Gibt´s Neues?

Erfolgreiches PM Seminar am 05.11.2023 in Viervitz auf Rügen

Erfolgreiches PM Seminar am 05.11.2023 in Viervitz auf Rügen

Pressemitteilung der Landesgruppe Mecklenburg Vorpommern für Reiten, Fahren und Voltigieren e.V. zum

PM Seminar „Besser reiten- locker bleiben in Hüfte Knie und Rücken“ am 05.11.2023:

Im Rahmen der Persönlichen Mitglieder der FN fand am 05.11.2023 eine Trainerfortbildung in Viervitz auf Rügen statt. Die Vorsitzende der Landesgruppe Mecklenburg Vorpommern Martina Hermann lud Trainer und Interessierte zu sich auf den Hof. 35 Personen folgten dieser Einladung und verlebten einen spannenden Nachmittag.

Corinna Jungblut-Pohl von Reitclever beim PM Seminar "Besser Reiten, locker bleiben in Hüfte, Knie und Rücken" am 05.11.2023 in Viervitz

Zuerst hielt die Referentin Corinna Jungblut- Pohl von Reitclever.de einen Vortrag über anatomische und funktionelle Zusammenhänge aller an der Mittelpositur beteiligten Strukturen. Dazu gehören neben den Knochen von Lendenwirbelsäule, Becken und Hüfte auch jede Menge Muskeln und Weichteile. Nur wenn diese Elemente gut zusammen spielen, kann das Becken des Reiters den Bewegungen des Pferderückens dynamisch folgen.

Dass Beweglichkeit, Gleichgewicht und Bewegungskoordination dabei eng zusammen gehören, erfühlten die Teilnehmer beim PM Seminar am eigenen Leib.

Testen, korrigieren und reiten. diese Vorgehensweise ermöglicht eine effektive Verbesserung auf dem Pferd

Im praktischen Teil sahen wir 4 Reiterinnen in unterschiedlichen Ausbildungsstufen, die nach einer kurzen Analyse auf sie abgestimmte Übungen ohne Pferd erhielten. Die Veränderung von Sitz und Einwirkung war im Anschluss auf dem Pferd sofort sichtbar. So gingen alle zufrieden und mit neuen Anregungen nach Hause.

Das Feedback aller Beteiligten war sehr gut und wir denken, dass weitere Veranstaltungen dieser Art in Viervitz folgen werden.

Martina Hermann, Reitschule Viervitz

Ich freue mich sehr über diese Zusammenarbeit und auch, dass alles so gut gelaufen ist.

Am 18.11.2023 geht es in die nächste Runde mit der Lizenzverlängerungsfortbildung „Hüfte, Becken und ein elastischer Sitz“ bei mir auf dem Hof im Rahmen der Fachgruppe Gesundheitssport mit Pferden.

Bis dahin,

Corinna von Reitclever

#bessersitzenbesserreiten

#lockeremittelpositur

#trainerfortbildungen

#mehrwissenfuerreiter

Therapieresistenz oder Neues von Reitclever Oktober2023

Neurofuntkionelle Integration hilft bei Therapieresistenz
Spannende Fortbildung

Therapieresistenz ist ein Begriff, den Therapeuten gerne untereinander benutzen. Sie unterhalten sich dann meist über Patienten, die auf eine Behandlung wenig bis gar nicht reagieren. Manchmal wird dieser Begriff auch scherzhaft benutzt, wenn jemand partout sein eigenes Ding macht und sich nicht auf den Rat eines Anderen einlässt.

Das Wort Therapieresistenz meint, dass jemand auf einwirkende Reize keine Reaktion zeigt oder Änderung verspürt. Tatsächlich begegnet mir dieses Phänomen bei männlichen Personen häufiger als bei Weiblichen. Ob sie weniger Kontakt zu ihrem Körper haben oder schwer Veränderungen fühlen können, kann ich kaum beurteilen. Möglicherweise wissen sie nicht, worauf sie achten sollen. Schön ist in diesem Zusammenhang, wenn man den unteren Rücken behandelt, der Schmerz dort weg ist und der Behandelte dann antwortet: „Der Schwindel oder der Schulterschmerz ist noch da!“ – Logisch, daran hatten wir auch nicht gearbeitet.

Der Begriff Therapieresistenz tauchte Mitte Oktober bei einer großartigen Fortbildung auf

Die Tage lieferten auch gleich eine mögliche Erklärung dafür. Wenn man sich das (menschliche) Nervensystem wie ein Radioprogramm vorstellt, ist das Zentrale Nervensystem der Radiosender. Was gespielt wird, entscheidet er nach aktueller Laune, Lage und äußeren Umständen. Anders ausgedrückt wird das Gehirn im Bett beim Einschlafen ein anderes Programm fahren, als wenn ich mit dem Pferd im Wald in ein Unwetter hineingerate. Der Muskel, das Gelenk oder auch unser Verdauungssystem sind die Adressaten der Radiosendung. Dort wird das zentral geplante Musikstück dann gespielt. Vorausgesetzt der Muskel kann die Sendung empfangen. Sollte die Leitung von oben nach unten irgendwo nicht stehen, empfängt er das Signal nicht, obwohl er als „Radio“ intakt ist. Andersherum würde das Gehirn kein sauberes Programm auflegen können, wenn die Reizweiterleitung von unten nach oben hakt. Also kann man schauen, wo im Körper nach einem Unfall, einer Operation oder einer Entzündung eine Störung vorliegt. Wir suchen also nach Wackelkontakten im Körper. Ihr Vorhandensein wäre eine gute Erklärung für eine Therapieresistenz.

Nun bin ich begeistert von dieser Technik

Die Fortbildung Neuro-Funktionelle- Integration (Unter dem Link bekommst Du ein kurzes Erklärvideo) war perfekt organisiert. Die Idee dahinter war Ankommen, Einchecken und Lernen. So muss das sein. Neben der umfassenden Theorie haben wir uns vor allem um die nicht ganz einfachen Abläufe gekümmert. So integriere ich nun gefundene Wackelkontakte mit zunehmender Begeisterung. Für die Reitbahn ist diese Vorgehensweise eher nichts. Man braucht Ruhe, um das ganze System zu testen. Als Ergänzung zum Physiocheck für Reiter oder Neuro-Rider- Check werde ich die Ursachensuche auch in Einzeleinheiten anbieten. Das ganze Thema habe ich in dem Artikel „Ist bei Dir eine Schraube locker?“ behandelt.

Mein eigener Ansatz, Wissen zu vermitteln, scheint auch gut zu funktionieren

Nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, hat man die Möglichkeit, effektiv lernen zu können. Wenn ich überlegen muss, wo das Klo ist oder ich Mittagessen bekomme, ist ein Teil meines Systems mit dieser Frage beschäftigt, anstatt erfolgreich zu Lernen. So sind die Teilnehmer meines Pferdeführerschein Kurses regelmäßig überrascht, wie viel Input sie über die Zeit  erhalten haben. Dass sie den auch verlässlich abrufen können, hat sich am Ende bei der Prüfung gezeigt. Am gestrigen Nachmittag regnete es in Strömen. Trotzdem konnten sie alle Ihre gelernten Lektionen abrufen, so dass wir neun glückliche Pferdeführerscheininhaber verzeichnen können!

Dass das nicht immer so sein muss, habe ich auch im letzten Durchgang erfahren. Manchmal passen Zugangsvoraussetzungen und Lernbereitschaft einfach nicht zusammen. So brachte mich diese Frage wieder auf das Phänomen „ Dunning Kruger Effekt bei Reitern“.

