Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Und das, obwohl ich durch meine langjährige Berufstätigkeit ein gutes Auge entwickelt habe. Durch die physiotherapeutische Brille kann ich schnell sehen, wo es bei einer Bewegung schief geht. Beispielsweise in welche Richtung das Becken kippt, wenn der Fuß im Steigbügel nach vorne oder hinten rutscht.
Deshalb habe ich eine andere Form der Korrektur entwickelt als die meisten Reitlehrer. Anstatt von „Absatz tief“ und „Fäuste aufrecht“ zu reden, gebe ich lieber Tipps, wo man als Reiter im Rumpf ansetzen muss, um weicher in der Hand zu sein oder im Absatz durchfedern zu können.
Diese Vorgehensweise ist nicht nur auf dem Pferd hilfreich, sondern auch im vorbereitenden Training. Im Kurs Spiraldynamik für Reiter setzt man zum Beispiel an der tiefen Bauchmuskulatur an, um im Ergebnis zu einem tiefen Sitz zu kommen. Die vorgeschaltete Theorie verhilft den Teilnehmer zu einem guten Verständnis von Anatomie und Zusammenspiel der Strukturen. Besser gesagt, wie man zu einem guten Kontakt der Gesäßknochen kommt und welche Muskeln man dafür lieber nicht benutzen sollte. Der Psoas- Muskel ist so ein Kandidat, der zwar häufig aktiviert wird, aber ein Hohlkreuz auslöst.
Hohlkreuzposition und tiefer Sitz passen nicht zusammen.
Das lernt man bei der Kombination Physiotherapie und Reiten. Die Aktivität des Einen schließt durch seine Funktion das Andere aus. Zu meinem letzten Kurs kam eine Physiotherapeutin aus dem Rheinland angereist. Sie hat ein eigenes Pferd und fand das Thema Spiraldynamik spannend. Daher hat sie sich eine Mischung aus Urlaub und Fortbildung geleistet und ein paar Tage in Berlin verbracht. Das Pferd hat sie natürlich zuhause gelassen. Aber die Motivation und die Fähigkeit, das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden, freuen mich sehr. Liebe Grüße an dieser Stelle ins Rheinland 🙂
Warum also nicht am physiotherapeutischen Wissen ansetzen?
Bei meinen Kursen sitzen oft Teilnehmer, die die eine oder andere körperliche Baustelle mitbringen. Genau deshalb buchen sie den Kurs oder kontaktieren mich, weil sie trotz ihres Problems weiter kommen möchten. Manchmal kann ich Ihnen ein Onlineprogramm empfehlen oder in anderen Fällen finden Sie sich mit Ihrem Thema in der Kursbeschreibung wieder.
Doch durch die gezielten Anfragen komme ich manchmal auf eine Idee, wie ich die persönliche Baustelle des Einzelnen, Reitern mit ähnlichen Fragen zugänglich machen kann. Die Antwort für einen entspannten Umgang mit und auf dem Pferd erschließt sich oft aus dem eigenen Wohlbefinden heraus. Nur wenn es mir selbst gut geht, kann ich auch meinem Pferd gut tun. Das beginnt bei einem schmerzfreien Rücken und führt über die Bewegungssteuerung zu einer gewissen mentalen Stabilität. Auch angstfreies Reiten ist nur möglich, wenn unser Zentralcomputer weiß, dass in unserem Körper alles in Ordnung ist. Anders gesagt verhindert er ein entspanntes Mitschwingen mit der Pferdebewegung, wenn wir unser das malade Knie eventuell durch eine Kamikaze- Aktion gefährden.
Deshalb gibt es seit einiger Zeit auf der Webseite die Seite Neues Reitgefühl. Sie soll ein bisschen zum Thema „Bewegungssteuerung“ und Arbeitsweise unseres Nervensystems sensibilisieren und informieren. Wenn Ihr euch mit der Vorstellung angefreundet habt, dass ihr in der einen oder anderen Ecke Eures Körpers etwas verändern wollt, könnte Ihr Euch ein dazu passendes Modul aussuchen. Vielleicht habt Ihr auch ein paar Mitstreiter in eurem Stall, mit denen ihr einen Kurstag organisieren könnt.
So hat das eine langjährige Bekannte von mir gemacht, die den Kurs „Einfach besser Reiten trotz Angst“ Ende Januar verpasst hat. Da das Thema momentan aber eine Bedeutung für Sie hat, werde ich im April diesen Kurs bei ihr auf der Anlage durchführen. Das hat den entscheidenden Vorteil, dass die Teilnehmer im Anschluss auf ihrem gewohnten Pferd gleich ausprobieren können, was der Kurs verändert hat.
Sucht Euch einfach den Weg, der zu euch passt!
Bis dahin,
Corinna von ReitClever!