Gibt´s Neues?

Die Stimme des Reitlehrers

Die Stimme des Reitlehrerers schont beispielsweise ein Mikrofon
Die Stimme des Reitlehrers ist ein wichtiges Instrument

Einfühlsam und ruhig. aber auch energisch und durchsetzungsstark sollte die Stimme des Reitlehrers sein. All diese Eigenschaften kann er während des Unterrichtens durch die Elastizität der Stimmbänder modulieren. Doch was, wenn die Stimme ihren Dienst versagt?

So geschehen bei meinem letzten Kurs in Bochum. Schon zwei Tage vor der Abreise merkte ich, dass sich ein Infekt ankündigt. Ich tat alles, was ich in solchen Fällen tue, um die Nebenhöhlen frei zu halten. Weiterhin trinke ich heißen Tee, der die Stimme schmiert und habe Halstabletten oder Bonbons dabei.

Zuhause wäre ich sicherlich schnell über den Infekt gekommen. Aber gut 550km von zuhause entfernt war das nicht so einfach. Mein Vorhaben, die Stimme zu schonen und mich auszuruhen erwies sich nach der Abfahrt als schwierig. Zumal in Bochum zwei Tage mit Tageshöchsttemperaturen von 33- 35 Grad warteten.

Alles in allem hat es gut geklappt.

Ich hatte zauberhafte Teilnehmer und ein ausführliches Skript mit an Bord. Der erste Tag lief gut, ich konnte am Ende zwar etwas heiser, aber sonst uneingeschränkt unterrichten. Der zweite Tag war eine Herausforderung: Auf Grund des abendlichen Gewitters (was später meine Abfahrt nachhause verzögerte) war es tagsüber heiß und drückend. Meine Stimme war deutlich angeschlagen und ich überstand den Vormittag dank einer vorlesenden Teilnehmerin und einer App, die meine Texte in Sprache umwandelte. Die App funktionierte mittelgut, aber sie ersetzte die Stimme des Reitlehrers: ich konnte formulieren, was mir wichtig war. Auch konnte ich zeigen, worauf es ankommt und Hand anlegen.

Doch der Reitunterricht verlief für mich nur mit angezogener Handbremse. Ich redete und korrigierte, war aber trotz Mikro phasenweise nur schlecht zu verstehen. Auch konnte ich weniger ausholen, als ich gewollt hätte. Trotz alledem fanden die Reiter den Tag gut und wollen, dass ich wieder komme.

Was hättest Du in so einer Situation getan?

Abbrechen war für mich keine Option. Da ich selten in Bochum bin, wollte ich keinen der Anwesenden enttäuschen. Auch wollte ich unterrichten, ich liebe solche Kurse!

Wenn man nach Stimmbandfunktion sucht, findet:

1.Definition: Das Stimmband ist ein elastisches Band, das zwischen dem Processus vocalis des Stellknorpels (Cartilago arytaenoidea) und dem Schildknorpel (Cartilago thyroidea) läuft.

2. Nomenklatur: Die Begriffe „Stimmband“ und „Stimmlippe“ werden in der medizinischen Alltagssprache häufig synonym verwendet. Das Stimmband im engeren Sinn bezeichnet jedoch nur den bindegewebigen Anteil der Stimmlippe, nicht die Gesamtstruktur einschließlich des aufgelagerten Epithels.

3.Anatomie: Die beiden Stimmbänder formen die mediale Kante der Stimmlippen und fassen die Stimmritze (Rima glottidis) ein. Sie sind den beiden Musculi vocales aufgelagert, dessen Fasern in sie einstrahlen. Die zum Lumen des Kehlkopfs hin gelegene Oberfläche wird von Schleimhaut bedeckt, die in diesem Bereich aus Plattenepithel besteht.“

Quelle: DocCheckFlexikon

Mein Plattenepithel war also auf Grund des sich von oben über die Nase und von unten über die später ausbreitende Bronchitis, entzündet. Den Schleim, der die Stimmbänder umgab, konnte ich spüren. Er verursachte eine Entzündung, die die Funktion der Lautbildung zunehmend mehr einschränkte. Am Montag und Dienstag nach dem Kurs kam fast gar nichts mehr. Dann hörte ich mich etwas rauchig an.

Hätte ich weiter geredet, hätte ich das Elastin der Strukturen geschädigt, was die Modulationsfähigkeit der Stimme des Reitlehrers ausmacht. Also ist mit der Stimme tatsächlich Vorsicht angesagt!

Kleine Strukturen, große Wirkung

„Die Stimmbildung über die Stimmbänder ist regulierbar. Sie sind zwischen dem Ringknorpel und dem Stellknorpel gespannt. Beim Einatmen sind sie spannungslos geöffnet. Beim Ausatmen werden sie durch den Luftstrom zum Schwingen gebracht und sind dabei in Spannung. Je stärker die Spannung ist, desto höher der Ton.“

https://stimmbildungonline.de/der-kehlkopf/

Ein Hals- Nasen- Ohren Arzt, den ich vor über 20 Jahren während meiner ersten Stimmbandentzündung als Lehrkraft aufsuchte, sagte damals: Ruhe halten und Ruhe geben: „Sprechen Sie GAR nicht!“

Das geht nur dann, wenn man seine Termine absagt. Je nach Arbeitstag und Aufgabenstellung ist das sicherlich eine Option. Das habe ich letzte Woche vernünftigerweise auch getan. Denn ich möchte noch lange Zeit unterrichten und brauche dazu meine Stimme.

Wie schont man seine Stimme?

Heiße Milch mit Honig, Salbeitee, der berühmte Schal, den Sänger immer umlegen, sobald der Stimme Gefahr droht sind wohl die bekanntesten Hausmittel. Während ich mich in der letzten Woche auskurierte, fiel mir meine frühere Klavierlehrerin ein. Sie war viele Jahre als Sängerin und Kabarettistin unterwegs und hat später eine Stimmausbildung gemacht.

Vielleicht sollte man sich als professioneller Redner einmal coachen lassen? Höchstwahrscheinlich gibt es Atem- und Lautbildungstechniken, mit der man sein höchstes Gut auch pflegt. Denn die Stimme des Reitlehrers ist tatsächlich das Mittel der Wahl, sich verständlich zu machen. Funktioniert die nicht, wird es schwierig mit situationsgerechten, zielgenauen Anweisungen. Trotz eines zur Verfügung stehenden Mikros- Ein Coach Phone nutzen viele mir bekannte Kollegen.

