustpferd viel zu fett, um in solchen Mengen gefressen werden zu können. Auch das Heu aus der Landwirtschaft entspricht nicht dem, was dem Steppentier Pferd in seinem ursprünglichen Lebensraum zur Verfügung steht. Schon unter diesem Aspekt muss man rationieren, wenn das Energiesparmodell zu Übergewicht neigt. Sobald das Tier Leistung bringen soll, wird in der Regel weniger auf Heu und Gras, sondern auf Kraftfutter gesetzt.

Auch wenn viel Platz zur Verfügung steht, wird es spätestens am Ende der Wachstumsperiode eng mit einer ausreichenden Versorgung.

Schon in den letzten Wochen wuchs in vielen Regionen Deutschlands kaum etwas nach, weil Regen fehlte. Wie viel weniger Futter finden die Pferde, wenn sie nur tagsüber auf kleinen Paddocks oder Wiesen und nachts in der Box stehen. Hier muss der Mensch eingreifen und sowohl die Futter- als auch die Bewegungssituation regeln. Abgesehen davon, dass diese Haltungsform auch viel mit Bequemlichkeit und Bezahlbarkeit von Land zu tun hat. Anders gefragt: Wie viel Lust hat ein Pferdebesitzer, vor seinem geplanten Ritt auf einer schier unendlich weiten Wiese erstmal das Pferd zu suchen?

Bei der Fahrt durch Mecklenburg Vorpommern sah ich überall gelbe Flecken in den Feldern.
Erst konnte ich mir keinen Reim darauf machen, aber im Gespräch mit der Stallbetreiberin auf Rügen erfuhr ich, dass es auch dort seit Wochen nicht geregnet hatte. Auf Rügen, was normalerweise im Frühjahr und Sommer durch die Meeresluft immer saftig grün erscheint!
Die Pferde der Reitschule Viervitz standen Anfang Juni noch nicht auf ihren riesigen Sommerweiden. Denn dort wartete noch das Gras auf seinen ersten Schnitt. Es wurde noch nicht gemäht, da das nachwachsende Gras dann mangels Regen verdörren würde. Also standen die 45 Pferde auch dort auf ihrem Winterpaddock und nur stundenweise auf der Winterwiese. So ist es schnell vorbei mit einer frei bestimmten Lebensweise, die in meinen Augen eine artgerechte Pferdehaltung charakterisiert. Ähnlich wie bei kleinen Pferdegruppen, die deutlich weniger Platz zur Verfügung haben, muss man als Mensch viel in die natürlichen Rhythmen eingreifen. Nicht nur, wenn wir unseren Sportpartner regelmäßig nutzen wollen. Er muss ja schließlich dafür trainiert werden, dass er unser Gewicht tragen kann.

So dass wir uns nicht nur auf Grund des Klimawandels von dem Bild artgerechte Pferdehaltung verabschieden sollten

Das hört sich zwar toll an, ist in meinen Augen aber absolut nicht machbar. Zwar haben es die heutigen Pferde in vielen Ecken deutlich besser als die Boxen- und Ständerpferde des letzten Jahrhunderts. Aber sie befinden sich in unserer Obhut und sind deshalb auch unseren Vorgaben und Rhythmen unterworfen. Abgesehen davon, dass das moderne Reitpferd ganz anders gezüchtet ist als ein ursprüngliches Wildpferd. Auch wenn die Grundbedürfnisse sehr ähnlich sind, müssen wir steuern, um das Reittier gesund zu erhalten. Beispielsweise wird auch bei naturnah gehaltenen Pferden wie den Dülmener Wildpferden im Mersfelder Bruch zugefüttert, wenn das Gras wetter- oder platzbedingt nicht reicht. Nur so können sie überleben. Dort werden einmal im Jahr vor allem die Junghengste aussortiert, weil sich ansonsten der Bestand für die zur Verfügung stehende Fläche zu stark vermehren würde. Selbst in den unendlichen Weiten Amerikas passiert dasselbe beim alljährlichen Mustang Makeover. Das Überleben vieler Wildpferde ist durch Überpopulation, anhaltende Dürreperioden und Wassermangel bedroht.

Der Reitsport und auch die Bedürfnisse von Reitern verändern sich.

Ich finde es gut, dass sich auch das Bewusstsein für die Bedürfnisse von Pferden weiter entwickelt. Aber lassen wir die Kirche im Dorf: unser Zusammenleben mit Pferden ist immer von uns Menschen geprägt und kann bestenfalls so naturnah wie möglich gestaltet werden.
Im Sinne unseres Lauftiers Pferd wäre es nicht nur gut, wenn sie ausreichend Platz zur Verfügung haben, sondern auch wenn sie täglich bewegt werden. Wie gesagt: 16 Stunden am Tag bummelt ein Wildpferd durch die Gegend, um Futter zu suchen.
Ob wir das schaffen? Aber mit diesem Wissen über „artgerechte Pferdehaltung“ im Hinterkopf und können wir die Lebensbedingungen unseres Lauftiers Pferd dahingehend gut beeinflussen.

Sonnige Grüße aus Brandenburg,

Corinna von Reitclever

PS: Mehr Informationen über die Bedürfnisse von Pferden uns wie man sie gesund erhält, bekommst Du im nächsten Kurs Pferdeführerschein Umgang, der im September wieder bei mir auf dem Hof stattfindet.

Verfügst Du über eine gute Hörfähigkeit? 

Besitz Du eine gute Hörfähigkeit?
Wie läuft es so bei euch? Das Pferd seht und hört alles, was für ihn von Relevanz ist

Am letzten Wochenende habe ich wieder Unterricht gegeben. Sowohl praktisch auf dem Reitplatz als auch theoretisch das Neuro-Rider® Programm. Dabei wurde mir einmal mehr bewusst, wie wichtig eine gute Hörfähigkeit ist. Wenn man nicht richtig einordnen kann, von wo das Geräusch kommt und auch nicht zuordnen kann, was es ist, wird man unsicher.

Der Grund dafür ist, dass unsere Augen und Ohren Sinnesorgane sind, die permanent von außen einwirkende Reize aufnehmen. Diese Signale leiten sie dann über Nervenbahnen Richtung Gehirn. Das wertet aus, was das Geräusch bedeuten kann, was Augen und Ohren wahrgenommen haben. Dazu greift es auf alle gespeicherten Erfahrungen zu, die wir bis zu diesem Moment gesammelt haben.

Ist es beispielsweise der Oldtimer unseres Nachbarn, der gemächlich um die Ecke biegt, kennen wir dieses Geräusch und es bringt uns nicht aus der Ruhe. Sondern wir bleiben entspannt im Garten sitzen und trinken weiter Kaffee. Anders ist es, wenn so ein dumpfes Geblubber eines Motors auf einmal laut und unrythmisch wird. Möglicherweise gefolgt von einem Quietschen und Knallen. Da schauen wir besser nach, was passiert ist. Sollte der Wagen gegen einen Gartenzaun gefahren sein, ist das ärgerlich. Schießt er im Gegenteil eher auf einen zu, weil der Fahrer die Kontrolle verloren hat, bringt man sich so schnell wie möglich in Sicherheit. Darüber denkt man nicht nach, sondern man reagiert reflexhaft. So ist die Hör- und Sehfähigkeit eng mit unserem Überleben verknüpft.