Im Oktober war ich auch wieder zu Gast im Landessportbund Berlin. Die Fortbildungen, die dort für Trainer angeboten werden, sind kurzweilig, knackig und auf den Punkt. Spiraldynamik für die Schulter habe ich mir ausgesucht und wichtige Anregungen für ein qualitativ hochwertiges Schulter- Nacken Training bekommen. Wie so häufig ist der Spiraldynamikansatz ganz anders, als das, was ich bisher darüber gelernt habe: Daumen hoch dafür! Das steigert meine Vorfreude auf den Kurs Spiraldynamik für Reiter, der am 02.12.2023 bei mir stattfindet. Unter dem Link findest Du noch freie Plätze.

Nun habe ich wieder mehr Zeit, zu schreiben

und werde das Buch „Besser Reiten trotz Rücken“ auf den Weg bringen. Anfang November fahre ich ein paar Tage nach Rügen und werde dort die nötige Ruhe dazu haben. In Viervitz werden wir mit Pferd und Reiter arbeiten. Ganz besonders freue ich mich auf das in Kooperation mit Martina Herrmann stattfindende PM Seminar „Besser Reiten- locker bleiben in Hüfte, Knie und Rücken“ am 05.11.2023. Tickets gibt es unter dem blauen Link.

Bis dahin, genießt den Herbst, der nun kühlere Temperaturen und Regen gebracht hat. Das war auch gut so nach den viel zu warmen Tagen in September und Oktober.

Corinna von Reitclever

#neurofunktionelleintegration

#MEHRWissenfuerreiter

#neurofüurreiter

Ist bei dir eine Schraube locker? Neuro- Funktionelle- Integration

Ist Ihre Bewegungssteuerung ok? Setzen Sie an der Koordination für Reiter an- Die Neurofunktionelle Integration hilft dabei, Schaltprobleme aufzuspüren und zu lösen
Neurofunktionelle Integration (Bild von Bild-von-Tumisu-auf-Pixabay–e1650357726933)

Die Frage „Ist bei dir eine Schraube locker?“ versteht man meist in einem psychosozialen Zusammenhang. Oft meint der Fragende sie entweder scherzhaft oder verärgert. Wenn man sich mit der Wirkweise des menschlichen Körpers auseinander setzt, kann man den Begriff „Schraube locker“ auch anders verstehen.

Nämlich dann, wenn nach einem Sturz oder in einem akuten Schmerzgeschehen das Gehirn irritiert ist. Es weiß dann gerade nicht, dass die Bahn, die von der Lendenwirbelsäule vom Knie führt, intakt ist und Informationen sendet. Es hat schlicht „vergessen“, dass es dort unten ein Knie gibt. Man muss ihm dann nach dem Ereignis erst wieder vermitteln, dass das Geruckel, das von dort gemeldet wird, normal ist, wenn man beispielsweise im Trab aussitzt.

Wenn irgendwo eine Schraube locker ist, kann man sich das vorstellen wie bei einem Radio. Der Sender strahlt ein Programm aus und wer ein intaktes Sendegerät hat, kann es hören. Wenn das Signal für Musik im Radio (oder im Körper) nicht ankommt, könnte es irgendwo auf dem Weg dorthin einen Wackelkontakt geben. Dann spielt das Gerät nichts ab, obwohl man es angestellt hat. Genauso reagiert ein Muskel nicht oder die Bewegungskontrolle leidet. Sich weich und koordiniert zu bewegen ist das, was wir beim Reiten wollen.

Die Leitung vom Gehirn zum Gelenk oder Muskel ist immer da, aber möglicherweise nicht immer stabil

Je nach äußeren Einflüssen oder Störfaktoren kann sie eingeschränkt sein oder sogar ganz ausfallen. Selbstverständlich kann das bei allen Funktionen des Körpers der Fall sein. In der Praxis hilft es manchmal, das Endgerät herunterzufahren und wieder neu zu starten. Oder den Stecker zu ziehen und ihn wieder einzustecken, um mögliche Wackelkontakte auszuschalten. Erstaunlicherweise hilft dieses einfache Vorgehen bei Computern oder Druckern oft.

Man kann im menschlichen Körper den optimalen „Betriebszustand“ mit Hilfe der Neuro- Funktionellen- Integration wiederherstellen. Dabei sucht man, welche Leitung von der Zentrale zur Peripherie „wackelt“ und beseitigt die Leitungsstörung mit einer manuellen Technik. Das wäre die Voraussetzung dafür, dass Gelenk oder Muskel im Folgenden wieder voll angesteuert werden können. Nur wenn die Verbindung sicher steht, kann ein Training greifen. Das gilt sowohl für motorische als auch für psychische Vorgänge. Welch ein Umdenken ermöglicht dieser Fakt: Ich kann erst Output verändern, wenn die Leitung steht!

Wahnsinn, was das für Training, Therapie und auch Coaching bedeutet

Eigentlich müsste jeder Mensch, der etwas verbessern möchte, erstmal sehen, ob bei ihm irgendwo eine Schraube locker ist. Sollten alle fest sein, kann man anfangen etwas zu verändern oder zu zu üben.

Ich gebe zu, dass mir dieser Zusammenhang bis zur letzten Woche auch nicht bewusst war. Seit meiner Kinesiologieausbildung bin von der Wechselwirkung der Gedanken, Organe und Muskelfunktion fasziniert. Auch arbeite ich schon lange mit Menschen und allen möglichen Funktionskreisen. Die Idee, die Verbindungen von oben nach unten zu überprüfen und eventuell neu zu booten habe ich nun erst so richtig entdeckt. Diese Bedeutung ist mir erst jetzt so richtig klar geworden. Nach einer ausgezeichneten Fortbildung zum Thema „Neuro-Funktionelle- Integration“ (kurzes Erklärvideo unter dem blauen Link) gehe ich nun dazu über, bei auftretenden Problemen erstmal den „Kabelbaum“ und Schaltkreise zu testen.

Das ermöglicht einem Körper bei Schmerzen, Stress oder in psychischen Ausnahmesituationen wieder flexibel zu handeln. Welch eine Erkenntnis! Auch als Reiter ist man darauf angewiesen, schnell zu reagieren. Mit lockeren Kontakten oder wackeligen Schaltkreisen wird das nicht so gut gehen. Denn das Gehirn kontrolliert nicht nur alle Prozesse im Körper, sondern ist auch die Schnittstelle zu unserer äußeren Umgebung. Insofern ist eine gute Zusammenarbeit aller beteiligten Strukturen lebenswichtig.

In diesem Sinne wünsche ich Euch neue Gedanken und stabile Schaltkreise,

Corinna von Reitclever

#gesundreiten

#NeuroFunktionelleIntegration

#besserreiten

Corinna Jungblut-Pohl arbeitet als Physiotherapeutin und Reittrainerin im Berlin- Brandenburger Raum.

Um Reitern zu ermöglichen, mit ihrem Pferd so gut wie möglich kommunizieren und gesund reiten zu können, gründete sie das Konzept Reitclever. Im Fokus steht ein angewandtes Training für Reiter, was die wesentlichen Schnittstellen im Kontakt zum Pferd verbessert. Dabei geht es nicht nur um die optimale Beweglichkeit in Hüfte und Becken, sondern auch um die mentale Steuerung. Dazu setzt sie fundierte Methoden zur Diagnostik und Behandlung aller Körpersysteme ein. Ihr erklärtes Ziel ist es, die Interaktion zwischen Pferd und Mensch zu verfeinern und so eine leichtere Kommunikation zu ermöglichen. Die Motivation, für bessere Ergebnisse am eigenen Körper anzusetzen, steht dabei im Vordergrund. Nach einer umfassenden „Fehlersuche“ geht es um das Auflösung von Funktionsdefiziten, um eine gute Rektionsweise des Körpers im Sinne von mehr Gesundheit zu ermöglichen.