Ich werde sehen, was sich in diese Richtung ergibt. Denn tatsächlich ist mir letztes Wochenende klar geworden, wie selbstverständlich ich davon ausgehe, bei Stimme zu sein. Damit das so bleibt, wird für mich zukünftig auch die Stimme des Reitlehrers ein Thema sein.

Schönen Sommer, Eis essen hilft bei akuter Halsentzündung auch kurzzeitig 🙂

Corinna von Reitclever

#stimmpflege

#wastunbeiheiserkeit

#qualitativguterreitunterricht

Mein Interview für die Zeitschrift PM-Forum 07/23

Mein Interview zum FN-Buch ""Besser reiten- locker bleiben in Hüfte, Knie und Rücken" im PM-Forum 07/23
Das Buch war Inhalt eines Interviews mit der Zeitschrift PM-Forum 07/23

Im Juni 2023 habe ich ein Interview für die Zeitung PM-Forum 07/23 gegeben. Das ist eine Zeitung, die ich als Persönliches Mitglieder der FN einmal im Monat bekomme. Da ich sie tatsächlich regelmäßig lese, war es natürlich ganz besonders für mich, mich und meine Bilder diesmal auch dort abgedruckt zu sehen.

Es ging in mehreren Fragen um die Schlüssel zu einem ausbalancierten Sitz.

Vor allem geht es darum, was man unter dem physiotherapeutischen Aspekt tun kann, um sich auf dem Pferd zu verbessern. Spannend für mich ist immer die Frage, wann das Gespräch auf die im Buch angesprochene Darmfunktion kommt. Denn die hat man im ersten Blick sicherlich nicht auf dem Schirm, wenn es um einen lockeren Sitz und eine bewegliche Mittelpositur geht.

Dieses Thema und viele Aspekte aus der modernen Physiotherapie und auch aus dem Neuro-Rider® Programm findet Ihr in diesem Buch. Und hier geht es zum Interview. Klickt auf den blauen Link, um es zu lesen. Beispielsweise geht es, wie der Buchtitel schon besagt, um das Zusammenspiel von Hüfte, Knie und Rücken. Funktioniert das nicht so gut, liegen meist Bewegungsprobleme zu Grunde. Doch die kann man mit regelmäßigen Übungen zur eigenen Mobilisation gut beheben.

Viel Spaß beim Lesen!

Corinna von Reitclever

#PM-Forum 07/23

#bessersitzen-besserreiten

Es ist Sommer – Zeit für eine Auszeit

Es ist Sommer- Zeit für eine Auszeit!

Nun ist sie schon wieder vorbei die Mitsommernachtwende. Kaum war der Frühling fühlbar, sind wir auch schon wieder mittendrin im Sommer.

Vor 2 Wochen habe ich mir Zeit für eine Auszeit genommen. Auf Rügen hatte ich ein paar Dinge zu besprechen und kam in den Genuss, Natur, Menschen und vor allem die Ostsee zu genießen. Es war traumhaft- eine kurze, geschenkte Zeit. Wettertechnisch hatten wir bis auf Regen alles: Sonne, Wolken, T-Shirt Wetter und „Ich hätte gerne eine dicke Jacke“ bei Windstärke 9. Wie ich auf der Hinfahrt schon sehen konnte, fehlt auch dort oben der Regen. Gelbe Flecken in den bestellten Feldern, trockene, staubige Wege und Heuwiesen, die immer noch auf den ersten Schnitt warten. Mäht man sie, ohne dass Regen kommt, verdörrt das nachwachsende Gras und die Pferde machen die Grasnarbe ihrer Sommerweide kaputt.

Der Klimawandel ist in meinen Augen allgegenwärtig. Meiner Meinung nach haben wir nur eine Chance, etwas zu verändern, wenn wir bei uns anfangen. Es ist leichter, mit dem Finger auf andere zu zeigen und sich daran hochzuziehen, was die alles nicht machen. Aber echte Veränderung beginnt immer bei sich selbst. Wenn das weiter so geht, wird auch das Leben unserer Pferde bald unbezahlbar. Der Besuch auf Rügen hat mich zu dem Artikel „Mythos artgerechte Pferdehaltung“ inspiriert, den Du unter dem blauen Link abrufen kannst.

Die Betreiberin von Viervitz hat mir erzählt, dass sie in der Mitsommernacht um Mitternacht ausreiten

In dieser Nacht geht die Sonne unter, um einige Zeit später wieder aufzugehen. D.h. es ist nachts nur dämmrig, so dass man sich gut orientieren kann. Das ist bei uns in Brandenburg nicht der Fall. Aber hier hat es in den letzten beiden Wochen zum Glück ergiebig geregnet. Passenderweise eine halbe Stunde, bevor eine Hochzeitsfeier auf unserem Hof begann. Wir hatten im Hof alles schön weiß eingedeckt und dann kam der Regen. So musste die Gesellschaft den ersten Teil der Feier wettergeschützt unter unserer Remise verbringen: Ein Glück, dass wir sie haben! Nach dem Regen konnten wir alles wieder draußen herrichten.

In Viervitz habe ich auch über das bevorstehende Retreat für Reiter gesprochen

Die Grundidee der Zeit für eine Auszeit speziell für Reiter bleibt unverändert. Im Feriendorf Klein Stresow haben wir ideale Rahmenbedingungen, die ein Abschalten vom Alltag und eine Konzentration auf alle Fähigkeiten des guten Reitens ermöglichen.

Wir beginnen morgens mit Gymnastik und einem ausgewogenen Frühstück. Vormittags kümmern wir uns in Theorie und Praxis um Gleichgewicht, Koordination und einen tiefen Sitz. Auch das entspannte Reiten steht im Fokus. Nachmittags finden die Reiteinheiten auf dem 7 km entfernten Hof Viervitz statt. Wir haben ein elektrisches Movie zur Verfügung, um gezielt an der Technik zu arbeiten. Des Weiteren gehen wir auch aufs Pferd, um alles Erarbeitete dort zu erspüren. Wir haben die Möglichkeit, einen gemeinsamen Ausritt zu unternehmen und abends essen zu gehen. Alles Komponenten, die die Zeit für eine Auszeit so richtig wertvoll machen. Damit die Reiter von Viervitz auch etwas davon haben, werden wir vor dem Retreat ein Kurswochenende auf dem Hof gestalten. Auch dort geht es rund um das Thema guter und tiefer Sitz. Ich freue mich schon!