Auch wenn dieses Beispiel konstruiert ist, ist es in so einer Situation dann vorbei mit der Ruhe. Der Fluchtmodus, der so schnell ausgelöst wurde, schalten Anteile unseres alten Gehirns, also diejenigen, die alle Wirbeltiere haben. All diese Schutzprogramme haben den Zweck unser Überleben zu sichern. Sicherheit geht immer vor- unser Gehirn versucht uns zuallererst vor Gefahr zu schützen.

Wenn ich also auf einem Ohr nicht so gut höre, wird die Funktion von der anderen Seite übernommen.

Das merke ich meist gar nicht, weil unser Gehirn ein Meister im Kompensieren ist. Vielleicht stellt irgendwann ein Hörtest fest, dass die eine Seite Geräusche besser auswertet. Was aber Menschen feststellen, die über keine gute Hörfähigkeit verfügen, dass sie häufig im Schulter- Nacken-Bereich verspannt sind, Weil die Ohren nicht so gut orten, muss sich die Halswirbelsäule viel und schnell bewegen, um die fehlende Auswertung über die Augen vorzunehmen. Das ist auf Dauer anstrengend für alle beteiligten Systeme. Auch können die Augen dadurch überlastet sein und Kopfschmerzen auslösen.

In jedem Fall aber ist das Gleichgewicht beeinträchtigt: In der Muskulatur der Halswirbelsäule sitzen viele Rezeptoren, die messen, wie sich der Kopf im Verhältnis zum Körper bewegt. Wenn die auf Grund der Nackenverspannung nicht so gut messen können, ist das darauf folgende Schalten des Gleichgewichts verzögert. Wir können uns schlechter auf wechselnde Untergründe oder auch auf die Bewegungen des Pferdes einstellen.


So geschehen am Freitag in einer Reiteinheit. Zuerst haben wir die Hörfähigkeit aller Reiter getestet und mit danach angeregt. Später saß die Reiterin strahlend und lockerer als sonst auf dem Pferd, weil ihr Rücken deutlich weniger verspannt war. Sie konnte sich besser ausbalancieren und fühlte sich sicherer. In der Folge lief ihr Pferd lockerer, weil sie ein bequemerer Rucksack war.

Manchmal lohnt es sich, auf den ersten Blick ungewöhnliche Wege einzuschlagen. Dann kommt man zu Ergebnissen, mit denen man vorher nicht gerechnet hat. Wenn Du also mit Nackenverspannungen und einem verspannten Sitz zu tun hast, könnte es sich lohnen, zu testen, wie gut deine Hörfähigkeit ist. Oder Du checkst mit mir mal alle Funktionen durch, die für einen ausbalancierten Ritt entscheidend sind.

Viel Spaß dabei wünscht

Corinna von Reitclever

#besserhoeren

#ohrenundgleichgewicht

#neurorider®

„Becken gerade und Wirbelsäule lang

"Führtraining" bei Claudia Benedela- Becken gerade und Wirbelsäule lang ist das, worauf sie hauptsächlich achtet

… nur dann kann das Pferd achsengrecht laufen und die dafür wichtige Muskulatur benutzen“, habe ich letztes Wochenende oft gehört.

Claudia Benedela gab im Süden von Berlin einen Kurs über „Therapie, Reha, Aufbau und sinnvolles Pferdetraining“. Organisiert von Beate Petrick gab der Kurs viele spannende Einblicke in ein physiologisches Training.

Zum Beispiel beginnt man mit Kauübungen, mit denen man schnell feststellen kann, wo das Pferd im Körper verspannt ist. Das Kauen lockert unter anderem die Zungenbeinmuskulatur.

Da das Zungenbein eine Verbindung bis zum Becken hat, ist es essentiell wichtig für die gesamte Geraderichtung des Pferdes.

Nur wenn es sich entspannt bewegen kann, kann das Pferd den Brustbein-Unterkiefermuskel locker lassen. Das muss es, um die Oberhalsmuskulatur in einer guten Selbsthaltung zu benutzen. Auch muss das Pferd sein Becken in die erforderliche Position bringen können, um über die Bauchmuskulatur den Rücken hoch zu bekommen. Also Becken gerade und Wirbelsäule lang, um den Rücken für eine gute Tragefunktion aufzuwölben.

Im Kurs sahen wir verschiedene Pferd-Reiter-Paare unterschiedlichster Ausbildungsstufen, von denen einige Pferde deutliche gesundheitliche Probleme hatten. Von einfachen Führübungen bis zu einem muskulär anspruchsvollen Training über Stellung, Biegung und Tempowechsel an der Doppellonge gab es  viel zu sehen. Doch der durchgängige Tenor war immer „Becken gerade und Wirbelsäule lang“. Nur dann ist das Pferd in der Lage, seinen Rumpf zu tragen und nicht in seinen passiven Strukturen zu hängen. Das ist die Basis für ein gesundes und langes Miteinander.

Interessanterweise sind das Zusammenhänge, die ich aus der Physiotherapie gut kenne.

Auch ein Mensch muss seine Bauchmuskulatur benutzen, um Rumpf und Beinen im Alltag eine stabile Basis bieten zu können. Kippt man ins Hohlkreuz oder läuft man mit in Rundrückenposition, belastet man die Wirbelsäule und auch Hüften und Knie ungünstig. Während meiner Tätigkeit in der Neurologie habe ich Techniken kennen gelernt, mit denen man über die Zunge im Mund die eigene Beckenbodenmuskulatur lockert. Damit verändert man weiterlaufend die Aktivität der stabilisierenden Muskeln. Nur wenn das Becken gerade aufrichtet ist, wird die eigene Wirbelsäule lang und kann Belastung schadlos tragen.

Im Neuro-Rider® Programm setzt man Zungenbewegungen ein, um die Hirnstammaktivität zu verbessern. Abgefahren, wenn man auf verschiedene Art und Weise die Zunge herausstreckt und danach besser auf einem Bein stehen kann, weil Koordination und Gleichgewicht aktiviert sind. Insofern kann ich die Wirkweise des vorgestellten Trainings gut nachvollziehen. Was man im Kurs am Pferd sieht, ist nicht spektakulär und man muss teilweise genau hinschauen, um zu verstehen, warum Claudia Bendela das Pferd auf einmal in den höchsten Tönen lobt. Dann ist es auf dem Weg, seine Wirbelsäule gerade zu ziehen oder die Rumpfträger zu entspannen. Egal wie der Kopf steht: Kopfstellung und Schulterposition darf es benutzen, um sich in der Hinterhand zu stabilisieren. Nur wenn der eigene Motor richtig schnurrt, kann es das Becken gerade und die Wirbelsäule lang ziehen.

In den Vorträgen auf der Equitana 2023

habe ich anhand von Bildern gezeigt, wie sehr die Beckenstellung des Reiters die Beckenstellung des Pferdes und damit seine Rückenposition beeinflusst. Deshalb ist es wichtig, auch am eigenen Rumpf anzusetzen, wenn man gut mit seinem Pferd arbeiten möchte. Das Pferd spiegelt uns viel häufiger, als es uns bewusst ist und setzt seine Muskulatur genauso ein, wie wir es ihm zeigen. Wenn Du also selber zu „Rücken“ neigst, tust Du gut daran, dich mit deiner eigenen Aktivität für „Becken gerade und Wirbelsäule lang“ zu beschäftigen.