Das Fehlen von Erkenntnis oder der Dunning Kruger Effekt bei Reitern

Der Dunning Kruger Effekt bei Reitern
Sicheres Führen will gelernt sein

Vor längerer Zeit überraschte mich eine Reitschülerin im Unterricht, was mich damals über den Begriff Dunning-Kruger-Effekt stolpern ließ. Sie hatte einen Traber von der Rennbahn gekauft, wurde schwanger und als sie das Kind dann hatte, ritt sie mit dem gutmütigen Tier regelmäßig aus. In der Nähe des Stalls befindet sich eine Autobahn und eine ICE – Trasse.

Sie wollte sich und ihrem Pferd mit meinem Unterricht etwas Gutes tun. Ganz erstaunlich fand ich, dass sie weder wusste, was es mit den treibenden noch den verhaltenden Hilfen auf sich hat. Besser gesagt musste ich ihr erklären, wie man als Reiter den Gang einlegt und die Bremse zieht. Das Pferd kannte diese Hilfengebung übrigens auch nicht. Von der Bedeutung der Trageaktivität waren wir noch weit entfernt.

Als ich sie verblüfft fragte, wie sie mit dem Pferd ausreitet und wieder nach Hause kommt, antwortete sie „mit der Stimme“. Augenscheinlich verstanden die beiden sich gut und bis dato war nichts passiert. Mein Unterricht wurde ihr dann zu unbequem und wahrscheinlich auch zu teuer. Sie hatte gedacht, mit 2-3 Reitstunden ist der guten Sache Genüge getan.

Mir fällt bei so etwas nur der Begriff Dunning-Kruger-Effekt ein

Wenn man nicht weiß, was im Umgang mit einem Pferd alles passieren kann, macht man sich auch keine Gedanken darüber. Beispielsweise sollte das Pferd Richtung Autobahn rennen und sich nicht aufhalten lassen, kann das wirklich schwere Unfälle provozieren. Bei denen kann nicht nur das Pferd sein Leben lassen. Sicherlich gewinnt  auch bei gut ausgebildeten Pferd- Reiter- Paaren mal der Fluchtreflex. Doch kann der im Falle eines Unfalls mit Pferden wirklich gefährlich werden und zwar für alle Beteiligten.

Tritt so etwas im normalen Alltag auf, kann man das mit einem bedauernden Achselzucken abtun. Aber im Umgang mit 500- 600 Kilo Lebendgewicht sind wir in der Verantwortung.

Sucht man nach dem Begriff findet man unter Wikipedia.de den Eintrag

Der „Dunning-Kruger-Effekt bezeichnet die kognitive Verzerrung im Selbstverständnis inkompetenter Menschen, das eigene Wissen und Können zu überschätzen. Diese Neigung beruht auf der Unfähigkeit, sich selbst mittels Metakognition objektiv zu beurteilen. Der Begriff geht auf eine Publikation von David Dunning und Justin Kruger im Jahr 1999 zurück. Die beiden Sozialpsychologen hatten in vorausgegangenen Studien bemerkt, dass etwa beim Erfassen von Texten, beim Schachspielen oder Autofahren Unwissenheit oft zu mehr Selbstvertrauen führt als Wissen. An der Cornell University erforschten sie diesen Effekt in weiteren Experimenten und kamen 1999 zum Resultat, dass weniger kompetente Personen dazu neigen,

  • ihre eigenen Fähigkeiten zu überschätzen,
  • überlegene Fähigkeiten bei anderen nicht zu erkennen,
  • das Ausmaß ihrer Inkompetenz nicht richtig einzuschätzen.

Darüber hinaus stellten sie auch fest, dass diese Personen sich selbst und andere besser einschätzen, wenn sie ihre Kompetenzen durch Ausbildung oder Übung verbessern. Dunning und Kruger zeigten, dass schwache Leistungen bei solchen Menschen häufig mit größerer Selbstüberschätzung einhergehen als stärkere Leistungen. […]“

„Wenn man inkompetent ist, kann man nicht wissen, dass man inkompetent ist […]. Die Fähigkeiten, die Sie benötigen, um eine richtige Antwort zu geben, sind genau die Fähigkeiten, die Sie benötigen, um zu erkennen, was eine richtige Antwort ist.“

Wie begegnet man dem Phänomen am wirksamsten?

Die einschlägigen Foren sind voll von Anleitungen, Tipps und auch Klagen aller Art. „Alte“ Pferdetrainer thematisieren das Fehlen von Regeln und alt bewährten Standards im Treiben der neuen „Gurus“. Reitschulen beklagen die Wahrnehmung, dass immer weniger Kinder, reiten lernen- Weiterhin nehmen die außerhalb der Reitsunde wenig vom Drumherum mit, weil sie nur zur Stunde abgesetzt und danach wieder eingesammelt werden. „Neue“ Reiter finden, dass es die „Alten“ mit ihren Regeln und Ausbildungsmethoden übertreiben und nehmen Vieles, was wir Reiter „der alten Schule“ für wichtig erachten, um Einiges leichter.

Denn oft wissen sie nicht, was sie tun und können auch unter die Schublade „Dunning Kruger Effekt“ fallen.

Hinschauen und Aufklären, auch wenn es unbequem ist

Oft wird man dann als unverbesserliche Nervensäge abgetan. Ich erinnere mich als Jugendliche an eine oft laut werdende Frau, bei der alle Jugendlichen stramm standen, wenn sie den Stall betrat. Wehe sie erwischte einen bei einer Tätigkeit, die sie als nicht angemessen empfand.

Gibt es solche Persönlichkeiten noch? Besser gefragt, hört so einer auch jemand zu?

Ich finde, wir „Guten“ sind in der Verantwortung uns immer wieder FÜR das Pferd einzusetzen. Auch wenn es anstrengend ist. Denn nicht nur unsere Gesellschaft hat immer mehr Kommunikationsprobleme. Angesichts von Organisationen wie PETA schwindet auch die Akzeptanz des „Pferde Nutzen Dürfens“.

Das unterstützen Bilder von in Rollkur gerittenen Pferden genauso wie solche, auf denen sie vom Lastwagen angefahren wurden. Auch wenn wir sicherlich nicht alle einer Meinung sind: wenn wir unsere schönstes Hobby der Welt (langfristig) erhalten wollen, müssen wir aktiv werden. Dazu gehört, auch aufzustehen und seine Stimme zu erheben.

Aus diesem Grunde hat vor kurzem zum ersten Mal in meiner langjährigen Tätigkeit eine Teilnehmerin die Bühne meines Pferdeführerscheinkurses verlassen. Die Fähigkeiten, um zu erkennen, was richtig ist, waren kaum ausgeprägt.

In diesem Sinne, macht euch stark für die Pferde und greift ein, wenn Ihr etwas seht, was in euren Augen gegen Vernunft und Tierwohl verstößt,

Corinna von Reitclever

#tierwohl

#verantwortungderReiter

#dunningkurgereffekt

Glaubenssätze prüfen, Newsletter September 2023

Zeit, die eigenen Glaubenssätze zu prüfen

Dass das Thema „Glaubenssätze prüfen“ mich den ganzen September begleiten würde, hatte ich nicht geahnt. Aber manchmal entwickeln Dinge eben eine eigene Dynamik.

Es begann eigentlich ganz harmlos mit einem Beitrag, den ich im Vorbeiscrollen in einer Facebookgruppe gesehen hatte. Darin schaute mich ein freundlicher Fuchswallach mit aufgeschlossenen Augen, stolz getragenem Kopf und einem 80er Jahre Martingal an. Im Verlauf beschäftigte mich der Inhalt dieses Posts fast zwei Wochen lang und ließ mich meine gesamte Pferde- und Reitkarriere immer wieder neu bewerten. Manches stellte ich in Frage und in einem Fall machte ich mir Vorwürfe, damals nicht anders reagiert zu haben Der nette Fuchswallach endete auf einem Schlachtpferdetransport nach Italien, nachdem er von Reiter und Besitzer bei einem Händler in Zahlung gegeben wurde. Was danach passierte, hat er nicht verkraftet. Er ist für mich nun das Symbol aller namenlosen Pferde, die erst im Dienst des Menschen stehen und dann meistbietend entsorgt werden. Er hat mich zu dem Artikel „Das bittere Ende“ bewegt, den Du unter dem blauen Link lesen kannst.

