Gibt´s Neues?

Eine Frage der Herangehensweise

Für Reiter ist nicht nur bei Sitzproblemen häufig die Frage nach der Herangehensweise entscheidend

Ich sitze am Küchentisch und mein Sohn schaut mich erwartungsvoll an:

„Wollen wir eine Gruppe gründen?“ fragt er mich. Mit den leuchtenden Augen eines Zwölfjährigen erklärt er mir, welche Funktionen eine App hat, die ich ursprünglich als Ergänzung für ein Neuroathletiktraining herunter geladen habe. In meinen Augen ein Tool, bei dem es um Farb- und Mustererkennung geht. Die findet in aufeinander aufbauenden Levels statt. Doch begeistert sie auch meinen Sohn, weshalb sie nun auf seinem Handy installiert ist. In nur zwei Tagen hat er sämtliche Funktionen ausprobiert, die diese App bietet, und ist darüber hinaus in kürzester Zeit viele Levels weiter gekommen als ich.

Erst bin ich genervt, dann schaue ich ihm fasziniert zu

In welcher Geschwindigkeit er die bunten Becher, Figuren, Hot Dogs, Flaschen und weitere Gegenstände abräumt und Level für Level erklimmt, ist für mich hochgradig erstaunlich. Für mich ist das Spiel der Mustererkennung tatsächlich ein Training für den Frontallappen. So suche ich Farbe für Farbe, Form für Form und scheitere mehrfach am Level 41, während mein Sohn schon bei Level 81 ist…

Diese Art der Aktivierung habe ich während eines Neuro-Rider® Moduls kennen- und schätzen gelernt. Die damals herunter geladene Version ist leider dem Plattmachen meiner Daten nach dem Facebookhack im letzten Jahr zum Opfer gefallen. Ich finde sie im Appstore nicht mehr und stattdessen wurde mir dieses Spiel vorgestellt.

Auch Hirnaktivierung ist eine Frage der Herangehensweise

Alles, was wir tun, setzt unser Gehirn in Gang. Das tut es, nachdem es Reize analysiert und ausgewertet hat, um die bestmögliche Reaktion darauf zu veranlassen. Also ist es beispielsweise auch fürs Reiten gut, an der Reitverarbeitung anzusetzen. Dann kann man schneller auf die Bewegungen seines Pferdes reagieren. Dass diese Form der Frontallappenaktivierung wirkt, hat mir eine sehr stark betroffene Parkinsonpatienten gezeigt. Wenn sie während ihrer Doppelbehandlung nicht mehr konnte, haben wir die Mustererkennungsapp als Pause genutzt. Erstaunlicherweise stand die Dame im Anschluss jedes Mal gerader, nachdem sie begeistert auf die Tasten getippt hatte.

Während ich meinem Sohn beim Spielen zuschaue, muss ich lachen. Es ist nicht nur seine jugendliche Unbekümmertheit, die ihn auf Tablet und Telefon ganz anders agieren lässt, als seine deutlich ältere Mutter. Er hat auch Sinn und Vorgehensweise des Spiels intuitiv verstanden. Anders als ich, die gerne strukturiert vorgeht und Aufgaben nacheinander abarbeitet. Das kostet im Falle dieser Aufgabe wertvolle Zeit.

Während ich also lächelnd meine Taktik ändere, komme ich, kurz gesagt, viel weiter. Ich schaffe 9 Etappen am Stück, in den nächsten Tag noch einmal 12. Mein Sohn freut sich, mit mir gemeinsam spielen zu können und mir die richtigen Tipps gegeben zu haben. Wenn wir auch nur nebeneinander sitzen und jeder auf sein Handy tippt, sind wir jetzt auch in der Spielgruppe miteinander verbunden. Dort können wir sehen, wie weit der andere ist. Das findet er wichtig, um auch auf der Messe miteinander in Kontakt bleiben zu können 🙂 .

Mal sehen, ob ich die Messe Nordpferd in Neumünster auch so spielerisch meistere

Ich habe bis Ostern an der Fertigstellung meines neuen Buchs gesessen, was als Neuro-Training für Rückengeplagte im Trias Verlag erscheinen wird. Darüber habe ich versäumt, mich für einen Fachvortrag anzumelden. Vielleicht rutsche ich noch als Lückenfüller ins Forum, wenn jemand ausfällt. Wenn nicht, werden sicherlich auch ohne einen Vortrag interessante Kontakte zustande kommen. Außerdem habe ich schon ein paar Ideen, auf wen ich aktiv zugehen möchte. Also drehe ich den Spieß einfach um und werde weniger gefunden als selber kennen lernen. Ich freue mich wie immer sehr auf die Tage und werde den Aufenthalt in dem Bundesland genießen, in dem ich vor vielen Jahren gearbeitet und mich sehr wohl gefühlt habe.

Ich werde berichten…

Was kann dieser Text für Reiter bewirken?

Hochkarätiges Wissen
Wahrnehmung verbessern

Manchmal hilft es, sich in festgefahrenen Situationen mit einer offenen Wahrnehmung die Frage der Herangehensweise zu stellen. Warum sitze ich beispielsweise fester in den Rechtswendungen als links herum? Wer oder was macht, dass ich den inneren Absatz hochziehe? Könnte es an der Aktivität meiner Hüftmuskulatur legen oder hatte ich mal eine Fußverletzung auf dieser Seite?

All das kann Hinweise darauf geben, wo man im Körper ansetzen kann, um seinem Gehirn bessere Reize zur Verfügung zu stellen. Die braucht es, um sich schnell und adäquat auf neue Anforderungen einzustellen zu können. Vielleicht sitzt Du nach einem Spiel, was deine Reaktionsgeschwindigkeit fordert, auch besser im Gleichgewicht. Das passiert, weil Du über deine an den durch das schnelle Reagieren ausgelösten Gesichtsbewegungen beteiligten Hirnnerven den Hirnstamm ansprichst.

Das erklärte Ziel ist immer, Informationen an die Teile des Gehirns zu adressieren, die eine erwünschte Funktion verbessern. Die Möglichkeiten, die sich dafür für einen besseren Reitstil ergeben, sind immens. Mehr Ideen und Anregungen findest Du unter Reitclever.de.

In diesem Sinne, habe mit der Frage nach der Herangehensweise einen schönen Frühling!

Corinna von Reitclever

#neurozentriertesarbeiten

#neuroathletiktraining

#bessserreiten

#neurorider

Was für ein Flow, Neues von Reitclever, März 2024

Was für ein Flow entsteht durch Lernen in einer Gemeinschaft!

Ich befinde mich im Kongresszentrum der Leipziger Messegesellschaft und staune. Um mich herum sitzen ungefähr 300 andere Autoren und Autorinnen in einem riesengroßen Saal an 22 runden Tischen. Das geschäftige Gebrumm vieler Stimmen ist zu hören, ich kann nur das der Rednerin bei mir am Tisch ausmachen. Was für ein Flow liegt in der Luft!

Die Idee der Leipziger Autorenrunde #lar24 ist einfach aber genial. An 22 Tischen finden jeweils 2x 45 Minuten frei wählbare Gesprächsrunden mit einem Fachmann statt. Nach 90 Minuten gibt es eine Pause- dann kommen 22 neue Experten an den Tisch. Jeder der dort Feder führenden Redner ist selbst erfolgreicher Autor oder kommt aus der Buchbranche. Es geht um Storytelling, Verkaufsofferten, wie man sich und sein Buch ins rechte Licht rückt, um Onlinemarketing oder „wie plane ich einen Bestseller?“ J. Einiges kommt mir bekannt vor, vieles habe ich schon einmal gehört und anderes ist komplett neu. Das verschafft eine Mischung, die ich gut aufnehmen kann. Tolle Idee, grandiose Umsetzung.

Autoren sind wie Reiter ganz verschieden

Ich sehe junge, teilweise sehr dünne Männer, die sich dem Genre Fantasy oder Science Fiction verschrieben haben. Frauen jedes Alters, die Liebesromane schreiben oder ihre eigene Geschichte verarbeiten. Ältere Herrschaften, die auf die 80 zugehen. Alle freundlich, aufnahmebereit und wissbegierig.

Genauso wie bei Reitern sieht man weder auf den ersten noch auf dem zweiten Blick, dass man einen Autor vor sich hat. Es sind ganz normale Menschen. Ich bin geflasht von der konstruktiven und positiven Atmosphäre, die den Tag begleitete. So macht lernen Spaß.