Über einen guten Sitz entscheidet übrigens auch die eigene Hörfähigkeit

Als ich im April beim Neuro-Rider ® Refresher war, wurde mir das einmal mehr deutlich bewusst. Als ich die Techniken dazu später im Reitunterricht und auch bei einem Neuro-Rider® Kurstag ausprobiert habe, konnte ich ihren positiven Effekt sofort sehen. Die Reiter saßen entspannter, aber irgendwie doch aufgerichteter. Wie das zusammen hängt, kannst Du in dem Artikel Verfügst Du über eine gute Hörfähigkeit? nachlesen.

Im Juli bin ich wieder ein Wochenende in Bochum und freue mich sehr darauf. Wir werden uns an zwei Tagen um „Tiefer Sitz und langes Bein“ und die Herausforderungen eines guten Drehsitzes kümmern. Beides Themen, die ein ausbalanciertes Mitschwingen auf dem Pferd ermöglichen.

Heute erscheint mein Interview in der Ausgabe 07/23 der Persönlichen Mitgliederzeitung der FN. Dort habe ich rund um die Frage eines ausbalancierten Sitzes geredet. Neben den üblichen Aspekten ging es um meinen physiotherapeutischen Fokus und auch um die Frage, was der Darm mit einer lockeren Mittelpositur zu tun hat. Lies´ selbst unter dem blauen Link.

Nun wünsche ich Dir einen tollen Sommer und auch Zeit für eine Auszeit für dich. Vielleicht bist du neugierig geworden und schaust mal auf der Seite Retreat für Reiter, ob dieses besondere Angebot auch etwas für dich und dein Pferd wäre. Gastboxen gibt es in Viervitz- Du könntest es also mitbringen.

Schöne Tage bis dahin,

Corinna von Reitclever

#HoerenundSitzen

#RetreatfuerReiter

#tieferSitzfuerReiter

Mythos artgerechte Pferdehaltung

Artgerechte Pferdehaltung?

Schon immer habe ich sofort hingeschaut, wenn es irgendwo einen Pferdeschweif zu sehen gab. So fielen mir Anfang des Monats auch viele Pferde auf, als ich über Land nach Mecklenburg Vorpommern fuhr. In der Reitschule Viervitz wollte ich besprechen, wie wir das nächste Retreat für Reiter gestalten.

Fährt man mit offenen Augen durchs Land kann man überall Pferde sehen

Manchmal stehen sie in großen Gruppen auf viel Weideland und man ahnt irgendwo Offenställe oder Unterstände. Wenn die Pferde viel Platz haben und sich aussuchen können, ob sie im Schutz der Bäume oder unter freiem Himmel stehen, ist man versucht, an artgerechte Pferdehaltung denken.
Ich denke aber, dass wir in unseren Breiten den Begriff artgerechte Pferdehaltung so schlecht verwenden können. Denn machen wir uns klar, dass ein Pferd in freier Wildbahn täglich ungefähr 45 Kilo Gras frisst, bekommt das Thema eine andere Dimension. Wie viel Platz braucht ein Pferd, wenn es 365 Tage im Jahr seinen Erhaltungsbedarf durch die eigene Futtersuche decken muss? Im Sommer wie im Winter? Sicherlich mehr als der in einschlägiger Literatur empfohlene 1 Hektar pro Pferd. Rund 16 Sunden ist dann ein Pferd pro Tag unterwegs, um diese Masse an Grünzeug zu finden. Diese Zahl geht sicherlich von einem ursprünglichen trockenen Gras aus. Das moderne Hochleistungsgras, was zum großen Teil auch gedüngt wird, ist für ein genügsames Robustpferd viel zu fett, um in solchen Mengen gefressen werden zu können. Auch das Heu aus der Landwirtschaft entspricht nicht dem, was dem Steppentier Pferd in seinem ursprünglichen Lebensraum zur Verfügung steht. Schon unter diesem Aspekt muss man rationieren, wenn das Energiesparmodell zu Übergewicht neigt. Sobald das Tier Leistung bringen soll, wird in der Regel weniger auf Heu und Gras, sondern auf Kraftfutter gesetzt.

Auch wenn viel Platz zur Verfügung steht, wird es spätestens am Ende der Wachstumsperiode eng mit einer ausreichenden Versorgung.

Schon in den letzten Wochen wuchs in vielen Regionen Deutschlands kaum etwas nach, weil Regen fehlte. Wie viel weniger Futter finden die Pferde, wenn sie nur tagsüber auf kleinen Paddocks oder Wiesen und nachts in der Box stehen. Hier muss der Mensch eingreifen und sowohl die Futter- als auch die Bewegungssituation regeln. Abgesehen davon, dass diese Haltungsform auch viel mit Bequemlichkeit und Bezahlbarkeit von Land zu tun hat. Anders gefragt: Wie viel Lust hat ein Pferdebesitzer, vor seinem geplanten Ritt auf einer schier unendlich weiten Wiese erstmal das Pferd zu suchen?

Bei der Fahrt durch Mecklenburg Vorpommern sah ich überall gelbe Flecken in den Feldern.
Erst konnte ich mir keinen Reim darauf machen, aber im Gespräch mit der Stallbetreiberin auf Rügen erfuhr ich, dass es auch dort seit Wochen nicht geregnet hatte. Auf Rügen, was normalerweise im Frühjahr und Sommer durch die Meeresluft immer saftig grün erscheint!
Die Pferde der Reitschule Viervitz standen Anfang Juni noch nicht auf ihren riesigen Sommerweiden. Denn dort wartete noch das Gras auf seinen ersten Schnitt. Es wurde noch nicht gemäht, da das nachwachsende Gras dann mangels Regen verdörren würde. Also standen die 45 Pferde auch dort auf ihrem Winterpaddock und nur stundenweise auf der Winterwiese. So ist es schnell vorbei mit einer frei bestimmten Lebensweise, die in meinen Augen eine artgerechte Pferdehaltung charakterisiert. Ähnlich wie bei kleinen Pferdegruppen, die deutlich weniger Platz zur Verfügung haben, muss man als Mensch viel in die natürlichen Rhythmen eingreifen. Nicht nur, wenn wir unseren Sportpartner regelmäßig nutzen wollen. Er muss ja schließlich dafür trainiert werden, dass er unser Gewicht tragen kann.