Phasenweise fragte ich mich, ob es sinnvoll es ist, bei Facebook zu sein

Denn ich nehme viel am Rande auf und diese unbewussten Informationen beeinflussen mich in allem, was ich tue. Der zufällig gelesene Beitrag ließ mich ein Turnier meines Reitvereins wie unter einem Schleier erleben: Die Frage, wie viele der dort laufenden Pferden am Ende das gleiche Schicksal ereilt, ließ mich alles reduziert wahrnehmen und meine Glaubenssätze prüfen. Und ja, ich finde es nach wie vor gut, seine Lebenszeit mit Pferden zu teilen. Aber man sollte sich und seine Beweggründe ehrlich hinterfragen. Gerade am Ende, wenn das Tier nicht mehr so kann, sollte man verantwortungsvoll entscheiden und es nicht alleine seinem Schicksal überlassen. Nur der Besitzer ist derjenige, der das beeinflussen kann.

Und ich habe mich entschieden, dass es folgerichtig ist, bei Facebook zu sein. Was meine „Freunde“ auf ihren Brettern teilen, ist für mich wie Postkarten lesen. Auch hat ein Großteil meiner Leser und Kunden mich irgendwann mal bei Facebook gefunden.

Doch dann wurde mein Facebookkonto gehackt.

Glücklicherweise wurden meine Beiträge, soweit ich es feststellen konnte, so belassen. Auch wurde kein Leser beleidigt oder mit Spam überzogen. Wenn das doch so sein sollte, schreib´ mir bitte.

Doch die Tatsache, dass die Hacker, wie ich inzwischen nachvollziehen konnte, eine für ein späteres Projekt geplante Unternehmensseite genutzt hat, um Inhalte zu verbreiten, lässt mich meine Glaubenssätze prüfen. Daraufhin wurden fast 2 Wochen lang unberechtigte Lastschriften von meinem Konto eingezogen. Ich konnte alle widerrufen und Vieles wieder in Ordnung bringen. Trotzdem kostete es Zeit und Nerven und tut es immer noch.

Ich stelle mir die Frage, ob ich meine Kunden weiterhin über Facebook erreichen möchte, immer noch. Wenn Du mir bei der Überlegung ob es eine Alternative gibt, helfen möchtest, würde ich mich freuen, wenn Du an der kurzen Umfrage teilnimmst. Du kannst sie unter dem blauen Link aufrufen.

Dieser sonnenreichen September brachte auch Schönes

Wir hatten eine tolle Hochzeit mit sehr harmonierenden Menschen auf dem Hof. Der Bräutigam ist Kind einer faszinierenden Patchworkfamilie, die ihre Verschiedenheit ganz selbstverständlich lebt. Dieser Tag hat mich außerordentlich beeindruckt.

Weiterhin war ich bei meiner Lieblingsreitertruppe im Süden von Berlin. Dort wurde mit bewusst, wie viel sich in den letzten zwei Jahren verändert hat. Die Entwicklung habe ich zum Anlass genommen, mir darüber Gedanken zu machen, wie sich ein Perspektivwechsel auswirkt. Klick zum Lesen auf den blauen Link.

Morgen beginnt der Herbstkurs „Pferdeführerschein Umgang“, in dem es neben Fütterung, Haltung und Sicherheitsaspekte auch um die Frage geht, wie man das Ende eines Pferdelebens gestaltet.

Am Sonntag bin ich auf dem Pferdehof Neubeeren und werde im Rahmen eines Herbstfestes eine Bewegungseinheit für Reiter durchführen. Das Thema elastischer Sitz zieht wie ein roter Faden sich durch meine gesamte Arbeit, auch in dem im FN Verlag erschienenden Buch Besser Reiten, locker bleiben in Hüfte, Knie und Rücken. Das führte übrigens zu der Idee, meinen im November stattfindenden Kurs auf Rügen streckenweise zu einem PM – Seminar am  05.11.2023 umzuwandeln. In Kooperation mit Martina Hermann von der Reitschule Viervitz werden wir einen Nachmittag gestalten, für den es auch Einheiten zur Lizenzverlängerung geben wird.

Ich freue mich darauf genauso wie auf den Tag, der von der Bundesvereinigung Gesundheitssport mit Pferden initiiert wird. Am 18.11.2023 werden wir uns um eine lockere Mittelpositur und alles, was dort dran hängt, kümmern. Der Landesverband Berlin Brandenburg gibt 8 Lizenzeinheiten dafür. Für die noch freien Plätze geht die Anmeldung am besten per Mail an vorstand@gesundheitssport-mit-pferden.de.

Nun wünsche ich Dir einen bewegten Oktober und auch genügend Zeit, deine Glaubensätze prüfen zu können,

Corinna von Reitclever

#sinnundunsinnvonfacebook

#endeeinespferdelebens

#lockeremittelpositur

Wie sich ein Perspektivwechsel auswirkt

Eine neue Pferd-Reiter Paarung stellt manchmal einen Perspeketivwechel dar

Am Dienstagabend wurden ich und wahrscheinlich auch ein paar Millionen anderer Zuschauer Zeuge, wie ein Perspektivwechsel aussehen könnte. Nachrichten meldeten, dass der Bundestrainer der deutschen Fußballer nach dem mittelmäßigen Gekicke der Fußballnationalmannschaft am Samstag zuvor gekündigt wurde. Die Meldung, dass Rudi Völler für ein paar Tage diesen Posten übernimmt, machte mich neugierig.

Also schaute ich am Dienstagabend Fußball

Etwas, was ich sonst eigentlich nur zu Europa- oder Weltmeisterschaften tue. Doch war ich beeindruckt. Von der ersten Minute an empfand ich das Spiel der zuvor Kritisierten ideenreich, selbstbewusst und tonangebend. Nach 3 Minuten das 1:0…

Also konnte ich nach einer Viertelstunde Fußballschauen meine Pferde füttern und Buchführung weiter machen. Mein Eindruck, dass ein Trainerwechsel durchaus mit einem Perspektivwechsel gleichzusetzen ist, reichte mir. Witzigerweise schaute ich erst die letzte Viertelstunde wieder und wurde Zeuge des 2:0 und des 2:1. Ein Teil von mir sagte, super, dann kann der Rudi dass jetzt bis zur Euro weitermachen. obwohl er das im Vorfeld schon ausgeschlossen hatte.

Spannenderweise fragte sich ein anderer Teil von mir, was da wohl abgegangen sein muss. Wie schafft man es, einer verunsicherten Ansammlung von Einzelakteuren wieder Verantwortung einzuhauchen? Vielmehr noch sie zu einer spitzigen, überzeugenden Mannschaft zu formen? Und das in 2 Tagen? Das Geheimnis dahinter könnte sein, dass der Mann, der das geschafft hat, früher selbst ein hoch erfolgreicher Fußballer war. Dem glaubt man, wenn er etwas sagt. Und wahrscheinlich verfügt er über eine große Trickkiste, aus der er schöpfen kann. Fußballspielen können die alle, sonst wären sie nicht im A- Team. Er muss an der Einstellung geschraubt haben, davon bin ich überzeugt. Der Kapitän der Mannschaft sprach im Vorfeld von einem Gefühl des Verrats am alten Trainer. Trotzdem oder gerade deshalb agierten die Spieler überzeugend miteinander gegen den Gegner.