Gut geht das beispielsweise am 27.05.2023 südlich von Berlin, wo wir in „Spiraldynamik® für Reiter“ genau die Muskulatur trainieren, die das Becken aufrichtet und für eine gute Übertragung der Gewichtshilfen sorgt. Dein Rumpf stabilisiert sich durch die Spiraldynamik® auf eine physiologische Art und Weise. So sorgt er dafür, dass Du auch beim für gutes Reiten so wichtigen Drehsitz nicht überdrehst oder in der Hüfte einknickst. Wenn Dir Zossen zu weit ist, gebe ich diesen Kurs auch ab und zu nach Absprache auf anderen Reitanlagen.

Wie auch immer, genieße die Zeit mit deinem Pferd und sorge dafür, dass ihr euch beide gesund erhaltend bewegt. Dann macht das Miteinander auch Spaß!

Corinna von Reitclever

#ReitersitzundPferdebecken

#MehrWissenfuerreiter

#gesundreiten

Wie steht es eigentlich um deine eigene Balance?

Wie steht es um das Gleichgewicht des Reiters?
Wie steht es um deine eigene Balance?

Locker im Sattel. Koordiniert und elastisch- dabei ist das Gleichgewicht des Reiters immer vorhanden und du bist jederzeit Herr/-in der Lage.

Das ist der Wunsch. Und wie sieht die Realität aus?

Eben noch im schönen Galopp, dann auf einmal unter dem Pferd, weil das Pferd in einer überraschend genommenen Kurve weggerutscht ist. So passiert leider vor kurzem einer Kursteilnehmerin von mir. Nun hat sie einen gebrochenen Fuß und zerbricht sich möglicherweise den Kopf, was sie hätte anders machen können.

Hinterher ist man oft schlauer und weiß, wie man hätte wann reagieren können. Die genauen Umstande, die zu der überraschenden Wendung des Pferdes Richtung Heimat geführt haben, kenne ich nicht. Unfälle passieren, eigene Vorschläge des Pferdes zum Lösen einer gestellten Aufgabe auch. Aber häufig liegt es am Gleichgewicht des Reiters und Pferds, dass es zu solchen Unfällen kommt.

Zuerst mal sollten wir klären:

Was versteht man eigentlich unter Gleichgewicht des Reiters?

„Aus – balancieren“ bedeutet ins Gleichgewicht bringen, im Zustand des Gleichgewichts halten. Man kann den stabilen Zustand einer ausgeglichenen Gewichtsverteilung in Ruhe und in Bewegung erreichen. Das wird vor allem über muskuläre Koordination gesteuert.

Soweit die theoretische Definition. In der Praxis macht uns das Pferd öfter einen Strich durch die Rechnung. Weil es sich bewegt und wie in dem eingangs erwähnten Beispiel oft anders, als wir es in diesem Moment erwarten. Wenn das passiert, sind die eigene Bewegungsschnelligkeit und die Qualität unserer Gleichgewichtsreaktion gefragt. Ist die langsamer als es in der aktuellen Situation notwendig ist, muss man sich in den Extremitäten fest machen. Also mit den Händen an den Zügeln festhalten oder mit den Beinen klammern. Das ist dann das genaue Gegenteil von einer weichen Hand und einem durchfedernden Fußgelenk: der Absatz kommt hoch und die Hand wirkt rückwärts. Im schlechtesten Fall verliert man auch sein Pferd.

Unterbrechen kann man diesen Mechanismus an zwei Stellen: zuallererst muss man als Reiter fühlen, dass das eigene Gleichgewicht oder das des Pferdes in Gefahr ist. Die beste Reaktion darauf wäre erstmal eine Bremsung, um sich und sein Pferd wieder zu sammeln. Dann finden beide wieder zu einem ausbalancierten Rhythmus. Zum Zweiten sollte man das eigene Festhalten der Muskulatur erspüren: Beides ist nur über die eigene Wahrnehmung möglich. In meinen Augen ist das die wichtigste Fähigkeit mit und auf dem Pferd.

Hat man die Situation geregelt, muss man durchatmen und sich neu sortieren. Dabei helfen ausreichend kräftige Rumpfmuskeln und gute Gleichgewichtsreaktionen. Beides kann man trainieren.

Wenn ich als Reiter in Balance bin, kann ich mich darauf verlassen, dass die Bereiche aktiv sind, die ich gerade brauche. Das sind im Schritt am langen Zügel ganz andere Muskeln als wenn ich im leichten Sitz über ein Feld galoppiere oder springe.

Ein geübter Reiter kann davon ausgehen, dass das Gehirn die dafür wichtigen Bewegungen abruft.

Denn das Steuerungsprogramm, was man braucht, ist abgespeichert. Anders gesagt: Nur wenn die entsprechenden Bewegungsmuster gelernt und automatisiert sind, ist ein ausbalancierter Sitz auf dem bewegten Pferd möglich.

Dann kann man sich bewusst auf jeweilige Anforderung einstellen. Idealerweise hat der Reiter dabei eine Vorstellung der Bewegung und der des Pferdes. Denn nur, wenn man sich auf die geplante Bewegung einstellen kann, wird man zügel-unabhängig sitzen. Weil das Gehirn so im Vorfeld die Rumpfmuskeln aktiviert, die eine Oberkörperspannung ermöglichen. Nur wenn der Rumpf ausreichend angespannt ist, können die Arme so locker bleiben, dass sie der Bewegung des Pferdemauls folgen.

Deshalb ist es immer gut, für das Gleichgewicht des Reiters die Bauchmuskeln zu trainieren. Weiterhin alles, was die eigene Koordination und Wahrnehmung verbessert.

Allerdings ist nicht jeder Tag gleich.

Es gibt Tage, da fehlt es an innerer Ausgeglichenheit. Darunter leiden dann auch die körperliche Verfassung und der zügelunabhängige Sitz.

Kennst Du das? Dass es Tage gibt, an denen es läuft wie geschmiert?  Und an anderen Tagen bekommt man keine vernünftige Wendung geritten… Neben den äußeren Faktoren liegt es dann oft an der fehlenden mentalen Losgelassenheit. Weil man möglicherweise aus dem letzten Loch pfeifend in den Stall gehetzt ist und dann wenig Zeit und noch eine ganze Menge Anderes im Kopf hat.

Also gehört auch eine gute Vorbereitung zu einer guten Balance. Dafür habe ich auf meinem Reitcleverkanal bei Youtube Videos eingestellt. Es gibt verschiedene Sequenzen für ein gutes Warm Up, was man mit wenig Aufwand durchführen kann, bevor man aufs Pferd steigt. Da wir mehrere Qualitäten brauchen, um ausbalanciert auf dem Pferd zu sitzen, geht es in Teil 1 um die Beweglichkeit in der Mittelpositur und in Teil 2 um die Verbesserung der körpereigenen Koordination.

Und weil das Gleichgewicht des Reiters so wichtig ist, gibt es das Warm Up für den Ritt Teil 3, Balance drei eigene Teile: Teil 1, Erklärung, Teil 2 Überprüfung des Gleichgewichts und Teil 3, Aktivierung des Gleichgewichts. Um dir die Videos anzusehen, klick auf den blauen Link.

Wenn Du lieber in Präsenz und mit direkter Anleitung arbeitest: am 29.04.23 geht es bei mir auf dem Hof um „Besser reiten- Locker bleiben in Hüfte, Knie und Rücken“ oder am 10.06.2023 um Besser reiten mit Balance.

Vom 06.05.23- 11.05.23 erarbeiten wir all das in entspannter Atmosphäre: im Retreat für Reiter auf Rügen gibt es noch freie Plätze.