Es ist das zweite Mal in diesem Monat, dass ich hochwertiges Wissen einsauge

Mitte März war ich 6 Tage in Murnau, südlich von München. Meine Hinfahrt verlief problemlos einen Tag nach dem angekündigten Streik der GDL. Dort war es wie im letzten Jahr: ankommen, einchecken, lernen.

Unser Nervensystem ist die Basis all unseres Denken, Fühlen und Handelns. Was für ein Flow kann entstehen, wenn wir alle unser Fähigkeiten bündeln und die Reizaufnahme verbessern!

Dr. Philip Eckhardt, der Begründer der Neurofunktionellen Integration ist beseelt von der Idee, seine Technik so vielen Menschen wie möglich zugute kommen lassen. Denn er weiß, dass nur ein empfangsbereites Nervensystem einen sicheren Lernprozess ermöglicht. Sein unglaubliches Wissen vermittelt er klar strukturiert und plaudernd. Stress kommt dabei nicht auf – auch für die Verpflegung ist auf hohem Niveau gesorgt.

Auch bin ich beeindruckt, was für ein Verständnis dadurch entsteht. Wieder in der Praxis beginne ich das neu Erlernte unmittelbar in meine Behandlungen umzusetzen. Was für ein Flow, wenn das einfach so gelingt. Ich denke wieder anders in Bezug auf für mich altbewährte Vorgehensweisen. Mit dem aufgepeppten Wissen im Kopf, was neurologische Steuerungsprozesse angeht, schaue ich einfach anders hin. Ich bin mir sicher, dass dieses Wissen auch meine Korrekturen in der Reitbahn beeinflussen wird.

Die Gelegenheit dazu habe ich im April und Mai

Besser Reiten in Hüfte Knie und Rücken
Besser reiten in Hüfte Knie und Becken

Vom 12.04.-14.04.2024 bin ich mit Reitclever auf der Messe Nordpferd in Neumünster. Nach den Erlebnissen auf der Partner Pferd im Januar bin ich gespannt, was mich dort erwartet. Am 26.04. 2024 bin ich in Mechelroda/Thüringen, am 02.05.2024 in Prussendorf/ Sachsen Anhalt und am 31.05.2024 in Ramin/ Mecklenburg Vorpommern, kurz vor der polnischen Grenze.

Mein Vortrag „Besser Reiten- locker bleiben in Hüfte, Knie und Rücken“ im Rahmen des PM- Seminars wird jede Menge praktische Anregungen und eine Demo in der Reitbahn beinhalten.

Auch im Basisbereich kann man das Gefühl eines Flows erleben

Ein Flow entsteht durch Teamgeist und Motovation

Seit letzter Woche Freitag haben wir sechs neue Lizenzinhaber „Pferdeführerschein Umgang“. Meine schon etwas betagten Pferde haben sehr gut mitgemacht und wurden von motivierten Damen geführt. Alle sechs hatten schon viele Vorerfahrungen, waren aber trotzdem wissbegierig. Sie haben uns mit Teamgeist und guter Laune über die Kurssamstage getragen. Wenn man am Ende von allen freudig umarmt wird und Dankesworte hört, weiß man, dass es gut gelaufen ist. Hochwertiges Basiswissen zu vermitteln, was direkt den Pferden zu Gute kommt, ist meine Motivation. Nicht nur den Tieren der Teilnehmer, sondern auch anderen: Durch sein Beispiel und eine weit reichende Kenntnis wirkt man als Vorbild und zieht andere Reiter mit.

Deshalb ist meine Empfehlung an dich: mache deine Augen und Ohren weit auf und suche ungewohnte Impulse. Höre Musik mit einem klaren Beat, rieche bewusst den werdenden Frühling, gehe beispielsweise surfen oder wandern und tausche dich mit anderen Menschen über nicht so gewohnte Themen aus. Das fördert die Flexibilität des Nervensystems und lässt dich geschmeidiger auf die Bewegungen deines Pferdes reagieren. Dass Du mit dem Gefühl „Was für ein Flow“ über die Osterfeiertage spazierst und fröhlich durch dein Leben groovst wünsche ich Dir!

In diesem Sinne,

Corinna von Reitclever

#flexibilitätdesNervensystems

#mehrwissenfuerreiter

#Quantenspruengeimlernen

#lar24

Die Basis des Reitsitzes

Die Basis des Reitsitzes:
Besser Reiten in Hüfte Knie und Rücken
Besser reiten in Hüfte Knie und Becken

Unbestritten ist die Mittelpositur die Basis des Reitersitzes.

Das heißt, nur wenn ein Reiter in der Lage ist, sich in der Mittelpositur flexibel an die aktuelle Situation auf dem Pferd anzupassen, sitzt er locker und ausbalanciert. Er wird zum angenehmen Rucksack, wenn er mit Hüfte, Knie und Rücken elastisch agieren kann.

In Zeiten, in denen Reiten zunehmend mehr im Fokus der Öffentlichkeit steht und ein gesundheitsschädigender Umgang mit dem Pferd berechtigterweise deutlich in der Kritik steht, ist es unabdingbar, sich dem gesund Reiten für Reiter und Pferd zu verschreiben.

Um das tun zu können, ist es zum einen wichtig zu wissen, wo man hinschauen muss um etwas zu verändern. Und zum anderen sollte man wissen, wo man ansetzen muss, um sich selber besser in die Lage zu versetzen, besser mitzuschwingen.

Mit der Basis des Reitsitzes ist das so eine Sache

Wenn man schon etwas in die Jahre gekommen ist oder die eine oder andere Verletzung hinter sich hat, gibt es Mechanismen im Körper, die einen fest halten. Das erschwert ein lockeres Mitschwingen in der Mittelpositur. Auch wenn man schon einmal vom Pferd gefallen ist oder die aktuelle Situation an einen vergangenen Schreck erinnert, hält man sich unbewusst fest. Sobald man zu Ängsten neigt oder sich unter Druck fühlt, sitzt man im Bereich der Mittelpositur eher unflexibel. Die Hüftgelenke spielen eine entscheidende Rolle für die Basis des Reitsitz. Einschränkungen in ihrer Beweglichkeit verhindern die notwendige Elastizität, die für einen guten Sitz auf dem Pferd erforderlich ist. Auch die Volkskrankheit „Rücken“ beeinflusst die flexible Position des Beckens, damit es den Bewegungen des Pferderückens folgen kann.

Dagegen ist nur locker Mitschwingen auch kontraproduktiv. Das Becken muss ausreichend stabilisiert werden können, um den ansetzenden Rumpf- und Beinmuskeln eine stabile Ansatzfläche zu bieten. Das ermöglicht dem Reiter, im Oberkörper aufrecht zu sitzen und die Beine aus der Hüfte heraus lang lassen.

Anders gesagt haben wir Reitlehrer eine verantwortungsvolle Position

Wir müssen zum einen sehen, wo es auf dem Pferd schief geht und zum anderen das Pferd unter dem Reiter zufrieden machen. Das ist meinen Augen Sinn und Zweck einer qualitätsvollen Ausbildung, Pferd und Reiter zu einer harmonischen Einheit zu formen. Das geht nur über einen elastischen Sitz des Reiters auf dem Pferd.

Natürlich ist das nicht immer eine einfache Aufgabe. Doch wenn man lernt, sein Auge für Bewegungsabläufe zu schulen, hat man eine Idee, wo man ansetzen muss. Dann kann ein Ausbilder einen funktionell und qualitativ guten Sitz für Reiter und Pferd anleiten. Meiner Ansicht nach ist das nicht nur die Basis des Reitsitzes, sondern auch die Grundlage, Reiter und Pferd gesund zu erhalten. Erst wenn das klappt, kann man an höhere Anforderungen und Lektionen denken.

Deshalb ist es wichtig, zu wissen, wo man ansetzen muss. Die Fortbildungsreihe „Besser Reiten, locker bleiben in Hüfte, Knie und Rücken“ zielt darauf ab, Ihr Auge zu schulen. Weiterhin zeige ich Ihnen Ansätze, über die Kontrolle von Hüfte, Knie und Rücken das Fundament des Reiters flexibel für die Bewegungen des Pferdes werden zu lassen. Auch werden Sie eine Menge praktischer Anregungen bekommen und die Wirkweise der Übungen am eigenen Leib erfahren. Falls Sie lieber der Lesetyp sind erhalten Sie das gleichnamige Buch unter dem Link oder im Buchhandel.