So sollte das auch beim Reiten sein

Zumindest Pferd und Reiter sollten ein Team sein, was mit anderen Stallkameraden idealerweise am selben Strang zieht. Wenn man dagegen lieber alleine agiert, kann man schon mal das Gefühl haben, mit dem Partner Pferd alleine gegen den Rest der Welt zu sein.

Auch kann eine Pause hilfreich sein, wenn es auf dem Pferd nicht so gut klappt. Letztes Wochenende wurde ich berührende Zeugin eines strahlenden Aha-Erlebnisses einer Reiterin. Sie kommt aus beruflichen Gründen und als Besitzerin eines alten Pferdes selten zum reiten. Anfang des Jahres habe ich sie öfter frustriert auf einem ehemaligen Schulpferd gesehen, das seine Energie gut einteilen kann. Sie ist von der Tendenz her eine feine Reiterin, die leicht einwirkt. Das erfahrene Schulpony hat sie öfter an die Grenzen ihrer Geduld gebracht, so dass sie manchmal glaubte, es einfach nicht zu können.

Nun saß sie nach einer mehrmonatigen Pause auf einem anderen Pferd, was auch lange als dickköpfig galt. Ich denke, wenn ich die Stute jetzt erlebe, eher aus Schutz vor einer starken (Fein-) Fühligkeit. Auch sie hatte eine lange Pause, da im Frühjahr ein wahrscheinlich zurückliegender Reheschub diagnostiziert wurde. Sie wurde behandelt, trägt Duplos unter den Vorderhufen, eine kurze Zehe und läuft vielleicht das erste Mal seit langer Zeit schmerzfrei. Auf jeden Fall kann man sie sich nun stellen und biegen und sie lässt manchmal sogar den Kopf fallen, um den Rücken zu entspannen.

Diese beiden verstanden sich jedenfalls auf Anhieb

„Das ist erstaunlich“, hörte ich die Reiterin öfter murmeln, wenn sich die Stute auf Ihre Schultergürteldrehung hin nach rechts oder links reiten ließ. Auch antraben und wieder durchparieren ging ganz fein über die Veränderung der Beckenstellung. Das war schön zu sehen.

Und es führte zu einem Perspektivwechsel der Reiterin, die fühlte, dass sie es doch kann. Wahrscheinlich gab es den auch beim Pferd. Denn seit einiger Zeit merkt es, dass man den zarten Bitten des Reiters nachgeben kann, anstatt solange dagegen zu gehen, bis die Gerte klatscht.

Ich scheue mich jetzt davor, zu sagen, dass ich eine Trainerin wie Rudi Völler bin. Doch nehme ich im Unterricht auch Zwischentöne wahr. Daraus kann ich gezielte Anweisungen geben, damit es besser funktioniert. Bei diesen beiden und allen anderen Pferden dieser Gruppe freue ich mich jedenfalls seit längerem, dass die Verständigung immer feiner wird. Die Reiter haben durch den Unterricht verstanden, worum es geht, und lassen sich in ihrer Art zu reiten auf den Perspektivwechsel ein. Das freut mich sehr, auch und gerade im Sinne der Pferde.

Wenn es also nicht so läuft, schau´, dass Du den Standpunkt wechselst

Schau´ mal von außen auf eure Situation, als wäre dein Pferd das Pferd eines Anderen. Hinterfrage dein Handeln, ob du auch auf einem fremden Tier so agieren würdest. Manchmal reagiert man nämlich übersteigert oder zu schnell genervt, weil man glaubt zu wissen, was gleich passieren wird. Wie man am Beispiel der deutschen Fußballer sieht, braucht es manchmal eine neue Herangehensweise, eine andere Taktik oder variierende Worte, damit man wieder versteht, worum es geht. Ein Perspektivwechsel kann beispielweise auch durch neu erworbenes Wissen ausgelöst werden.

Viel Spaß dabei wünscht

Corinna von Reitclever

Das bittere Ende

Das bittere Ende eines Tieres liegt in der Hand des Besitzers

Ich als Kind mit einem spanischen Reitschulpferd

Ich habe letzte Woche bei Facebook etwas gelesen, was mich immer noch beschäftigt. Der Text hat mich zu Tränen gerührt und tut es auch heute noch. Es ging um das bittere Ende eines Sportpferdes vor vielen Jahren. „Olaf“ wurde bei einem Händler in Zahlung gegeben und hat augenscheinlich alles, was danach kam, nicht verkraftet.

Reiter, Besitzer und begleitende Person, die den Beitrag in einer Gruppe veröffentlicht hat, haben ihn Monate später beim selben Händler wieder gesehen. Er sei wohl mehrmals weggegangen und wieder gekommen und „kam damit nicht klar“, wie es heißt. Als sie ihn sahen, stand er alleine außerhalb des Offenstalls- die anderen Pferde drinnen. Er hatte sich selbst aufgegeben und war abgemagert. Reiter, Besitzer und Postschreiberin „durften“ ihn noch einmal sehen, bevor er dann Tage später mit anderen Pferden auf einen Schlachtpferdetransport nach Italien ging. Zugegeben: sie waren alle drei geschockt- die Rückfahrt im Auto verlief schweigend.

Kein Happy End, sondern das bittere Ende am Schluss

Wie furchtbar, für das arme Pferd. Mir kommen immer noch die Tränen, wenn ich dies schreibe. Das bittere Ende eines Pferdes, das wahrscheinlich für seinen Reiter viel gegeben hat. Ich mag mir gar nicht ausmalen, was er alles erlebt haben muss, das ihn innerhalb von Monaten in so eine Verfassung gebracht hat.

Hat er seinen Reiter und den Besitzer erkannt? Können Pferde Hoffnung empfinden, wenn jemand aus seinem alten Leben auftaucht? War er körperlich und psychisch am Ende, weil er Schmerzen hatte? Wurde er abgegeben, weil er nicht mehr die entsprechende Leistung brachte? Anstatt ihn gleich zum Schlachter zu fahren oder einem jungen Reiter als Lehrpferd zu geben, landete er bei einem Händler.

Schon das Wort Pferdehändler löst bei mir nicht die besten Assoziationen aus. Dass es diesem Menschen vor allem ums Geld ging, schließe ich daraus, dass er das Pferd nicht an Ort und Stelle erlöste, sondern es auf einen Schlachtpferdetransport ins Ausland schickte. Das Schlimmste, was einem Tier in so einer Situation passieren kann. Ich kannte das Pferd nicht, aber Gesicht und Augen des Pferdes, die dem Beitrag als Foto beigefügt waren, sind ehrlich, aufgeschlossen und lieb.

Verraten und verkauft

Wie vielen Tieren geht das so? Sicherlich sehr vielen. Für mich ist „Olaf“ nun das Gesicht aller Sport- Schul- und Rennpferde, die dieses Schicksal ereilt.

Was ist der Mensch doch für ein Schwein. Züchtet und kauft Pferde, die ihm Spaß, Geld oder Leistung bringen sollen und wenn die das nicht (mehr) tun, weg damit. Was dann passiert ist nicht mehr das Problem des Reiters und Züchters. Für mich steht „Olaf“ für fast alle Pferde, die ich in meiner Kinder- und Jugendzeit kannte: Strolchi, Fantomas, Sabrina, Leo, Sommerliebe, Gipsy und wie sie alle hießen. Sie gaben als Schulpferd ihr Bestes und aus meiner heutigen Sichtweise denke ich, dass die Störrischen und die Faulen wahrscheinlich durch waren. Häufig wenig bemuskelt, Rückenschmerzen oder kompensierte Lahmheit und dann täglich wechselnde Reiter… Wenn es dann nicht mehr ging oder die Pferde herausfanden, wie man den Reiter am besten loswird, landeten sie sicherlich größtenteils in der Wurst. Ich erinnere mich an Abende mit gedrückter Stimmung in der Schulpferdestallgasse und weinenden Pflegemädchen, weil der folgende Tag der Tag X war. Später stand ein neues, meist frisches und gut bemuskeltes Pferd im Ständer.