Wie auch immer Du dich entscheidest; hab´ Spaß dabei und machen einen allseits balancierten Ritt,

Corinna von ReitClever

#bessersitzenbesserreiten

#warmupfuerdenritt

#elastischersitzdesreiters

#retreatfuerreiter

Wie geht „lockere Mittelpositur“? Was heißt das?

Der Weg zu einer lockeren Mittelpositur

Schon alleine das Wort Mittelpositur ist ein Knaller, oder?

Weißt du, wo sie liegt? In meinen Kursen oder Vorträgen zeigen die Zuhörer meist irgendwo in Richtung Bauch, Hüfte, Lendenwirbelsäule oder Becken. Manche zeigen auch auf den Brustkorb oder Schultergürtel.

Da sind sie zwar ein bisschen weit oben, aber sie haben auch ein bisschen Recht. Denn nur wenn die Basis des Sitzes durch eine elastische Mittelpositur zum einen stabil und zum anderen beweglich genug ist, kann der Oberkörper aufgerichtet und die Handeinwirkung weich sein. Beides hängt also unmittelbar zusammen.

Die FN schreibt zum Thema Mittelpositur in einer älteren Auflage von 2000: „Die Wirbelsäule bleibt also genau über der Mitte des Sattels und wird in ihrer natürlichen S-Form belassen … . Der Reiter sitzt gestreckt, ohne sich zu verkrampfen. Der Oberkörper ist so weit gespannt, dass einerseits seine Haltung sicher, andererseits aber ein elastisches Mitschwingen in der Pferdebewegung möglich ist. Dazu muss das Becken des Reiters den Bewegungen des Pferderückens folgen. Das wird als Mitschwingen in der Mittelpositur bezeichnet.“

Wie man das eher nicht macht, wurde mir schon als Jugendliche bewusst. Nach dem Schulbetrieb gab es eine Stunde freies Reiten der Privatreiter, bevor der Abendunterricht für die Schulpferdereiter wieder begann. Ich erinnere mich an einen schlanken Mann, der auf einem sehr großrahmigen Braunen ritt. Der Reiter bewegte sich im Bereich Lendenwirbelsäule/Bauch beim Aussitzen so weit nach vorne, dass der Rücken richtig hohl wurde. Dann federte er dort beim nächsten Trabtritt wieder zurück und sogar über die Ausgangsstellung hinaus in Richtung runde Lendenwirbelsäule. Das Ganze sah irgendwie ungesund aus. Aber durch die Kommentare der Umstehenden wurde mit bewusst, wo die Mittelpositur liegt.

Die Schwierigkeit auf dem Pferd liegt in der Steuerung von Stabilität und Mobilität.

Wenn man sich im Unterkörper zu stark festhält, entsteht in der Folge eine Art Stuhlsitz oder Spaltsitz. Wenn man sich dagegen dort so richtig locker macht, schlackern häufig die Oberschenkel und das Ergebnis ist ein unruhiger Unterschenkel.

Die Schlüsselfunktion liegt im Beckenbereich: das Becken soll locker den Bewegungen des Pferderückens folgen. Und das kann es nur tun, wenn Hüften und Lendenwirbelsäule frei beweglich sind. Unsere heutige Lebensweise mit viel Stress und wenig dreidimensionaler Bewegungsmöglichkeiten im Alltag trägt wenig dazu bei, die Mittelpositur locker zu bekommen. Sobald man viel sitzt leidet die Gelenkbeweglichkeit in der Hüfte sofort. Der in diesem Zusammenhang häufig  erwähnte Psoas- Muskel reagiert mit Verspannung, wenn man wenig läuft. Auch zeigt er schnell an, wenn man unter Stress steht oder Schmerzen in Knie oder Lendenwirbelsäule hat. Er verspannt dann reaktiv und schon wird die Lendenwirbelsäule durch seinen Zug in einer Hohlkreuzposition festgehalten.

Also ist der Schlüssel für eine lockere Mittelpositur der Bereich Hüfte, Knie und Becken.

Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen in einem dieser Gelenke bewirken eine Schutzspannung, die von unserer Zentrale geschaltet wird. Das Gehirn versucht, weiteren Schaden abzuwenden und schränkt die Beweglichkeit ein. Das verhindert ein lockeres Mitbewegen mit dem Pferderücken, weil das Becken auf Grund der Muskelanspannung nicht mehr elastisch mitgehen kann.

Daher ist es eine gute Idee, dem Gehirn Sicherheit in Bezug auf die beteiligten Gelenke zu geben. Wenn es nicht einschätzen kann, ob die Hüfte beispielsweise eine volle Rotationsfähigkeit hat, wird es keine Bewegungen zulassen, die eine endgradige Beweglichkeit brauchen.

Es ist also sinnvoll, Hüfte, Knie und Becken vor dem Reiten sensorisch zu aktivieren, damit das Gehirn weiß: „hier wollen wir arbeiten“. Dann kann man mit aktiven Bewegungen vor allem die Rotation verbessern, was zu einer sofortigen Entspannung der großen Hüftmuskeln führt. Wenn der Psoas Muskel nachlässt, wird die Lendenwirbelsäule aus der Hohlkreuzposition entlassen- das Becken wird frei beweglich. Der Weg zu einem guten Mitschwingen auf dem Pferd ist geebnet.

Wie man das macht, erkläre und zeige ich in dem Kurs Hüfte, Knie und ein elastischer Sitz am 29.04.2023 in Zossen, südlich von Berlin. Dort wird es um anatomische Besonderheiten aller Gelenke und Strukturen gehen, die für einen guten Sitz auf dem Pferd entscheidend sind. Auch erkläre ich, wann und wie das Gehirn eine Schutzspannung schaltet und wie man die am besten wieder löst. Praktische Übungen für den Bereich Hüfte, Knie, Becken und eine lockere Mittelpositur sowie ein ausführliches Skript zum Zuhause nacharbeiten runden den Tag ab.

Wer lieber zuhause in Ruhe an seiner Beweglichkeit arbeiten möchte, für den gibt es ein Buch mit dem Titel „Besser Reiter- locker bleiben in Hüfte, Knie und Rücken“. Das ist gerade im FNverlag erschienen und wird im März 2023 auf der Equitana 2023. Es kann über die FN Seite oder im Buchhandel bestellt werden. Auf der Equitana kann es in Halle 6, Stand E03 am Stand des FNverlags erworben werden. Passend zum Thema halte ich am 10.03.23 und 11.03.23 um 15:00 im Gesundheitsforum der Equitana einen Vortrag.

Wer tatsächlich „Knie“ oder „Hüfte“ hat, für den ist vielleicht der Ratgeber Besser Reiten trotz Hüftbeschwerden oder Besser Reiten trotz Kniebeschwerden geeignet. Es geht im Wesentlichen darum, zu verstehen, warum das Gelenk Probleme macht. Nach einer kurzen Einführung über Anatomie, beteiligten Strukturen und Muskelfunktionen gibt es Kapitel über Schmerz und Bewegungssteuerung. Versteht man das, kann man gezielt an der Verbesserung seiner Gelenkfunktion arbeiten und wieder schmerzfrei reiten. Wenn das wieder geht, steht auch einer elatischen Mittelpositur nichts mehr im Wege. Informationen über beide Bücher gibt es unter dem blauen Link.

Viel Erfolg auf dem Weg in Richtung lockere Mittelpositur wünscht,

Corinna von ReitClever

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Kalt draußen, oder? Zeit für ein Warm Up für den Ritt

Wärmst Du dich vor dem Reiten auf? Ein effektives Warm Ip für den Ritt ist sinnvoll
Wärmst Du dich vor dem Reiten auf?