Die Fortbildung findet im Rahmen eines PM Seminars am 26.04.24 in Mechelroda/ Thüringen, am 02.05.2024 in Prussendorf/ Sachsen Anhalt und am 31.05.204 in Ramin/ Mecklenburg Vorpommern statt. Anmelden können Sie sich auf der Seite der FN. Sobald Sie klicken auf den unterlegten Link und erfahren Sie mehr zum Termin und Anmeldungsprocedere.

Machen Sie sich locker- wir sehen uns in der Reitbahn 🙂

Corinna von Reitclever

Corinna Jungblut- Pohl ist Physiotherapeutin, Trainerin C Reiten Leistungssport (FN) und Trainerin B Prävention Reiten als Gesundheitssport (FN). Ihr anatomisches und funktionelles Grundwissen, die Zusatzausbildung zur Neuro-Rider® Trainerin und die der Neurofunktionellen Integration® runden ihre ganzheitliche Sichtweise rund um gesundes Reiten für Reiter und Pferd ab.

Mehr Informationen unter Reitclever.de

Standardkorrekturen für Reitlehrer

Standardkorrekturen für Reitlehrer "Absatz tief" an die sieht
Standardkorrekturen für Reitlehrer wie „Absatz tief“ entstehen selten dort, wo man die sieht

Wer kennt Sie nicht, die Standardkorrekturen für Reitlehrer „Absatz tief“, „Du musst die Hände aufrichten“ oder „Du darfst die Fäuste nicht so verdrehen“, die häufig im Reitunterricht zu hören sind?“

Die oftmals gut gemeinten Hinweise beschreiben das, was der Korrigierende sieht: Wenn die Hände verdreht sind, kann die Zügelverbindung zum Pferdemaul nicht weich sein. Auch bewirkt ein hoch gezogener Absatz eine ungünstige Schenkellage und ein unruhiges Bein.

Doch selten ist der Fehler dort zu finden, wo er ausgelöst wird

Wenn wir beim Beispiel „Absatz tief“ bleiben, geht das so einfach gar nicht: Wir Menschen haben keinen Muskel, der den Absatz herunter zieht. Nur einen, der den Vorfuß anhebt und mehrere Muskeln, die sich entspannen müssen, damit der Absatz absinken kann. Das ist die Wadenmuskulatur, die von unserer Zentrale immer dann aktiviert wird, wenn wir uns erschrecken oder unter Spannung stehen. Bestimmte Systeme im Gehirn schalten diese, wenn sie glauben, dass der Körper aktuell in Gefahr ist und man besser vor etwas weglaufen sollte. Deshalb sieht man den hochgezogenen Absatz häufig, wenn der Reiter auf dem Pferd im Schreckmodus agiert.

Anders ausgedrückt: Sieht man als Reitlehrer einen hochgezogenen Absatz, sollte man am besten eine Etage höher schauen, was diese Funktion mit dem Knie macht. Der so häufig zitierte Spaltsitz entsteht meiner Auffassung nach eher selten durch zu lange Bügel. Nur dann, wenn der betreffende Reiter nach Halt sucht und deshalb die Fußspitze belastet. Viel wahrscheinlicher ist im Sinne der Muskelfunktion, dass das Knie bei hochgezogenem Absatz gebeugt wird. Ist neben der Wadenmuskulatur auch der große Hüftbeuger, der Psoas Muskel aktiv, kippt er das Becken nach vorne und zieht die Lendenwirbelsäule ins Hohlkreuz. Das ist die Position, die man häufig bei einem Reiter sieht, der die Absätze hochzieht: er belastet den vorderen Teil des Beckens, nicht die Gesäßknochen. Dieser Sitz auf dem Spalt zieht ein Hohlkreuz nach sich, was man in diesem Fall gut sehen kann.

Also müssen Sie für wohlmeinende Standardkorrekturen für Reitlehrer Ihren Blick schulen

Sie müssen wissen, wo Sie am besten hinschauen, um die beschriebene Fehlerkette erfassen zu können. Wenn sie dann auch noch dem Reitschüler erklären können, wie es über die Beckenstellung zu dem hochgezogenen Absatz kommt, kommen Sie ganz anders an ihn heran. Er wird dann anders als bei einer Standardkorrektur wissen, wo er hin fühlen muss. Das versetzt ihn in die Lage, die Korrektur auch umzusetzen. Die Ansprache der richtigen Körperteile ermöglicht es dem Schüler, die verantwortlichen Muskeln zu aktivieren. Beides sorgt für schnellere Erfolgserlebnisse sowohl für Sie als auch für Ihre Schüler.

Denn machen wir uns nichts vor: eigentlich wollen wir nicht nur, dass der Reitschüler zufrieden ist, sondern vor allem das Pferd, was unter ihm läuft – Je angenehmer der Rucksack Reiter für das Tier zu tragen ist, desto lockerer wird es laufen. Das ist meinen Augen der Sinn einer qualitätsvollen Ausbildung: Pferd und Reiter bilden eine harmonische Einheit. Und das geht nur, wenn der Reiter oben elastisch sitzt.

Der Kurs „Standardkorrekturen für Reitlehrer“ wird in Kooperation mit dem VfD Berlin Brandenburg Ende Juni 2024 angeboten. Wenn Sie Interesse für Anregungen bei sich auf der Anlage haben, sprechen Sie mich an. Mail an Corinna.Jungblut@reitclever.de.

Viel Erfolg beim Unterrichten im Sinne der Pferde,

Corinna von Reitclever

Corinna Jungblut- Pohl ist Physiotherapeutin, Trainerin C Reiten Leistungssport (FN) und Trainerin B Prävention Reiten als Gesundheitssport (FN). Die Zusatzausbildung als Neuro-Rider® Trainerin und der  Neurofunktionellen Integration® runden ihre ganzheitliche Sichtweise rund um gesundes Reiten für Reiter und Pferd ab und versprechen inhaltsreiche Ansätze für einen gelungenen Reitunterricht.

Mehr Informationen unter Reitclever.de

Nun geht es los, Neues von Reitclever, Februar 2024

Nun geht es los, die Saison 2024 ruft

Draußen zwitschern die Vögel, die Sonne scheint und die ersten Krokusse und Schneeglöckchen leuchten bunt. Auch die Tulpen stecken ihre Blätter schon aus der Erde. Die blühten in meiner Kindheit erst im Mai. Hat das momentane Wetter doch ein Gutes: Der viele Regen der letzten Wochen lässt die Grundwasserpegel steigen. Das bedeutet nach den trockenen letzten Jahren eine gute Nachricht für das Gras- und Wiesenwachstum. Nun geht es los. Gefühlt mit allem!

Es macht sich auch bei mir wieder Optimismus breit

Selten erreichten mich so viele Reaktionen wie auf meinen letzten Newsletter im Januar 2024. In dem Artikel „Schwierige Zeiten für Pferdeleute“ begann ich mit einer Auswertung der Messe Partner Pferd 2024 und sinnierte darüber, wie es mit dem Pferdesport wohl weiter geht. Neben vielen positiven Stimmen registrierte ich auch, dass die Situation wohl schlimmer ist, als ich sie beschrieb. Viele schrieben mir daraufhin, dass sie zur Zeit ihr letztes Pferd haben, weil sie die Kostensteigerungen nicht mehr mittragen wollen. Das ist ein großer Unterscheid zum können. Mehr darüber kannst Du in dem Beitrag Zeit zu handeln lesen.

Aber es nutzt nichts, Trübsal zu blasen. Manche Dinge und Zusammenhänge sind entsetzlich traurig. Deshalb kann ich nicht schlafen, wenn ich die Frage, was aus den ganzen Tieren wird, die nicht mehr bezahlt werden können, zu Ende denke. Mein Mann bekommt regelmäßig Post aus dem Ökodorf Brodowin, weil wir dort Lebensmittel bestellen. Die Verantwortlichen haben sich entschlossen, ihre Ziegenherde abzugeben, weil kaum jemand mehr Ziegenprodukte kauft. Wenn man sparen muss, kauft man keine Erzeugnisse mit einem Demeter- Siegel, sondern geht lieber zum Discounter. Das ist verständlich, wird aber schwierig für die Erzeuger. Denn trotz zurückgehender Umsätze möchte das Ökodorf die Verträge mit den umliegenden Bauern einhalten. Nun geht es los auch dort mit einschneidenden Veränderungen.