Manchmal wurden sie auch von jemandem frei gekauft und konnten einen schönen Lebensabend verbringen. Auch gab es Reitgemeinschaften, die alle ihre Tiere am Ende in Rente auf die Wiese schickten. In den letzten Tagen wurde mit klar, dass ich von den allermeisten „unserer“ Pferde damals nicht weiß, was aus ihnen geworden ist.

“ Nicht mein Problem“

Ich kenne und schätze den Satz, der in vielen Situationen sofortige innerliche Entspannung bringt. Aber in diesem Fall ist das anders. Für mich ist das bittere Ende eines Partners, eines Pferdes ganz genau das Problem des Reiters und Besitzers, was dann zum unabwendbaren Schicksal des Tieres wird. Wie kann man ein Pferd in diesem Zustand sehen, ihn jahrelang geritten haben und dann so stehen lassen? Wohl wissend, wie sein Ende sein wird. Dass man mit dem Bild im Kopf einfach so wegfahren kann und nicht einschreitet!

Ich weiß, dass die Zeiten damals anders waren. Ganz genau weiß ich auch aus eigener Tasche, wie viel ein Pferd am Ende kostet. Meine Eigenen sind 27 und 28, haben Cushing, Arthrose und im heißen Sommer auch Atemwegsprobleme. Mein Herzenspferd bekam gerade eine Zeitlang Cortison und Ventipulmin.

Trotzdem bekommen sie das, was sie brauchen. Medikamente, Hufschmied, Tierarzt und Heucobs, Spezialfutter. Wenn ich mir manchmal meinen Kontostand anschaue, empfinde ich mich selbst als ein bisschen verrückt. Wie viel mehr wert ist dann dieser Einsatz von jemanden, der ein ausgemustertes Sportpferd am Ende übernimmt. Dann hatte er nicht die guten, leistungsfähigen Jahre, in denen es voll reitbar war als „Gegenleistung“.

Gerade jetzt, in Zeiten von ständig steigenden Futterkosten und hohen Tierarztkosten, ist das schwer

Da kann ich es nachvollziehen, dass man ein Pferd im Krankheitsfall eher erlöst, als ohne Aussicht auf Besserung weiter pflegt. Aber es wegzugeben und es irgendwann als Wanderpokal wieder zu finden, der am Ende auf einem Schlachtpferdetransport landet, ist mehr als das bittere Ende für einen ehemaligen Partner. Das hat er nicht verdient.

Sicher gibt es Pferde und Reiter, die nicht zueinander passen oder Konstellationen, die ungünstig sind. Lebensumstände, die sich so verändern, dass man dem Tier einfach nicht mehr gerecht wird. Ich verurteile niemanden, der ein Pferd nicht (mehr) bezahlen kann. Die Zahl derjenigen, die das betrifft, wird in den nächsten Jahren noch zunehmen. Aber man sollte sich rechtzeitig Gedanken machen, wie das Ganze enden wird. Nicht umsonst hat die Pferdeklappe in Schleswig Holstein in diesem Jahr so viele Aufnahmen wie noch nie.

Und ja, man kann sie nicht alle retten

Das weiß ich und diesen Satz höre ich in diesem Zusammenhang oft. Erstaunlicherweise sind die einschlägigen Gruppen bei Facebook voll von Rettungsaufrufen und Schlachtpferdefreiverkaufsgesuchen…

Wenn ich mir ein Pferd anschaffe, MUSS ist wissen, dass es eine höhere Lebenserwartung hat als ein Meerschwein. Und dass ich dafür verantwortlich bin, auch oder gerade für sein Lebensende. Welchen Fürsprecher hat denn ein Tier, wenn nicht den seines Besitzers?

Die laufenden Kosten übersteigen bei weitem die eines Hundes. Vielleicht ist es gut, dass sich bald mancher kein Pferd mehr leisten können wird. Hoffentlich bleiben die übrig, die verantwortungsvoll mit ihm umgehen. Denn Liebe und Fürsorge ist man dem Tier nicht nur zu Lebzeiten schuldig.

Man ist verdammt noch mal auch dafür verantwortlich, dass es am Schluss nicht mehr leidet als notwendig. Dazu gehört auch, dass man BIS ZUM ENDE dabei bleibt. Wenn man das nicht kann, dann kümmert man sich drum, dass eine Person des Vertrauens mitfährt. Es gibt viele Geschichten darüber, dass die Pferde zum Schlachter fuhren und der Pferdepass abgegeben wurde. Der wurde dann mit dem Pferd zur Hintertür weitergereicht, wenn der Besitzer weg war. Denn auch die Schlachttransporte in andere Länder müssen besetzt werden. Dort gibt es mehr Geld pro Kilo Lebendfleisch. Aber auch eine unhaltbar längere Qual des Tieres, ehe es dort ankommt. Wenn das so ist, geht das in meinen Augen auf das Konto des Besitzers, der seiner Verantwortung nicht nachgekommen ist. Der weiß davon wahrscheinlich nichts- nur sein Pferd erlebt das bittere Ende und wird sich niemandem mitteilen können.

All das ist auch ein Thema im Kurs Pferdeführerschein Umgang. Im kommenden Durchgang habe ich nun mehr dazu zu erzählen.

Die unfassbar traurige Geschichte von „Olaf“ lässt mich nicht los

Aber sie wird zum Sinnbild der Aufklärung für mich. Ich werde einschreiten und reden, wenn ich Zeuge einer solchen Situation werden sollte. Er gibt all den namenlosen Tieren, von denen man bei Schlachttransporten liest, ein Gesicht. Denn sie alle haben eine Geschichte und ein Leben hinter sich. Vielleicht hatten sie auch mal glückliche Tage und werden am Ende ihrem Schicksal überlassen, gegen das sie nicht angehen können.

Denke darüber nach, wenn Du dir ein Pferd kaufst! Es ist eines Reiters Pflicht, GUT mit ihm umzugehen. Am Anfang, mittendrin und auch am Ende Das gehört sich einfach so.

Traurige Grüße,

Corinna von Reitclever

#verantwortungfuerdaslebensende

#fuersprecherfuertiere

Das große Ganze, Neues von Reitclever August ´23

Das große Ganze

Letztes Wochenende war ich bei einem Aktionstag meines Reitvereins. Kommenden Samstag veranstaltet der einen Reitertag und wir bereiteten Vieles vor. Das große Ganze muss gut organisiert und gepflegt sein, damit Reiter und Besucher sich wohl fühlen.

Ist eigentlich clever, sich ab und zu eine Veranstaltung auf den Hof zu holen

So ein Vorhaben setzt viel Energie frei: Schauen, was getan werden muss, wer helfen kann, um am Tage X alles fertig zu haben und am Laufen zu halten. Wenn bei uns eine Hochzeit oder unser alljährlicher Kunstgewerbemarkt ansteht, mache ich das auch. Im Vorfeld bin ich dann teilweise genervt, weil viel zu tun ist und größtenteils ich für alles verantwortlich bin. Wenn aber dann alles gemacht ist, die Veranstaltung gut läuft und danach für einige Zeit alles ordentlich ist, ist das ein tolles Gefühl. Dann hat sich der Aufwand gelohnt.

Während wir letzten Samstag Hindernisse sauber gemacht und auf dem Geländeplatz gewerkelt haben, fühlte ich mich an die Zeit in meinem früheren Reitverein erinnert. Damals war es für mich besonders, aus einem Vereinsschulbetrieb in eine Institution zu wechseln, die sich die Jugendförderung auf die Fahnen geschrieben hatte. Zuerst war ich sehr ehrfürchtig vor all den guten Reitern und Turnierpferden, die dort beheimatet waren. Das Drumherum war harmonisch und die Mitglieder gingen nett miteinander um. Sicherlich gab es auch Reibereien, aber ich empfand den Verein insgesamt als eine Einheit. Das änderte sich etwas, als meine Voltigierabteilung in die Gemeinschaft aufgenommen wurde. Nicht alle Mitglieder konnten gut damit umgehen und ich begann, Zwischentöne wahrzunehmen.