Kein anderer Sportler wärmt sich im Normalfall so wenig auf wie ein Reiter. Er holt zwar meistens sein Pferd vom Paddock und putzt es vor dem Reiten. Vielleicht läuft er mit ihm auch noch ein paar Minuten Schritt. Aber das war es dann meistens auch schon… Oder bist du anders?

Sicherlich kennst du das Aufwärmen aus dem Sportunterricht. Bevor es richtig losging, musste man sich warm laufen. Je nachdem wie gut der Sportlehrer war, gab es auch ein paar Lockerungs- und Dehnübungen, um alle beteiligten Strukturen aufzuwärmen.

Dass das richtig sinnvoll ist, musste ich als Jugendliche am eigenen Leibe erfahren. In der Turnhalle waren schon Geräte aufgebaut und ich liebte es, am Stufenbarren zu turnen. Noch bevor der Unterricht begann, schwang ich mich rauf und wollte einen Abgang mit einem Schwung über den oberen Holm machen. Das Ergebnis war eine schöne Zerrung im großen Brustmuskel, die noch lange nachwirkte.

Warum ist ein Warm Up für den Ritt sinnvoll?

Nahezu in jeder Sportart ist es üblich, alle beteiligten Strukturen im Vorfeld aufzuwärmen. Nur ein Reiter schwingt sich gleich aufs Pferd. Schließlich hat er sein Pferd im besten Fall von der Wiese geholt und überall ausgiebig geputzt. Wenn er das wirklich gemacht hat, ist tatsächlich schon eine großer Teil seines Körpers aufgewärmt. Aber meist gestaltet sich das Holen des Pferdes vom Paddock weniger einem flotten Marsch über mehrere hundert Meter, sondern gleicht einem gemütlichen Bummeln von Grasbüschel zu Grasbüschel. Oder weil es heute einmal flott gehen muss, wird mit der Wurzelbürste die Sattel- und Gurtlage frei gekratzt, ein paar Stöckchen oder Gräser aus dem Schweif gepult und los geht’s. Hufe kann man auch hinterher auskratzen, dann ist das ein Aufwasch mit dem Fetten.

Reiten ist vor allem ein Sport, bei dem unsere Bewegungskoordination gefordert wird. Damit man locker in der Mittelpositur sein kann, müssen vor allem die Hüftgelenke frei beweglich sein. Auch sollten die Rumpfmuskeln koordiniert zusammen arbeiten, um kleine Gewichtsverlagerungen für eine gute Balance zuzulassen. Das bedeutet Nuancen von etwas Spannung in der einen Muskelgruppe zugunsten von etwas mehr loslassen in einem anderen Muskelbündel. Deshalb ist es nicht nur sinnvoll, Gelenke, Sehnen und Bänder aufzuwärmen, sondern vor allem unsere neuronale Steuerung wach zu machen. Wenn sich das Gehirn auf einen guten Input aus der Peripherie verlassen kann, kann es in der Folge auch einen guten Output, sprich einen gut ausbalancierten Sitz auf dem Pferd steuern.

Also gehört zu einem guten Warm Up für den Ritt, sensorischen Informationen aus dem Körper zu liefern, damit die im Gehirn für die Bewegungsplanung genutzt werden können. Das kann man durch ein festes Abrubbeln des Oberkörpers, der Beine und der Arme erreichen. Das feste Streichen aktiviert sämtliche Oberflächenrezeptoren und bewirkt ein Feuerwerk an Impulsen im Gehirn. Als nächstes kann man die großen Gelenke bewegen, die man fürs Reiten braucht: Hüften, Knie und Sprunggelenke, die gesamte Wirbelsäule aber auch Schultern, Ellenbogen und Hände. Dann weiß das Gehirn über den Zustand seiner Extremitäten Bescheid und kann sie für gefühlvolles Reiten auch dosiert ansteuern. Also kann es eine koordinierte Bewegung steuern, das ist zweite wichtige Fähigkeit auf dem Pferd, die wir neben einer guten Beweglichkeit brauchen.

Kennst Du den Begriff „ausbalancierter Sitz“?

Da steckt die dritte wichtige motorische Fähigkeit fürs Reiten drin. Nämlich Balance.

Warm Up für den Ritt
Wie gut ist dein Gleichgewicht?

Gleichgewicht wird nicht nur über die Gelenke und Muskeln, sondern auch über die Augen gesteuert. Je schwächer das Gleichgewicht, desto mehr halten wir uns mit den Augen fest. Unsere Zentrale nutzt vor allem Informationen aus den Augen, um den Körper ins Gleichgewicht zu bringen. Deshalb ist es gut, vor dem Reiten die Augen warm zu machen, bzw. die Augenbewegungen zu justieren, damit das Gehirn scharfe Informationen bekommt.

Wie man das schnell und effektiv machen kann, zeige ich Dir in den folgenden Videos, die du hier im Shop abrufen kannst. In Teil 1 geht es um die Verbesserung der Mobilität im Hüft-Becken-Lendenwirbelsäulenbereich und im Teil 2 um die Anregung der Bewegungskoordination.

Viel Spaß damit und einen allzeit lockeren Ritt,

Corinna von Reitclever

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Hüfte, Knie und ihre Auswirkungen auf den Sitz des Reiters

Nicht nur beim Leichttraben wird die Funktion von Hüfte und Knie auf den Reitsitz sichtbar

Was machen Hüfte, Knie und Rücken, dass diese Bereiche Auswirkungen auf den Sitz des Reiters haben? Das ist eine durchaus berechtigte Frage. Das ausgewogene Zusammenspiel von Hüfte, Knie und Wirbelsäule ist für viele Reiter ein Thema. Wenn man im Alltag viel sitzt oder Bewegungsprobleme hat, leidet vor allem die eigene Geschmeidigkeit. Die ist aber außerordentlich wichtig für einen ausbalancierten Sitz auf dem Pferd.

Wenn man sich ein bisschen mit der Anatomie und Funktion von Hüfte und Knie beschäftigt, wird einem schnell klar, dass diese beiden Gelenke bei vielen Bewegungen zusammen wirken. Wie beim Pferd arbeiten sie in einer Kette mit dem Fuß zusammen, um Stabilität aufzubauen und den Körper fortzubewegen. Für eine gute Figur auf dem Pferd sollte der Reitersitz nicht nur stabil, sondern möglichst auch elastisch sein. Um sich geschmeidig an die Bewegungen des Pferdes anzupassen, braucht man weiterhin ein gutes Gleichgewicht, viel Koordination und eine schnelle Bewegungssteuerung.

Denn gut mitgehen mit der Bewegung kann man, sobald man sich flexibel auf die Bewegungen des Pferdes einstellen kann.

Das dafür so wichtige Stichwort heißt bewegliche Mittelpositur.

Sie ist die entscheidende Schnittstelle für einen ausbalancierten Sitz, egal ob man im Gelände, Dressurviereck oder Springparcours unterwegs ist. Um den immer einnehmen zu können, ist eine schmerzfreie Funktion von Hüfte und Knie unabdingbar. Erkennbar wird ihr Zusammenspiel beispielsweise beim Leichttraben. Über die Muskulatur stehen sie in einem engen Zusammenhang zu der Funktion von Wirbelsäule und Becken. So ist eine flexible Stabilität im Oberkörper nur möglich, wenn ein Reiter diese Zusammenarbeit gut koordinieren kann.