Die Zurückhaltung der Reiter verschaffte mir einen ruhigen Januar und Februar 2024

Das gab mir die notwendige Zeit, weiter an meinem Buch „Endlich schmerzfrei dank neurozentriertem Training“ (Arbeitstitel), zu schreiben. Das erscheint im Frühjahr 2025 im TRIAS Verlag. Neue Ideen tauchten auf und sehr erfreuliche Gespräche verhalfen mir wieder zu mehr Optimismus. Allen voran geht die Zusammenarbeit mit der Fachgruppe Gesundheitssport mit Pferden weiter. Wir sind übereingekommen, zu den schlimmen Szenen, die in der sozialen Medienwelt Anfang Februar auftauchten, bewusst einen Kontrapunkt zu setzen. Sozusagen mit positiven Bildern als „Jetzt erst Recht!“ Den Auftakt machte die Fortbildung „Hüfte, Becken und ein elastischer Sitz“ für Trainer im November 2023 bei mir auf dem Hof. Daran anschließen wollen wir im Herbst 2024 eine praktische Fortsetzung. Die Einheiten mit und auf dem Pferd werden wahrscheinlich auf dem Pferdehof Neubeeren südlich von Berlin stattfinden.

Nun geht es los mit der Planung und Gestaltung

Im Herbst 2024 soll ein Aktionstag Gesund für Pferd und Reiter“ stattfinden. Die Idee dahinter ist, Theorie und Praxis rund um einen gesunden Rücken von Pferd und Reiter zu zeigen. Dieses Thema werde ich in etwas anderer Ausrichtung Ende April und Anfang Mai bei der Fortbildung für die persönlichen Mitglieder der FN im Hinterkopf haben. Am 26.04.2024 gebe ich das PM- Seminar „Besser Reiten- locker bleiben in Hüfte, Knie und Becken“ auf der Reitanlage Linda in Mechelroda/ Thüringen und am 02.05.2024 auf dem Gestüt Radegast in Prussendorf/ Sachsen Anhalt. Anmelden könnt Ihr Euch über die FN unter seminare@fn-dokr.de, 02581 63 62 247. Wer dort in der Nähe mit seinem Pferd steht und Lust hat, am darauf folgenden Samstag vielleicht einen Kurs mit mir bei sich abzuhalten, darf mich anschreiben. Die Idee wurde in Leipzig auf den Messe geboren und ist noch aktuell.

In diesem Sinne wünsche ich Dir einen positiven Aufbruch in den Frühling.

Lass´ den Kopf nicht hängen, sondern schau´, was Du in Deinem unmittelbaren Umfeld besser machen kannst. Gute Beispiele sorgen für eine Veränderung. Das ist beispielsweise meine Motivation, den Kurs Pferdeführerschein Umgang abzuhalten. Er ist am letzten Wochenende sehr netten Spät- und WiedereinsteigerInnen gestartet, die es in erster Linie für ihr Pferd richtig machen wollen.

In diesem Sinne,

Corinna von Reitclever

#besserreitentrotzruecken

#PMSeminar

#bessersitzenbesserreiten

#fruehlingistbunt

Zeit zu handeln

Die Pferdewelt steht vor einem Wendepunkt. Wenn er sich nicht schon vollzogen hat. Daher ist es nun an der Zeit zu handeln, wenn uns unser Hobby Pferd wichtig ist.
Zeit zu handeln für Reiter

Selten erreichten mich auf einen Newsletter von Reitclever so viele Zuschriften, wie auf den Letzten. In dem Artikel „Schwierige Zeiten für Pferdeleute“ zog ich ein Resümee meines Auftritts bei der Messe Partner Pferd 2024 und wagte einen Ausblick, wie es mit dem Pferdesport wohl weiter gehen wird.

Natürlich freute ich mich über die vielen lobenden Worte, die mich zu dem Artikel erreichten. Doch nahm ich auch bestürzt zur Kenntnis, dass die Situation wohl noch schlimmer ist, als ich sie wahrnehme. Es haben mir einige Leser geschrieben, dass sie momentan ihr letztes Pferd haben, weil sie die Kostensteigerungen nicht mehr mittragen wollen. Das ist ein großer Unterscheid zum können. Auch hätten sich andere kein zweites Pferd gekauft, wenn sie gewusst hätten, wie sich die Situation entwickelt.

Es ist Zeit zu handeln

Mein Newsletter erschien, bevor die verstörenden Videos eines Dressurstalls aus Florida in den sozialen Netzwerken auftauchten. Schon der Fall aus Dänemark zog einen Aufschrei in der Pferdwelt nach sich. Aber ganz ehrlich. Ahnt man nicht schon seit längerer Zeit, dass sich hinter den verschlossenen Türen großer Handels- oder Turnierställe schreckliche Szenen abspielen? Mein Absatz im Newsletter zu den Bildern, die teilweise auf Abreiteplätzen großer Turniere zu sehen sind, wurde auch mehrfach kommentiert. Ich würde mir wünschen, dass alle, die ihren Teil zu diesem Absatz gedacht oder geschrieben haben, tatsächlich zum verantwortlichen Richter gehen, wenn sie Zeuge tierschutzrelevanter Ritte werden.

Die schockierenden Videos, in denen auch namhafte Ausbilder aus Deutschland beteiligt sein sollen, zogen konkrete Handlungen nach sich:

„Die FEI hat den US-amerikanischen Dressurreiter Dr. Cesar Parra gesperrt und damit auf Videomaterial reagiert, das tierschutzrelevantes Verhalten zeigt. Auch uns hat aus unterschiedlichen Quellen eine Sammlung von Videos und Bildern erreicht, die einen schockierenden Umgang mit Pferden zeigen.

Anhand des Materials konnten zwei Personen aus Deutschland identifiziert werden, gegen die wir Anzeige erstattet haben. Darüber hinaus haben wir für die beiden Personen die Ausstellung einer Jahresturnierlizenz blockiert und ihnen Hausverbot erteilt, geltend für die Geschäftsstelle, den Bundesstützpunkt und damit alle Eigenveranstaltungen wie beispielsweise die HKM Bundeschampionate. Da die beteiligten Personen in ihrem Betrieb auch Pferdewirte ausbilden, haben wir den Vorfall bei der Landwirtschaftskammer Niedersachsen gemeldet und dort beantragt sowohl dem Betrieb als auch den Personen diesen Ausbilder-Status zu entziehen. Wir haben außerdem ein Ausschlussverfahren eingeleitet, um ihnen die Persönliche Mitgliedschaft zu entziehen.

Der Amerikaner Dr. Cesar Parra war bereits vom Weltreiterverband FEI gesperrt worden, diese Sperre haben wir für ihn auch für nationale Turniere in Deutschland umgesetzt.“

https://www.pferd-aktuell.de

Das sind begrüßenswerte Schritte

Zeigen sie doch, dass Konsequenzen folgen, wenn rote Linien überschritten werden. So gut wie jeder namhafte Pferdemensch äußerte sich in den sozialen Medien zu den Vorkommnissen. Alle verurteilen diese Bilder und schreiben, es ist Zeit zu handeln. Doch wenig später reitet der ehemalige Totilasreiter sein Pferd in Rollkurmanier für die VR Classics in Neumünster ab und unter anderem die Bundestrainerin steht daneben. (Das entsprechende Video dazu finde ich interessanterweise nicht mehr in den sozialen Medien). Sie schreitet nicht ein. Wie sie auch damals und alle anderen hohen Funktionäre der FN nicht eingeschritten sind, als der berühmte schwarze Hengst wegen seines lahmenden Hinterbeins, ich glaube sogar bei Olympia, abgeklingelt wurde. Das damals diagnostizierte Knochenödem entsteht nicht kurzfristig. Es muss sich über längere Zeit entwickelt haben. Also hätte seine Lahmheit schon in der Vorbereitung auffallen müssen. Wer hat damals reagiert und wer tut es heute?

Wie glaubwürdig sind die Aktionen der Verbände vor diesem Hintergrund?