So dass wir uns nicht nur auf Grund des Klimawandels von dem Bild artgerechte Pferdehaltung verabschieden sollten

Das hört sich zwar toll an, ist in meinen Augen aber absolut nicht machbar. Zwar haben es die heutigen Pferde in vielen Ecken deutlich besser als die Boxen- und Ständerpferde des letzten Jahrhunderts. Aber sie befinden sich in unserer Obhut und sind deshalb auch unseren Vorgaben und Rhythmen unterworfen. Abgesehen davon, dass das moderne Reitpferd ganz anders gezüchtet ist als ein ursprüngliches Wildpferd. Auch wenn die Grundbedürfnisse sehr ähnlich sind, müssen wir steuern, um das Reittier gesund zu erhalten. Beispielsweise wird auch bei naturnah gehaltenen Pferden wie den Dülmener Wildpferden im Mersfelder Bruch zugefüttert, wenn das Gras wetter- oder platzbedingt nicht reicht. Nur so können sie überleben. Dort werden einmal im Jahr vor allem die Junghengste aussortiert, weil sich ansonsten der Bestand für die zur Verfügung stehende Fläche zu stark vermehren würde. Selbst in den unendlichen Weiten Amerikas passiert dasselbe beim alljährlichen Mustang Makeover. Das Überleben vieler Wildpferde ist durch Überpopulation, anhaltende Dürreperioden und Wassermangel bedroht.

Der Reitsport und auch die Bedürfnisse von Reitern verändern sich.

Ich finde es gut, dass sich auch das Bewusstsein für die Bedürfnisse von Pferden weiter entwickelt. Aber lassen wir die Kirche im Dorf: unser Zusammenleben mit Pferden ist immer von uns Menschen geprägt und kann bestenfalls so naturnah wie möglich gestaltet werden.
Im Sinne unseres Lauftiers Pferd wäre es nicht nur gut, wenn sie ausreichend Platz zur Verfügung haben, sondern auch wenn sie täglich bewegt werden. Wie gesagt: 16 Stunden am Tag bummelt ein Wildpferd durch die Gegend, um Futter zu suchen.
Ob wir das schaffen? Aber mit diesem Wissen über „artgerechte Pferdehaltung“ im Hinterkopf und können wir die Lebensbedingungen unseres Lauftiers Pferd dahingehend gut beeinflussen.

Sonnige Grüße aus Brandenburg,

Corinna von Reitclever

PS: Mehr Informationen über die Bedürfnisse von Pferden uns wie man sie gesund erhält, bekommst Du im nächsten Kurs Pferdeführerschein Umgang, der im September wieder bei mir auf dem Hof stattfindet.

Verfügst Du über eine gute Hörfähigkeit? 

Besitz Du eine gute Hörfähigkeit?
Wie läuft es so bei euch? Das Pferd seht und hört alles, was für ihn von Relevanz ist

Am letzten Wochenende habe ich wieder Unterricht gegeben. Sowohl praktisch auf dem Reitplatz als auch theoretisch das Neuro-Rider® Programm. Dabei wurde mir einmal mehr bewusst, wie wichtig eine gute Hörfähigkeit ist. Wenn man nicht richtig einordnen kann, von wo das Geräusch kommt und auch nicht zuordnen kann, was es ist, wird man unsicher.

Der Grund dafür ist, dass unsere Augen und Ohren Sinnesorgane sind, die permanent von außen einwirkende Reize aufnehmen. Diese Signale leiten sie dann über Nervenbahnen Richtung Gehirn. Das wertet aus, was das Geräusch bedeuten kann, was Augen und Ohren wahrgenommen haben. Dazu greift es auf alle gespeicherten Erfahrungen zu, die wir bis zu diesem Moment gesammelt haben.

Ist es beispielsweise der Oldtimer unseres Nachbarn, der gemächlich um die Ecke biegt, kennen wir dieses Geräusch und es bringt uns nicht aus der Ruhe. Sondern wir bleiben entspannt im Garten sitzen und trinken weiter Kaffee. Anders ist es, wenn so ein dumpfes Geblubber eines Motors auf einmal laut und unrythmisch wird. Möglicherweise gefolgt von einem Quietschen und Knallen. Da schauen wir besser nach, was passiert ist. Sollte der Wagen gegen einen Gartenzaun gefahren sein, ist das ärgerlich. Schießt er im Gegenteil eher auf einen zu, weil der Fahrer die Kontrolle verloren hat, bringt man sich so schnell wie möglich in Sicherheit. Darüber denkt man nicht nach, sondern man reagiert reflexhaft. So ist die Hör- und Sehfähigkeit eng mit unserem Überleben verknüpft.

Auch wenn dieses Beispiel konstruiert ist, ist es in so einer Situation dann vorbei mit der Ruhe. Der Fluchtmodus, der so schnell ausgelöst wurde, schalten Anteile unseres alten Gehirns, also diejenigen, die alle Wirbeltiere haben. All diese Schutzprogramme haben den Zweck unser Überleben zu sichern. Sicherheit geht immer vor- unser Gehirn versucht uns zuallererst vor Gefahr zu schützen.

Wenn ich also auf einem Ohr nicht so gut höre, wird die Funktion von der anderen Seite übernommen.

Das merke ich meist gar nicht, weil unser Gehirn ein Meister im Kompensieren ist. Vielleicht stellt irgendwann ein Hörtest fest, dass die eine Seite Geräusche besser auswertet. Was aber Menschen feststellen, die über keine gute Hörfähigkeit verfügen, dass sie häufig im Schulter- Nacken-Bereich verspannt sind, Weil die Ohren nicht so gut orten, muss sich die Halswirbelsäule viel und schnell bewegen, um die fehlende Auswertung über die Augen vorzunehmen. Das ist auf Dauer anstrengend für alle beteiligten Systeme. Auch können die Augen dadurch überlastet sein und Kopfschmerzen auslösen.

In jedem Fall aber ist das Gleichgewicht beeinträchtigt: In der Muskulatur der Halswirbelsäule sitzen viele Rezeptoren, die messen, wie sich der Kopf im Verhältnis zum Körper bewegt. Wenn die auf Grund der Nackenverspannung nicht so gut messen können, ist das darauf folgende Schalten des Gleichgewichts verzögert. Wir können uns schlechter auf wechselnde Untergründe oder auch auf die Bewegungen des Pferdes einstellen.


So geschehen am Freitag in einer Reiteinheit. Zuerst haben wir die Hörfähigkeit aller Reiter getestet und mit danach angeregt. Später saß die Reiterin strahlend und lockerer als sonst auf dem Pferd, weil ihr Rücken deutlich weniger verspannt war. Sie konnte sich besser ausbalancieren und fühlte sich sicherer. In der Folge lief ihr Pferd lockerer, weil sie ein bequemerer Rucksack war.