Im Verein gab es auch Arbeitseinsätze

Die konnte man sich über das Jahr gesehen frei einteilen oder eben als geballte Aktion bei Turnieren oder Heulieferungen leisten. Meine Ehrfurcht wich im Laufe der Zeit, je älter und erfahrener ich wurde. Doch das große Ganze blieb in meinen Augen positiv. Auf jeden Fall finde ich eine spezifische Zielsetzung und eine damit verbundene Ausrichtung sinnvoll, um das große Ganze zu lenken: Wo geht es hin? Was soll mit welchem Einsatz erreicht werden? Ich habe manchmal das Gefühl, dass heutzutage viele Menschen lieber allein vor sich hin puzzeln. Das mag in vielen Fällen sinnvoll sein, aber so richtig vorwärts geht es meist besser zusammen. Eine starke Bewegung schafft man nur im Team, kaum alleine.

Das große Ganze im Blick

Gemeinsam gegen die Graukresse auf den Pferdewiesen, gegen die in Kraft getretene GOT, die in manchen Kommunen erhobene Pferdesteuer … Oft denkt man darüber nach, sich einer Gemeinschaft anzuschließen, wenn es an die eigenen Interessen geht. Vielleicht wäre es auch in anderer Hinsicht gut, sich mit anderen zu verbinden? Für mehr Tierwohl, gegen Schlachttransporte, einen Erhalt der klassischen Reitkunst (wobei schon bei diesem Begriff die Meinungen sehr weit auseinander gehen) oder für die Möglichkeit, sich auch in 20 Jahren noch mit dem Pferd auseinander setzen zu können. Wenn Preisentwicklung und Klimawandel so weiter gehen, dürfte das zumindest in finanzieller Hinsicht eine Herausforderung werden.

Ansonsten stand mein August weitgehend im Zeichen der Sommerferien

und dem oben erwähnten Zossenhofer Kunstgewerbemarkt. Nach einem verregneten Markttag im letzten Jahr hatten wir in diesem Durchgang 35 Grad im Schatten. Auch eine Herausforderung.

Für die Ausdauer gehe ich mit meinem Sohn regelmäßig schwimmen. Das entspannte Paddeln am Badesee dürfte wahrscheinlich langsam vorbei sein. Ein Ostseetrip hat mich die beobachtete Ähnlichkeit von Hunde- und Pferdebesitzern zu dem Artikel “Wie übergriffig darf man sein?“ motiviert.

Nun geht das normale Leben mit Physio in der Praxis und Reitunterricht wieder los. Ich freue mich auf das Weiterschreiben meines geplanten nächsten Buches und auf den Kurs Pferdeführerschein Umgang ab 30.09.2023. Auf Grund von Absagen gibt es dort wieder freie Plätze. Auch bin ich am 01.10.2023 zum Herbstfest auf dem Pferdehof Neubeeren eingeladen und biete dort eine Bewegungsstunde „Gesunder Rücken, gesunder Mensch an.

Also behalte das große Ganze im Blick und vielleicht bis bald,

Corinna von Reitclever

#zielimblick

#gemeinsamsindwirstark

#tierwohl

Wie übergriffig darf man sein?

Wie übergiffig darf man sein, wenn es um das Tierwohl geht?

Letzte Woche war ich ein paar Tage an der Ostsee. Der Aufenthalt hat mich zu der Frage bewogen: „Wie übergriffig darf man sein?“ Auch wenn die Fragestellung Unruhe vermuten lässt, war es wunderschön. Die Temperaturen erlaubten sogar einen Badetag, allerdings war die Ostsee echt frisch.

Da wir in Begleitung einer Hundebesitzerin waren, sind wir viel gelaufen und waren an einem Hundestrand. Sehr interessant, was man dort alles sieht. Auch ist die Parallele zu Pferdebesitzern kaum zu übersehen: große Hunde, kleine Hunde und mehr oder weniger gut erzogene Hunde. Viele die tobten, mit anderen spielten und auch auf einen Zuruf sofort wieder zu Frauchen oder Herrchen zurückkamen. Kleine Kläffer, die alles und jeden anbellten, große Bullige an der Leine mit einem deutlichen Stresslevel und andere, die augenscheinlich deshalb an der Leine waren, weil die Kommunikation zwischen Mensch und Tier suboptimal ist. Gechillte Besitzer mit entspannten Hunden, Gestresste mit unausgeglichenen Hunden und auch welche, die entweder bewusst über Manches hinweg sahen oder ignorant waren.

Ich fand es interessant, was ich beobachten konnte

Aber auch nur am Rande, da ich im Entspannungsmodus unterwegs war. Sehr aufschlussreich finde ich, dass man augenscheinlich nur das wahrnimmt, was man selbst gerade als Thema hat. Wenn sich zwei Frauen immer lauter werdend unterhalten, weil der eine Hund frei herumläuft und an dem angeleinten Hund der Anderen schnuppert und sich das Frauchen des angeleinten Hundes darüber beschwert, dass der frei laufende Hund genau das tut. Wenn das Fazit einer solchen Begegnung dann heißt: „So viele unentspannte Hundebesitzer hier“ muss ich doch ein bisschen lachen. Ich bin mir sicher, wenn die Situation anders herum gewesen wäre, wäre die Besitzerin des unerlaubt schnuppernden Hundes laut und ärgerlich geworden. Denn sie beobachtet nahezu alles, was sich im Umfeld ihres Hundes abspielt und bewertet es aus ihrer eigenen Perspektive.

Ich denke, das ist normal und man kann so ein Verhalten auch bei Reitern sehen

Wenn ich beispielsweise selber gerade Probleme mit der Losgelassenheit habe oder auf Grund eines zurück liegenden Ereignisses eventuell Angst habe, frei zu galoppieren, bin ich verspannt. Dann werde ich jeden anpampen, der mit seinem Pferd zu dicht an mir vorbei reitet. Gerade dann, wenn das Pferd des Anderen das Tempo frei wählen darf und sein Reiter es dabei gewähren lässt. Ob er das bewusst tut oder sein Können für eine Tempokontrolle eventuell nicht ausrechend ist, ist dabei mitentscheidend. Jedenfalls finden Hundebesitzer andere Hunde in so einer Situation zu wenig erzogen, hysterisch oder zickig. Andere sind zu stark beeinflusst oder auch gebrochen. Mir ist bewusst, dass all das möglich sein kann und man das mit einer langen Hundeerfahrung auch sehen kann. Ich sehe in kurzen Sequenzen auch relativ viel, auch oder gerade wenn ich das Pferd – Reiterpaar nicht gut kenne.

Aber aus dem eigenen Pro-Hund Denken heraus entgegenkommende Passanten anzusprechen, dass ihr Hund zu dicht an der Straßenkante läuft, empfinde ich als übergriffig. Auch wenn ein Paar gerade im Biergarten ankommt und ihm entgegengebracht wird, dass ihr Hund dringend Wasser braucht.

Wie übergriffig darf man sein, wenn man das Gefühl hat, das ein Tier in Gefahr ist?

Sei es, dass es Wasser braucht oder möglicherweise von einem Auto erfasst wird? Wie stark darf ich mich einmischen, wenn ich als zufälliger Beobachter eine Situation anders einschätze als der Tierbesitzer?