Für eine gezielte Steuerung dieser Funktionen bietet mein neues Buch „Besser Reiten trotz Kniebeschwerden eine konkrete Anleitung. Zuerst geht es darum, das Knie schmerzfrei bekommen. Sollten Sie eher zu Hüftprobleme neigen, bietet sich das Buch „Besser Reiten trotz Hüftbeschwerden an. In beiden Ratgebern erfahren Sie, wie Sie mehr Beweglichkeit und Stabilität in Hüfte und Knie und darüber hinaus eine lockere Mittelpositur bekommen. So können Sie mit wenig Aufwand Ihren Sitz auf dem Pferd wirksam verbessern.

Sie bekommen anatomische Details über das Zusammenspiel von Hüfte, Knie und Rücken und ihre Auswirkungen auf den Sitz des Reiters. Nur wenn diese drei Bereiche gut zusammen spielen, sitzen Sie ausbalanciert auf dem Pferd. Außerdem sind Koordination, Balance und Beweglichkeit unsere wichtigsten motorischen Fähigkeiten, die bei einem harmonischen Ritt zum Tragen kommen. Um die positiv zu beeinflussen, gibt es in den Büchern auch Wissenswertes über unsere Bewegungssteuerung. Die ist elementar, um sich im Einklang mit dem Pferd zu bewegen. Durchdachte Übungen, die genau dort ansetzen, bringen Sie auf den erfolgreichen Weg zu einer belastbaren Gelenkfunktion. Die ermöglicht Ihnen, sich wieder besser zu bewegen. Für eine alltagstaugliche Anwendung sind sie präzise beschrieben und mit Zeichnungen illustriert. Um Ihr Pferd leichter zu dirigieren, bekommen Sie auch praktische Tipps, wie Sie trotz Kniebeschwerden wieder zu einem lockeren Reitstil gelangen.

Beide Bücher können Sie im Shop von Reitclever unter den blauen Links bestellen. Das Kniebuch gibt es bis zum 25.01.2023 zum Messepreis von 35€. Nächste Woche bin ich vom 19.01.-22.01.2023 auf der Messe Partner Pferd in Halle 3 mit dem Stand E 17 vertreten. Im Forum der Aussteller halte ich einen Vortrag über „Hüfte und Knie und elastischer Sitz“. Wer Lust hat, zu einem persönlichen Gespräch vorbei zu kommen, ist dazu herzlich eingeladen. Ich freue mich auf Sie!

Viel Spaß mit dem Pferd und ein erfolgreiches Lockern der Mittelpositur wünscht

Corinna von Reitclever

Essen für Reiter

Essen für Reiter sollten vor allem die Darmgesundheit fördern
Essen für Reiter, I-Stock- Fotografie, Piotr_Malczyk

Gibt es so etwas wie das geeignete Essen für Reiter? Kaum etwas wird so gegensätzlich diskutiert wie der „richtige“ Ernährungsansatz. Veganer und Fleischesser versuchen sich häufig gegenseitig zu überzeugen, warum ihre Art zu essen am besten zu sein scheint. Auf der anderen Seite gibt es Vegetarier, Lakto- Vegetarier, Anhänger der Keto-Diät und auch der Paleoernährung. Ich finde diese Diskussion durchaus gerechtfertigt, denn jeder hat berechtigte Gründe für seinen Denkweise.

Schauen wir uns unter diesem Aspekt die großen Reiterthemen an

Zuallererst sollten wir anerkennen, dass die Tragkraft eines Pferdes begrenzt ist. Wenn man sich überlegt, dass ein normales Großpferd ungefähr 200- 250 Kilo Bauchgewicht mit sich herumträgt, ist unser zusätzliches Gewicht von Bedeutung. Anders gesagt, sollten wir 10 -15% der Gesamtmasse unseres Pferdes nicht überschreiten, wenn es uns schadlos tragen soll.

Das setzt voraus, dass es muskulär in der Lage sein muss, uns zu tragen. Ist es also mit genügend Oberhals- und Kruppenmuskulatur ausgestattet, um uns zu stemmen? Damit du fühlen kannst, wie es ist, einen Reiter zu tragen, bau´ mal die Brückenkonstruktion des Pferdes nach. Die so genannte Hängebrückenkonstruktion besagt, dass der Rücken des Pferdes an den Brückenpfeilern Vorhand und Hinterhand aufgehängt ist. D.h. die Muskulatur, die am Widerrist und am Becken ansetzt, muss den Rücken gegen die Schwerkraft in eine gerade Position ziehen. Wenn das Pferd gut gearbeitet ist, wölbt sich der Rücken sogar nach oben auf.

Lege dich also auf den Bauch und gehe in einen Unterarmstütz. Deine Füße stellst du auf die Spitzen und hebst dein Gesäß so weit an, dass dein gesamter Rücken gerade wird. Mache dabei bitte keinen Durchhänger oder einen Buckel. Wie lange kannst du das halten?

Diese Position ist in sich stabil. Das kannst du ändern, indem du abwechselnd jeweils einen Arm und ein Bein anhebst und dabei im Rumpf unverändert gerade bleibst.

Schaffst du das auch diagonal gleichzeitig? Das ist das, was das Pferd in seinem natürlichen Bewegungsablauf macht. Lass´ jetzt noch dein Kind oder deinen Hund auf dir herumturnen, während du den Stütz ausführst. Oder lege dir ein Gewicht auf den Rücken, was ungefähr ein Zehntel deines Körpergewichts ausmacht. Dann merkst du schnell, ob deine Tragkraft ausreichend wäre, um deinen Rumpf in Bewegung mit einem Reiter zu stabilisieren.

Nun weißt du, warum es pferdefreundlich ist, nicht zu viel Gewicht auf die Waage zu bringen

Also ist es unter dem Aspekt sinnvoll, sich um eine Ernährungsform zu bemühen, die gut sättigt, aber nicht dick macht. Ob dafür eine Low Carb Ernährung die Methode der Wahl ist, kann ich schwer beurteilen. Viele Reiter schwören im Zuge der Gewichtskontrolle auf „Keine Kohlenhydrate nach 18.00“. Die Aufnahme von Kohlenhydraten sorgt für eine gute Ausdauerfähigkeit. Und Reiten ist ein Ausdauersport: Wir wollen über einen langen Zeitraum eine gute Figur machen. Nimmt man allerdings über den Tag verteilt zu viel davon zu sich, wird man träge und nimmt zu. Die Gesamtmenge bezogen auf den Grundumsatz ist also der Schlüssel.

Die Ketoernährung dagegen vermeidet Kohlenhydrate und setzt auf eine fettreiche Ernährung, die ausreichend Energie für den Körper liefern soll. Für den Stoffwechsel ist das eine Herausforderung, führt aber relativ schnell zu einer effektiven Gewichtsabnahme.

Auch für einen guten Sitz kann die eigene Ernährung viel bewirken.

Denn der große Hüftbeugemuskel, der Muskulus Psoas- Major, reagiert auf alle Arten von Unstimmigkeiten im Körper. Er verspannt, wenn wir irgendwo Schmerzen oder Stress haben. Auch Probleme im Bauchraum oder mit der Verdauung lassen ihn im anspannen. Der Hüftbeuger ist für uns Reiter enorm wichtig: nur wenn wir ihn loslassen können, können wir in der Mittelpositur locker mit bewegen.