Ich muss zugeben, ich fühle mich tatsächlich gemischt in der Beurteilung der FN. Wie sie sich heraus hält, wenn es um Erfolge, Gold und Olympiamedaillen geht, ist nicht zu verantworten. Auf der anderen Seite bietet sie ein, in meinen Augen, sehr gutes Ausbildungssystem für Pferd und Reiter. Die Richtlinien für Reiten und Fahren stehen für eine schonende und pferdegerechte Ausbildung. Wenn man sie so anwendet, wie es dort geschrieben steht. Auch finde ich das Fortbildungssystem für Trainer gut und bin selbst auf diesem Weg unterwegs.

Bettina Rittler von Native Horse schrieb einen für mich guten Text dazu:

„Vor nicht allzu langer Zeit habe ich einen Ausflug aus unserer Bubble heraus gemacht und es war definitiv erkenntnisreich. Bei der Messe Spoga Horse hatte ich die Möglichkeit, ganz verschiedene Podiumsdiskussionen von Menschen anzuhören, die im professionellen Pferdesport tief verankert sind.

Herausgehört habe ich dabei unter anderem: Das Eis wird dünner für den Pferdesport. Es wird sich Sorgen gemacht, dass es immer weniger Reiternachwuchs gibt, die FN- Mitglieder sind in vielen Jahren rückläufig, es gibt immer weniger Meldungen an Turnieren.

Was steht damit auch auf dem Spiel? Viel Geld, daß in diese Zweige fließt, sowie auch die Angst, an Relevanz zu verlieren – kein Wunder, dass der Druck und die Zukunftsangst steigt.
Ich interessiere mich für Pferdeausbildung, reite selbst unter anderem auch klassische Dressur und mache Handarbeit und nutze dafür einen Kappzaum oder ein Gebiss.. Trotzdem habe ich mich ganz klar gegen eine klassische Ausbildung zur Pferdewirtin entschieden, stattdessen habe ich mich für Praktikas und Weiterbildung bei Trainer/innen entschieden, die einen alternativen Weg gehen. Natürlich fehlt dann am Ende der offizielle Schein, aber mir ist das „Wie“ in der Ausbildung wichtiger. Ich kenne inzwischen viele, die diesen Weg gehen.

Warum? Weil das offizielle System in vielerlei Hinsicht veraltet ist. Weil wir heutzutage doch viel mehr wissen über ethische Pferdeausbildung. Doch die offiziellen Institutionen und Größen im Pferdesport graben sich selbst das Wasser ab, durch das, was alles erlaubt, toleriert und schöngeredet wird. Das ist schade für diejenigen, die versuchen es gut zu machen und reelle Pferdeausbildung zu zeigen. Denn leider haben diese oft wenig Chance in diesem System, denn es geht nicht schnell genug, ist nicht spektakulär genug.

Wenn der Pferdesport irgendwann verboten wird? Dann hat er es sich selbst zuzuschreiben. Er selbst hat seinen Untergang verursacht, bei dem Versuch, immer höher und weiter zu gehen.“

Bettina Rittler, Native Horse

Also steht auf, bekennt Farbe und zeigt vor allem, dass es anders geht!

Gerade jetzt ist an der Zeit zu handeln und nicht zu resignieren. Ich fände es gut, wenn die „Guten“ nun laut werden. Wenn sie den Mund aufmachen und Konsequenzen fordern, sobald sie Zeuge tierschutzrelevanter Handlungen werden. Dabei glaubt man eher Menschen, die ein fundiertes Wissen und auch Qualifikationen nachweisen können. Äußerungen von Frau Müller, die ihre Pferde auf der Wiese bei Bauer Lehmann (Beispielnamen) zu stehen hat, werden gerne mit einem Lächeln abgetan. Weil sie ja keine Ahnung hat. Dafür ist es zum Beispiel eine gute Idee, als Grundqualifikation den Pferdeführerschein Umgang nachweisen zu können. Dann wird man zumindest mit einer Basisqualifikation wahrgenommen.

Zeigt Flagge, benennt positive und negative Zustände und geht vor allem mit guten Bildern voran. Man kann zur Klimabewegung stehen wie man möchte. Aber das schwedische Mädchen, was zuerst ganz alleine streikend vor dem schwedischen Parlament saß, kennt heutzutage Jeder. Sie hat sich nicht nur ein beachtliches Wissen über das Klima und dafür bedeutungsvolle Zusammenhänge angeeignet, sondern sie hat durch Ihr Tun Millionen Menschen auf der ganzen Welt mobilisiert.

Das können wir Reiter auch. Nur müssen wir zuallererst bei uns selbst anfangen. Mit dem Finger auf andere zeigen sollte man erst, wenn man sich selbst absolut keinen Vorwurf machen kann und das für das schönste Hobby der Welt notwendige Wissen wirklich aufweist. Dabei sollten wir über den Tellerrand der eigenen Blase schauen und uns als Gruppe zusammentun. Genauso wie in der Politik ist es heutzutage üblich, sich im Klein-Klein der Argumentation zu verlieren und lieber nichts zu tun, als ins Handeln zu kommen. Ich glaube, dass nun für verantwortungsbewusste Pferdeleute die Zeit zu handeln tatsächlich gekommen sein muss. Sonst vollzieht sich der nicht mehr aufzuhaltende Wandel in der Pferdewelt schneller als wir uns heute vorstellen können.

Vorsichtig optimistische Grüße, dass wir doch etwas verändern können,

Corinna  von Reitclever

#flaggezeigen

#propferd

#diezeitistjetzt

#wissenfuerPferdemenschen

Schwierige Zeiten für Pferdeleute, Nachlese Messe Partner Pferd 2024

Interessiertes Publikum auf der Messe Partner Pferd 2024

Es waren beschwingte Tage auf der Messe Partner Pferd 2024 in Leipzig. Faszinierend finde ich, dass ich mich dort „zuhause“ fühle, sobald mein Auto auf dem Parkplatz vor der Messehalle ankommt. Was am ersten Tag folgt, ist immer gleich: Auspacken und Stand aufbauen. Dabei kommt man mit anderen ins Gespräch und trifft Aussteller, die man schon kennt. Die „liebe Messefamilie“, wie es eine Kollegin ausdrückte.

In diesem Jahr war die spannende Frage, wie glatt es draußen wird. Ich war auf mittelmäßig geräumten Straßen losgefahren und kam bei Plusgraden ohne Schnee an. Von Westen her sollte an diesem Tag eine Schnee- und Regenfront übers Land ziehen, die vielerorts Unfälle durch Glatteis mit sich brachte. Es begann zu schneien, als ich in Leipzig vor der Messe hielt. Das brachte 10cm Neuschnee. Aber die befürchtete Glätte blieb zum Glück aus.

Mein Stand war direkt am Forum für Aussteller

Das Messeteam hatte den Aktionsring deutlich vergrößert. So waren die Boxen für die Pferde nicht mehr mittendrin, sondern etwas abseits in einem ruhigeren Teil der Halle. Das war für sie deutlich angenehmer. Auch sonst schienen mir die Gänge breiter. Es gab zwar ordentlich Getümmel wenn es voll war, aber die Anordnung erschien mir luftiger. Mein Blick auf den Abreiteplatz für das Turnier war gut, wenn es leer war. Zu den Stoßzeiten standen so viele Menschen am Zaun, dass ich wenig sehen konnte. Das fand ich nicht schlimm, denn die Prüfungen der Partner Pferd 2024 fanden „nur“ im Springen und Fahren statt. Weniger meine Themen. Diese Einstellung wurde durch das Geschehen auf dem Abreiteplatz bekräftigt. Reiter, die ich bis jetzt zu „den Guten“ eingeordnet hatte, ritten ihre schlecht bemuskelten Pferde minutenlang mit der Nase auf der Brust und stellten im Wechsel rechts und links. Um das anzuzeigen, müsste ich zum Steward oder anwesenden Richter gehen und ihn um eine Stellungnahme bitten. Das ist ein konstruktiverer Weg als hinterher in den sozialen Medien die Meinung kundzutun, wie viel schlechtes Reiten man gesehen habe. Aber mit einem Messestand im Hinterkopf habe ich in so einem Moment zu wenig Zeit und Nerven dafür.