Manchmal lohnt es sich, auf den ersten Blick ungewöhnliche Wege einzuschlagen. Dann kommt man zu Ergebnissen, mit denen man vorher nicht gerechnet hat. Wenn Du also mit Nackenverspannungen und einem verspannten Sitz zu tun hast, könnte es sich lohnen, zu testen, wie gut deine Hörfähigkeit ist. Oder Du checkst mit mir mal alle Funktionen durch, die für einen ausbalancierten Ritt entscheidend sind.

Viel Spaß dabei wünscht

Corinna von Reitclever

#besserhoeren

#ohrenundgleichgewicht

#neurorider®

Tage des Aufbruchs, Neues von Reitclever Mai 2023

Tage des Aufbruchs beginnen mit einem ersten Gedanken.
Was immer Du möchtest- dein Gehirn setzt es um!

Spürst du, wie im Frühling deine Wachzeiten länger werden? In jedem Jahr bin fasziniert, wie viel leistungsfähiger mich die Helligkeit macht. Das hängt mit unserer Biologie und dem Tag- Nacht- Rhythmus zusammen. Auf der Seite eines Beleuchtungsmittelherstellers habe ich dazu interessante Fakten gefunden. Klar, dass sich Menschen damit beschäftigen, was Ihnen Einkommen bringt 🙂 So beschert mir der Mai Tage des Aufbruchs.

Das in der modernen Welt nahezu überall präsente elektrische Licht ermöglicht uns, zu Zeiten aktiv zu sein, an denen man vor 200 Jahren besser geschlafen hat. Seltsam, sich vorzustellen, dass es ohne Beleuchtung in unseren Dörfern und Städten abends komplett dunkel wäre.

Wenn ich im Winter spät zu den Pferden raus gehe, ist eine Stirnlampe mein bester Begleiter.

Also nutzen wir die Energie der längeren Tage und tun das, was uns weiterbringt

Ob es ein Training im Freien, der schwungvolle Ausritt oder die Siesta im Liegestuhl ist, hängt von deinem aktuellen Antrieb und Energielevel ab.

Wir haben den ersten Teil des Mais genutzt, Geißkraut zu rupfen. In den letzten Jahren hatten wir schon mit Graukresse zu tun. Das Frühlings- Jakobskreuzkraut ist sehr giftig für Pferde. Überall sehe ich es in den letzten Wochen: an Straßenrändern, Feldwegen und teilweise auch in Vorgärten. Als ich Ende April nach Leipzig fuhr, sprang es mir auf der Fahrt häufig ins Auge. Laut Internet soll es aktuell schon Pferdeleben gefordert haben.

In Leipzig war ich zur Buchmesse

Tages des Aufbruchs in Leipzig und ich auf der Leipziger Buchmesse
„Besser Reiten trotz Kniebeschwerden“ und ich in Leipzig

Ein toller Tag: so viele Bücher, Verlage, Vorträge und Autoren zur Autogrammstunde so geballt zu erleben (mehr über mein Ausflug findest du unter dem blauen Link). Ich war richtig geflasht und auch stolz, mein Buch „Besser Reiten trotz Kniebeschwerden“ dort präsentiert zu sehen.

Sehr motiviert bin ich wieder nach Hause gefahren und beginne gerade, ein Buch für Rückengeplagte zu schreiben. Voraussichtlich wird es in einer Version für Reiter und in für „normale“ als Menschen „Besser leben trotz Rücken“ erscheinen.

So ist jedenfalls der Plan.

Die Feiertage des Mais laden förmlich zum Ausspannen und Erleben anderer Orte ein

Dass man dabei selten Lust auf Bildung hat, wenn man sich nicht gerade brennend für ein Thema interessiert, ist klar. Wir Physiotherapeuten sind häufig so verrückt, dass wir uns an langen Wochenenden zu Fortbildungen begeben.

Dass ich Pfingstsamstag selbst keine gab, bedeutete Erholung. Der Termin für Spiraldynamik® für Reiter war augenscheinlich ungünstig gewählt: da sich nur wenige gemeldet haben. Nun plane ich das am 25.11.2023, da ist mehr Lust auf Drinnenaufenthalte.

Am 03.06.2023 wollte ich eigentlich in Emstal sein und einen Kurs über das Neuro- Rider®- Konzept abhalten. Ob es eine Nachwehe von Corona ist, dass Reiter mit ihren Pferden weniger fahren, kann ich nicht abschätzen. Auf jeden Fall beobachte ich auch woanders, dass Veranstalter wie bei diesem Kurs eher Zuschauer als Reiter verzeichnen können.

Es geht los!
Viel Bewegung in nächster Zeit

Doch wie das manchmal so ist- eine Reiterin, die schon öfter zu meinen Kursen kommen wollte, hat kurz entschlossen die Chance genutzt und sich den Tag für ihren Reitverein gesichert. Da ich dort schon vor längerer Zeit unterrichten wollte, passt es gut, dass ich nun statt in den Westen in den Norden von Berlin fahre.

Über das Thema Flexibilität für Reiter geht es in meinem letzten Artikel (klick zum Lesen auf den blauen Link).

Danach beginnen für mich Tage des Aufbruchs bei einem Rügentrip. Anfang Juli bin ich wieder zu einem Kurs in Bochum. Ich freu mich total!

Eine andere Umgebung bietet immer die Chance zu neuer Inspiration

Anregend wird es für mich auch sein, eine Trainerfortbildung abzuhalten. Die Fachgruppe Gesundheitsport mit Pferden hatte angefragt. So wird es am 18.11.2023 um Theorie und Praxis zum Thema „Hüfte, Becken und ein elastischer Sitz“ gehen. Halte dir den Termin frei, es wird Lizenzverlängerungseinheiten dafür geben.

Nun wünsche ich dir einen schönen Frühsommer und viele Ideen, ihn für dich und dein Pferd als Tage des Aufbruchs zu gestalten,

Corinna von Reitclever

#frühlingsliebe

#leipzigerbuchmesse

#aufbruchsstimmung

Flexibel sein ist eine häufig nützliche Eigenschaft des Reiters

Flexibel sein ist eine wichtige Fähigekeit des Reiters
Körperlich und geistig beweglich zu sein, hilft nicht nur auf dem Pferd

Flexibel sein ist vor allem auf dem Pferd wichtig. Nicht nur die Hüft- und Beckenmuskeln eines Reiters müssen für eine elastische Mittelpositur flexibel sein. Sondern auch Koordination und Gleichgewichtsfähigkeit helfen, um in jeder Phase der Bewegung des Pferderückens folgen zu können. All das sind Fähigkeiten, die einen guten Sitz ausmachen. Ansonsten wird das Aussitzen oder das Mitgehen in der Bewegung eher fest oder starr und wird unangenehm für Pferd und Reiter.