Diese Frage ist auch für mich als Reitlehrerin spannend. Wenn ich für Unterricht gebucht werde, erwartet man von mir, dass ich alles, was mir auffällt, beurteilen und kommentieren soll. Das tue ich meist auch. Aber oft ist Fingerspitzengefühl gefragt: im ersten Kontakt gleich auf die ungünstige Pferd- Reiterproportionen oder den Fütterungszustand des Schätzchens hinzuweisen, kann nach hinten losgehen. Meist geht das gut, wenn man sich ein bisschen besser kennen gelernt hat.

Wenn allerdings mehrere Reiter in der Bahn sind und eins unkontrolliert los bockt, ist es dann meine Pflicht loszubrüllen und den fremden Reitern Anweisungen zu geben? Auch, wenn ich nur als Beobachter am Rande stehe? Wenn ich bei Spaziergängen sehe, dass Tiere schlecht behandelt werden oder auch kein Wasser oder Futter haben, mische ich mich ein? Suche ich erst das Gespräch mir dem Halter, benachrichtige ich das Veterinäramt oder bringe ich einfach Futter vorbei? Wie übergriffig darf man sein, wenn es um das Tierwohl geht? Anders gefragt wie lautstark muss ich sein, wenn es um die Durchsetzung meiner eigenen Ansicht geht?

Für mich eine schwierige Frage. Wie hältst Du das?

Sonnige Grüße,

Corinna von Reitclever

Immer wieder Neues, Neues von Reitclever Juli 2023

Immer wieder Neues begegnet einem im Pferdeleben

Es ist spannend zu sehen, wie auch Altbekanntes immer wieder Neues birgt. Sei es, weil man sich selbst verändert und Gegebenheiten neu wahrnimmt oder sich lieb Gewonnenes anders zeigt.

So geschehen bei mir im ersten Teil des Julis

Wie die meisten von mir wissen, bin ich eher weniger ein Fan von Technik. Durch die Aktivität von Reitclever habe ich mich erst durch die Webseite mit technischen Anwendungen und auch der intensiven Nutzung des Smartphones angefreundet. Inzwischen tue ich das gerne und freue mich tatsächlich, wenn ich beispielsweise mittels einer App herausfinden kann, wie ich am besten nach Hause komme, wenn der ICE Verspätung hat.

Bei meiner letzten Bochumtour gewann „Immer wieder Neues“ eine neue Dimension

Ich hatte zwei tolle Kurstage mit motivierten Teilnehmerinnen, die viel Spaß gemacht haben. Die Themen der Reiter haben mich zu dem Artikel „Die Sache mit dem koordinierten Sitz: gegenläufige Rumpfaktivität ist gefragt“ motiviert, den du unter dem blauen Link nachlesen kannst. Es ist immer wieder schön zu sehen, wie sich das Erarbeitete auf dem Pferd festigt. Da entstehen am zweiten Tag häufig Fragen und die Reiter möchten auf den Start aufbauend mehr erreichen. Weil etwas nun gut klappt, gehen sie ihr nächstes Thema an und stehen damit vor neuen technischen Fragen.

Da ich mit einem leichten Infekt angereist war, der durch das viele Reden am ersten Tag an Fahrt aufnahm, konnte ich die Reiterinnen dabei nur bedingt begleiten. Meine Stimme war schwach und ich musste mir etwas überlegen, um den Kurstag für alle zufrieden stellend zu gestalten. Ich hatte tolle Unterstützung und verständnisvolle Teilnehmer. Trotzdem wollte ich natürlich verbalisieren, was mir durch den Kopf ging. Also installierte ich eine App auf mein Handy, die meine zuvor eingegebenen Texte in Sprache übersetzte und aussprach. Das bedeutete nur eine Krücke, aber sie ermöglichte mir, den Tag bis zum Ende über die Bühne zu bringen.

Als ich mich zuhause kurierte, habe ich mir Gedanken über die Stimme des Reitlehrers gemacht. Sie muss eine Menge leisten und ist meist ohne großes Bitten präsent. Doch gelangt sie den meisten Menschen erst ins Bewusstsein, wenn sie Schwankungen zeigt.

Auch in Brandenburg muss man sich immer wieder Neues überlegen

Auf Grund der Trockenheit gibt es zunehmend weniger qualitativ hochwertiges Heu. Auch die Weidezeiten im Sommer werden kürzer. Manche Hofbetreiber sperren ihre Wiesen teilweise komplett, um sie zu schonen und empfehlen prophylaktisch, Flohsamenschalen gegen Sandkoliken zu füttern.

Wir hatten zum Glück Regen im Frühjahr und einen guten ersten Schnitt. Wenn ich daran denke, wie wir die Pferde bis vor wenigen Jahren von Mai bis Oktober durchgängig draußen hatten und erst ab September Heu zufüttern mussten, erscheint mir diese Zeit jetzt geradezu paradiesisch. Ich ertappe mich dabei, wie ich Aversionen gegen das trockene, kratzige Land bekomme. Manchmal habe ich gar keine Lust, mich hinten bei den Pferden aufzuhalten, weil es so staubig und windig ist.

Der Boden kann nichts dafür, dass sich das Wetter Menschen gemacht ändert. Aber mein Glaube, auch als einzelner Mensch etwas dagegen tun zu können, wird manchmal schwächer. Sieht man Nachrichten, schaut man auf in Flammen stehendes Land bei Sperenberg, was nicht weit weg von uns ist. Auch brennende Wälder nach Rhodos nunmehr im gesamten Mittelmeerraum und neue Hitzerekorde dort wirken desillusionierend. Wohl dem, der guten Gewissens dorthin in den Urlaub fliegen kann. Der hat vielleicht manche Zusammenhänge noch nicht für sich entdeckt.

Doch sollten wir Reiter etwas tun, wenn uns das weitere Zusammenleben mit unseren Pferden wichtig ist. Die Wetterbedingungen werden nur schwer wieder besser werden.

Interessant finde ich, dass Menschen in unterschiedlichen Richtungen suchen

Vor kurzem stolperte ich über eine Mitteilung, dass eine Pferdetrainerin eine medizinische Zusatzausbildung abgeschlossen hat. Augenscheinlich bietet diese Tätigkeit ein sicheres Standbein in diesen herausfordernden Zeiten.

Eine andere befreundete Reitlehrerin setzt dagegen alles auf eine Karte und hat ihre Festanstellung bei einem Reitverein gekündigt. Sie übernimmt in Kürze eine eigene Anlage und möchte dort neue Wege gehen. Die wünschenswerte Einstellung, dass sich gutes Fachwissen immer positiv ergänzt und zum Vorteil für den Kunden ist, erlaubt, dass dort in Zukunft regelmäßige Fachvorträge stattfinden. Hufschmiede, Osteopathen, Pferdetrainer und Yogalehrer werden den Einstellern Sicherheit und Anregungen geben. Denn die Frage, ob sie sich überhaupt ein Pferd leisten und ihm in den nächsten Jahren gerecht werden können, beschäftigt in dieser Zeit viele verantwortungsbewusste Reiter. Deshalb hat sie die Idee, Interessierte dahingehend zu unterstützen und eine Art Horse- Sharing zu entwickeln. Ein Schulpferd muss sich dann über die Woche gesehen nur mit einigen Reitern auseinander setzen. Der Teilpferdebesitzer kann Sicherheit erlernen und seine Ressourcen schonen. In meinen Augen eine Win-Win Situation für alle Beteiligten. Ich bin super gespannt, wenn dieses Projekt startet! Denn ich liebe es, zu sehen, wie sich immer wieder Neues entwickelt.

In diesem Sinne wünsche ich Euch einen schönen Restsommer!

Wir wollten heute mit dem Fahrrad eigentlich zum nächstgelegenen Badesee fahren und die Seele baumeln lassen.

Ob das das Wetter zulässt oder wir stattdessen Sightseeing in Berlin machen, werden wir spontan entscheiden.

Corinna von Reitclever

#dieStimmedesReitlehrers

#BrandenburgerSommer

#verantwortungsvollePferdehalter