Mein Vortrag „Besser Sitzen für den Rücken von Reiter und Pferd“ wurde gut besucht. Wie immer turnten die Zuhörer mit und stellten interessierte Fragen. Mein Buch „Besser Reiten trotz Rückenbeschwerden“ fand großen Anklang. Es ist umfangreicher als mein Hüftbuch, weil das Thema, um beispielsweise ausstrahlende Schmerzen in den Griff zu bekommen, deutlich komplexer ist. Die vorgestellten Übungen bewirken Schmerzlinderung, eine wirksame Entlastung der geplagten Wirbelgelenke und eine gute Haltungsfunktion. Darüber hinaus gibt es Tipps, wie ein Reiter das Gelernte auch auf dem Pferd umsetzen kann.

Das Fazit für die Messe Partner Pferd 2024 fällt aus meiner Sicht gemischt aus

Insgesamt war die Veranstaltung gut besucht und aus Sicht der Initiatoren ein voller Erfolg. Mir fiel mehr als im letzten Jahr auf, dass es relativ wenig Fachbesucher gab. Viele kommen mit ihren Kindern oder Enkelkindern und wollen das große Tier Pferd erleben. Das ist ein hehres Anliegen, denn der Reitsport braucht Fürsprecher in der Bevölkerung und positive Impulse. Wenn ich sehe, was auf Abreiteplätzen und Turnieren dieser Welt passiert, kann ich verstehen, dass militante Tierschützer von Missbrauch reden. Daraus aber abzuleiten, dass Pferde nicht mehr geritten werden dürfen, finde ich grundsätzlich falsch. Unser heutiges Pferd ist über Jahrzehnte in Richtung Leistung und Dynamik gezüchtet werden. Die Pferde im Sport sind viel wendiger und athletischer als die vor 100 Jahren. Damals ging es um Haltbarkeit und ausdauernde Leistung, denn die Pferde wurden auf dem Feld, vor der Kutsche oder im Militär gebraucht. Doch bedeutet die Ausrichtung des Zuchtziels auf Leichtrittigkeit und gute Bewegungen eine große Verantwortung für den Reiter. Es ist eine Herausforderung, so ein bewegungsstarkes Tier über Jahre gesund zu halten. Andererseits ist ein Pferd mit hoher Leistungsbereitschaft nicht glücklich, wenn es nur herumsteht. Es möchte laufen und sich zeigen. Das muss man ihm erlauben, aber eben unter fachkundiger Anleitung.

Genau diese fehlt an vielen Ecken habe ich das Gefühl. Deshalb gibt es Tiere, die in jungen Jahren schon deutliche gesundheitliche Probleme haben. Weil sie eben nicht schonend und mit dem nötigen Sachverstand ausgebildet wurden. In meinen Augen stehen wir gerade an einem einschneidenden Wendepunkt. Stallmieten, Futtermittel- und Tierarztkosten haben sich in den letzten Jahren verdoppelt bis verdreifacht. Mit einem geringen Einkommen oder als Alleinverdiener mit Kind, Auto und Wohnung ist das kaum zu stemmen. Deshalb findet eine Marktbereinigung statt, die sich langfristig positiv auf die Pferdelandschaft auswirken wird. Es werden nur noch Menschen Pferde halten können, die genug Geld haben, Futter, Tierarzt, eine vernünftige Ausbildung und Ausrüstung zu bezahlen. Das ist schon jetzt zu merken.

Doch was passiert mit den Tieren, die finanziell nicht mehr gestemmt werden können?

Die örtlichen Schlachtbetriebe sind aktuell ausgelastet und bekommen auch junge, gesunde Pferde, wird mir erzählt. Die Pferdeklappe in Schleswig Holstein hat die Möglichkeit der anonymen Abgabe teilweise ausgesetzt, weil die Mitarbeiter dort nur noch abgemagerte, kranke und teilweise sterbende Pferde vorgefunden haben. Sie konnten sie nur noch einschläfern. Auch die Anzahl der ausgesetzten Hunde und Katzen steigt dramatisch. Trainer, die ihren Job als Haupterwerb ausgeübt haben, ziehen sich zurück oder suchen ein geregeltes Einkommen. Gewerbe, wie der Betrieb eines Soleanhängers, wird eingestellt, weil Kunden für solche Sonderleistungen kein mehr Geld haben. Das ist die Situation, die mich belastet. Nicht, weil ich mir Sorgen um meine Existenz mache. Ich werde als Physiotherapeutin immer genug zu tun haben, dass ich mich und meine alten Pferde bezahlen kann. Die Drei bleiben bis zum letzten Tag, das habe ich ihnen versprochen. Und sie werden nicht vorzeitig eingeschläfert, weil das Geld sparen würde. Wenn es medizinisch nicht mehr geht, dann ja. Vorher nicht. Das könnte ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren.

Auch bin ich bin in der glücklichen Situation mit Mann und Kind auf einem alten Bauernhof zu leben. Wir machen viel selbst. Doch die Kraft wird geringer. Wir machen das jetzt seit 15 Jahren und ich bin manchmal müde. Auch aus diesem Grund denke ich momentan, dass ich danach wahrscheinlich kein eigenes Pferd mehr haben werde. Ich habe meine Schimmelstute seit ihrem 5. Lebensjahr. Im März wird sie 29 und wir haben alles zusammen durch, was man gemeinsam erleben kann.

Noch ist nicht die Zeit, darüber zu entscheiden.

Aber wenn ich bewerte, was mir andere Pferdemenschen erzählen und meine eigenen Eindrücke von der Messe dazu nehme, ergibt sich ein für mich beunruhigendes Gesamtbild. Früher sind die Menschen mit Rollkoffern zur Messe gekommen, um Schnäppchen einzusammeln. Letzte Woche waren 2 Einkaufstüten die Ausnahme. Die meisten gingen mit einer Tüte und dem obligatorischen Leckerlieimer nach Hause. Aus mehreren Mündern habe ich gehört, dass der Kontostand aktuell so gering ist, dass sie im Januar nichts kaufen können. Denn nach Weihnachten ist meist Ebbe auf dem Konto. Auch werden viele Versicherungsprämien fällig. Das ist nichts Neues, aber die Summe der leeren Konten häuft sich.

Das ist der Grund für diesen, Entschuldigung, längeren Text. Ich musste mal meine Gedanken loswerden. Wer Lust hat, noch mehr zu lesen: im Januar habe ich mich mit dem „Training des Pferdes“ und „Sicher Führen“, das in dem Moment des Auffhalfterns beginnt, beschäftigt. Das kannst du jeweils unter dem blauen Link lesen. Da wir das Thema Fachkompetenz hatten: Für den Frühjahrskurs des „Pferdeführerschein Umgangs“ gibt es noch freie Plätze.

Genießt die Zeit mit euren Pferden,

Corinna von Reitclever

#zukunftpferdesport

#mehrwissenfuerreiter

#partnerpferd2024

Führst du schon oder zauderst du noch?       

Führst  du schon oder zauderst du noch?
Führts du schon? Das lernst du im Kurs Pferdeführerschein Umgang

Wer einmal eine weiche Pferdenase gestreichelt hat, ist schnell dem Zauber der sanften Großtiere verfallen. Manchmal schleicht sich daraufhin der Gedanke ein, dass man mit diesen großäugigen Tieren am liebsten immer nur kuscheln möchte. Doch ist es besser und vor allem sicherer, dem Pferd eine gute Führungsperson zu sein. Stelle dir daher ab und zu die Frage: Führst du schon oder zauderst du noch?

Ein Pferd mit 500 – 600 Kilo Lebendgewicht kann ein sanfter Riese sein. Wenn man sich umsichtig und für das Pferd vertrauenswürdig benimmt. Sobald es sich dagegen in deiner Nähe unsicher fühlt oder etwas bemerkt, was ihm gefährlich erscheint, werden seine Fluchtreflexe aktiviert. Das sind unbewusste Überlebensmuster, die es automatisch aus einer unsicheren Situation herausbringen. Sobald so ein Rettungsprogramm aktiv ist, nimmt das Pferd nicht bewusst wahr, was in seiner unmittelbaren Umgebung passiert, sondern stürmt einfach los.