Auch mental muss man flexibel sein, denn nicht immer verläuft ein Tag so, wie man ihn sich vorgestellt hat. Da denkt man an einen frühen Feierabend und schon schießt ein Kunde oder der Chef quer. In der Folge ist man später im Stall als gedacht und es wird dunkel, bevor man sich in Wald und Feld so richtig austoben konnte. Oder das Hotti hatte ein Techtelmechtel mit einem Weidekumpel und steht mit einem dicken Bein vor dir.

Gut ist, wenn man im Kopf hat, was man nicht nur heute mit dem Pferd erarbeiten möchte.

Sondern noch besser ist, wenn man auch einen Langzeitfokus hat und dann statt des geplanten Ausritts ein Stangentraining oder eine geführte Runde einschieben, die einen langfristig trotzdem zum Ziel bringt. Oft erlebe ich, dass die Pferde besser mitmachen, wenn man im Kopf locker ist. Wenn man die neue Lektion mal eben nebenbei einschiebt anstatt eine ganze Stunde gespannt darauf hinzuarbeiten. Dann ist man selbst nicht so angespannt und das Pferd macht entspannt mit. Flexibel sein und nicht nur darauf erpicht sein, mal eben DAS abzurufen ist eine geistige Fähigkeit, die nicht nur auf dem Pferd hilft.

Des Einen Leid ist des anderen Freud

Auch im wahren Leben ist es gut, flexibel sein zu können. Mein geplanter Rügenaufenthalt zum Retreat für Reiter Anfang Mai fiel der EOTHR Behandlung eines meiner Pferde zum Opfer. Anstatt Turnen am Strand stand warten auf die Zahnextraktion und mehrfach tägliches Spülen der leeren Wundstellen an.

Seit Corona ist es immer wieder spannend, ob geplante Kurse so laufen, wie man es als Kursveranstalter andenkt. Manche Lehrgänge werden schnell voll und andere werden zögerlich oder gar nicht angenommen. Wie bei den Weihnachtsmärkten und Veranstaltungen, die unter der langen Pause gelitten haben, beobachte ich oft, dass vor allem das Engagement der Beteiligten entscheidend ist, ob und wie etwas zustande kommt. Wenn ich für etwas brenne und weiter kommen möchte, nehme ich auch eine weite Anfahrt in Kauf. So fahre ich beispielsweise im Oktober nach Bayern, um mich dort in der neuronalen Steuerung auf die nächst höhere Stufe ausbilden zu lassen.

Da die Coronapause aber auch gezeigt hat, dass nicht immer alles notwendig ist, was machbar ist, bleibt man manchmal eben lieber zuhause. Das ist auch gut so, denn man kann nicht immer alles möglich machen. Flexibel sein ist auch eine Einstellung, die einen selbst gesund hält.

So wollte ich Anfang Juni eigentlich westlich von Berlin in Kooperation mit dem VfD einen Kurs über das Neuro-Rider® Konzept geben

Bisher habe ich VFD- Mitglieder immer als sehr reitfreudig erlebt. Aber in diesem Fall fanden sich zu wenig Reiter, um den Kurs zustande kommen zu lassen. Wie der Zufall so will, war unter den abgesagten Teilnehmerinnen eine Reiterin, mit der ich über meinen Newsletter schon länger in Verbindung stehe. Sie musste kürzlich aus privaten Gründen einen Kurs bei mir stornieren. Kurz entschlossen fragte sie mich, ob ich an diesem Termin dann zu Ihr auf die Anlage kommen könnte und trommelte noch einige Teilnehmer zusammen. Gut für uns beide, dass auch die Anlagenbesitzerin flexibel sein konnte. Witzigerweise sollte ich dort schon mal vor 2-3 Jahren zu einem Kurstag kommen. Nun klappt es und ich freue mich, mit dem Neuro-Rider-Konzept®, nun Anfang Juni im Norden von Berlin zu unterrichten.

Am 09. und 10.06.2023 bin ich zum selben Thema auf dem Hof Viervitz auf Rügen und am 09.07./10.07.2023 für eine „sichere Wendung mit langem Bein“ in Bochum bei der Bochumer Reiterschaft e.V. Auf alle diese Begegnungen freue ich mich total!

Also bleib´ offen und behalte im Hinterkopf, was du erreichen möchtest. Dann findet sich manchmal schneller ein Weg dorthin, als wenn du verbissen darauf hin planst.

Sonnige Grüße und schöne Pfingsten wünscht

Corinna von Reitclever.

#flexibelsein

#mentalbeweglich

#neuronalesteuerung

#andersalsmandenkt

Leipziger Buchmesse und Geißkraut

Reitlcver auf der Leipziger Buchmesse 2023

Genau vor einer Woche war ich auf der Leipziger Buchmesse 2023. Die fand nach 3 Jahren Pause zum ersten Mal wieder statt. Dementsprechend voll war es überall. Ich sah gut gelaunte Besucher, Aussteller, Autoren und Dienstleister rund um das Thema Buch. Alle Formen von Gedrucktem, Zeitschriften, Schulbücher und jede Menge Fachliteratur konnte ich finden.

Die Lesungen auf der Messe die Foren waren so voll, dass man teilweise keinen Sitzplatz bekam. Als Besucher konnte man eigentlich zu jeder Zeit in einer der Hallen irgendwo zuhören und Denkanstöße zu einem Thema seiner Wahl bekommen. Nicht nur Autoren lasen aus ihren aktuellen Werken, sondern auch Verlage stellten ihr Spektrum vor und manche organisierten Podiumsdiskussionen. Genug Möglichkeiten also, um zu neue Ufer zu erklimmen.

Parallel zur Leipziger Buchmesse 2023 fand auch die Manga Comic Con statt

Manchmal amüsiere ich mich über meine lange Leitung. Schon auf dem Parkplatz wunderte ich mich, dass so viele bunt gekleidete Leute unterwegs sind. Bei manchem Messestand fragte ich mich, was der wohl für ein Marketingkonzept verfolgt, denn er schien mit lebendigen Figuren dekoriert. Die Ritter, Römer, Kleopatra, Menschen mit blauen Haaren und Bärten hätten einer Playmobilwelt entsprungen sein können.