Ich habe im Sommer einen Artikel über Ernährung für Reiter geschrieben. Da ging es um die Tatsache, dass Menschen Allesfresser sind und um die Auswahl der Lebensmittel. Unter dem Aspekt des ausbalancierten Sitzes auf dem Pferd sollten wir unser Augenmerk auf ein frei bewegliches Becken richten. Dazu müssen sich die Hüften und die Lendenwirbelsäule in alle Richtungen bewegen können, um das Becken den Bewegungen des Pferdes folgen zu lassen. Das ermöglicht ein lockerer Psoas- Muskel.

Ziemlich zentral in unserem Becken liegt der Enddarm. Kann er sich nicht so entleeren, wie er möchte oder ist er bei Durchfall permanent mit der Ausscheidung beschäftigt, verspannt er. Über seine bindegewebigen Aufhängungen zieht er dann an Becken und Kreuzbein, was sich wie bei einer Kolik beim Pferd in Verspannungen und Schmerzen äußert.

Ein vernünftiges Essen für Reiter sollte also gewährleisten, dass der Enddarm gut ausscheiden kann. Damit er das kann, sollte der gesamte Darm gut arbeiten. Ernährung für Reiter zielt also im besten Fall darauf ab, die Darmmobilität so günstig wie möglich zu beeinflussen. Das erreicht man durch die Aufnahme von Ballaststoffen, die die Darmaktivität anregen. Damit verbunden sollte man qualitativ hochwertige Inhaltsstoffe zu sich nehmen, die dem Körper all die Bausteine zur Verfügung stellen, die er für eine gute Leistungsfähigkeit braucht. Ausgewogen und viel Gemüse in allen Varianten sind die Stichworte, die mir dazu einfallen.

Je bunter das Essen auf dem Teller, desto vielfältiger sind die enthaltenen Nährstoffe für den Körper

Klar sind M&Ms und Gummibärchen auch bunt und es gibt sie sogar in verschiedenen Formen und Geschmacksrichtungen 😉 Aber der darin enthaltene Zucker gibt nur kurzzeitig Energie und löst einige Zeit nach dem Verzehr ein Heißhungergefühl aus. Das ist im Zuge der Gewichtsregulation nur bedingt wünschenswert.

Egal was du gerne ist- schau mal, wie zufrieden dein Bauchraum mit der aufgenommen Nahrung ist. Die bevorstehenden Feiertage zeigen dir unter Umständen, wie es sich anfühlt zu viel und zu fett gegessen zu haben. Die „Freßstarre“, die einen manchmal am 1. oder 2. Weihnachtsfeiertag befällt, lädt wenig dazu ein, sich aufs Pferd zu begeben, oder? Registriere im Gegensatz dazu, wie sich dein Bauch nach einer Gemüsesuppe oder einem Salat anfühlt. Rohkost kühlt und wird deshalb gerne im Sommer gegessen. Bei den Temperaturen, die wir in der letzten Woche hatten, fühlt sich ein Körper mit einem herzhaften Eintopf oft besser bedient.

Essbedürfnisse sind immer subjektiv und was dein Köper braucht, ist immer abhängig davon, welche Herausforderungen er gerade zu bewältigen hat. Aber wenn du durch die Auswahl der Lebensmittel erreichst, dass du auf dem Pferd besser mitschwingst, wäre das doch ein tolle Sache.

Darmgesundheit und Gewichtskontrolle sind das, was beim Essen für Reiter zählen sollte. Mein Tipp wäre, diesen Aspekt in deine Vorsätze für das neue Jahr aufzunehmen. Wenn die Hosen lockerer sitzen und das Pferd im Rücken besser schwingt, weil du ein angenehmerer Rucksack bist, hast du dein Ziel erreicht.

Tolle Feiertage wünsche ich dir und einen allseits entspannten Ritt,

Corinna von Reitclever

#ErnaehrungfuerReiter

#bessersitzenbesserreiten

#gluecklich reiten

Spuren im Körper

Jedes Ereignis, jede Bewegung zeigt Spuren im Körper
Spurensuche

Letzte Woche hatte ich eine Patientin in der Praxis, die auf Grund einer Nervenläsion Taubheitsgefühle und Lähmungserscheinungen in der rechten Hand hat. Deshalb wurde sie schon an der Hand operiert, was ihr Problem aber nur verringert, nicht gelöst hat.

Die Vorgeschichte ergab, dass sie auf Grund von Entzündungen und Fehlstellungen 8 (!) Hüftoperationen auf derselben Seite hinter sich hatte. Schon eine einzige Operation dieser Art hinterlässt Spuren im Körper.

Die Inspektion zeigte, dass der ganze Oberkörper verschoben ist. Da sie dem rechten Hüftgelenk nicht mehr vertraut, belastet sie seit den Operationen vorwiegend das linke Bein. Als Gewichtsausgleich schiebt sich der Schultergürtel auf die andere Seite. Und zwar auf die mit der Nervenläsion, die das Mehr an Belastung irgendwann nicht mehr kompensieren konnte. Wahrscheinlich durch eine Druckläsion der Nerven sind alle Muskeln in diesem Bereich und auch im Arm schlaffer und geringer ausgeprägt als auf der linken Seite.

Schonhaltungen hinterlassen immer Spuren im Körper wie auch jedes andere Ereignis.

Auch wenn es auf dem ersten Blick nicht auffällig erscheint, kostet jedes Trauma oder jede Operation etwas Flexibilität an dieser oder einer anderen Stelle im Körper. Die in den letzten Jahren so häufig zitierten Faszien können ein Lied davon singen. Dieses feine bindegewebige Netz zieht sich durch unseren ganzen Köper und verbindet alle Strukturen miteinander. Wenn ich beispielsweise mit dem rechten Fuß umknicke und sich dort eine Schwellung ausbreitet, bleiben an dieser Stelle verhärtete, verklebte Faszienstrukturen zurück. Die dadurch verringerte Elastizität kann über Hüfte und Becken auch der gegenüber liegenden Schulter Bewegungsdefizite verschaffen. So zieht eine Fußverletzung häufig irgendwann Schulterprobleme oder einseitige Kopfschmerzen nach sich. Alles hängt mit allem zusammen.

Die Patientin wird nun mit Nervengleitmobilisationen und Techniken behandelt, die das rechte Hüftgelenk und den unteren Rumpf stabilisieren. So kann ihr Gehirn lernen, dem Bein wieder zu vertrauen und den Oberkörper gerade auszurichten.

Bei einer Reiterin lag der Fall vor kurzem anders

Genügend Erfahrung mit auffälligen Spuren im Körper ließ uns auch dafür eine Lösung finden. Die Reiterin sprach mich an, da sie seit langem Probleme auf dem Pferd hat und schief sitzt. Sie hatte ihr Hüftgelenk als Auslöser in Verdacht und begann, es häufig zu mobilisieren.

Gute Idee, die aber leider nicht immer hilft. Denn in ihrem Fall ergab sich, dass Ihr Oberköper auch etwas schief im Sinne einer Gewichtsverlagerung steht. Aber die Reiterin ist tendenziell überbeweglich und das Hüftgelenk, was ihr Probleme macht, ist weniger stabil als mobil. Da muss man also entsprechende Muskeln kräftigen.

Macht man es noch beweglicher als es schon ist, werden die daraus resultierenden Reaktionen im Körper größer und nicht kleiner. Also ist der Schluss, den man aus der Untersuchung zieht, wichtig, wenn man eine Problemstelle identifiziert hat.