Das ist der Grund, warum häufig Unfälle mit unerfahrenen Pferdehaltern passieren. Wenn sie sich dem Pferd gegenüber nicht als vertrauenswürdiger Halt erweisen, stellt es sein eigenes Überleben in den Vordergrund. Dann rettet es sich, ohne auf sein Umfeld zu achten. Als Meister der Körpersprache erkennen Pferde in Bruchteilen von Sekunden, ob sie sich auf das Gegenüber verlassen können oder sich besser um sich selbst kümmern. Erweckt man aus welchem Grund auch immer das Interesse des Pferdes und gibt sich als nahbar, kommt es näher. Macht man einen wenig Vertrauen erweckenden Anschein, indem man sich laut oder hektisch bewegt oder irgendwie distanziert erscheint, hält es sicherheitshalber Abstand. Wegen dieser Fähigkeit werden Pferde gerne im Verhaltenstraining und Coaching eingesetzt. Als Pferdemensch sollte man sich also immer wieder die Frage stellen, was man ausstrahlt.

Führst du schon oder zauderst du noch?

Die Losgelassenheit des Reiters steht m Vordergrund bei Einfach besser reiten mit Köpfchen
Pferde bändigen durch Wissen

Ein Pferd scannt dich, sobald du in seinem Blickfeld erscheinst. Schon beim ersten Annähern verschafft es sich einen Eindruck darüber, ob du „sicher“ bist, es sich in Acht nehmen oder lieber Abstand halten sollte. Sobald du es aufhalfterst oder putzt, testet es, ob sein Eindruck richtig ist. Es stellt dein Führungsverhalten durch kleine, für Laien kaum sichtbare, Bewegungen in Frage, die man als auch Grenzüberschreitung bezeichnen könnte. Und es speichert genau, wie du darauf reagierst. Damit es weiß, ob es bei dir in Sicherheit ist oder auf sein Überleben aufpassen muss. Nur so tritt einem ein Pferd auf die Füße. Es weiß genau, wo wann welcher Huf steht und würde seine sichere Bezugsperson nicht treffen wollen.

Erfahrene Schulpferde nehmen Einsteigern ihr Nicht Reagieren auf Übergriffigkeiten nicht übel. Sie wissen sofort, ob der Reiter eine Herausforderung wird oder ob die Reitstunde im Schongang verlaufen kann. Meist hören sie dann einfach auf die Person, die in der Mitte steht. Die vermittelt ihnen im Zweifelsfall Sicherheit. Schwieriger wird es, wenn wir mit jungen oder reaktionsschnellen, „elektrischen“ Pferden arbeiten. Die brauchen von der ersten Minute an Vertrauen und eine Leitperson, sonst lassen sie sich nicht auf eine furchtlose Zusammenarbeit ein. Wenn sie ständig das Gefühl haben, auf sich aufpassen zu müssen, fehlt der entspannte Modus, der ein gutes Training möglich macht. Deshalb gehören erfahrene Reiter auf junge Pferde und junge Reiter auf erfahrene Pferde.

Führen kann man lernen

Das sollte man sogar, wenn man seine Zeit mit Pferden verbringen möchte. Man braucht nicht nur eine klare und ruhige Körpersprache, sondern sollte sich den Umgang mit dem Pferd von der Pieke auf erarbeiten. Helfen tut dabei beispielsweise der Kurs Pferdeführerschein Umgang“, der wichtiges Basiswissen über die Bedürfnisse und das Verhalten von Pferden vermittelt. Darüber hinaus enthält er Führübungen. Richtiges Putzen und Trensen und auch das Verhalten im Straßenverkehr mit Pferden werden dabei auch geübt.

Pferde sind imposante und liebenswerte Lebewesen. Doch damit man all ihre positiven Eigenschaften auch erleben kann, ist es wichtig, ihnen mit dem notwendigen Respekt zu begegnen. Nur wenn du ihre Bedürfnisse erkennst und berücksichtigst, bekommst du einen Partner, der sich auch für sich einsetzt. Das dafür notwendige Vertrauen musst du gewinnen. Und das geht nur, wenn du dich für das Pferd „richtig“ verhältst. Also frage dich ehrlich: Führst du schon oder zauderst du noch?

Freie Plätze im kommenden Kurs Pferdeführerschein Umgang ab 24.02.2024 in Brandenburg südlich von Berlin findest du unter dem blauen Link. Wenn du vielleicht schon mal eine schlechte Erfahrung gemacht hast oder dir ab und zu der Schreck in die Glieder fährt, könnte der Kurs „Sicher Reiten trotz Angst“ helfen, der am 17.02.2023 auch bei mir auf dem Hof stattfindet.

Wie auch immer, genieß´ die Zeit mit deinem Pferd,

Corinna von Reitclever

#pferdefuehrerscheinumgang

#mehrwissenfuerreiter

#sicherfuehren

Training des Pferdes

Training des Pferdes

Wer träumt nicht von einem geschmeidigen Ritt mit seinem Pferd? Ein gut ausbalancierter Sitz, die nächste Hilfe wird nur angedacht und schon reagiert das Pferd. Im Ergebnis arbeiten beide elegant zusammen. Ist das nicht nur ein Wunsch, sondern Realität, läuft das Training des Pferdes wie von selbst.

Anders als in der Vorstellung ist das in der Praxis nicht so leicht. Denn wir müssen uns und unseren Körper gut beherrschen. Nur dann ermöglichen wir genau diese feine Verbindung. Sonst stören wir unseren Sportpartner in seiner Bewegungsvielfalt und fallen ihm buchstäblich in den Rücken. Sobald wir uns über den Tag immer wieder gleich bewegen oder viel sitzen, sind bestimmte Strukturen des Köpers einfach zu wenig elastisch, um einen lockeren Sitz zu ermöglichen. Manche Muskeln sind verkürzt, andere zu schwach, um den Körper über längere Zeit entspannt und trotzdem aufgerichtet zu halten.

Im Zuge der Korrektur meines neuen Buchs „Besser Reiten trotz Rückenbeschwerden“ (Zum Anschauen klick auf den blauen Link) hatte ich ein sehr interessantes Gespräch mit einer befreundeten Pferdwirtschaftsmeisterin. Als es um die Unterschiede im Sitz zwischen im Schritt am langen Zügel und dem leichten Sitz im Parcoursreiten ging, kam ein sehr einprägsamer Satz aus ihrem Munde: „Das Training des Pferdes beginnt in dem Moment, wo der Reiter oben drauf sitzt.“

Das Training des Pferdes beginnt mit dem eigenen Sitz
Das Training des Pferdes beginnt mit dem eigenen Sitz

Übersetzt heißt das: halte dich aufgerichtet und gerade vom ersten bis zum letzten Moment auf dem Pferd. Denn dein Sitz bestimmt die Art und Weise, wie sich dein Pferd bewegt vom ersten Moment an. Entspanntes Trödeln im Schritt mit möglicherweise noch einem Handy am Ohr birgt Gefahren. Abgesehen davon, dass das Pferd sofort merkt, wenn du nicht geistig bei ihm bist, bist du auch schnell unten, sollte das Pferd sich erschrecken. Viele ungewollte Abgänge passieren beim Trockenreiten, wenn die Anspannung vorüber ist. Sollte dann etwas auf dem Radar des Tieres unter dir auftauchen, ist es schnell im Aktionsmodus. Den bekommst möglicherweise zu spät mit, wenn du entspannt vor dich hinträumst. Weiterhin beginnt das Pferd sich genau wie du im Rücken hängen zu lassen und latscht irgendwann auf der Vorhand. Auch das ist nicht besonders gesund für seine Gliedmaßen.

Was tue ich, um mein Pferd zu einem gesunden Gehen in Selbsthaltung anzuregen?

Zuallererst muss ich selbst in guter Haltung auf demselben sitzen. Das geht nur, wenn das Becken mit so wenig Muskelaktivität wie möglich aufgerichtet und während des ganzen Ritts stabil steht. Dabei darf es aber nicht zu starr festgehalten werden, sonst kann es den Bewegungen des Pferderückens nicht folgen. Genau das muss das Becken aber, wenn man elastisch in der Mittelpositur sein und den Rücken des Pferdes unterstützen möchte,

Hat man eine sitzende Tätigkeit oder Probleme im Hüft – Becken – Lendenbereich, sollte man alle diese Bereiche erst schmerzfrei machen, um den Schutzmodus zu beenden. Dann gibt es die Möglichkeit, bestimmte Strukturen zu lockern und andere zu aktivieren, um Hüfte, Knie und Rücken in einer guten Selbsthaltung zu benutzen. Stimmt das Zusammenspiel der Muskelketten, überträgt sich unsere gute Haltung automatisch auf das Pferd.