Bis ich dann in Halle 3 eine bunte Welt von Kinder- und Jugendbüchern, gezeichneten Cartoons, Taschenbüchern und Heften eintauchte. Mein Groschen fiel endgültig, als ich dann wieder bunte Figuren vor Wänden oder dem Wasserbecken auf dem Freigelände posieren sah.

Spätestens in Halle 3 staunte ich auch, wie vielfältig Messebau sein kann

Wo ist der Abreiteplatz?

Das ist die Halle, in der mein Messestand auf der Partner Pferd zwei Mal hintereinander beheimatet war. Im Januar konnte ich von  meinem Platz aus direkt auf den Abreiteplatz für die Showhalle schauen. Jetzt stand ich ungefähr am selben Ort auf der Leipziger Buchemesse und sah Menschen und Stände. Weit und breit kein Sägespan oder Pferdeschweif.

Auch wo in diesem Zeitraum der Aktionsring steht und die Zuschauer auf den Rängen sitzen, waren Gänge oder Stände. Anstelle von Pferdeboxen an den Hallenrändern saßen Pause machende Menschen vor Plakaten.

"Besser Reiten trotz Kniebeschwerden" und ich auf der Leipziger Buchmesse

Wahnsinn, wie unterschiedlich Räume wirken, wenn sie anders genutzt werden.

Auch schön zu sehen, wie mein Buch Besser Reiten trotz Kniebeschwerden in einem großen Umfeld anders wirkte: Auf der Leipziger Messe wurde es an einem Gemeinschaftsstand als Sachbuch präsentiert.

Auch es in einem Bücherjournal abgedruckt zu sehen, ist toll für mich! So langsam fühle ich mich tatsächlich als Autorin und schaue beeindruckt, wie sich die Profis präsentieren.

Wie schnell Kräuter die Gunst der Stunde nutzen, wenn sie Flächen bekommen

Ob es am Niederschlag im April lag oder das Jakobskreuzkraut auch in Brandenburg auf dem Vormarsch ist, kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall hatten wir im letzten Jahr vereinzelte Geißkrautpflanzen auf unsere Wiese. Wir haben Land dazu bekommen und das ehemalige Feld wurde neu eingesät. Von dort aus kamen ein paar Pflänzchen zu uns, die ich letztes Frühjahr ausgerissen habe. Nun habe ich ganze Geißkrautfelder auf mehreren unserer Wiesen stehen sehen. Seitdem ich sensibilisiert bin, sehe ich sie ÜBERALL. Bei unseren Nachbarn vor dem Haus, an den Straßenrändern und auch in Berlin. Als ich letzte Woche über Land nach Leipzig gefahren bin, habe ich auch häufig gelbe Krautfelder gesehen.

Ich dachte immer, Jakobskreuzkraut gedeiht dort gut, wo wenig bis gar nicht mehr gemäht wird: an Feld- und Wiesenrändern, zwischen Weinstöcken… So habe ich das jedenfalls in Süddeutschland kennen gelernt. Aber das Geißkraut breitet sich gerade explosionsartig aus: in Gärten, die regelmäßig gepflegt werden, an Waldrändern, gemähten oder ungemähten Straßenrändern und letzte Woche gesehen auf einem vor zwei Wochen bestellten Kartoffelacker.

Diese Flut an Giftpflanzen für die Pferde macht mir ehrlich gesagt Angst. Bei mir kann ich heraus reißen, aber was, wenn das Zeug sich auch auf den Heuwiesen so ausbreitet? Graukresse ist in unserer Ecke schon stark verbreitet, nun auch Geißkraut. Also haltet die Augen auf und passt auf Eure Pferde aus. Das Zeug ist giftig!

Sonnige Tage wünscht

Corinna von Reitclever

#neueufer

#giftkrauterfuerpferde

Der Reitsport verändert sich, Neues von Reitclever April 2023

Der Reitsport verändert sich auch dank des Neuro-Rider-Moduls

Letzte Woche war ich zu einem Auffrischungsmodul des Neuro-Rider® in der Westfälischen Reit und Fahrschule. Für Verspätung sorgte weniger der angekündigte Bahnstreik als ein Oberleitungsschaden. Auf der Hinfahrt sollten wir auf einmal aussteigen und alternative Verbindungen nutzen, um nach Münster zu kommen. Dank Bahnapp konnte ich alternative Routen heraussuchen. Letztendlich kam ich eine Stunde später im Hotel an als geplant. Auf der Rücktour waren es zwei Stunden, weil der besagte Oberleitungsschaden verhinderte, dass mein ICE pünktlich in Hamm losfuhr.

Erstaunlicherweise fand ich das gar nicht schlimm. Ich hatte eine ganze Menge zu erledigen und viel Input zu verdauen. Marc Nölke hat die Ausbildungsstruktur umgestrickt und bietet mehr Querverbindungen zum Reiten als früher. Denn der Reitsport verändert sich durch das innovative Training. Ich habe Neues gelernt, was ich am nächsten Tag mit meiner Truppe im Süden von Berlin ausprobieren konnte :-).

Schlimmer fand ich , dass sich die „Westfälische“ so verändert hat.

Ich habe im Sommer 2006 die Zusatzqualifikation Reiten als Gesundheitssport dort absolviert. Was war das damals für ein quirliges Leben auf dem Gelände. 6- 8 Azubis liefen überall herum. Man traf sich morgens zum Misten und Frühstücken, um sich dann auf seine Ausbildungsmodule zu verteilen. Die Azubis hatten vormittags Zeit, die ihnen zugeteilten Pferde nach eigenem Ermessen zu arbeiten. Dann gab es Springstunden, Dressurstunden, Training auf dem gigantischen Geländeplatz und Meisterlehrgänge. Mir tat es damals fast leid, dass ich selbst an einem Lehrgang teilnahm- viel lieber hätte ich manchmal dem bunten Treiben auf den großen Plätzen zugeschaut. Auch liefen bis in den späten Abend hinein Schulstunden.

Letzte Woche herrschte dagegen überall gähnende Leere. Auf den Paddocks, auf den Plätzen, in den Hallen. Ab und zu sah man einen Menschen in Reitkleidung, jemanden der ein Pferd putzte oder Teilnehmer eines Trainer C Lehrganges, die sich gegenseitig Unterricht gaben. Die Pferde standen meistens in den Boxen…

Wo ist das Leben dort hin?