Ich finde es toll, dass die Menschen und Reiter die Muße haben, mehr auf sich zu hören und in Ihrem Köper nach Gründen für Ihr Bewegungsproblem schauen. Wenn Du aber richtig Erfolg damit haben möchtest, ist es sinnvoll, Dir dabei Hilfestellung zu holen.

Die kannst Du beispielsweise beim Physio Check für Reiter oder dem Riders- Check holen. Beides biete ich in einer Physiotherapiepraxis in Berlin oder nach Abspreche auch bei Dir auf der Anlage an.

Schreib mich an, wenn Du Interesse hast und wir machen auch bei deine Spuren im Köper zu einem Erfolgsprojekt. Die Einzeleinheiten kannst Du auch als Gutschein verschenken oder Dir zum nahenden Fest schenken lassen 😉

Eine schöne Adventszeit wünscht

Corinna von Reitclever

#WunderweltderFaszien

#Riders Check

#Physio Check für Reiter

#besserer Sitz des Reiters

Es ist immer die Hüfte  

Es ist immer die Hüfte, die einen guten Sitz und ein langes Bein ermöglicht.
Es ist immer die Hüfte, die einen guten Sitz und ein effektives Leichttraben ermöglicht.

Vor zwei Wochen war ich abends auf einer Fortbildung. Es ist spannend, wie sich ein Thema vor dem eigenen Auge immer stärker ausbildet, wenn es sich erstmal als bemerkenswert manifestiert hat. In meinem heutigen Verständnis ist es immer die Hüfte, die in unserem Alltag und auch beim Reiten eine wichtige Rolle spielt.

Denn wenn man die Hüfte auf dem Pferd nicht dreidimensional mitbewegen lässt, versandet der Schwung des Pferdes irgendwo in den passiven Strukturen der Mittelpositur oder im großen Hüftbeuger. Wenn der Psoas Muskel nicht loslässt, hält er Becken und Wirbelsäule in einer angenäherten Position fest: das so entstehende Hohlkreuz verhindert ein Mitschwingen in der Mittelpositur. Dementsprechend wird der Sitz fest und man bekommt entweder ein unruhiges Bein oder eine feste Hand, weil der Oberkörper nicht balancieren kann. Also ist es immer die Hüfte, die einen elastischen Sitz ermöglicht oder ihm im Wege steht.

Der Weiterbildung versprach die spiraldynamische Analyse des menschlichen Ganges.

Dort ging es zuerst um das „richtige“ Aufsetzen des Fußes, der dadurch eine bestimme Muskelaktivität in Gang setzt. Die ist wichtig, um das Knie unter Belastung achsengerecht zu stabilisieren und die Kraft ökonomisch auf den Oberkörper zu übertragen. „Es ist immer die Hüfte, die das ermöglicht und dadurch für eine gute Bewegungsqualität sorgt“, sagte der Spiraldynamik®- Lehrtrainer in diesem Zusammenhang. Wenn sie nicht dreidimensional arbeitet, bleibt das Knie bei Belastung in seiner typischen X-Bein Position. Damit wird es bei jedem Schritt fehl belastet und die Kniestabilisatoren können seine Position nicht sichern.

Das vom Dozenten verwendete Bild hat sich mir eingeprägt: Der große Quadriceps- Muskel auf der Vorderseite und die Muskulatur auf der Rückseite packen wie eine Greifzange zu, um das Knie in Stand und Gang zu sichern. Stellen die Hüftmuskeln nicht die dazu notwendige Beinachse her, indem sie das Knie gerade ausrichten, wirken Scherkräfte, die im Knie für Probleme sorgen: Zum einen kann der Knorpel leiden und zum anderen können Strukturen Schaden nehmen, wenn die Torsion schnell und impulsartig einwirkt. Beides führt zu Abnutzungserscheinungen im Knie, die irgendwann schmerzhaft werden.

Auch auf dem Pferd kommt der Kniestellung eine entscheidende Bedeutung zu.

Weißt Du wo? Beim Leichttraben ist die Position des Knies enorm wichtig. Nur wenn Fuß- und Hüftstellung dafür sorgen, dass es gut in der Spur bleiben kann und nicht an die Pauschen drückt, wirst Du es reibungslos gestalten können. Dann kannst Du dein Gewicht ökonomisch zum Treiben einsetzen und im Oberkörper locker aufgerichtet bleiben.

Stell Dich mal so hin, als würdest Du auf dem Pferd sitzen: Deine Füße stehen breiter auseinander als normalerweise und deine Knie sind leicht gebeugt. Setze Dich gerade hin und tu so, als hättest du Zügel in der Hand.

Beginne jetzt leichtzutraben und verlagere dein Gewicht vor allem über Hüfte und Becken, um den abwechselnd zu be- und entlasten. Dein Becken müsstest du nach vorne oben bewegen, um das Gesäß vom Pferderücken zu entfernen. Kannst Du fühlen, dass das Aufstehen vor allem über Knie und Hüften erfolgt? Dann machst du es richtig.

Jetzt spielen wir mal mit der Ausführung:

a) Mache beim Leichttraben ein X – Bein und stelle Dir vor, Dass Du dich mit den Knie an den Pauschen festhalten würdest. Kann es sein, dass deine Aufstehbewegung irgendwie in einer Hüftbeugung versandet oder Du dein Gesäß nach hinten herausstreckst?

b) Mache jetzt das Gegenteil und bringe beim Aufstehen dein Knie in eine O- Bein Position.

Stehst Du noch stabil? Durch die Beinachsenverlagerung wird deine Kontaktfläche zum Boden kleiner, oder? So kommst Du vom Oberköper her in eine eher wackelige Position.

Merkst Du, dass die richtige Kniestellung für lockeres Leichttraben entscheidend ist? Auch auf dem Pferd ist es immer die Hüfte, die die Stellung der Beinachse bestimmt. So entscheidet sie über die Aktivität der Muskeln, wie deine Knieposition an den Pauschen ist. Nur wenn das Knie weder klemmt noch von der Pausche wegzeigt, kann es in der Achse bleiben. Dadurch kannst Du deinen ganzen Fuß belasten und der Absatz bleibt tief.

Auch bei Knieproblemen ist es von Vorteil, sich um die richtige Beinstellung zu kümmern.

Denn es ist immer die Hüfte, die sie gewährleistet.

Wenn Du jetzt Lust auf mehr bekommen und das Gefühl hast, dass es sich lohnt, die Hüfte zu beachten, kann ich Dir mein Buch „Besser reiten trotz Hüftbeschwerden“ ans Herz legen. Es ist explizit für Reiter geschrieben und gibt vor allem Hilfestellungen für eine gute Hüftfunktion, auch wenn sie keine Probleme macht 😉

Weil funktionelle Zusammenhänge so wichtig sind und die Steuerung von Hüfte und Knie gutes Reiten entscheidend beeinflusst, wird beides einen großen Raum in meinem neuen Buch einnehmen. Im Januar zur Messe „Partner Pferd in Leipzig“ wird der Ratgeber „Besser Reiten trotz Kniebeschwerden“ heraus kommen. Alle „Kniespezialisten“ und Reiter, denen #MehrWissenfuerReiter wichtig ist können sich schon freuen: ich fahre heute ein paar Tage n die See, um dort alle Zusammenhänge in Ruhe reitspezifisch aufzudröseln.

Ich freue mich drauf!

Corinna von Reitclever

#bessersitzenbesserreiten

#derwegzurlockerenmittelpositur

#lockereHueftelockererSitz