Wie man das auch mit der modernen Volkskrankheit „Rücken“ tut,

erkläre ich ausführlich in meinem neuen Buch „Besser Reiten trotz Rückenbeschwerden“. Es gibt genaue Erklärungen, warum der Rücken schmerzt und wie man effektiv dagegen angehen kann. Es beeinhaltet immer wieder einen Bezug zum Reiten und genaue Anleitungen, wie man sich (auf dem Pferd) locker aufrichtet. Das wird möglich, wenn bestimmte Strukturen locker sind und andere Aktivität zeigen.

Momentan gibt es das Buch bis Ende nächster Woche zum vergünstigten Messepreis. Wenn du mit deinem Körper ein gutes Training des Pferdes erzielen möchtest, lohnt sich das Gesamtpaket „Triple „Besser Reiten Ratgeber“(Zum Anschauen klick auf den blauen Link). Anders ausgedrückt erhältst du mit den drei Büchern „Besser reiten trotz Hüftbeschwerden“, „Besser reiten trotz Kniebeschwerden“ oder Besser Reiten trotz Rückenbeschwerden gezielte Anleitungen, deine Gelenke besser ansteuern zu können. Dann wird deine Mittelpositur beweglich und du kannst leichter auf dem Pferd mitschwingen.

Viel Spaß dabei und allzeit einen guten Ritt,

Corinna von Reitclever

#bessersitzenbesserreiten

#gutestrainngbeginntamSitz

#bessersitzentrotzruecken

Das Fehlen von Erkenntnis oder der Dunning Kruger Effekt bei Reitern

Der Dunning Kruger Effekt bei Reitern
Sicheres Führen will gelernt sein

Vor längerer Zeit überraschte mich eine Reitschülerin im Unterricht, was mich damals über den Begriff Dunning-Kruger-Effekt stolpern ließ. Sie hatte einen Traber von der Rennbahn gekauft, wurde schwanger und als sie das Kind dann hatte, ritt sie mit dem gutmütigen Tier regelmäßig aus. In der Nähe des Stalls befindet sich eine Autobahn und eine ICE – Trasse.

Sie wollte sich und ihrem Pferd mit meinem Unterricht etwas Gutes tun. Ganz erstaunlich fand ich, dass sie weder wusste, was es mit den treibenden noch den verhaltenden Hilfen auf sich hat. Besser gesagt musste ich ihr erklären, wie man als Reiter den Gang einlegt und die Bremse zieht. Das Pferd kannte diese Hilfengebung übrigens auch nicht. Von der Bedeutung der Trageaktivität waren wir noch weit entfernt.

Als ich sie verblüfft fragte, wie sie mit dem Pferd ausreitet und wieder nach Hause kommt, antwortete sie „mit der Stimme“. Augenscheinlich verstanden die beiden sich gut und bis dato war nichts passiert. Mein Unterricht wurde ihr dann zu unbequem und wahrscheinlich auch zu teuer. Sie hatte gedacht, mit 2-3 Reitstunden ist der guten Sache Genüge getan.

Mir fällt bei so etwas nur der Begriff Dunning-Kruger-Effekt ein

Wenn man nicht weiß, was im Umgang mit einem Pferd alles passieren kann, macht man sich auch keine Gedanken darüber. Beispielsweise sollte das Pferd Richtung Autobahn rennen und sich nicht aufhalten lassen, kann das wirklich schwere Unfälle provozieren. Bei denen kann nicht nur das Pferd sein Leben lassen. Sicherlich gewinnt  auch bei gut ausgebildeten Pferd- Reiter- Paaren mal der Fluchtreflex. Doch kann der im Falle eines Unfalls mit Pferden wirklich gefährlich werden und zwar für alle Beteiligten.

Tritt so etwas im normalen Alltag auf, kann man das mit einem bedauernden Achselzucken abtun. Aber im Umgang mit 500- 600 Kilo Lebendgewicht sind wir in der Verantwortung.

Sucht man nach dem Begriff findet man unter Wikipedia.de den Eintrag

Der „Dunning-Kruger-Effekt bezeichnet die kognitive Verzerrung im Selbstverständnis inkompetenter Menschen, das eigene Wissen und Können zu überschätzen. Diese Neigung beruht auf der Unfähigkeit, sich selbst mittels Metakognition objektiv zu beurteilen. Der Begriff geht auf eine Publikation von David Dunning und Justin Kruger im Jahr 1999 zurück. Die beiden Sozialpsychologen hatten in vorausgegangenen Studien bemerkt, dass etwa beim Erfassen von Texten, beim Schachspielen oder Autofahren Unwissenheit oft zu mehr Selbstvertrauen führt als Wissen. An der Cornell University erforschten sie diesen Effekt in weiteren Experimenten und kamen 1999 zum Resultat, dass weniger kompetente Personen dazu neigen,

  • ihre eigenen Fähigkeiten zu überschätzen,
  • überlegene Fähigkeiten bei anderen nicht zu erkennen,
  • das Ausmaß ihrer Inkompetenz nicht richtig einzuschätzen.

Darüber hinaus stellten sie auch fest, dass diese Personen sich selbst und andere besser einschätzen, wenn sie ihre Kompetenzen durch Ausbildung oder Übung verbessern. Dunning und Kruger zeigten, dass schwache Leistungen bei solchen Menschen häufig mit größerer Selbstüberschätzung einhergehen als stärkere Leistungen. […]“

„Wenn man inkompetent ist, kann man nicht wissen, dass man inkompetent ist […]. Die Fähigkeiten, die Sie benötigen, um eine richtige Antwort zu geben, sind genau die Fähigkeiten, die Sie benötigen, um zu erkennen, was eine richtige Antwort ist.“

Wie begegnet man dem Phänomen am wirksamsten?

Die einschlägigen Foren sind voll von Anleitungen, Tipps und auch Klagen aller Art. „Alte“ Pferdetrainer thematisieren das Fehlen von Regeln und alt bewährten Standards im Treiben der neuen „Gurus“. Reitschulen beklagen die Wahrnehmung, dass immer weniger Kinder, reiten lernen- Weiterhin nehmen die außerhalb der Reitsunde wenig vom Drumherum mit, weil sie nur zur Stunde abgesetzt und danach wieder eingesammelt werden. „Neue“ Reiter finden, dass es die „Alten“ mit ihren Regeln und Ausbildungsmethoden übertreiben und nehmen Vieles, was wir Reiter „der alten Schule“ für wichtig erachten, um Einiges leichter.

Denn oft wissen sie nicht, was sie tun und können auch unter die Schublade „Dunning Kruger Effekt“ fallen.

Hinschauen und Aufklären, auch wenn es unbequem ist

Oft wird man dann als unverbesserliche Nervensäge abgetan. Ich erinnere mich als Jugendliche an eine oft laut werdende Frau, bei der alle Jugendlichen stramm standen, wenn sie den Stall betrat. Wehe sie erwischte einen bei einer Tätigkeit, die sie als nicht angemessen empfand.

Gibt es solche Persönlichkeiten noch? Besser gefragt, hört so einer auch jemand zu?

Ich finde, wir „Guten“ sind in der Verantwortung uns immer wieder FÜR das Pferd einzusetzen. Auch wenn es anstrengend ist. Denn nicht nur unsere Gesellschaft hat immer mehr Kommunikationsprobleme. Angesichts von Organisationen wie PETA schwindet auch die Akzeptanz des „Pferde Nutzen Dürfens“.

Das unterstützen Bilder von in Rollkur gerittenen Pferden genauso wie solche, auf denen sie vom Lastwagen angefahren wurden. Auch wenn wir sicherlich nicht alle einer Meinung sind: wenn wir unsere schönstes Hobby der Welt (langfristig) erhalten wollen, müssen wir aktiv werden. Dazu gehört, auch aufzustehen und seine Stimme zu erheben.

Aus diesem Grunde hat vor kurzem zum ersten Mal in meiner langjährigen Tätigkeit eine Teilnehmerin die Bühne meines Pferdeführerscheinkurses verlassen. Die Fähigkeiten, um zu erkennen, was richtig ist, waren kaum ausgeprägt.

In diesem Sinne, macht euch stark für die Pferde und greift ein, wenn Ihr etwas seht, was in euren Augen gegen Vernunft und Tierwohl verstößt,

Corinna von Reitclever

#tierwohl

#verantwortungderReiter

#dunningkurgereffekt