Im Gespräch mit anderen erfuhr ich, dass die Reit- und Fahrschule ihre Inhalte nun flexibel gestalten muss. Die Meisterausbildung findet für Westfalen nur noch in Warendorf statt. Auf der Homepage findet man „Azubis gesucht“. Ferner: “Als Zirkelunterricht wird bei uns der tägliche Reitschulunterricht bezeichnet. Der Begriff stammt aus der Zeit, wo in einer Reitstunde mehrere Reiter auf ihren Ponys oder Pferde hintereinander her auf zwei Zirkeln verteilt in der Abteilung ritten. Solange, bis sie die nötigen Fähigkeiten und Fertigkeiten besaßen, genügend auf das eigene Pferd einzuwirken um selbstständig Bahnfiguren zu reiten.“ Auch das ist ein Zeichen: heute haben die meisten Reiter eigene Pferde: Der Reitsport verändert sich.

Solche Zirkelstunden habe ich im Gegensatz zu 2006 nirgendwo gesehen. Sämtliche Landesreitschulen, von denen es deutschlandweit glaube ich nur noch 9 gibt, zollen der Entwicklung Tribut. Sie bieten nun vor allem Ergänzungsqualifikationen an: Von Bodenarbeit, Kinderreitunterricht, Sitz- und Gleichgewichtsschulung bis hin zu Trainer- und Abzeichenlehrgängen.

Die Institution der Landesreitschule Hoya gibt es nicht mehr

Nach dem Weggang von Schulleiter Hans Heinrich Meyer zu Strohen wurde  ein neues Konzept erarbeitet. Das reichte augenscheinlich nicht: ein Handelsstall ist nun auf dem Gelände beheimatet.

Als ich im März auf der Equitana in Essen war, habe ich mich insgeheim gewundert, WIE viele Menschen vom Reitsport leben. Was es alles für Gewerke und Dienstleistungen gibt, die sich mit dem Partner Pferd beschäftigen. Der Reitsport ist ein Riesenmarkt und bietet augenscheinlich genug Nischen, sich dort zu betätigen und Einkommen zu generieren. Doch habe ich das Gefühl, dass es zunehmend seltener eine einheitliche Struktur gibt, die beispielsweise das Ausbildungssystem der FN bietet. Wenn Landesreitschulen weg brechen, müssen private Anbieter das Angebot ersetzen. Das gelingt ihnen vor allem mit eigenen Ansätzen in ihrem eigenen Umfeld.

Claudia Benedela im Süden von Berlin

Manchmal denke ich, dass viele gerne ihr eigenes Süppchen kochen. Die klassische Ausbildung versus Ideen, die mehr oder weniger schnellen Erfolg versprechen: der Reitsport verändert sich. Diejenigen, die mit dem bewährten System schlechte Erfahrungen gemacht haben, suchen sich neue Wege. Reiter, deren Pferd gesundheitliche Probleme entwickeln, schauen nach Spezialisten mit einem gesundheitlichen Background: Physiotherapeuten, Osteopathen, Rehatrainer, Huforthopäden… Oft entwickeln die Pferde aber körperliche Baustellen, weil das Wissen des Reiters nicht auszureichen scheint (ich habe letztens einen Kurs „Rehatraining“ mit Claudia Benedela besucht und darüber den Artikel „Becken gerade und Wirbelsäule lang geschrieben- klick zum Lesen auf den blauen Link).

Wie man beispielsweise am florierenden Sattelmarkt erkennen kann, gibt es heutzutage kaum ein „klassisches Reitpferd“. Vom Isländer und Tinker bis hin zum Lusitano, Araber und Rheinischem Kaltblut gibt es alles zu sehen in den Ställen. Je nach Herkunft haben diese Pferde dann auch mehr oder weniger Ausbildung erhalten, so dass man sich als Reiter flexibel darauf einstellen sollte. Nicht allen passt die „klassische“ Reitlehre.

Aber Pferd und Reiter haben IMMER eine zugrunde liegende Anatomie und Physiologie

Ich kann das Pferd nicht von hinten aufzäumen. Vielmehr muss ich mich an funktionellen Zusammenhängen orientieren, wenn ich Tragkraft aufbauen möchte. Auch der Reiter funktioniert nur nach anatomischen Gegebenheiten. Für eine gute Gewichtseinwirkung ist es sinnvoll, am Rumpf und nicht am großen Zehn anzufangen. Das kann man auch, aber dann muss man verstehen, wie Muskelketten arbeiten und in welche Richtung ich den Zeh bewegen muss, um die richtige Oberkörperspannung hervorzurufen. Solche Experimente veranstalte ich häufig in meinen Kursen für gesundes Reiten. Der AHA-Effekt ist dann bei den Teilnehmern oft groß. Ideen dafür gibt es auch in meinem Buch „Besser Reiten- locker bleiben in Hüfte, Knie und Rücken“.

Flexibel gestalten muss auch ich den Mai.

Genießt die Tage im Mai!

Eins meiner Pferde hat ziemlich schlimm EOTHR, was sich kaum angekündigt hat. „Luna“ sieht gut aus, hat glänzendes Fell, ist im März und April sehr gut beim Kurs Pferdeführerschein Umgang gelaufen. Eigentlich hat sie nur Schwierigkeiten, große Möhren zu kauen und Mundgeruch. Auf jeden Fall muss sie am 03.05.23 in die Tierklinik. Da ich nicht abschätzen kann, wie lange sie dort bleibt und wie aufwändig sich die Nachbehandlung gestaltet, habe ich schweren Herzens die Woche Rügen abgesagt. Ich hatte neben dem Retreat für Reiter auch große Pläne mit Martina Herrmann, der Leiterin der Reitschule Viervitz, was Trainerfortbildung betrifft. Nun müssen wir die im Juni schmieden- flexibel gestalten ist auch dort das Gebot der Stunde. Dass sie das gut kann, beweist Martina Herrmann mit ihrer vielseitig aufgestellten Reitschule und dezentraler Ausbildungsstätte des Landesverbands Mecklenburg immer wieder, denn auch dort gilt: der Reitsport verändert sich.

Was auch immer Du machst, ich wünsche Dir ein schönes langes Wochenende und einen tollen Mai,

Corinna von Reitclever

#flexibelgestalten

#NeuroRider®

#bessersitzenbesserreiten